Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

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Andreas
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#301 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Sa 28. Sep 2019, 09:57

Münek hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 06:36
Erst die Muttermilch, dann Grünzeug oder tierisches Eiweiß oder beides.
Genau. Die Entwöhnung. Wie schön das Stillen anfangs für den Säugling und die Mutter auch ist, so gibt es irgendwann den ersten Konflikt, der von beiden Seiten schmerzhaft empfunden werden kann. Von diesem "Baum" darfst du nicht essen.

Das ist die zweite Nahrungsumstellung und nun sollte sofort klar sein, dass die erste zeitlich davor stattfindet.

Leila
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#302 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Leila » Sa 28. Sep 2019, 09:58

@closs

Die Beantwortung deiner Frage, findest du weiter oben, in einer Geschichte an Andreas und an alle, mich eingeschlossen.

Leila
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#303 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Leila » Sa 28. Sep 2019, 10:17

Als Adam Eva wieder erkannte, nahm er sie sich und Eva war voll des Glücks. Sie war wieder Inhalt Adams Leben geworden.

Fortan schmückte sich Eva, um Adam zu gefallen, sie wurde wieder schwanger. Sie musste viel Essen, um sich und das Kind in ihr zu ernähren, die Früchte der Bäume genügten nicht, Adam zerrieb die Ähren zu Brei, wie er es bei Eva gesehen hatte, die ihre Kosmetika bereitete.

Sie legten die Fladen auf das Kohlebett und fanden, dass es herrlich roch, sie aßen und wurden satt und schläfrig. Zum ersten mal machte sie ihr Essen schläfrig, das genossen sie sehr. Gmütlich war es in ihrem Unterschlag.

Eva legte einen Apfel auf das Kohlebett und wand den Fladen darum, Adam und Eva genossen ihre Kreation dergestalt, das Eva zu Adam rief: mach hinne, hohl Ähren.
Adam stand auf und begann sein Werk. Eva zermalte die Körner und beaufsichtigte ihre Kinder, Kain war ungestüm, es fehlte ihm an Sanftmut. Da erinnerte sich Eva an das Moment der Zeugung Kains, sie war nicht ganz bei Adam gewesen...

Abel wurde gezeugt, als Eva in der Blüte ihrer selbst war, als Eva verstanden hatte, was es gilt, um im Mittelpunkt des Geschehens des Adams zu sein. Ihre Gedanken kreisten um Adam und um sich, wie könnte sie es anstellen, das wichtigste im Leben des Adams zu sein und zu bleiben!

Adam kam nach Hause, seine Ausbeute war gering. Eva schmollte und fragte Adam, ob das etwas mit ihr zu tun habe? Nein, nichts mit dir zu tun, Eva, sagte Adam und Eva konnte es kaum fassen.

Adam sah kleine Tiere, die an den Ähren nagten und er rief Kain zu sich: Kain, mein Kind, mein Sohn! Sieh doch, da sind krabbler und die essen unsere Ähren. Kain hob einen Stein auf und schlug Krabbler um Krabbler tot. Bald nahm er einen angegorenen Apfel hin zum Acker und legte ihn als Köder aus. So erschlug Kain viele der Kleinen.

Leila
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#304 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Leila » Sa 28. Sep 2019, 11:07

Teil III

Fortan nahm Adam seinen Sohn mit auf den Acker, er war ihm ein nützlicher Helfer geworden.

Eva vermisste das ungestüme Kind nicht, ja, sie war froh, das Adam, der Vater, der Erzeuger diesen Kindes, sich um ihn kümmerte. Frieden war in ihrem Unterschlag, sie sang dem kleinen Abel vor und er belohnte sie mit einem süßen Lächeln. Sie schob dem Kinde den einen oder anderen Leckerbissen in den Mund und wischte dessen Lippen mit ihren sauber, halb kosend, halb lachend. Abel wuchs heran und lernte die Liebe seiner Mutter zu ihm mehr schätzen, als alles andere.

Wie nun der kleine Freude an dem Schönen gewann, brachte er seiner tätigen Mutter Blumen mit, die er im Denken an sie, pflückte. Just in dem Moment der Übergabe des Sträusschens kam Adam mit Kain nach Haus, Kain sah seinen Bruder, er sah seine verzückte Mutter und da geschah es, dass Kain innerlich vergiftet wurde.

Er hob einen Stein, betrachtete ihn und ging fort. Er senkte seinen Blick und sah auf die Erde, er suchte nichts und doch er fand etwas: einen großen Stein.

Zum Abendbrot hatten sie nun genug zu Essen, denn Kains Arbeit vertrieb tatsächlich das Ungeziefer und so hatte Adam Zeit, weitere Äcker anzulegen.

Kain schmeckte das Essen oder es schmeckte ihm nicht, in ihm wuchs ein Baum der Erkenntnis: Abel ist geliebter als ich. Ich arbeite und Abel wird geliebt. Und meine Mutter ißt die Früchte meiner Arbeit. Eva aß, es schmeckte ihr oder nicht, sie wurde gewahr: ich liebe Abel mehr als Kain. Adam aß mit dem Appetit der Werktätigen und dachte nicht weiter nach. Abel sann nach, wie er seine Mutter glücklich machen konnte und schaute in den Nachthimmel und aß gar nichts.

