Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

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sven23
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#1411 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Aug 2020, 12:29

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 10:47
sven23 hat geschrieben:
Do 6. Aug 2020, 20:34
Ob man Wanderprediger, Prophet, Guru oder Apokalyptiker sagt, ist Geschmacksache. Jedenfalls machte man sich in Rom lustig über dieses komische und widerspenstige Völkchen, dem man nicht trauen konnte.
Hier ein rein zufällig ausgewähltes Beispiel für einen jüdischen Wanderprediger:

zu einer Zeit, wo die Stadt noch im tiefsten Frieden und Glücke lebte, kam ein gewisser Jesus, ein Sohn des Ananus, von gemeiner Herkunft und seiner Beschäftigung nach ein Bauer, auf das Fest, an dem alle Juden nach alter Sitte zur Verherrlichung Gottes in Laubhütten wohnen, und begann urplötzlich im Heiligthum laut aufzuschreien: „Eine Stimme vom Aufgang, eine Stimme vom Niedergang, eine Stimme von den vier Winden, eine Stimme über Jerusalem und den Tempel, eine Stimme über Bräutigam und Braut, eine Stimme über das ganze Volk!“ Diese Worte schrie er bei Tag und bei Nacht, in allen Straßen Jerusalems herumgehend.

Die obersten geistlichen Behörden, welche hinter der seltsamen Unruhe des Menschen eine höhere Macht zu erblicken glaubten, worin sie gewiss das Rechte trafen, stellten den Mann vor das Gericht des damaligen römischen Landpflegers, der ihn mit Geißelstreichen solange peitschen ließ, bis man auf seine Gebeine sehen konnte. Aber er flehte nicht, er weinte nicht, sondern in dem jämmerlichsten Tone, den er nur seiner Stimme geben konnte, begleitete er jeden Streich bloß mit den Worten: „Wehe, wehe Jerusalem!“
https://de.m.wikisource.org/wiki/Juedis ... ch_VI_4-10

Leider kommt dieser "Jesus" erst im Jahre 66 durch ein Katapult ums Leben und eine Auferstehung ist nicht überliefert.
Ja gut, aber wieso spricht das gegen die Historizität von Jesus, Sohn von Josef? Jesus war sicher ein Allerweltsname und der Jesus der Evangelien wird ja auch von Josephus erwähnt, wenn auch nur in einem Nebensatz als Bruder des gesteinigten Jakobus in den "Jüdischen Altertümern".
Das Testimonium Flavianum hat die Forschung allerdings als spätere Fälschung entlarvt.

Damit ist Jesu Bruder Jakobus, wie auch schon Johannes der Täufer, durch
nichtchristliche Quellen besser bezeugt als Jesus selbst. Wenn wir uns diese Quellenlage
bewusst machen: Ist es da verwunderlich, dass man in den vergangenen zwei
Jahrhunderten die Frage gestellt hat, ob dieser Jesus überhaupt gelebt hat? Ob er nicht
insgesamt ein Produkt der Fantasie ist, eine halbmythische Figur, bestenfalls die
Komprimierung umlaufender religiöser Vorstellungen und Wünsche? Kein einziges Wort
Jesu, keine einzige Tat von „unabhängigen“ Quellen erwähnt? Und zweifellos hat es für
die christlichen Kirchen etwas Peinliches, dass diese (nach theologischem Verständnis)
Wende der Geschichte, dieser angeblich weltgeschichtliche Eingriff Gottes schlichtweg
nicht zur Kenntnis genommen wurde. Es verwundert nicht, dass spätere Christen eine
allerdings ziemlich schlecht gemachte christliche Glosse, das sogenannte Testimonium
Flavianum in den Josephustext hineinfälschten.
Es sei jedoch hier gleich nachgeschoben, dass heute an der (bloßen) Historizität Jesu
nicht mehr gezweifelt wird. Wohl kein einziger Historiker bestreitet, dass Jesus
tatsächlich gelebt hat. Allerdings liegen uns eben nur christliche Zeugnisse vor, bei denen
man in erhöhtem Maße mit subjektiven Prägungen rechnen muss.

Kubitza, Der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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JackSparrow
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#1412 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von JackSparrow » Fr 7. Aug 2020, 12:46

sven23 hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 12:29
Ja gut, aber wieso spricht das gegen die Historizität von Jesus, Sohn von Josef?
(1) Flavius Josephus erwähnt keinen Jesus, Sohn von Josef.

(2) Flavius Josephus arbeitete zeitweise als General und war somit echter Augenzeuge. Wenn nun manche Motive von Josephus in der Bibel wieder auftauchen, dann hat nicht Josephus die Bibel, sondern die Bibelautoren die Bücher des Josephus als Quelle benutzt.

Interessant ist auch seine sonstige Biografie: Die Karriere des Historikers J. beginnt also mit einem Auftragswerk, das erst auf Aramäisch geschrieben wurde in der Absicht, die Juden im Osten von jeder neuen Revolte abzuhalten, sodann auf Griechisch für ein größeres Publikum.
https://www.spektrum.de/lexikon/juedisc ... osephus/54

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sven23
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#1413 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Fr 7. Aug 2020, 16:40

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 12:46
sven23 hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 12:29
Ja gut, aber wieso spricht das gegen die Historizität von Jesus, Sohn von Josef?
(1) Flavius Josephus erwähnt keinen Jesus, Sohn von Josef.
Aber die Evangelisten.
Erhebt Josephus denn Anspruch auf Vollständigkeit der Beschreibung der jüdischen Gesellschaft und Religion? Es gab ja nicht nur die Hauptströmungen im Judentum, sondern ca. 2 Dutzend kleinere Strömungen und Sekten. Erwähnt Josephus sie alle?

