Helmuth hat geschrieben:Ihr braucht seine Worte nicht weiter analysieren. Der war irre, das machte sich Gott zunutze.
Sorry - das ist zuwenig. - Auch die Eselszene lese ich (mithilfe Bubers) etwas anders und komme insgesamt zu einem anderen ERgebnis. - Mal zur Anregung:
22,20 In der Nacht kam Gott
22,22 Aber Gott wurde zornig, weil Bileam mitging <Buber: „dass er so ging“>
22,32 Der Engel des Herrn sagte: … Ich bin Dir feindlich in den Weg getreten, weil mir der Weg, den Du gehst, zu abschüssig ist <Buber: „Denn überstürzt ist der Weg, zuwider mir“>
22,35 Geh mit den Männern
Diese Szene zeigt Parallelen zu dem Kampf Jakobs gegen den „Mann“ (vgl. zu Gen.32,29) sowie zum Kampf Moses gegen Gott (vgl. zu Ex. 4,24). In allen drei Fällen kommt Gott nachts, kommen die Menschen mit Gott (Engel, „Mann“) in unmittelbaren Kontakt, sind mit Gott in Konfrontation, kommen „mit dem Leben davon“ (Gen. 32,31), verlassen den Konfrontationsplatz in einer anderen spirituellen Stufe als vorher, und verlassen den Platz mit einer Mission. - Jakob heißt vorher Jakob und danach Israel, Moses ist vorher unbeschnittener Ägypter und danach Israelit, Bileam betet vorher zu einem unbekannten Gott (vgl. Buber: 22,8), danach zu einem durch den Engel des Herren näher bezeichneten Gott.
Insofern spricht am meisten für die Buber-Übersetzung, dernach Gott nicht zornig wurde, „weil Bileam mitging“ (Einheitsübersetzung) oder „dass er ging“ (Elberfelder und Schlachter), sondern „dass er
so ging“ (Buber), also auf einem Weg der „überstürzt“ ist „und zuwider mir“. – „So gehen“ heißt dabei, seine Mission als Jakob statt als Israel, bei Moses als Ägypter statt als Israelit und bei Bileam als Fremdgott-Verehrer statt als Jahwe-Verehrer (wenn auch noch immer incognito) anzutreten. Umgekehrt: Gott will nicht, dass die drei
so weiter gehen, sondern Jakob als Erster des Namens Israel, Mose als Führer der Israeliten ins gelobte Land und Bileam als Jahwes Prophet (selbst wenn es nicht die Entscheidung Bileams ist, sondern ihm sozusagen von Gott aufgedrückt wird).
Die "Moral von der Geschicht'" ist aus meiner Sicht, dass Gott die Macht hat, auch nicht-jüdische Menschen, also prinzipiell jeden, zu seinem Propheten zu machen. - Das passt übrigens insofern wiederum zu Jakob (der Lügner) und Moses (der Mörder), die ebenfalls nicht gerade der spirituellen Crème angehören.