Abel sah die Sterne funkeln, ja, diese würde er seiner geliebten Mutter bringen wollen, welche Schönheit! Er begann zu beten: Herr im Himmel, Herr der Sterne, Herr der Nacht, Herr der Liebe, Herr, du mein Gott! Erschüttert über die Gefühle, die ihn nun übermannten sprach das Kind kein Wort. Es sah seine Familie beisammen sitzen und war ihr doch so fern, für dieses Moment. In seiner Schlafstatt erkannte das Kind: Diese herrlichen Gefühle, die ich fühlte, wer war das, was war das in mir. Seine Liebe zu Gott entbrannte und brannte in ihm und ließ ihn schön und schöner werden.

Helmuth
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#305 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Helmuth » Sa 28. Sep 2019, 11:19

PeB hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 10:29
Vielleicht bist du gesegnet mit einem göttlichen Denken. :shock:
Das bist du ebenso, man muss es nur aktivieren und sorgsam pflegen. Dann wird man allmählich vom menschlichen Denken zum göttlichen umerzogen (Römer 12,2). Das war als entweder ein Kompliment, dann danke, oder du erfasst dessen Wichtigkeit noch nicht in seiner Tiefe. Ich betrachte mich dabei auf dem Weg, aber ich bin nicht der Weg, denn dieser ist Jesus.


PeB hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 10:29
Es geht um die Frage des Grundes für den Baum der Erkenntnis mitten im Paradies.
Es geht noch nicht einmal um den Baum selber, sondern um seine Früchte.
Meine Antwort habe ich gegeben. Zunächst müsstest du erst einmal darauf eingehen. Ich beantworte gerne Fragen, hätte dazu aber auch gerne eine inhaltiche Stellungnahme, ehe du mit weiteren Fragen bohrst.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Andreas
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#306 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Sa 28. Sep 2019, 12:07

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 09:45
Tut mir Leid: ich sehe im Text keine Metaphorik zweier Nahrungsumstellungen,
Das dachte ich mir, weil mir das, was ich da in diesem Text entdeckt habe auch noch nie irgendwo untergekommen ist. Doch ich denke, dass ich das jedermann Textstelle für Textstelle leicht nachvollziehbar vermitteln kann, weil es dabei um ganz normale menschliche Dinge geht, die jeder kennt, und es eigentlich nur darum geht, diese im Text wieder zu erkennen. Die Summe dieser Analogien in ihrer richtigen Abfolge kann kein Zufall und auch keine Einbildung von mir sein, dafür sind es einfach zu viele. Am Ende ergeben sie ein in sich logisch konsistentes Bild ohne Widersprüche.
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 09:45
sondern eine der kindlichen und jugendlichen psychosexuellen Entwicklung, bei der die ursprüngliche, libidinöse Objektbindung an die Mutter, später an das gegengeschlechtliche Elternteil (Kind will Mama/Papa heiraten), schließlich ersetzt wird (wegen Kokurrenz zum Elternteil und daraus resultierenden Schuldgefühlen sowie Inzesttabu) durch die Bindung an außerfamiliäre sexuelle Partner als libidinöse Objekte.
Freuds oder ein anderes tiefenpsychologisches Modell, würde ich in einem altorientalischen Text nicht erwarten. Das hat Drewermann in seinem dreibändigen Werk "Die Strukturen des Bösen" darzustellen versucht, aber so richtig gelungen scheint mir das nicht zu sein.

Vor allem weil er von der historisch-kritischen Methode ausgehend, diachron nur die jahwistische Urerzählung im Blick hatte und die Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel deshalb außen vor gelassen hat. Ich dagegen lese den Endtext der Urerzählung synchron als einen fortlaufenden, zusammenhängenden Text, zerlege ihn dabei nicht, und versuche auch nicht herauszufinden, was nun Autor 1, Autor 2, Redaktor usw. jeweils für sich aussagen wollte. Deshalb kann ich etliche logische Links und Verknüpfungen von der Schöpfungserzählung und der Garten Eden Erzählung erkennen, die Drewermann in seiner Interpretation nicht bedachte, weil er sich ausschließlich mit dem auseinandergesetzt hat, was er dem Jahwisten zuschrieb.

Ich gehe davon aus, dass die letzte Redaktion für Form und Sinngehalt des Endtextes vollumfänglich verantwortlich ist. Das kann ja nicht falsch sein, weil kein Vorgänger sich dagegen wehren kann. Richtig finde ich trotzdem, dass man erkennt, dass auch der Text eine Entwicklungsgeschichte hat, und nicht fix und fertig, wie auch der Mensch in dieser Erzählung nicht als Erwachsener fix und fertig und "vollkommen" vom Himmel fiel.

