Hallo und einen besinnlichen Karsamstag an alle Foristen!
Schon vor einiger Zeit habe ich über Mose etwas zusammengetragen, was ich hier mal gekürzt reinstelle:
Laut der Hl. Schrift war Moses ein hebräisches Kind, es war dem Tode geweiht, aber im Gegensatz zu allen anderen männlichen Kindern der Hebräer wurde er nicht in den Fluss (den Nil) geworfen, um dort zu ertrinken. Moses wurde in einem Körbchen an das Ufer, ins Schilf gelegt.
Schilf heißt auf hebräisch Suf. Man kann dieses Wort auch als Sof, das Ende, lesen. Gemeint ist hier das Ende eines Zeitalters, nämlich das Zeitalter der Unterdrückung und der Götzendienerei in Ägypten, hebr. mizraim, dem engen Land. Es ist ein geistig enges Land, verhaftet im Materialismus, der Totenverehrung. Ein Land, in dem das Prinzip Tod durch Pyramiden und Einbalsamierungen geehrt wird, und nicht das Prinzip Leben, das Gott vertritt und für das er sein Volk, die Menschheit auserwählt hat.
Der Name jenes Mannes, der dieses Zeitalter im Auftrag Gottes beenden soll und daraus retten, war Mose. Er wird als Halb-Hebräer, Halb-Ägypter dargestellt. So hat auch sein Name zwei Bedeutungen: Auf hebräisch mascha, was herausziehen, retten bedeutet (Er wird also retten aus dem Ende des Zeitalters, herausziehen aus dem engen Land), und altägyptisch Mosche oder Moses, was einfach Sohn oder Junge bedeutet, ein nicht ungewöhnlicher Name in Ägypten, den zahlreiche Pharaonen als Bestandteil ihres Namens hatten. Moses war also ein hebräisches Kind, welches in ägyptischer Sohnschaft lebte, adoptiert wurde. Deshalb genoß er eine ägyptische Erziehung, eine Priesterausbildung, wurde in deren Wissen eingeweiht. Er sah wohl auch wie ein Ägypter aus, denn als er nach Midian flüchtete, wurde er von den Hirten des midianitischen Priesters als ägyptischer Mann erkannt.
Die Flucht des Mose nach Midian war notwendig in seiner Entwicklung. Midian, M'Din, ist das Land des Din, des Gesetzes und der Gerechtigkeit. Der Name des midianitischen Priesters ist Reuel, was "Schafhirt Gottes" bedeutet. Wichtiger ist aber, dass Reuel ein Nachkomme Esaus war, damit auch seine Tochter Zippora, die spätere Frau des Mose. Man kann dies durchaus als Versöhnung der Brüdervölker Esaus und Jakobs betrachten.
Mose war als Hebräer und Ägypter doppelt gefangen. Als Hebräer tatsächlich in leiblicher Sklavenschaft unter dem Joch ihrer Meister, den Ägyptern, andererseits als Ägypter in den Jahrtausende alten Traditionen unter anderen Meistern - ihren Vorfahren. Die Ägypter waren Sklaven einer versteinerten Ewigkeit ohne Entwicklung. Sie konnten nur einem Weg folgen, dem, den ihre Vorväter vorgezeichnet hatten. Beide Völker waren die Gefangenen einer Realität, die sie nicht selbst erschaffen hatten.
Und Mose rebellierte gegen diese Realitäten, indem er Gewissheit gegen Ungewissheit eintauschte, Sicherheit gegen Risiko, das Bekannte gegen das Unbekannte.
Moses wurde in einen Fluss gelegt. Der Fluss ist im Altertum eine weit verbreitete Analogie für Zeit und Schicksal. Man dachte, dass die Menschheit auf diesem Fluss treibe, über den sie keinerlei Kontrolle habe. Sie kann sich höchstens anpassen, so gut sie kann. Einen Fluss oder seine Richtung kann nicht geändert werden, so ist das Beste, mit ihm zu treiben und das Schicksal nach dem Weg des geringsten Widerstands zu gestalten. Doch dies ist heidnisches Gedankengut, Gott will den Menschen eine andere Einstellung zum Leben geben.
