Pluto hat geschrieben:
Besonders gefällt mir die Einsicht, dass die Isrealiten ein Nomadenvolk war, welches in der Gegenwart lebte.
Dass ist übrigens eine hoch moderne Erkenntnis. Wir Menschen leben ebenfalls in der Gegenwart.
Im Menschen ist immer noch seine Jäger- und Sammlerzeit angelegt. Der Mensch war dies zehntausende von Jahren, hingegen nur ein paar tausend Jahren sesshaft.
Diese Sesshaftwerdung hat nicht nur das Zeitempfinden, sondern auch das Denken verändert. Nun galt es zu planen, zu verteidigen, Zeiten und Fristen zu bestimmen, aus Ursache entstammt Wirkung. Nun kam der Mensch in einen inneren Widerspruch: Das Leben im Jetzt war uns biologisch eigen, wurde nun aber von einem verstandesmäßigen Denken, einem Zeitplan überlagert. Natur wurde zu Kultur umgebaut. Nun entstanden die Ängste aus der Vergangenheit und die Sorgen der Zukunft, die in die Gegenwart hineinwirken.
Betrachtet man die neuesten archäologischen Funde und vergleicht sie mit psychologischer Forschung, so war die Sesshaftwerdung eine Folge der Frage des Menschen nach dem Woher und Wohin. Erste Kulturleistungen waren Steinsetzungen und Malereien, die versuchten diese Fragen zu verarbeiten. Noch Sammler und Jäger im Nomandendasein entstanden Orte der Ahnenverehrung, die man immer wieder aufsuchte und Zeremonien feierte. Diese gemeinsamen Treffen erforderten Nahrung, die durch Jagen und Sammeln nur schwer erlangt werden konnten. So begann man zunächst, immer noch in Wanderschaft, Saatgut auszusäen, Felder anzulegen, bei denen man später dann dauerhaft siedelte, auch um sie zu verteidigen.
Und das Interessante daran: Schon zu Anfang an gab es bei diesen ersten Siedlungen Becken zum Bierbrauen: Getreide wurde mit Wasser vergoren.
Einerseits war dies ein gesundes Getränk, weil der Alkohol desinfizierte, andereseits wird der Trance durch Alkohol sowohl Schamanen als auch dem Volk geholfen haben das Woher und Wohin zu begreifen.
Man kann übrigens in der Hl. Schrift sehr gut diese Sesshaftwerdung nachlesen und auch ihre negative Auswirkung auf den Menschen. Der "Sündenfall" brachte quasi die sogenannte "neolithische Revolution" in Gang. Archäologische Funde von Skelette bestätigen, dass die ersten sesshaften Menschen früher starben und schwerer arbeiten mussten, als ihre nomadisierenden Ahnen.