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 12:46
(2) Flavius Josephus arbeitete zeitweise als General und war somit echter Augenzeuge. Wenn nun manche Motive von Josephus in der Bibel wieder auftauchen, dann hat nicht Josephus die Bibel, sondern die Bibelautoren die Bücher des Josephus als Quelle benutzt.
Die Paulusbriefe (zumindest die "echten") und das Markusevanglium sind aber vor der "Geschichte des jüdischen Krieges" entstanden.

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 12:46
Interessant ist auch seine sonstige Biografie: Die Karriere des Historikers J. beginnt also mit einem Auftragswerk, das erst auf Aramäisch geschrieben wurde in der Absicht, die Juden im Osten von jeder neuen Revolte abzuhalten, sodann auf Griechisch für ein größeres Publikum.
https://www.spektrum.de/lexikon/juedisc ... osephus/54
Ohne Zweifel ist Josephus ein bemerkenswerter Historiker.
 
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JackSparrow
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#1414 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von JackSparrow » Fr 7. Aug 2020, 20:36

sven23 hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 16:40
Es gab ja nicht nur die Hauptströmungen im Judentum, sondern ca. 2 Dutzend kleinere Strömungen und Sekten. Erwähnt Josephus sie alle?
Wieso sollte er ausgerechnet den berühmtesten verschweigen?

Die Paulusbriefe (zumindest die "echten") und das Markusevanglium sind aber vor der "Geschichte des jüdischen Krieges" entstanden.
Der Bibel-Jesus prophezeit angeblich im Jahre 30 die Zerstörung des Tempels durch Titus im Jahre 70.

Zwischen 66 und 70 wiederum lebt in Jerusalem ein echter Prediger namens Jesus, der ebenfalls die Zerstörung des Tempels prophezeit, ebenfalls verhaftet und ebenfalls vom römischen Präfekten verhört wird. Reiner Zufall?

Ohne Zweifel ist Josephus ein bemerkenswerter Historiker.
Der gläubige Jude Josephus wollte seine Glaubensbrüder von weiteren Revolten abhalten. Damit liefert er das perfekte Motiv für die Erschaffung der Evangelien.

Und wen hielt Josephus für den rechtmäßigen König der Juden? Kleiner Tipp: Es handelt sich nicht um einen in Betlehem geborenen Messias aus dem Hause David.

Was aber die Juden am meisten für den Krieg begeisterte, das war ein doppelsinniger Prophetenspruch, der sich ebenfalls in den heiligen Schriften vorfindet und besagt, dass um jene Zeit aus dem Lande der Juden ein Herrscher der Welt hervorgehen werde. Dieses Wort haben nun die Juden von einem der Ihrigen ausgelegt, so dass selbst viele weise Männer mit ihrem Urtheile hier fehlgegangen sind, während doch der Gottesspruch nur die Erhebung des Vespasian zur Kaiserwürde, die in Judäa durch das Heer erfolgte, hat andeuten wollen.
https://de.m.wikisource.org/wiki/Juedis ... ch_VI_4-10

Maryam
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#1415 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Maryam » Sa 8. Aug 2020, 07:56

sven23 hat geschrieben:
Do 30. Jul 2020, 12:43
Der Unterschied besteht darin, dass die griechischen Götter mit menchlichen Fehlern und Schwächen versehen werden und auch scheitern können, während die Evangelisten einen (unvollkommenen) Menschen vergotten wollte

Hi sven23
Wo, also in welchem der 4 kanonisch gewählten Evangelien liest du denn konkret eine angeblich willentliche Vergottung Jesus seitens der Evangelisten? Es waren doch RKK Oberhäupter in den frühen Jahrhunderten welche Jesus als Teil einer angeblich göttlichen Dreieinigkeit darstellten und dies als christliches Glaubensdogma dem schon dadurch entarteten Christentums aufzwangen.

Jesus sah sich dazu geboren und berufen, die längst fällig gewesene Wahrheit über den eigentlichen Willen und das segensreiche Ziel des unsichtbaren Gottes, also des Höchsten ....ja wohl nicht zufällig den Verlorenen Schafen des Hauses Israel zur Erkenntnis zu geben.

Dass Jesus, das eigentliche Thema hier betreffend, nie den Genuss der Frucht des Baumes der Erkenntnis von gut und Böse durch Adam und Eva erwähnte zeigt doch dass sein Kommen und Aufklären rein nichts damit zu tun hat.

Worte Jesus, ihr sollt vollkommen sein wie der Vater im Himmel vollkommen ist, zeigt doch, dass der kirchenseits hochgespielte  sogenannte Sündenfall von Jesus gar nicht als schlimmes Verhalten von Adam und Eva gehalten hätte. Die Schlange sagte ja, ihr werdet dann sein WIE Gott und erkennen was gut und was böse gilt.

Lg Maryam

SilverBullet
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#1416 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von SilverBullet » Sa 8. Aug 2020, 12:28

“sven23“ hat geschrieben:Verstehe ich nicht. Die Zelotenbewegung soll gegen die Historizität von Jesus sprechen?
Ja, und zwar in einem ganz enormen Umfang.

