Sündenfall, was?

Themen des alten Testaments
Reklov
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#1 Sündenfall, was?

Beitrag von Reklov » Do 1. Okt 2020, 14:09

Hallöchen an alle,

ich hätte dieses Forum fast nicht wieder erkannt. :D

Von meinen Brüdern und Schwestern wüsste ich gerne, was sie sich unter dem !Sündenfall! vorstellen.
Wodurch !genau! kam es wie dazu und auch warum?

Maryam
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#2 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von Maryam » Do 1. Okt 2020, 20:18

Reklov hat geschrieben:
Do 1. Okt 2020, 14:09
Hallöchen an alle,

ich hätte dieses Forum fast nicht wieder erkannt. :D

Von meinen Brüdern und Schwestern wüsste ich gerne, was sie sich unter dem !Sündenfall! vorstellen.
Wodurch !genau! kam es wie dazu und auch warum?
Hallo Reklov (ich kenne Deine Def für DEINE Brüder und Schwestern nicht, schreibe einfach meine Sicht😉)

Da Jesus an seine Jünger appellierte WIE GOTT vollkommen barmherzig und versöhnungsbereit zu sein,  sehe ich in der Paradiesgeschichte von Adam und Eva gar keinen Anlass dies als für die Menschheit  folgenschweren "Sündenfall" zu werten. 

Was die Schlange voraussagte, traf ja ein, sie log nicht. Sie starben NICHT an jenem Tag und waren aufgrund Aussage der Elohim offenbar  mit der Fähigkeit ausgestattet zwischen gut und böse zu unterscheiden. 

lg Maryam


 

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Naqual
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#3 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von Naqual » Fr 2. Okt 2020, 18:57

Reklov hat geschrieben:
Do 1. Okt 2020, 14:09
Von meinen Brüdern und Schwestern wüsste ich gerne, was sie sich unter dem !Sündenfall! vorstellen.
Wodurch !genau! kam es wie dazu und auch warum?

Der Sündenfall ist sein eigenes Sein als getrennt von Gott zu assozieren bzw. vorzustellen.
Damit man dann "heimlich" dies und das machen kann. Die Geschichte um den Sündenfall karrikiert dies humorvoll: Gott (der nicht nur gute Adleraugen hat, sondern allgegenwärtig alles sieht) musste Adam nach dem Sündenfall suchen gehen.

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sven23
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#4 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von sven23 » Sa 3. Okt 2020, 08:42

Das Thema ist eng verknüpft mit dem vorherigen Thread:
 
https://www.4religion.de/viewtopic.php?f=9&t=6209

Der Sündenfall ist der Versuch der Schreiber der Genesis einer metaphorischen Erklärung, wie das "Böse" in die Welt kam.
Der User closs behauptete ja immer, Gott habe gewollt, dass der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden könne und nicht "bewußtlos" im Paradies dahin vegetiere.
Paradoxerweise muß der Mensch dafür zwangläufig gegen das von Gott aufgestellte Tabu, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, verstoßen.
Aber manchen gilt der Dualismus von Gut und Böse als ein Grundübel der Menschheit, an den übrigens auch Jesus glaubte.
 
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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SamuelB
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#5 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von SamuelB » So 4. Okt 2020, 08:01

sven23 hat geschrieben:
Sa 3. Okt 2020, 08:42
Der Sündenfall ist der Versuch der Schreiber der Genesis einer metaphorischen Erklärung, wie das "Böse" in die Welt kam.
Liest du noch mehr daraus? Es geht mMn außerdem um Ich-Erkenntnis, Sex und Emanzipation (vor allem, wenn man die Erzählung über Lilith dazu nimmt).

