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#1 Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 20:43
von luett-matten
Gruß in die Runde,
ich bin gerade über folgende Bibelstelle gestolpert, die mich hat aufhorchen lassen, obgleich ist sie nicht verstehe.

Eigentich achtet man im Judentum doch streng darauf, dass Milch und Fleisch nicht zusammen gekocht und gegessen werden.
2. Mose 23,19 hat geschrieben:Das Beste von den Erstlingen deines Feldes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen. Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch.
Nun lese ich, dass Abraham die 3 Engel mit Milch, Butter und dem Kalb bewirtet und diese es gegessen haben.
1. Mose 18 hat geschrieben: 6 Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feines Mehl, knete und backe Brote. 7 Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes, gutes Kalb und gab's dem Knechte; der eilte und bereitete es zu. 8 Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.
Hat jemand dazu schon mal eine Auslegung gehört? Was hat es mit der Milch und dem Kalb auf sich?

Bin gespannt auf Eure Antworten.

Gottes Segen! :)

#2 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 21:07
von Travis
Abraham lebte vor dem Gesetz. Also konnte er nicht gegen das Gesetz verstoßen.

Bei den umliegenden Völkern wurde den Götzen Opfer auf der in 2Mose 23,19 beschriebenen Weise dargebracht. Israel sollte sich daher von entsprechenden Handlungen fernhalten.

#3 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 21:27
von jsc
Das Abraham vor dem Gesetz lebte hat Travis ja schon gesagt. Zu dem Rest gibt es eine schöne jüdische Anekdote:
Dialog auf dem Berge Sinai
Gott: "... und bedenke, Moses, Koche nie das Böcklein in der Milch seiner Mutter. Das ist ein Greuel."
Moses: "Ohhhh! Du sagst also, man soll milchig und fleischig nie zusammen essen?"
Gott: " Nein, was ich sage, ist, daß man das Böcklein nie in der Milch seiner Mutter kochen darf."
Moses: "Oh, Herr vergebe mir meine Ignoranz. Du sagst, daß wir sechs Stunden nach dem Genuß von Fleisch warten sollen, bis wir milchig essen, damit beides nicht gleichzeitig im Magen ist?"
Gott: "Nein, Moses, hör mir zu. Ich sage, koche niemals das Böcklein in der Milch seiner Mutter."
Moses: "Oh, Herr. Bitte richte mich nicht für meine Dummheit. Du meinst, wir sollen separates Geschirr für Milchiges und Fleischiges haben? Und wenn wir einen Fehler machen, sollen wir das Geschirr draußen verbrennen?"
Gott: "Mach was du willst, Moses ..."
Quelle: http://www.judentum-projekt.de/printabl ... index.html

Ich LIEBE jüdische Anekdoten.
Eine genaue Auslegung würde verbieten, das Jungtier in der Milch der Mutter zu kochen - jede andere Milch wäre kein Problem...

Das mit dem heidnischen Brauch kannte ich noch nicht, hört sich aber plausibel an.

Ich kann mir aber auch eine mehr symbolische Deutung vorstellen:
Für MICH klingen diese Worte vor allem auch im Zusammenhang wie eine Redewendung und weniger wie ein Gesetz. Wenn man das Jungtier von dem Muttertier zum Essen nimmt UND dann auch noch die Milch um es darin zu kochen, dann nimmt man "über Gebühr" und mehr als man nehmen sollte. Es könnte also auch als Mahnung zur Mäßigung verstanden werden.
OB das tatsächlich damals so verstanden werden könnte, kann dir heute vielleicht ein Historiker oder sprachkundiger Mensch sagen.

#4 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 21:31
von Travis
jsc hat geschrieben:
So 19. Jan 2020, 21:27
Das mit dem heidnischen Brauch kannte ich noch nicht, hört sich aber plausibel an.
Meine kurze Stellungnahme stammt aus fachkundiger messanisch-jüdischer Quelle mit besten Sprachkenntnissen.