Mir scheint es ein wichtiger Punkt zu sein, dass die Möglichkeit „einer Extraktion von historischen Daten“ aus den Bibel-Texten nicht wirklich von „den Forschern“ geklärt ist. Sie starten quasi mit dieser Möglichkeit, aber sie klären sie nicht ab.

Ich sehe die „Zelotenbewegung“ als die beste Möglichkeit an, die historische Tauglichkeit der „Neue Testament“-Texte zu prüfen.
Die Details zur Bewegung werden von „Flavius Josephus“ geliefert, in den Bibel-Texten erfahren diese Details grobmotorische Erwähnung, was man immerhin als „Bestätigung“ ansehen kann.

Laut „Flavius Josephus“ liegt die Gründung der Zelotenbewegung ca. im Jahre 6 n.Chr. und geht auf Konflikte/Spannungen mit dem Herodes-Clan und die römische Volkszählung/Ausbeutung zurück. „Judas der Galiläer“ ist die Gründungsfigur, der rund um die Konflikte zum ersten Mal eine Art religiöser Anführer-Dynastie errichten kann (Söhne, Enkel mit messianischen Ansprüchen, römischen Kreuzigungen, bis hin zu „Menachem“ und seinem Einzug in Jerusalem, samt Verrat durch die Tempelprister, dem Abwenden des Volkes und seinem Untergang).

Da die Bibel diese Daten (zumindest manche) grob enthält, kann man hierbei von einer Art „Bestätigung“ ausgehen.
Der Text von „Flavius Josephus“ ist kein Wundertext und der Propagandaverdacht geht nicht in Richtung „Verklärung des jüdischen Glaubens“. Die Motivationslage zu den Details kann somit als relativ „normal“ angesehen werden => die Daten von „Flavius Josephus“ (was die Zelotenbewegung betrifft) können durchaus als Geschichtsdaten eingestuft werden.

Nun die entscheidenden Punkte:
1.
Die Zelotenbewegung ist eine Messias-Bewegung. Die Reinheit des jüdischen Volkes (im Sinne von „Befolgen des Gesetzes“) und die Hoffnung auf das Religionsthema „Unterstützung durch Gott in Form eines Messias“ ist die einigende Kraft, so dass sich die Zelotenbewegung mit Erfolg in ganz Palästina ausbreiten und zwei Generationen lang halten konnte.
2.
Anhänger der Zelotenbewegung wurden von den Römern verfolgt, gejagt, gefoltert und hingerichtet -> gekreuzigt, geköpft, verbrannt, in der Arena für das Publikum umgebracht (vermutlich gemartert und wilden Tieren vorgeworfen), wobei sie das Martyrium bis zur Bewunderung durch „Josephus“ auf die Spitze getrieben haben.
3.
Nach dem ersten jüdischen Krieg, geht das Messias-Thema noch 70 Jahre weiter und es brechen immer wieder neue Aufstände (Kriege) aus, d.h. die Gewaltausrichtung der Messias-Anhänger setzt sich fort.

Für das Neue Testament gilt:
1.
Es ist dasselbe religiöse Messias-Thema.
2.
Die Erzählung soll sich in genau derselben Zeit und derselben Umgebung abspielen, wie die Zelotenbewegung.
3.
Die Geburt des Helden „Jesus“ soll exakt auf dem Gründungszeitpunkt der Zelotenbewegung liegen, angegeben über einen Konflikt mit dem Herodes-Clan und einer gewissen „römischen Volkszählung“. Diese Daten spielen im Grunde für die „Jesus“-Figur keine grosse Rolle, sind aber dennoch angegeben.
4.
Die Zelotenbewegung wird im neuen Testament nur an wenigen Stellen über den Namen angegeben. Es gibt dort keinen Hinweis darauf, dass dies eine Messias-Bewegung (ja sogar die dominanteste und erfolgreichste Messias-Bewegung) ist.
5.
Die Gewaltausrichtung der Zeloten-Messias-Bewegung wird nie thematisiert. Es wird stattdessen so getan, als ob Messias-Anhänger nur mit Liebe- und Harmlosigkeit unterwegs sind.
6.
Geschehnisse in der „Jesus“-Legende liegen eigenartig nahe an Geschehnissen rund um Zeloten-Anführer (-> z.B. „Menachem“).

Für die christliche Literatur (der ersten Jahrhunderte) gilt:
1.
Die Zeloten werden nie als Messias-Bewegung thematisiert (im Grunde werden sie überhaupt nicht thematisiert).
Es erfolgt nie eine Abgrenzung zu den Zeloten auch nicht zu deren Gewalt, obwohl dies der wesentliche Unterschied zur „Jesus“-Messias-Idee ist.
Für die Christen gab es nur diesen einen Messias („Jesus“), der in einer Messias-neutralen Umwelt herumspazierte und von Rom (bzw. wahlweise auch „durch die Juden“) ungerechterweise hingerichtet wurde.
2.
Die Zerstörung des Tempels und die apokalyptische Verhaltenweise der zelotischen Gruppen beim Untergang Jerusalems spielte nie eine Rolle (z.B. als „Gefahrenpotential in der Messias-Idee“).
Für die Christen ist „der Vorhang im Tempel zerissen“, ein Vorgang, den es historisch nie gab.
3.
In Bittschreiben an den römischen Kaiser „die Messias-Anhänger nicht zu verfolgen auch wenn sie den Kaiser nicht anbeten“ wird nicht auf zwei Gruppen von Messais-Anhängern hingewiesen (Motto: das eine sind Zeloten, das andere „Jesus“-Anhänger).
Für die „Jesus“-Christen wurden durch Rom nur „Jesus“-Christen verfolgt, reine Liebes- und Friedensanhänger.
4.
Das Martyrium wird zu einer Art „christlichem Argument“ für die Korrektheit des Glaubens.
5.
Es tauchen von Christen abgeschriebene Texte auf, in denen Passagen hinzugefügt bzw. umgeformt wurden, um eine Art „Historizität“ vorzutäuschen.

