sven23 hat geschrieben: ↑So 27. Okt 2019, 08:54
Sehe ich genau so.
Bultmann spricht ja nicht umsonst von "primitiver Sündenbockmythologie".
Ja, das sehe ich (inzwischen) auch so.
Jesus, als "Sündenbock", zu dem er sogar von seinem Vater aus bestimmt worden sein soll, halte ich auch für eine sehr menschlich geprägte Theorie. Das war auch ein Punkt, der mich dazu bewegt hat, von dieser Interpretation Abstand zu nehmen.
Ich verstehe es inzwischen so, dass es darum geht, die Schuldfrage nicht mehr in den Vordergrund zu stellen, um die Bestrafung des Schuldigen im Vordergrund zu stellen. Diese Version bringt keine Lösung, sondern nur Verdrängung. Was zur Folge hat, dass die "Schuld", die jemand zu tragen hat, immer nur größer wird, bis der "Schuldige" unter der Last zusammenbricht.
Erkennung der Fehler/Sünden sollten aber eher dazu führen, Lösungen zu finden, wie es besser wird, korrigiert oder repariert, so gut wie es möglich ist. Darum hat Jesus, durch Übernahme der Schulden, die Schuldfrage überflüssig gemacht - sie sozusagen ausgelöscht, als Angebot für Schuldige, die unter ihrer Last leiden, diese auf ihn abwälzen können, um sich dem wirklichen Problem und dessen Lösung zu widmen.
Ich glaube deshalb auch nicht, dass Gott vorgegeben hat, dass Jesus auf diese brutale Weise sterben musste. Gott hat Jesus nur der Gewalt der Menschen überlassen, um sichtbar zu machen, wohin menschliche Machtübernahme führen kann. So ähnlich, wie es bei Hiob berichtet wird, wo der Satan Anspruch auf den Menschen "Hiob" erhob, diesen zu testen - wohl aber mit der deutlichen Begrenzung von Gott: bis dahin und nicht weiter.