Abischai hat geschrieben:Bist Du Dir da sicher?
Die Organe haben verschiedene Todeszeiten, das Gehirn am schnellsten, Magen und Darm 24h danach.
Man ist sicher nicht erst wirklich tot, wenn das letzte Organ organisch tot ist.
Traditionall betrachtet man Leute als tot genug, um sie mit Respekt und Würde zu begraben, wenn das Herz seit drei Tagen zu schlagen aufgehört hat, und mindestens eine Nacht lang die Verwandten Totenwache hielten, und man sicher ist, dass der Tote wirklich tot ist (man erinnere sich an die Geschichte von Lazarus, "Aber er fing schon an zu stinken!". Oder Jesus, wo nach drei Tagen Maria Magdalena zum Grab geht, um die damals übelichen Bestattungsrituale an Jesus zu vollziehen)
Also zu einem Zeitpunkt, wo alle Organe eindeutig nicht mehr für Transplantationen zu gebrauchen sind. Einem mittelalterlichen Menschen wäre die Vorstellung, einem Sterbenden ein noch schlagendes Herz aus dem Körper zu schneiden und es einem andern Menschen einzusetzen, vermutlich genauso grässlich vorgekommen, wie uns heute die mittelalterlichen Foltermethoden vorkommen.
Allerdings: sicher bin ich mir da eben auch nicht. Wer oder was bekommt denn noch mit, was geschieht? Das Bewußtsein sitzt sicher nicht in meinen Nieren*.* Andererseits, was heißt es denn: "das geht mir an die Nieren", ein unüberlegtes Wort, oder steckt da was dahinter?
Dein Bewusstsein ist in deinem ganzen Körper, in jeder Zelle. Und noch drüber hinaus; zB merken es Menschen in der Regel, wenn sie beobachtet werden, sogar wenn der Beobachter in ihrem Rücken ist und man ihn gar nicht sehen kann.
In der chinesischen Tradition sind die Nieren der "See des Qi", also der Ort, wo deine Lebensenergie aufbewahrt wird. Wenn dir was an die Nieren geht, ist der See am Vertrocknen - eine üble Situation. Sieht man auch physisch, Dialysepatient zu sein ist eine extreme Belastung.
Der Mensch ist ein Gesamtsystem, ein Ganzes, und lässt sich nicht auf Gehirnfunktionen reduzieren - und Sterben ist ebenfalls ein Prozess, der das Gesamtsystem betrifft und der eine ganze Weile dauert.
Was mich betrifft, so habe ihc beschlossen: ich spende keine Organe, ich will keine fremden Organe. Wenn es mir mal so schlecht gehen sollte, dass ich theoretisch eins haben könnte, will ich klug genug sein und einsehen, dass meine Zeit gekommen ist, von dieser Erde zu gehen. Und inzwischen bin ich nett zu den Organen, die ich hier und jetzt habe - zu jenen, die mir von selbst gewachsen sind.
grüsse, barbara