FAZIT:
1.
Das Ignorieren der Zeloten-Bewegung, bei gleichem Messias-Thema, ist bereits eine enorme Auffälligkeit in den Bibel-Texten, die jeden Historizitätsanspruch in Gefahr bringt.
2.
Die eigenartigen Überschneidungen des Zeitpunktes (um das Jahr 0) und der Rahmenumstände (Herodes-Clan / römische Volkszählung) legen nahe, dass Historizität „absichtlich verbogen“ wird.
3.
Die christliche Einstufung der römischen Verfolgung zu einer „Verfolgung von harmlosen Christen“ zeigt auf, dass keinerlei Interesse an einer korrekten Darstellung der Vergangenheit besteht.
4.
Die christlichen Textänderungen zeugen von der Absicht einer „künstlichen Verankerung in der Vergangenheit“.

In Kombination mit dem Untergang des Messias-Aufstandes, der Verfolgung, der Vertreibung und des Schockzustandes, der in den überlebenden Flüchtlingen (der jüdischen Kriege) geherrscht haben muss, sind diese Wundertexte nicht über ihren Inhalt historisch verwertbar.
Diese Texte sind eher Verklärungen mit Multimotivationshintergründen.

“sven23“ hat geschrieben:Die Paulusbriefe (zumindest die "echten") und das Markusevanglium sind aber vor der "Geschichte des jüdischen Krieges" entstanden.
Damit diese Aussage möglich wird, musst du eine enorme Geschichtsbuch-Verlässlichkeit voraussetzen.
Vorausgesetzt wird, dass die Vergangenheitswiedergabe derart akkurat ist, dass bereits das Fehlen von historischen Angaben zur Datierung verwendet werden kann.
Fehlt im Markus-Evangelium ein Hinweis auf Geschehnisse, dann wird das Evangelium von den „Forschern“ kurzerhand vor diese Ereignisse datiert.

=> Die inhaltsbezogene Datierung geschieht ausschliesslich über die Ansicht, dass es sich bei den Texten um ein Geschichtsbuch handelt und zwar um ein aussergewöhnlich gutes.
(hier eine kleine Aufstellung der Datierungszusammenhänge)

Nun sind wir uns aber ja einig, dass die Bibel kein Geschichtsbuch ist, was natürlich niemals dazu führen darf, dass man die Texte wie ein Geschichtsbuch einsetzt.

Hier zeigt sich das Märchenland der „Forscher“.

Wenn man das Wort „Wissenschaft“ und die dortigen Qualitätsauflagen ausser Acht lässt, dann ist dieses Theater schon irgendwie verständlich, denn der Hauptkundenkreis für das Verkaufen von solchen „Erkenntnissen“ besteht nun einmal aus „Gläubigen“ (egal ob der „Forscher“ in einer kirchlichen Organisation ist oder nicht).

Interessant ist ja auch, dass dieses „Geschichtsbuch-Theater“ nicht konsequent durchgezogen wird, denn wenn die Zeloten nicht erwähnt sind, oder es so aussieht, als wüsste der Schreiber nicht, wer die Zeloten sind, dann müssten unsere „Forscher“ (auf Basis des Fehlens dieser Inhalte) die „Geschichtsbuch-Texte“ vor die Zelotenzeit katapultieren. Natürlich ist es dabei „maximal ungünstig“, dass der Geburtszeitpunkt, der Zelotenbewegung genau auf den behaupteten Geburtszeitpunkt der „Jesus“-Figur fällt

-> sagen wir also einfach „das Markus-Evangelium ist vor Jesus entstanden“, denn es kennt keine Zeloten :-)

Natürlich ist das Nicht-Vorkommen der Zelotenbewegung in der „Jesus“-Legende ein klares Zeichen für eine viel spätere „Ausgestaltung“, so spät dass die „christlichen Schreiber“ sich entweder nicht mehr an ihre Wurzeln erinnern konnten oder nicht mehr erinnern wollten.
Flucht, Verfolgung und Kriegs-Niederlagen-Schock sind vermutlich die Motivationsgewürze in dieser (Text-)Suppe.

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sven23
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#1417 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Sa 8. Aug 2020, 15:10

Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 07:56
sven23 hat geschrieben:
Do 30. Jul 2020, 12:43
Der Unterschied besteht darin, dass die griechischen Götter mit menchlichen Fehlern und Schwächen versehen werden und auch scheitern können, während die Evangelisten einen (unvollkommenen) Menschen vergotten wollte

Hi sven23
Wo, also in welchem der 4 kanonisch gewählten Evangelien liest du denn konkret eine angeblich willentliche Vergottung Jesus seitens der Evangelisten?
Im Grunde in allen, natürlich bei Markus weniger als bei Johannes, aber die Tendenz ist eindeutig.


