sven23 hat geschrieben:
Die Frage, die zu klären wäre, ist, warum sie dieses so attraktiv finden, denn wie Feuerbach sagte, sagt das Bild, das sich Menschen von Gott machen auch viel über den Menschen selbst aus.
Nun, das ließe sich durchaus beantworten.
Die Menschen zur Zeit der Niederschrift der Bibel kannten es kaum anders. Die Herrschaftssysteme waren totalitär und Gott ist ja der König aller Könige. Die Sichtweise auf die Herrschaftssysteme ist in vielen Bibeltexten sichtbar, am Klarsten vermutlich bei Hiob.
Heutzutage ist diese Sicht nicht mehr populär. Es entspricht unserer Zeit, dass das Bild des liebenden Vaters sehr viel ansprechender ist. Denn dieses Bild ist kein unpersönliches, sondern ein persönliches, das die eigene Beziehung zu Gott zum Ausdruck bringt.
Nun gibt es aber auch andere Randbedingungen im Glauben. Zum Beispiel die, dass man unbedingt alles aus der Bibel wörtlich nehmen muss, weil man nicht wagt, selber zu denken (Hinweis für dich: Ich meine explizit nicht alle Christen, sondern nur eine Minderheit). Geht man von der Prämisse des wörtlichen Verständnisses aus, dann muss man die Denkweise der Menschen von früher, die sich einen totalitären Gott vorstellten, eben auch wörtlich nehmen.
Allerdings ist bei solchen Christen zu beobachten, dass sie für sich den liebenden Vater in Anspruch nehmen, der strafende, totalitäre Gott ist für die anderen.
Dann gibt es natürlich noch die, die Gott ablehnen, die nach Gründen suchen, warum es ihn nicht gibt. Die finden die wörtliche Sichtweise ganz praktisch, weil diese Bilder des totalitären Gottes den heutigen Wertvorstellungen widersprechen. Und schon haben sie ein emotionales Argument, warum ihre Ablehnung Gottes ganz vernünftig ist.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.