Pluto hat geschrieben:Wohnt der Herr in (oder auf) Zion oder wie du sagst, im Himmel?
1. Kön 6,13 Und ich werde inmitten der Israeliten wohnen und mein Volk Israel nicht verlassen
Wenn ich mal für Hemul antworten darf:
Diese Aussage Gottes, die sich auf den Tempelbau (vgl. 6,1 – 38) Salomos bezieht, ist daseins-orientiert dahingehend deutbar, dass durch die physische Anwesenheit des Tempels ein fester Platz für Gott innerhalb seines Volkes gefunden ist – Gott ist dadurch sichtbar ansässig innerhalb seines inzwischen auch ansässigen Volks. – Spirituell erhöht weist dies auf die wesensmäßige Verbindung zwischen Gott und Mensch hin – Gott wohnt inmitten der Seinen.
Nun lautet der Text nicht, Gott wohne inmitten des Landes Israel, sondern „inmitten der Israeliten“, also ohne geografische Festlegung. Des Menschen „Blut … <kann somit gar> nicht fern vom Herrn zur Erde fließen“ (1Sam. 26,20), wie noch David befürchtet hat, sondern Gott wird, „selbst wenn sie <die Israeliten> im Land ihrer Feinde sind, … sie nicht missachten. … Denn ich bin der Herr, ihr Gott“ (Lev. 26,44) - eben weil er in ihrer Mitte wohnt, egal wo sie sind.
Volks-göttisch und somit daseins-orientiert ist diese Omnipräsenz Gottes wiederum dahingehend einschränkend deutbar, dass Gott ausschließlich sein Stammesvolk nicht verlassen würde – im Sinne des universalen Gottes des NT gilt dies jedoch für den Menschen schlechthin. – Insofern ist die hier zugrundegelegte Textstelle spirituell gesehen ein Hinweis auf das „Pilotprojekt Israel“, in dem exemplarisch vorgeführt wird, wie Gott mit allen Menschen umgeht, dass er also in ihnen („inmitten“ (6,13)) ist, egal wo sie sind.
Daseins-orientiert kann der physische Tempelbau Salomos hinwiederum als geografisch und stammesgöttisch eingeschränkt verstanden werden, also die Idee der göttlichen Omnipräsenz gerade auf den Kopf gestellt werden. Dann würde die Botschaft lauten: ‚Nur im physischen Tempel Israels wohne ich, Gott, und werde diesen nicht verlassen‘. Die Folge davon könnte sein, dass nur die Menschenpräsenz um diesen Tempel Gottnähe sichern würde. – Dies zeigt, wie dieselbe Aussage je nach Orientierungssystem diametral interpretiert werden kann, und verweist auf das Motiv der diabolischen Sinnbrechung.
1.Kön. 8,12 Der Herr hat die Sonne an den Himmel gesetzt; er selbst wollte im Dunkel wohnen
<Buber: „Im Wetterdunkel sprach einst ER einwohnen zu wollen“>
Dieser Ausspruch Salomos bezieht sich ebenfalls auf den Tempel, in dem Jahwe seine vom Äußeren abgeschirmte Wohnstatt haben soll – damit löst Salomo nach seiner Auffassung ein Gebot Gottes ein („er selbst wollte“). – Spirituell erhöht verweist diese Textstelle darauf, dass der Mensch nur Vorstellungen von Ab-Bildern, also vom Dasein, haben kann (vgl. zu Ex. 20,4), nicht aber vom „Ich-bin-da“, der als Überzeitliches ein Immaterielles ist.
Wird nun Gott trotzdem im Dasein dargestellt, ist diese Darstellung notwendigerweise eine Daseins-Darstellung und nicht die originäre Seins-Erscheinung. Da Gott aber in seiner Seins-Heit erkannt sein will, führt eine göttliche Daseins-Erscheinung weg vom Sein. Deshalb will Gott nicht darstellbar sein.
Unter diesem Aspekt geht es spirituell nicht um eine Gegenüberstellung von „Sonne“ und „Dunkel“ (vgl. „Einheitsübersetzung“), sondern um eine Gegenüberstellung von Dasein und Sein: Gott möchte im Dasein vom Menschen da platziert werden, wo kein Wetter (vgl. Buber: 8,12) – stellvertretend für Daseins-Erscheinungen – hinreicht, weil Gott nicht Teil das Daseins ist.
Ähm - das war jetzt etwas detailliert - aber so einfach ist das Thema halt nicht.