Der Mensch Jesus wurde bald nach seinem Tod zu einem Gott umgeglaubt. Im Neuen
Testament kann man diesen Vorgang des Wachsens der Christologie mit Vor- und
Zwischenstufen noch deutlich erkennen. Und man erkennt: Nicht von Beginn an traute
man sich, in Jesus den Gottessohn zu sehen. Der Glaube an Jesus als den Sohn Gottes ist
keine göttliche Offenbarung, er ist geschichtlich gewachsen.Ein frühes Stadium der Christologie findet man noch an populärer Stelle zu Beginn
des Römerbriefs.
Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt zur Verkündigung des Evangeliums Gottes, das er
durch seine Propheten im voraus verheißen hat in den heiligen Schriften über seinen Sohn, der dem Fleisch nach
geboren ist als Nachkomme Davids, der nach dem Geist der Heiligkeit eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der
Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn. (Röm 1,1–4)
Die Einsetzung Jesu zum Sohn Gottes erfolgt hier erst seit der Auferstehung von den
Toten, also vergleichsweise spät. Erst mit der Auferstehung wird also aus dem Menschen
Jesus, dem Nachkommen Davids, ein Gottessohn, er wird quasi zum Sohn Gottes
befördert, ist es nicht von Beginn an. Durch die Auferstehung hat Gott seinen Willen zum
Ausdruck gebracht. Diese Spätansetzung ist dabei nicht Meinung des Paulus. Vielmehr
zitiert er hier offenbar eine ältere Glaubensformel, die wohl unmittelbar in die
Urgemeinde zurückreicht. Indem er diese Formel tradiert, rettet er sie für uns und für die
historische Forschung.
In einer in der Apostelgeschichte nachzulesenden, im Übrigen vom Evangelisten
Lukas erfundenen Rede des Paulus findet sich eine ähnliche wohl sehr alte Vorstellung:
So verkünden wir euch das Evangelium: Gott hat die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, an uns, ihren
Kindern, erfüllt, indem er Jesus auferweckt hat, wie es schon im zweiten Psalm heißt: Mein Sohn bist du, heute habe
ich dich gezeugt. (Apg 13,32–33)
Erst mit der Auferweckung, erst mit dem Heute wird Jesus zum Sohn Gottes, nicht
früher. Diese Vorstellung lässt wenig Raum für einen Jesus, der bereits als Irdischer
göttlichen Charakter hat, und sie widerspricht implizit den auch von Lukas tradierten
oder erfundenen Geburtslegenden, nach denen das göttliche Wesen Jesu schon vor seiner
Geburt feststand. In einem frühen Stadium des Glaubens der Urgemeinde war es also
weniger Jesus, der gehandelt hat, sondern vielmehr Gott, der sich des Menschen Jesus
angenommen, ihn als seinen Sohn akzeptiert hat. Es ist dies noch eine verhaltene
Christologie, eine Christologie, die noch nicht unter vollem Dampf steht, den späteren
Vorstellungen von Christus, dem Sohne Gottes eher noch unähnlich, bestenfalls vielleicht
in diese Richtung weisend. Nachdem aber der christologische Zug erst einmal in Fahrt
gekommen war, haben sich die Christen bald nicht mehr so zurückhaltend gezeigt.
Die Hoheit Jesu wurde nun immer stärker betont. Bei Markus hört man die Worte
Heute habe ich Dich gezeugt schon bei der Taufe Jesu. Schon bei der Taufe wird hier
Jesus als Sohn Gottes adoptiert. Auch hier noch kein Wort von einer früheren Berufung
und Bedeutung des immerhin schon etwa 30-Jährigen. Für Markus beginnt seine Hoheit
erst mit seiner Taufe, sie ist auch das Erste, was er überhaupt von Jesus erwähnt. Markus
kennt noch keine Jungfrauengeburt und auch kein göttliches Kind. Erst Matthäus und
Lukas dehnen in ihren Evangelien die Hoheit Jesu schon auf das ungeborene Kind aus.
Doch dabei bleibt es nicht.
Das Johannesevangelium beginnt mit dem Satz: Am Anfang war das Wort (Logos).
Ein schöner Beginn, der angelehnt ist an den ersten Vers des Alten Testaments: Am
Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Mit dem Logos ist Christus gemeint, und mit dieser
Verknüpfung wird angedeutet, dass Christus vor aller Zeit, vor Entstehung der Welt und
der Menschen bereits der Gottessohn war. Christus ist für Johannes präexistent, seine
Hoheit erst mit der Taufe oder gar erst der Auferstehung beginnen zu lassen, wäre für
Johannes fast schon Lästerung. Das Johannesevangelium schildert uns denn auch Jesus
als wandelnden Gott auf Erden, der in gebieterischer Weise göttliche Reden hält und der
selbst am Kreuz noch mit seinem Es ist vollbracht das Gesetz des Handelns fest in der
Hand hält. Das Johannesevangelium wurde nach eigener Aussage geradezu geschrieben,
um die Göttlichkeit Jesu zu erweisen (Joh 20,31). So etwas lag Markus noch fern. Im
Johannesevangelium verkündet Jesus sich selbst, wo er bei Markus noch das Reich
Gottes verkündigt hat. Der ungläubige Thomas bei Johannes erweist sich als gar nicht so
ungläubig, denn er nimmt spätere dogmatische Fixierungen vorweg, wenn er, nun endlich
überzeugt, ausruft: Mein Herr und mein Gott (Joh 20,28), eine auch für dieses
fantasiereichste Evangelium steile Aussage.
Wie anders erscheint hier der Jesus im älteren Markusevangelium, der von dieser
Gottheit noch nichts zu wissen scheint und den uns Markus viel menschlicher schildert.
Die Anrede Sohn Gottes verbietet er den ihn so bezeichnenden Dämonen (Mk 3,12).
Dagegen wird Jesus häufig noch als Rabbi (Mk 9,5; 11,21) und als Lehrer (gr. didaskalos)
bezeichnet. Gerade in diesen eher harmlosen Beschreibungen spiegelt sich die historische
Wahrheit wider, denn es ist schwer vorstellbar, dass man ihn in späterer Zeit noch so
unspektakulär bezeichnet hätte.
Jesus ist im Markusevangelium auch noch nicht allmächtig, und Anstoß erregten bald
die Zeilen, dass er in Nazareth, wie Markus noch schreibt, kein Wunder vollbringen
konnte (Mk 6,5). Auch wenn dies Markus selbst schon wieder zu korrigieren scheint,
indem er wohl mit eigener Hand den Halbvers einfügt: außer dass er einige Kranke durch
Handauflegen heilte. Jedenfalls kann man sehr schön noch den Bruch in den Aussagen
erkennen. Matthäus schwächt die markinische Darstellung ab und spricht von nicht
vielen Wundern (zu diesem ganzen Abschnitt vergl. Deschner, Abermals krähte der Hahn,
S. 47f.) Eine Zeichenforderung, also ein besonders großes Wunder, lehnt Jesu ab. Er wird
gewusst haben, warum.
Auch ist bei Markus Jesus noch nicht allwissend. Den Geist eines Besessenen fragt er:
Wie heißt du? (Mk 5,9) Oder seine Jünger fragt er bei der Speisung der Fünftausend: Wie
viele Brote habt ihr? (Mk 6,38: 8,5) Ein Gottessohn sollte solche Dinge doch eigentlich
wissen. Und so wundert es nicht, dass Matthäus viele dieser Fragen Jesu einfach streicht.
Sie passten nicht in sein theologisches Konzept. Denn er will Jesus als göttlich darstellen,
und dieser dogmatischen Absicht opfert er ja auch an anderen Stellen die historische
Wahrheit. Das Matthäusevangelium wurde ja nicht umsonst das Evangelium der Kirche.
Anstößig war es auch, wenn bei Markus berichtet wird, dass Jesus einen Reichen, der ihn
gut nennt, zurechtweist: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ (Mk
10,18) Hier antwortet Jesus in bester rabbinischer Tradition, doch Matthäus kann dies
natürlich nicht so stehen lassen und ändert, indem er den von Markus übernommenen
Text verfälscht: „Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute.“ (Mt 19,17) Der
Jesus des Johannes wird dagegen später prahlen: Wer unter euch kann mich einer Sündezeihen? (Joh 8,46)
Die Idealisierungen setzen sich fort bis zum Tod Jesu am Kreuz, der bei Markus als
absolute Gottverlassenheit geschildert wird, indem er Jesus Psalm 22 beten lässt: Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Der Jesus des Johannes schreitet
demgegenüber geradezu majestätisch in den Tod. Der Jesus bei Markus vergibt Judas
nicht und betet auch nicht für seine Henker.
Im Markusevangelium gibt es viele Stellen, an denen Jesus verbietet, über seine
Hoheit zu sprechen, seine Wunder weiterzuerzählen, in denen er um sein Wirken
insgesamt den Schleier des Geheimnisses zu legen scheint. Es ist viel gerätselt worden,
warum Jesus dies getan hat (wenn er es getan hat). Die einleuchtendste Erklärung hierzu
(wenn auch inzwischen kritischer gesehen) kommt immer noch von dem
Neutestamentler William Wrede. Das Messiasgeheimnis bei Markus sollte nach Wrede
die Lücke schließen zwischen einem eigentlich unmessianischen Auftreten Jesu und dem
Messiasglauben der ersten Christen.
Wie dem auch sei: Deutlich ist auf jeden Fall, dass in der Jesusüberlieferung die klare
Tendenz bestand, die Göttlichkeit Jesu immer stärker zu betonen und seine
Menschlichkeit immer stärker zurückzunehmen. Noch in den neutestamentlichen
Schriften sind diese Tendenzen klar zu erkennen, obwohl diese bereits von Jesus als dem
Messias bzw. Sohn Gottes ausgehen. Die Steigerung der Göttlichkeit Jesu war fast
unausweichlich, die Religionsgeschichte kennt hier viele Parallelen. Zentrale Personen
einer Religion, sei es der Stifter selbst oder seien es Jünger oder Heilige, werden alsbald
mit einem Kranz von Legenden umgeben. Deshalb erhalten diejenigen Schilderungen
besonderes Gewicht, die gerade nicht die Herrlichkeit, sondern die Menschlichkeit des
Religionsstifters oder seiner Jünger betonen. Gerade wo Jesus menschlich und eben
nicht göttlich, wo er fehlbar ist, wo er als Rabbi und eben nicht als Sohn Gottes auftritt,
bewegt man sich historisch auf besserem Grund.

Kubitza, Der Jesuswahn


Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 07:56
Es waren doch RKK Oberhäupter in den frühen Jahrhunderten welche Jesus als Teil einer angeblich göttlichen Dreieinigkeit darstellten und dies als christliches Glaubensdogma dem schon dadurch entarteten Christentums aufzwangen.
Die Kirche hat das aufgegriffen, was die Evangelisten begonnen haben. Allerdings war der Jesus der Evangelien Gott immer noch subordiniert, quasi ein Gott 2. Klasse.
Erst die Kirche hat ihn vollkommen vergottet. Und wenn man dann statt eines Gottes auf einmal deren drei hat, dann hat mit dem echten Monotheismus ein Problem und kommt dann auf solche Abstrusitäten wie die Trinität. Damit konnte man nur in einem heidnischen Umfeld durchkommen, nicht bei Juden.

Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 07:56
Jesus sah sich dazu geboren und berufen, die längst fällig gewesene Wahrheit über den eigentlichen Willen und das segensreiche Ziel des unsichtbaren Gottes, also des Höchsten ....ja wohl nicht zufällig den Verlorenen Schafen des Hauses Israel zur Erkenntnis zu geben.
Jesus war auch ein Kind seiner Zeit. Er ließ sich als sündiger Mensch taufen und als jüdischer Apokalyptiker sah er die Gottesherrschaft als unmittelbar bevorstehend an, was sich als Irrtum erwies.

Als gläubiger Jude sah er sich nur zu den Juden gesandt. Seine Predigt der
Gottesherrschaft wäre für Heiden ohnehin unverständlich gewesen. Zu seiner
Vorstellungswelt gehörte auch der Glaube an Hölle, Teufel und Gericht. Sie machen das
Dunkle in seiner Predigt aus, das von den Christen heute meist ausgeblendet wird.

Kubitza, Der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1418 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Sa 8. Aug 2020, 20:06

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 20:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 16:40
Es gab ja nicht nur die Hauptströmungen im Judentum, sondern ca. 2 Dutzend kleinere Strömungen und Sekten. Erwähnt Josephus sie alle?
Wieso sollte er ausgerechnet den berühmtesten verschweigen?
Berühmt wurde er ja erst viel später. Ein Vertreter des apokalyptischen Judentums, unbekannt wie so viele.
JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 20:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 16:40
Die Paulusbriefe (zumindest die "echten") und das Markusevanglium sind aber vor der "Geschichte des jüdischen Krieges" entstanden.
Der Bibel-Jesus prophezeit angeblich im Jahre 30 die Zerstörung des Tempels durch Titus im Jahre 70.
Die Forschung ist sich aber ziemlich einig, dass es keine echte Prophezeiung ist, sondern wie so oft eine Rückprojektion, eine Vaticinium ex eventu
 
JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 20:36
Zwischen 66 und 70 wiederum lebt in Jerusalem ein echter Prediger namens Jesus, der ebenfalls die Zerstörung des Tempels prophezeit, ebenfalls verhaftet und ebenfalls vom römischen Präfekten verhört wird. Reiner Zufall?
Es gab ja scheinbar zu dieser Zeit viele religiöse Spinner. Die Bibel selbst nimmt ja Bezug darauf, indem die Evangelisten Jesus vor falschen Propheten warnen lassen.
 
JackSparrow hat geschrieben:
Fr 7. Aug 2020, 20:36
Der gläubige Jude Josephus wollte seine Glaubensbrüder von weiteren Revolten abhalten. Damit liefert er das perfekte Motiv für die Erschaffung der Evangelien.

Und wen hielt Josephus für den rechtmäßigen König der Juden? Kleiner Tipp: Es handelt sich nicht um einen in Betlehem geborenen Messias aus dem Hause David.

Was aber die Juden am meisten für den Krieg begeisterte, das war ein doppelsinniger Prophetenspruch, der sich ebenfalls in den heiligen Schriften vorfindet und besagt, dass um jene Zeit aus dem Lande der Juden ein Herrscher der Welt hervorgehen werde. Dieses Wort haben nun die Juden von einem der Ihrigen ausgelegt, so dass selbst viele weise Männer mit ihrem Urtheile hier fehlgegangen sind, während doch der Gottesspruch nur die Erhebung des Vespasian zur Kaiserwürde, die in Judäa durch das Heer erfolgte, hat andeuten wollen.
https://de.m.wikisource.org/wiki/Juedis ... ch_VI_4-10

Betreibt hier Josephus als jemand, der römisches Bürgerrecht genießt, nicht auch ein wenig pro Domo Geschichtsschreibung?
Auch Paulus hat ja Jahrzente vor den Evangelisten vor dem Weg der Gewalt gewarnt.
Und dass Jesus nicht der Messias sein konnte, das war doch jedem Juden spätestens seit seiner Verurteilung als gewöhnlicher Verbrecher klar.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Maryam
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#1419 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Maryam » Sa 8. Aug 2020, 21:39

Hi sven23
Du bist offenbar ein sooooo starker Fan von Kubitza, dass Du gar nicht erkennst wo er vollkommen falsch liegt, Fehlinterpretationen ungeprüft übernimmt, obwohl es offensichtlich ist, dass es beim Logos anfangs Johannesevangeliums um die göttliche Weisheit geht Sprüche 8.22 die damals durch Jesus von Nazareth erfahrbar gemacht wurde, bei ihm ins Fleisch kam.

