closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Das halte ich für eine Spitzfindigkeit und eine de facto Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.
Das Recht wird doch nicht eingeschränkt - nur ist es schon wichtig, in welcher Funktion jemand etwas sagt. - Thomas trennt z.B. sehr deutlich zwischen seinem Glauben und seiner Funktion als Naturwissenschaftler - sehr gut. - Und so sollten Agnostiker auch unterscheiden zwischen ihrer Weltanschauung und ihrer Funktion als Naturwissenschaftler - soweit jemand, wie Du, Naturwissenschaftler ist.
Wenn, dann sollte das für alle gelten, und nicht nur für Agnostiker. Aber wie gesagt, ich bin gegen jedwelche Einschränkung der Meinungsfreiheit.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Alles was ein Mensch sagt beruht auf seinen Üerzeugungen (Weltbild)
Nein - fachliche Überzeugung im Rahmen einer Disziplin (bspw. Interpretation einer Messreihe) hat nichts mit "Weltbild" zu tun - das ist Job.
Ja und ...? Es geht um die Freiheit der Meinungsäußerung.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Wenn es der Wahrheit entpsricht, ist er gezwungen zu schweigen oder zu lügen?
Nein - aber Selbstüberprüfung wäre angebracht - z.B.: Was verstehe ich unter "Wahrheit"?
Nun... Ein Wissenschaftler drückt sich ja nicht so aus.
Er sagt vielmehr, entsprechend der verläßlichkeit seiner Messungen Sind die Schlussfolgerungen "so und so".
closs hat geschrieben:Wenn Du als Naturwissenschaftler etwas herausfindest, ist es zutreffend - und damit Teil der Wahrheit ("ein Dackel ist ein Hund"). - Wenn man aber meint, nur naturwissenschaftlich Erkennbares sei Wahrheit, dreht man den Spieß um ("jeder Hund ist ein Dackel"). - Es ist ein Glaube (!) zu meinen, jegliche Wahrheit habe naturwissenschaftlich nachweisbar zu sein - eine vollkommen willkürliche Setzung.
Ich kenne keinen Wissenschaftler der sagen würde, "jeder Hund ist ein Dackel".
Hier fehlt offenbar das Verständnis für die naturwissenschaftliche Arbeitsweise, denn die Naturwissenschaft setzt überhaupt nichts. Sie arbeitet völlig ergebnisoffen, und schränkt sich sogar selbst ein, in dem sie nur Ergenisse anerkennt, die auf stabile, reproduzierbare und intersubjektive Beobachtungen bauen.
closs hat geschrieben:braucht man sich nicht zu wundern, wenn Leute wie Kardinal Schönborn sagen: "So nicht".
Was bei dem Kardinal irritiert, ist dass er völlig außerhalb seines Kompetenzbereichs schwadroniert, und dazu versucht die Arbeitsweise der Fachleute zu kritisieren.
closs hat geschrieben:Bei den Naturalisten ist es nicht so offensichtlich, aber um so wirksamer in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen unserer Zeit.
Ich möchte klarstellen, dass das was Naturalisten intepretieren für mich irrelevant ist. Wichtig sind aus meiner Sicht die Aussagen und Schlussfolgerungen der Naturwissenschaft.
closs hat geschrieben:Kann jeder machen - aber sollte es nicht als Naturwissenschaft bezeichnen, sondern als Philosophie.
Warum immer diese Versuche, einen Maulkorb durch die Hintertür zu schmuggeln?
closs hat geschrieben:Deshalb meine Einschränkung: "Berechnen kann man es nicht". - Individuell erscheint etwas wahrscheinlich, wenn alles dafür spricht
Das ist eine Verballhornung der mathematischen Grundlagen und Methoden der Stochastik. Wahrscheinlichkeiten die nicht berechenbar sind, sind sie keine Argumente.
closs hat geschrieben:aber diese Schiene ist in geistigen Dingen eigentlich ein Lapsus. - In geistigen Dingen gibt es nur Sein oder Nicht-Sein.
Ist das nicht sehr gefährliche Schwarz/Weißmalerei? Und dazu ohne jede Möglichkeit (wie du selbst sagst) es empirisch zu belegen.
closs hat geschrieben:Persönliche Erkenntnisse kann man nicht quantifizieren - man kann allenfalls Leute zählen, die dieselben Erkenntnisse haben, und dann mit anderen Gruppen vergleichen. - Aber eigentlich ist das Kokolores.
Hmm... darüber muss ich mal nachdenken.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Plato und Descartes sind in den relvanten Teilen ihrer Philosophie widerlegt. Hegel ist ein Schwadronierer ersten Ranges. Was bleibt ist der Agnostiker Kant.
Das mag allenfalls vom Mainstream dessen so gesehen werden, was heute unter "Philosophie" firmiert - inhaltlich sagt das gar nichts aus.
Als Gilbert Ryle seine These veröffentlichte, war der "Mainstream" gegen ihn und glaubte an den cartesianischen Dualismus. Nach und nach sind die meisten Philosophen dann zur selben Ansicht gekommen. Ryle vermochte zu überzeugen, weil er die Argumente auf seiner Seite hatte. Das war ein Fortschritt.
Also hat die Wierlegung von Descartes Dualismus rein gar nichts mit "Mainstream" Meinung zu tun.
closs hat geschrieben:Die heutige Philosophie erscheint als geistiger Rückschritt
Das ist kein Argument, sondern lediglich die private Meinung eines Nicht-Fachmanns. Die Fachwelt sieht das anders.
closs hat geschrieben:daran ändert sich nichts, nur weil man Systeme bastelt, innerhalb derer man irgendwas widerlegen kann.
System hin oder her, es geht um Wissen über die Welt.
closs hat geschrieben:Man prä-judiziert, dass Geist seine Ursache in Materie hat, findet.
Wer ist "man"?
closs hat geschrieben:(zurecht!!!) immer mehr Hinweise zu Korrelationen zwischen Geist und Gehirn-Komplexität, entwickelt numerische Grundlagen auf Basis seiner Weltanschauung und kommt dann (system-intern zurecht!!) zum Ergebnis, dass eine Wahrscheinlichkeit von 98,4% besteht, dass Geist seine Ursache in Materie hat.
Ich kenne keinen Wissenschaftler der so argumentiert. Da müsstest du schon etwas konkreter werden.
Z. Bsp. argumentiert der Neurologe Antonio Damasio dass nach seiner Hypothese im somatosensorischen Cortex des Gehirns die körperliche Empfindungen abgebildet seien. Aktivität im soamatosnsorischen Cortex Regionen gehen (empirisch messbar mit PET oder f-MR) immer einem Gefühl voraus. Meistens wird die Aktivität dieser Regionen durch Signale von den Organen ausgelöst, sie können aber ebenso aus Erinnerungen an vergangene Erlebnisse aktiviert werden.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Wie gesagt, die wissenschaftliche Methode ist systemunabhängig.
Das ist falsch:
Warum ist das falsch?
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Es gibt nur eine einzige (selbstauferlegte) Beschränkung: Sie zwingt sich, nur Gründe zuzulassen, die stabil reproduzierbar, überprüfbar und intersubjektiv sind.
Diese Einschränkung macht Sinn.
Eben.
closs hat geschrieben:... definiert aber geradezu, dass die wissenschaftliche Methode ein System ist
Inwiefern?
closs hat geschrieben: auch KR ist ein methodisches System - und will doch gar nicht mehr sein. - Warum willst Du mehr daraus machen?
Ich will daraus gar nichts machen, sondern beschrämke mich auf das Erkennbare.
Warum sollte das falsch sein?
closs hat geschrieben:Bei denen, die beide Systeme kennen, entsteht dieser Verdacht nicht.
Einer von dem man meinen könnte, er kenne "beide Systeme" ist der Astronom Pater George Coyne, ehemeliger wissenschaftlicher Berater des Papstes. Ein Porträt von George Coyne der viele Themen anspricht die wir hier diskutieren findest du hier:
Aliens und Atheisten. Pater Coye gibt im Laufe des Interviews merhmals zu, dass viele theologische Fragen wissenschaftlich nicht haltbar sind.