So wurde schon Abraham, der Erwählte Gottes, Ivri genannt, weil er nicht mit dem Strom schwamm, sondern ihn durchquerte. Und dasselbe galt auch für Jakob und Joseph. Der eine kämpfte mit dem Engel der Vorherbestimmung, und der andere schuf seine eigene Version von der Realität. Alle drei hatten jedoch jemanden, der sie führte und zwar Gott, dem Gott der Freiheit, dessen Wort sie glaubten, sich ihm anvertrauten und damit ein neues Zeitalter einläuteten.
Moses war ein totgeweihtes Kind, welches von einer Pharaonentochter aus dem Wasser gezogen wurde, die göttliche Attribute hatte. Moses war ein passives Opfer für den Fluss des Schicksals und wurde aktiv daraus hervorgezogen. Aus dem totgeweihten Kind wurde ein zum Leben bestimmtes, ein Symbol der Zukunft, der Sohn im männlichen Prinzip. Dabei wurde er von einer Gestalt gerettet, die göttlich war, eine Verbindung zwischen Mensch und Gott. Sie verhilft Moses zur Wiedergeburt aus dem Fluss des Schicksals und des Todes. Deshalb war dieser Mann auch berufen des Menschen Schicksal zu verändern, ein neues Zeitalter herbeizuführen, den Menschen von der Vorherbestimmung zur Selbstbestimmung zu führen.
Doch bevor Moses der Menschheit den Weg in die Freiheit und Selbstbestimmung zeigen konnte, musste er sich selbst von allen Beschränkungen seiner Erziehung befreien. Er musste deshalb zum Berg Gottes, zum Chorev kommen, um sich selbst und seinen Gott zu finden. „Chorev“ ist vom hebräischen Wort für Schwert abgeleitet. Um voran zu kommen, musste Moses also alles durchschneiden, was überflüssig und substanzlos ist (wie Alexander, als er den Gordischen Knoten durchschlug). Man gelangt nur zum inneren Selbst, wenn man seine Vorstellungen durchschneidet, die einen binden.
Doch „chorev“ bedeutet auch Dürre. Der lebendige Gott vergleicht sich sowohl im AT und im NT (am Jakobsbrunnen) mit lebendigen Wasser. Oftmals, wenn der Mensch von Dürre umgeben ist, wenn er dem Verdursten nahe ist, wird er anfangen nach dem lebensspendenden Wasser zu suchen, nach dem Wasser, welches den Durst nach dem ewigen Leben mit Gott stillt.
Als Moses den grausamen ägyptischen Aufseher tötete, schnitt er sich von seiner ägyptischen Vergangenheit ab und widmete sich ganz der Verbesserung der Lage seiner hebräischen Brüder. Jene jedoch hatten Angst vor seiner eigenmächtigen Tat, denn sie bewies ihnen, dass er noch ein Ägypter war. Ein Sklave hätte es nie gewagt eine solche Tat zu begehen. So befand sich Moses nun zwischen den beiden Lagern und wurde von keinem der beiden angenommen. Er wurde zum Flüchtling, er, der als ägyptischer Prinz aufgewachsen war, war nun gezwungen zu etwas verachtenswertes zu werden: einem Schafhirten, wie seine Vorfahren. Der Name, den Moses seinem Erstgeborenen gab, Gershom, zeigte, dass er sich als einen Fremden in einem fremden Land ansah. Nun wurde Moses wirklich bereit für den nächsten Schritt, der sich als der wichtigste seines Lebens erwies, die Begegnung mit dem lebendigen Gott im ewigen Feuer des Dornbusches, der nicht davon verzehrt wurde.
Puh, danke fürs bis zum Ende lesen und reiche Erkenntnisse zum Weiterdenken daraus!
Servus