sven23 hat geschrieben:
Sa 3. Okt 2020, 08:42
Der User closs behauptete ja immer, Gott habe gewollt, dass der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden könne und nicht "bewußtlos" im Paradies dahin vegetiere.
Paradoxerweise muß der Mensch dafür zwangläufig gegen das von Gott aufgestellte Tabu, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, verstoßen.
Wäre es erlaubt gewesen, auch diese Früchte zu essen, hätte der Mensch in dem Fall nichts anderes gewollt als Gott, sondern sich weiterhin mit ihm identifiziert und nicht erkannt, dass er ein eigenständiges Wesen ist, dass er überhaupt existiert. Die Geschichte hätte anders erzählt werden müssen. Wollte Gott, dass der Mensch sich bewusst wird? Anhand des Textes würde ich mit Nein antworten. Aber, wenn ich weiterdenke: Letztlich ist Gott selbst derjenige, der eigenständige Wesen geschaffen hat. Vllt wollte er sich ebenfalls erkennen, dadurch, dass es etwas anderes gibt. Wenn der Mensch sich selbst durch den Sündenfall, also den abweichenden Willen, erst erkannt hat, dann gilt das für Gott im gleichen Augenblick: "In der Hinsicht unterscheiden wir uns; das bist du, das bin ich." Wenn kleine Kinder das merken, wird es lustig. Das sind dann die, die "von ihren Eltern "Surfboard-Style" aus dem Supermarkt getragen werden. 😂 Ja, möglicherweise hat Gott das beabsichtigt, als er sich das erste Mal kreativ betätigte. Warum macht er das sonst? Von einem Gott kann ich eine solche Überlegungen eig erwarten... Hinterher kann der Mensch natürlich nicht mehr so tun, als wäre alles wie vorher, denn die Erkenntnis ist nicht mehr umkehrbar. Er muss den Garten, also Gott, zwangsläufig verlassen und hat aus der am Ferne noch Kontakt.

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sven23
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#6 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von sven23 » So 4. Okt 2020, 10:22

SamuelB hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 08:01
sven23 hat geschrieben:
Sa 3. Okt 2020, 08:42
Der User closs behauptete ja immer, Gott habe gewollt, dass der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden könne und nicht "bewußtlos" im Paradies dahin vegetiere.
Paradoxerweise muß der Mensch dafür zwangläufig gegen das von Gott aufgestellte Tabu, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, verstoßen.
Wäre es erlaubt gewesen, auch diese Früchte zu essen, hätte der Mensch in dem Fall nichts anderes gewollt als Gott, sondern sich weiterhin mit ihm identifiziert und nicht erkannt, dass er ein eigenständiges Wesen ist, dass er überhaupt existiert.
Wenn im Paradies nicht mal Ich-Erkenntnis möglich ist, dann scheint mir das Paradies kein besonders erstrebenswerter Ort zu sein.
Gott muß den Menschen sogar eine Falle stellen, von der Gott dank seiner Allwissenheit ja weiß, dass die Falle zuschnappen wird.
Wenn Gott auf keine andere Weise Ich-Erkenntnis im Paradies ermöglichen kann, dann ist er nicht allmächtig.
Verstehst du das Paradoxon, in das die Genesisschreiber sich (bzw. Gott) hineinmanövriert haben?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

R.F.
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#7 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von R.F. » So 4. Okt 2020, 12:18

Maryam hat geschrieben:
Do 1. Okt 2020, 20:18
- - -
Was die Schlange voraussagte, traf ja ein, sie log nicht. Sie starben NICHT an jenem Tag...
- - -
Sie starben noch vor Ende des Tages. Adam wurde 930 Jahre alt, also keine tausend Jahre. So lange dauert nämlich ein "Tag" im göttlichen Plan. Sieben "Tage" sind der Schrift zufolge für den Menschen auf der gegenwärtigen kleinen Erde vorgesehen.

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SamuelB
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#8 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von SamuelB » So 4. Okt 2020, 13:48

sven23 hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 10:22
Wenn im Paradies nicht mal Ich-Erkenntnis möglich ist, dann scheint mir das Paradies kein besonders erstrebenswerter Ort zu sein.
Da sind wir schon zwei. 😊

sven23 hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 10:22
Wenn Gott auf keine andere Weise Ich-Erkenntnis im Paradies ermöglichen kann, dann ist er nicht allmächtig.
Verstehst du das Paradoxon, in das die Genesisschreiber sich (bzw. Gott) hineinmanövriert haben?
Trotz dem ich zu den Deppen gehöre. Habe darüber auch in diesem Forum schon leidenschaftlich diskutiert. Meiner Meinung nach ist Gott das nicht.