#5 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 21:41
von jsc
Vor allem der Kontext mit den Opfern macht das ja auch sehr wahrscheinlich.
Deshalb vielleicht auch noch zur Klarstellung, dass mein symbolischer Deutungsversuch eher ein "Gefühl" meinerseits ist. Mehr ein Gedankengang als theologische oder linguistische Analyse. Nur mein moderner erster Gedanke aus meinem Blickwinkel. 😇😇😇

#6 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: So 19. Jan 2020, 22:34
von Abischai
Ich halte den moderen Brauch im Judentum, Milch undFleisch strikt zu trennen, für eine Marotte, mehr nicht. Es ehrt den Schöpfer m.E. in keiner Weise.
Zwar bezieht man sich auf das Gebot, "ein Böcklich nicht in der Milch seiner Mutter kochen" zu dürfen, aber das ist weit hergeholt.

Natürlich ist es geschmacklos, ein Böcklein in der Milch seiner Mutetr zu kochen, aber das hat Abraham doch auch nicht andeutungsweise gemacht, er trug Milch und Butter und Fleisch auf. Selbst wenn es die Milch des Muttertieres gewesen wäre, so wurde das Schlachttier dennoch nicht darin gekocht.

Ganz einfach mal beim Wort bleiben, auch wenn es schwer fällt, ausnahmsweise mal nicht zu übertreiben. Ich habe großen Respekt vor vielen spitzfindigen Auslegungen der Juden, aber das hier geht zu weit !

#7 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: Mo 20. Jan 2020, 07:52
von Helmuth
luett-matten hat geschrieben:
So 19. Jan 2020, 20:43
Hat jemand dazu schon mal eine Auslegung gehört? Was hat es mit der Milch und dem Kalb auf sich?
Es bedarf dazu keiner Auslegung nach deiner Fragestellung, sondern wir lesen einen nüchtern gehaltenen Bericht, wie eine Speise vorgesetzt wurde. Auslegen könnte ich hier nur, dass es sich nach der Art und Weise um ein besonderes Mahl gehandelt hatte, dass man üblicherweise nur als Festmahl zubereiten würde.

ZU deiner Frage: Abraham trug Butter und Milch auf. Wo steht geschieben, dass er das Kalb darin gekocht hätte? Und wo steht geschrieben, es wäre verboten Butter und Milch gemeinsam mit einem Kalb zu speisen?

Ich stelle mir die Frage, wie das in so kurzer Zeit zubereitet werden konnte konnte. Ich bräuchte für diese Zubereitung mehr als einen ganzen Tag. Aber ok, Abraham hatte eine Dienerschaft und er drängte sie, eilig zu handeln. Dennoch bedarf es einer Koch- bzw. Schmorzeit von mehr als 3 Stunden um einen richtig guten Kalbsbraten herzustellen. So ist meine bescheidene Kocherfahrung.

Man hatte damals also sehr viel Zeit, nicht wie heute, wo man ins Gasthaus geht und in 10 Minuten erwartet man seine Speise. Das wäre meine Auslegung.

#8 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: Mo 20. Jan 2020, 08:42
von Travis
Abischai hat geschrieben:
So 19. Jan 2020, 22:34
Ich habe großen Respekt vor vielen spitzfindigen Auslegungen der Juden, aber das hier geht zu weit !
Das geht in Bezug auf 2Mose 23,19 sogar ziemlich weit. Immerhin basieren die Kosher-Regeln zu einem fundamentalen Teil auf diesem Gesetz.

#9 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: Mo 20. Jan 2020, 08:50
von JackSparrow
luett-matten hat geschrieben:
So 19. Jan 2020, 20:43
Das Beste von den Erstlingen deines Feldes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen. Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch.
Welches Böcklein sollst du nicht kochen?

2Mo23:19 Das Beste von den Erstlingen deines Feldes

Was hat es mit der Milch und dem Kalb auf sich?
Mangelhafte Lesekompetenz.

Und zwar doppelt, da es sich bei Böcklein (Ziege) und Kalb (Rind) um zwei unterschiedliche Spezies handelt.

#10 Re: Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte

Verfasst: Di 21. Jan 2020, 02:58
von Münek
JackSparrow hat geschrieben:
Mo 20. Jan 2020, 08:50
Mangelhafte Lesekompetenz.

Und zwar doppelt, da es sich bei Böcklein (Ziege) und Kalb (Rind) um zwei unterschiedliche Spezies handelt.
Endlich einer, der den Durchblick hat! :smilielight: :thmpup: