Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

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sven23
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#51 Re: Wunderwelt Wissen

Beitrag von sven23 » Sa 3. Aug 2013, 10:35

Hemul hat geschrieben: Finkelstein hin oder her. In der letzten Woche habe ich in einer Fernseh-Doku gesehen, dass man im roten Meer Streitwagen und
Kriegswaffen der Ägypter gefunden hat.

Interessant wäre eine Quellenangabe, hoffentlich nicht bei Wort und Wissen. :lol:
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R.F.
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#52 Re: Wunderwelt Wissen

Beitrag von R.F. » Sa 3. Aug 2013, 13:35

sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Finkelstein hin oder her. In der letzten Woche habe ich in einer Fernseh-Doku gesehen, dass man im roten Meer Streitwagen und
Kriegswaffen der Ägypter gefunden hat.

Interessant wäre eine Quellenangabe, hoffentlich nicht bei Wort und Wissen. :lol:
Bisher wurde im Forum auf den Inhalt des Buches von Israel Finkelstein und Neil A. Silbermann “Keine Posaunen von Jericho”, das vor mir auf dem Tisch liegt, kaum näher eingegangen.

Unter anderem auf den Seiten 112-113 klären die Autoren den Leser über ihre Einschätzung des geschichtlichen Wertes der Bücher Mose, des Buches Josua und das Buch der Richter auf. Indirekt geben sie zu, dass selbst viele Lücken und Widersprüche die grundsätzliche Glaubwürdigkeit der Bücher als Urkunden nicht in Frage stellen.

Nachdem die großartige Einnahme Kanaans vollendet ist, schildert das Buch Josua sehr eingehend, wie der israelitische Befehlshaber das Land - zu diesem Zeitpunkt weitgehend frei von seiner einheimischen kanaanäischen Bevölkerung - unter den siegreichen israelitischen Stämmen als ihr ewiges Erbe aufteilt.

Allerdings enthält das Buch Josua sowie das ihm folgende Buch der Richter einige ernste Widersprüche zu diesem Bild der Stämme, die das gesamte Land Israel erben. Zwar erklärt das Buch Josua an einem Punkt, die Israeliten hätten das ganze, ihnen von Gott verheißene Land in Besitz genommen und alle ihre Feinde besiegt (Jos. 21,43-44), aus anderen Stellen in den Büchern Josua und Richter geht dagegen klar hervor, dass viele Kanaanäer und Philister in unmittelbarer Nähe zu den Israeliten lebten.*)
*) Israel Finkelstein/ Neil A. Silbermann: Keine Posaunen von Jericho. München 2002, S. 112.

Die genannten alttestamentlichen Bücher enthalten viele generalisierenden Aussagen, die mit anderen Angaben im Widerspruch zu stehen scheinen. Die Todsünde der Autoren Finkelstein und Silbermann ist, dass sie glauben, die Archäologie liefere glaubwürdigere Zeugnisse. Hinzu kommt die im Grunde kaum haltbare Unterteilung der Alten Geschichte in Bronze- und Eisenzeiten. Ähnlich verfahren die Verfasser des Werkes “Keine Posaunen von Jericho?” Uwe Zerbst und Peter van der Veen. Auch sie richten die zeitliche Fixierung des Exodus an der Bronzezeit aus.

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sven23
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#53 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von sven23 » Sa 3. Aug 2013, 13:46

Trotz allem müßten sich irgendwelche archäologischen Fundstücke finden, wenn sich der Exodus in der in der Bibel beschriebenen Dimension abgespielt hätte. Gerade das trockene Wüstenklima ist ideal zur Konvervierung.
Ich halte da eher die These für glaubwürdiger, daß es Auswanderungsbewegungen in kleinen Gruppen gegeben hat. Die in der Bibel angegebenen Zahlen zeugen wie allzuoft von orientalischer Übertreibung.
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piscator
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#54 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von piscator » Sa 3. Aug 2013, 15:49

Soviel mir bekannt ist, gibt es bei den Ägyptern keine Aufzeichnungen über den Exodus.

Dabei hätte Abzug von von so vielen Arbeitern und Spezialisten eine Lücke hinterlassen müssen.

Ebenso hätte der Verlust des ägyptischen Heeres sofort die Feinde Ägyptens auf den Plan rufen müssen.
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sven23
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#55 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von sven23 » Sa 3. Aug 2013, 17:50

piscator hat geschrieben:Soviel mir bekannt ist, gibt es bei den Ägyptern keine Aufzeichnungen über den Exodus.

Dabei hätte Abzug von von so vielen Arbeitern und Spezialisten eine Lücke hinterlassen müssen.

Ebenso hätte der Verlust des ägyptischen Heeres sofort die Feinde Ägyptens auf den Plan rufen müssen.

Stimmt, das sind weitere Indizien gegen einen Massenexodus.
Die Bibel ist und bleibt halt ein Juda-zentristisches Mythenbuch mit z. T. historischen Bezügen, aber auch sehr, sehr viel Phantasie.
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#56 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von R.F. » Sa 3. Aug 2013, 17:52

piscator hat geschrieben:Soviel mir bekannt ist, gibt es bei den Ägyptern keine Aufzeichnungen über den Exodus.

Dabei hätte Abzug von von so vielen Arbeitern und Spezialisten eine Lücke hinterlassen müssen.

Ebenso hätte der Verlust des ägyptischen Heeres sofort die Feinde Ägyptens auf den Plan rufen müssen.
Dever argumentiert weiter, die ägyptische Literatur und Geschichtsschreibung erwähnten den Aufenthalt der Stämme und die Ereignisse um den Exodus an keiner Stelle. Das überrascht umso mehr, da der Auszug nach dem biblischen Bericht mit einer gewaltigen Erschütterung Ägyptens einhergegangen sein müsste. Dem Verlust des ägyptischen Heeres am Schilfmeer waren die katastrophalen zehn Plagen vorausgegangen, die u.a. den Totalverlust der Ernte und eines großen Teils des Viehbestands und das Sterben der gesamten Erstgeburt umfasst hatten. Eine solche Krise, so Dever, sollte sich in einer mit Texten reich belegten Ära wie der Zeit Ramses II. Irgendwo wiederfinden. Obwohl auch dieses Argument zunächst plausibel erscheint, wird es den Prämissen ägyptischer Geschichtsschreibung wohl nicht wirklich gerecht. So schreibt John Wilson über eine andere nationale Katastrophe, die langzeitige Fremdherrschaft der Hyksos über Ägypten:

“Über die Hyksos-Herrschaft selbst fehlen zeitgenössische ägyptische Berichte restlos. Das erscheint angesichts der Bedeutung der großen nationalen Demütigung für die Entwicklung der ägyptischen Kultur verblüffend. Doch nur auf den ersten Blick: Die ägyptischen Texte beschäftigen sich grundsätzlich nicht mit dem Vergänglichen, sondern mit dem Ewigen und hielten für die Ewigkeit nur das fest, wovon angenommen wurde, dass es die wahren Absichten der Götter in Bezug auf Ägypten wiedergebe. Von diesem Standpunkt aus wäre es widersinnig gewesen, die Chronik der nationalen Katastrophe niederzuschreiben; ihre Darstellung konnte, wenn überhaupt, erst später, nach der Überwindung der Krise, kommen.*)
*)Uwe Zerbst und Peter van der Veen: “Keine Posaunen von Jericho? Seite 24.

Vermutlich sind die Hyksos mit den Amalekitern identisch, die, nachdem sie von der Vernichtung der ägyptischen Streitkräfte gehört hatten und auf dem Weg waren, Ägyptern einzunehmen, mit den Stämmen Israels zusammenstießen und nach ihrer Niederlage (2. Mose 17,8-14) den Weg nach Ägypten fortsetzten. Sie läuteten die so genannte Hyksosperiode ein, die Manetho zufolge 511 Jahre gedauert haben soll, nach heutigem Forschungsstand jedoch nur wenig mehr als hundert Jahre - wobei diese kurze Hyksoszeit auf geradezu abenteuerlichen Berechnungen beruht.

Im Gegensatz zur Evolutionsbiologie, der Historischen Geologie oder der Paläontologie, deren Daten allesamt tausendfach belegt sind :roll: , ist die im Vergleich dazu recht kurze Geschichte des Altertums z.T. sehr unsicher...

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#57 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von R.F. » Sa 3. Aug 2013, 17:56

sven23 hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Soviel mir bekannt ist, gibt es bei den Ägyptern keine Aufzeichnungen über den Exodus.

Dabei hätte Abzug von von so vielen Arbeitern und Spezialisten eine Lücke hinterlassen müssen.

Ebenso hätte der Verlust des ägyptischen Heeres sofort die Feinde Ägyptens auf den Plan rufen müssen.

Stimmt, das sind weitere Indizien gegen einen Massenexodus.
Die Bibel ist und bleibt halt ein Juda-zentristisches Mythenbuch mit z. T. historischen Bezügen, aber auch sehr, sehr viel Phantasie.
Versprichst Du mir, bevor Du heute ins Bier gehst, :smiley15: einmal Deinen Kopf zu benutzen? Nur ein einziges Mal, Sven...Biiiitte...

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sven23
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#58 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von sven23 » Sa 3. Aug 2013, 18:03

R.F. hat geschrieben: Versprichst Du mir, bevor Du heute ins Bier gehst, :smiley15: einmal Deinen Kopf zu benutzen? Nur ein einziges Mal, Sven...Biiiitte...

Also ins Bier bin ich noch nie gegangen. Vielleicht erklärt das so manches bei dir, lieber Erwin. :lol: :smiley15:
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#59 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von R.F. » Sa 3. Aug 2013, 18:10

sven23 hat geschrieben:Trotz allem müßten sich irgendwelche archäologischen Fundstücke finden, wenn sich der Exodus in der in der Bibel beschriebenen Dimension abgespielt hätte. Gerade das trockene Wüstenklima ist ideal zur Konvervierung.
- - -
Darauf hat Magdalena bereits geantwortet...Ja, ja, man kann ja mal übersehen. Sollte halt nicht so oft vorkommen...

Magdalena61 hat geschrieben: - - -
Was willst du denn da finden?

Die haben keine Festungen gebaut, keine Höhlenmalereien produziert... ihre Abfälle waren biologisch abbaubar... Knochen etc. können verbrannt worden sein-- möglicherweise haben sie eben gründlich aufgeräumt, wenn sie ihre Lagerplätze verließen.
- - -

An was haste denn sonst noch gedacht, lieber Sven? An Windeln, Strohschuhe? Halten sich solche Gegenstände 3.500 Jahre im Wüstensand? Ach ja, Gold und andere Edelmetalle, auch Edelsteine, führten sie mit sich. Diese nahmen sie aber mit nach Palästina. Wenn doch was davon zurückblieb: Die Beduinen haben hervorragende Augen...

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#60 Re: Der Exodus und die Durchquerung des Roten Meers

Beitrag von R.F. » Sa 3. Aug 2013, 18:17

sven23 hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben: Versprichst Du mir, bevor Du heute ins Bier gehst, :smiley15: einmal Deinen Kopf zu benutzen? Nur ein einziges Mal, Sven...Biiiitte...

Also ins Bier bin ich noch nie gegangen. Vielleicht erklärt das so manches bei dir, lieber Erwin. :lol: :smiley15:
Du solltest Dir zumindest gelegentlich ein Bier in den Kopf stoßen, lieber Sven. Du würdest über die zunehmende Leistungsfähigkeit Deines Gedächtnisses staunen...Und auch das Forum würde davon profitieren...Nimm Dir ein Beispiel an Pluto - der schläft neben seinem Weinvorrat... :thumbup:

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