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sven23
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#9 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von sven23 » So 4. Okt 2020, 15:44

SamuelB hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 13:48
sven23 hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 10:22
Wenn Gott auf keine andere Weise Ich-Erkenntnis im Paradies ermöglichen kann, dann ist er nicht allmächtig.
Verstehst du das Paradoxon, in das die Genesisschreiber sich (bzw. Gott) hineinmanövriert haben?
Trotz dem ich zu den Deppen gehöre. Habe darüber auch in diesem Forum schon leidenschaftlich diskutiert. Meiner Meinung nach ist Gott das nicht.
"Deppen" ist aber nicht meine Wortwahl. ;)
Wenn du Gott Allmacht und Allwissenheit absprichst, entschärft das das Paradoxon, zumindest in diesem Punkt. Allerdings führt das zu neuen Problemen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#10 Re: Sündenfall, was?

Beitrag von Naqual » So 4. Okt 2020, 17:34

R.F. hat geschrieben:
So 4. Okt 2020, 12:18
Maryam hat geschrieben:
Do 1. Okt 2020, 20:18
- - -
Was die Schlange voraussagte, traf ja ein, sie log nicht. Sie starben NICHT an jenem Tag...
- - -
Sie starben noch vor Ende des Tages. Adam wurde 930 Jahre alt, also keine tausend Jahre. So lange dauert nämlich ein "Tag" im göttlichen Plan. Sieben "Tage" sind der Schrift zufolge für den Menschen auf der gegenwärtigen kleinen Erde vorgesehen.

Es fehlt die Quellenangabe, dann wäre nämlich genau zu sehen wie die "Rechnung" dass für Gott 1000 Jahre wie ein Tag sind, völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist.
Ps 90,4: Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.
2Petr 3,8: Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.

Nach derselben Logik könnte man auch sagen, eine Nachtwache hatte damals 8 Stunden und Adam hätte nach 8 Stunden tot umfallen müssen. Der Psalmschreiber setzt in dem Kapitel die Sterblichkeit des Menschen (nach 70-80 Jahren schreibt er) und setzt es der Unsterblichkeit Gottes gegenüber (1000 Stand für Unendlichkeit, da es lange Zeit die größte Zahl im bekannten Zahlenraum war) bzw. zumindest den langen Zeiträumen, die Gott überblickt im Vergleich zum Menschen mit seinen paar Jahrzehnten Lebensdauer. Dass hier eine Rechenmechanik von 1 Gottestag ist 1000 Menschentage gemeint ist, ist schlicht nicht ersichtlich aus dem inhaltlichen Kontext. Man wird auch nirgendwo in der Bibel eine entsprechende klar benannte Gleichung finden.
Petrus - mit klarem Bezug auf den Psalm, dreht den Sinn sogar auf gewisse Art herum, wenn man die "Rechenmechanik" exegetisch hernimmt: wenn für ihn 1000 Jahre sind wie ein Tag, und ein Tag wie 1000 Jahre, dann hätte Adam nach dem Sündenfall in der einen Version nach 1,3 Sekunden umfallen müssen. Warum nimmst Du bei Petrus nun die eine Version und nicht die andere?

Das Versprechen, bzw. die erzieherische Drohung Gottes hieß in Genesis so:
( Gen2,18) aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
Adam, der sterblich ist (er hatte vom Baum der ewigen Lebens nicht genascht) wird gesagt, wenn Du eine Fehler machst, wirst Du innerhalb von einem Jahrtausend mal sterben.
Also im Ernst: wie hätten die Zuhörer damals diese Geschichte verstanden?

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