Oups
, den Beitrag hab ich übersehen, sorry.
PeB hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 12:51
Andreas hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 12:37
Dann müsste er mir aber irgendwie erklären können, wann die Garten Eden Erzählung denn nun spielt: Am sechsten Tag oder wann anders?
Richtiger Ansatz.
a) es handelt sich bei der Paradiesgeschichte um einen Einschub, der eigentlich in den sechsten Schöpfungstag gehört.
b) es handelt sich beim Garten Eden um eine spätere Begebenheit, die nach Abschluss des siebten Schöpfungstages angesiedelt ist.
Antwort a)
PeB hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 12:51
Wenn du gerne aufmerksam Texte liest, dann sollte die Gegenüberstellung der beiden Passagen zur Schöpfung des Menschen für dich interessant sein:
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. (1. Mose 1,27)
Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. (1. Mose 2,7)
Was nun?
Wurde also der Mensch nach dem Bilde Gottes (also NICHT als organisches Lebewesen) in Form von Mann und Frau geschaffen?
Oder wurde der Mensch als Mann (solo) aus Staub erschaffen?
Oder vielleicht Beides - nacheinander?
Denn wenn dort steht: so ward (wurde) der Mensch ein lebendiges Wesen - kann man ja fragen: war er schon vorher und was war er denn, bevor er ein organisches Lebewesen wurde? Vielleicht ein Bild Gottes?
Das ist nur eine Fragestellung, keine These.
Nimm doch auch noch diesen Vers mit in den Blick.
1.Mose 1,26 hat geschrieben:Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!
Denn dieses "Lasst und Menschen machen" ist das durchgängige Thema in der Garten Eden Erzählung: Das "uns" kann man doch ganz simpel so verstehen: Gott und Mensch machen gemeinsam, in Teamwork sozusagen, Menschen. Das ist der Plot der Garten Eden Erzählung und deswegen passt dieses "Lasst uns Menschen machen" perfekt als Überschrift zur Garten Eden Erzählung, weil diese doch genau davon handelt, wie Gott Menschen macht und die Menschen Menschen machen.
Dabei ist das Bild des Menschenmachens Gottes dem Bild ähnlich wie Menschen Menschen machen. Dem Text nach ist NUR das und sonst nichts "ebenbildlich". Alles weitere wären textferne Spekulationen, willkürliche Übertragungen von irgenwelchen aus-gedachten Eigenschaften Gottes auf den Menschen - die nicht im Text stehen, die man aber so oft schon hineingetragen hat.
Deine Fragen lösen sich in Wohlgefallen auf, wenn wir ganz nahe am Text bleiben und nichts hineintragen, was nicht da steht. Wir müssen nur die altorientalisch-poetische Bildersprache in unsere heutige Sprache transponieren - so wie man das bei jedem Gedicht sonst auch macht. Es ist halt Prosa, aber das ändert nichts.
Was am sechsten Tage geschah bzw. geschieht - denn es geschieht ja heute noch genau so ebenbildlich, wie es in der Garten Eden Erzählung steht, das wird also anschließend in der Garten Eden Erzählung detailliert erzählt.
In ihrer Vorstellung beim "Lesen" der Garten Eden Erzählung haben die meisten nur Bilder von ausgewachsenen Menschen vor Augen. Doch der Text der Garten Eden Erzählung wirft einige Schlaglichter auf unterschiedliche Momente in der Entwicklung jedes Menschen - aus der subjektiven Perspektive jedes Menschen, worauf dieser Stelle deutlich hinweist:
1.Mose 2,4 hat geschrieben:Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden.
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte.
Der erste Satz ist das Ende der Schöpfungserzählung, die aus der Perspektive Gottes, vom Himmel in Richtung "Erde" bzw. Mensch erzählt wird.
Der zweite Satz kehrt diese Erzählperspektive um, und erzählt im folgenden aus der Perspektive der "Erde" bzw. Mensch wie sich seine Erschaffung und Menschwerdung vollzieht - mit Blick nach oben, also auf Gott hin.
Diese Erzählung beginnt sogar schon vor der Zeugung des Menschen. Aus meiner menschlich-subjektiven Ich-Perspektive, gab es vor meiner Zeugung nichts, keinen Strauch, kein Kraut, keinen Regen und mich selbst und mein Ich natürlich auch noch nicht. Ich war noch nicht da.
1.Mose 2,5 hat geschrieben:Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute;
Nun werde "Ich" von Gott in seiner männlich-weiblichen Polarität gezeugt, zu welcher der Mensch als Mann und Frau ebenbildlich ist:
1.Mose 2,6-9 hat geschrieben:aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Bei der Zeugung eines Menschen steigt ein Strom empor - diese Analogie ist mehr als eindeutig, eigentlich selbsterklärend. Seinen Samen pflanzt "Mann" in einen Garten IN Eden (Frau in "Wonne") hinein. Eden ist der weibliche Part der männlich-weiblichen Polarität Gottes. Der Mensch ist jetzt in der Gebärmutter Gottes. Garten ist doch ein wunderschönes poetisches Bild für diesen ersten, geschützten Raum in dem jeder neue Mensch ohne irgendein Ge-oder Verbot heranwächst.
Da bleibe "Ich" aber nicht ewig. Ich werde umgesetzt werden, aus dem Garten in Eden, in den Garten Eden. Das ist die Geburt, welche die erste Nahrungsumstellung ist. Was dabei passiert, weiß jeder: Ich komme aus dem Garten IN Eden heraus. Meine erste Nahrungsquelle, der "Strom" der mich bis dahin durch die Nabelschnur bzw. eben diese wird
"geteilt". Danach werde "Ich" an die Mutterbrust gelegt. Die zwei "Flüsse", welche mich nun aus den Brüsten meiner Mutter ernähren, sind leicht im Text zu lokalisieren: Das "Zweistromland" griech. Mesopotamien zwischen dem Oberlauf von Eufrat und Tigris, hebräisch Aram-Naharajim "Land zwischen den beiden Strömen". Diese Bezeichnungen war jedem Leser damals geläufig. Biblisch klingt das nun so:
1.Mose 2,10-15 hat geschrieben:Und es geht aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilt sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, was die anderen beiden Flüsse darstellen sollen. Die beiden Arme, welche das Kind beim Stillen halten
"umfließen" dieses menschliche Neuland. Gold und Edelsteine assozeiere ich mit Armreifen und Duftsalben, welche ich beim Gestilltwerden auch wahrnehme, aus meiner subjetkiven Sicht als Säugling. Was für ein wundervolles Bild des Gott- bzw. Urvertrauens. Mutter und Kind beim Stillen.
Es ist so schön und so wahr. Man kann niemanden zwingen das auch so zu glauben.
PeB hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 12:51
Andreas hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 12:37
Die Frage: "Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?" bedeutet zu allererst, dass ich den Text NICHT VERSTANDEN habe.
Nein, es bedeutet, dass ich den Text VERSTEHEN will, während Andere behaupten, ihn bereits verstanden zu haben.
Ja und? Deswegen hast du ihn trotzdem noch nicht verstanden. Das ist doch nicht schlimm. Es ist auch nicht schlimm, wenn andere ihn schon verstanden haben. Die Autoren hatten ihren Text sicher vor allen anderen verstanden. Das doch völlig wumpe, wer wann was versteht. Wichtig ist doch nur, dass man versteht. Man lernt so vieles von Menschen die schon verstanden haben, was man selbst noch nicht versteht. Ich bin froh wenn mir jemand meine Fragen so beantwortet, dass ich sie nachvollziehen und verstehen kann.