Jesus sagte vor Pilatus, er sei geboren sei,  die Wahrheit zu verkünden. Es war seine Berufung herauszufinden und zu offenbaren, richtig zu stellen,  was im damaligen Judentum, in das er hineingeboren wurde gott- und glaubensmässig schief lief und verheerende Folgen für das Volk hatte.

Keiner der Evangelisten hat Jesus textlich vergottet. Dass die Herrschaftsübernahme des allein wahren Gottes des Friedens, der Liebe und Barmherzigkeit  in Israel nicht erfolgen konnte, obwohl Gott durch Jesus Mund den perfekten Plan hierfür gegenüber den Verlorenen Schafe des Hauses Israel verlautbaren liess lag nicht an Jesus, sondern an der uneinsichtigen Verstocktheit der religiösen Machthaber jener Zeit.Kaiphas & Co. die am durch Mose vermittelten  zwiespältigen Gottesglauben festhielen, was leider Gottes noch heute allzu buchstabenfixierte Gläubige tun.

Lg Maryam


 

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sven23
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#1420 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » So 9. Aug 2020, 09:03

Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 21:39
Hi sven23
Du bist offenbar ein sooooo starker Fan von Kubitza, dass Du gar nicht erkennst wo er vollkommen falsch liegt, Fehlinterpretationen ungeprüft übernimmt, obwohl es offensichtlich ist, dass es beim Logos anfangs Johannesevangeliums um die göttliche Weisheit geht Sprüche 8.22 die damals durch Jesus von Nazareth erfahrbar gemacht wurde, bei ihm ins Fleisch kam.
Hi Maryam
Wenn du glaubst, dass Kubitza falsch liegt, dann trifft das auch auf die neutestamentliche Forschung zu, denn er gibt ja lediglich den Forschungsstand wieder.
Natürlich verwendet Johannes diesen Begriff nicht zufällig. Er lehnt sich hier an die Genesis an. Der Begriff "Logos" kommt 330 mal im Neuen Testament vor und hat zugegebenermaßen ein recht breites Bedeutungsspektrum. Johannes meint aber hier mit Logos den Jesus, der vom ungläubigen Thomas als Gott erkannt wird.

Im Prolog des Johannesevangeliums (Joh 1,1-18) wird Logos verwendet, um Jesus selbst zu bezeichnen. Auch in 1Joh 1,1 wird Jesus als Logos des Lebens (λόγος τῆς ζωῆς lógos tēs zōēs) eingeführt, der das Leben offenbart und vermittelt (1Joh 1,2). In Apk 19,13 wird „Logos Gottes“ als Name des wiederkehrenden Christus genannt. Offensichtlich kann der, der das Wort Gottes den Menschen vermittelt, auch umfassend mit seiner Person, seinem Leben, Reden und Wirken als das Wort Gottes verstanden werden. Im Prolog des Johannesevangeliums sind diese Gedanken in philosophisch anmutender Art und Weise ausgeführt.
Quelle: bibelwissenschaft.de
 
Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 21:39
Jesus sagte vor Pilatus, er sei geboren sei,  die Wahrheit zu verkünden.
Da würde ich mal die Frage von Silverbullet weitergeben: wer war das Kamerateam?
Wer soll von diesem angeblichen Prozess berichtet haben?


 
Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 21:39
Keiner der Evangelisten hat Jesus textlich vergottet.
Warum glaubst du, läßt Johannes den ungläubigen Thomas "Mein Herr und mein Gott" an Jesus gerichtet ausrufen?
Nach Johannes ist Jesus sogar der präexistente Sohn Gottes. Das ist nochmal eine Steigerung gegenüber Paulus, der Jesus schon als Gottes Sohn bezeichnet.
 
Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 21:39
Dass die Herrschaftsübernahme des allein wahren Gottes des Friedens, der Liebe und Barmherzigkeit  in Israel nicht erfolgen konnte, obwohl Gott durch Jesus Mund den perfekten Plan hierfür gegenüber den Verlorenen Schafe des Hauses Israel verlautbaren liess lag nicht an Jesus,....
Wenigstens scheinst du ja erkannt zu haben, dass Jesus einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus vertreten hat. An Heiden oder heutige Menschen hatte er keine Botschaft.

 
Maryam hat geschrieben:
Sa 8. Aug 2020, 21:39
sondern an der uneinsichtigen Verstocktheit der religiösen Machthaber jener Zeit.Kaiphas & Co. die am durch Mose vermittelten  zwiespältigen Gottesglauben festhielen, was leider Gottes noch heute allzu buchstabenfixierte Gläubige tun.
Lg Maryam
Die Forschung ist sich ziemlich einig, dass die Evangelien ein ziemlich verzerrtes Bild des Judentums wiedergeben. Mit den Pharisäern hatte Jesus mehr gemeinsam, als manchen lieb ist. Die eigentliche Zielgruppe seiner Kritik waren die Sadduzäer, die als Bewahrer des Status Quo galten, vom Tempelkult profitierten und mit den verhaßten Römern kolaborierten. Aber auch mit den Zeloten gab es Gemeinsamkeiten.
Eine Kombination aus beidem hat ihm wohl letztendlich das Leben gekostet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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