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 09:45
Die Nahrungsumstellungen (Entwöhnung von der Mutterbrust - vorgekaute Nahrung/Brei - feste Nahung nach vollendeter Zahnung) entsprechen zeitlich der (viel längeren) psychosexuellen Entwicklung nicht wirklich.
Ich finde das nicht so wichtig und auch nicht schlimm, wenn da die Zeiträume nicht unserem heutigen Wissenstand entsprechend. Wichtig für das Verständnis dieses Textes finde ich, dass man erstmal davon wegkommt, dass Gott den Mensch aus Staub vom Boden als erwachsenen Mensch formt, wie Michelangelo seinen David. Der Mensch der da aus dem Staub geformt wird ist auch noch nicht der Mann Adam. In ihrer Vorstellung beim "Lesen" der Garten Eden Erzählung haben die meisten nur Bilder von ausgewachsenen Menschen vor Augen. Doch der Text der Garten Eden Erzählung wirft einige Schlaglichter auf unterschiedliche Momente in der Entwicklung jedes Menschen - aus der subjektiven Perspektive jedes Menschen, worauf dieser Stelle deutlich hinweist:
1.Mose 2,4 hat geschrieben:Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden.
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte.
Der erste Satz ist das Ende der Schöpfungserzählung, die aus der Perspektive Gottes, vom Himmel in Richtung "Erde" bzw. Mensch erzählt wird.
Der zweite Satz kehrt diese Erzählperspektive um, und erzählt im folgenden aus der Perspektive der "Erde" bzw. Mensch wie seine Erschaffung und Menschwerdung vollzieht.

Diese Erzählung beginnt sogar schon vor der Zeugung des Menschen. Aus meiner menschlich-subjektiven Perspektive, gab es vor meiner Zeugung nichts, keinen Strauch, kein Kraut, keinen Regen und mich selbst natürlich auch nicht.
1.Mose 2,5 hat geschrieben:Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute;
Nun werde "Ich" von Gott in seiner männlich-weiblichen Polarität gezeugt, zu welcher der Mensch als Mann und Frau ebenbildlich ist:
1.Mose 2,6-9 hat geschrieben:aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Bei der Zeugung eines Menschen steigt ein Strom empor - diese Analogie ist mehr als eindeutig, eigentlich selbsterklärend. Seinen Samen pflanzt "Mann" in einen Garten IN Eden (Frau in "Wonne") hinein. Eden ist der weibliche Part der männlich-weiblichen Polarität Gottes. Der Mensch ist jetzt in der Gebärmutter. Garten ist doch ein wunderschönes poetisches Bild für diesen ersten, geschützten Raum in dem jeder neue Mensch ohne irgendein Ge-oder Verbot heranwächst.

Da bleibe "Ich" aber nicht ewig. Ich werde umgesetzt werden, aus dem Garten in Eden, in den Garten Eden. Das ist die Geburt, welche die erste Nahrungsumstellung ist. Was dabei passiert, weiß jeder: Ich komme aus dem Garten IN Eden heraus. Meine erste Nahrungsquelle, der "Strom" der mich bis dahin durch die Nabelschnur bzw. eben diese wird "geteilt". Danach werde "Ich" an die Mutterbrust gelegt. Die zwei "Flüsse", welche mich nun aus den Brüsten meiner Mutter ernähren, sind leicht im Text zu lokalisieren: Das "Zweistromland" griech. Mesopotamien zwischen dem Oberlauf von Eufrat und Tigris, hebräisch Aram-Naharajim "Aram zwischen den beiden Strömen". Diese Bezeichnungen war jedem Leser damals geläufig. Biblisch klingt das nun so:
1.Mose 2,10-15 hat geschrieben:Und es geht aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilt sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, was die anderen beiden Flüsse darstellen sollen. Die beiden Arme, welche das Kind beim Stillen halten "umfließen" dieses menschliche Neuland. Gold und Edelsteine assozeiere ich mit Armreifen und Duftsalben, welche ich beim Gestilltwerden auch wahrnehme, aus meiner subjetkiven Sicht als Säugling. Was für ein wundervolles Bild des Gott- bzw. Urvertrauens. Mutter und Kind beim Stillen.

Es ist so schön und so wahr.
Zuletzt geändert von Andreas am Sa 28. Sep 2019, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.

Leila
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#307 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Leila » Sa 28. Sep 2019, 12:14

Teil IV

Kain hatte seinen Bruder die Zeit über beim Abendbrot beobachtet. Tags drauf fragte er
seinen Bruder: was war denn mit dir los`? So habe ich dich noch nie gesehen!
Abel erzählte ihm von dem, was in in ihm geschah und seine Augen leuchteten. Kain erwiderte nichts, warf ihm einen Blick zu, einen steinernen Blick, den Abel nicht wahrnahm, da er sein Gesicht zum Himmel hob und erfüllt war mit der Liebe, die nur Gott selbst geben kann.

Er nahm seinen Bruder Kain in die Arme und sagte, Bruder, wie schön, dass es dich gibt, wie wunderbar, wie herrlich ist die Welt, schau nur!

Doch Abel konnte nicht schauen, er war blind und taub für die Worte seines Bruders und schwor sich eine kleine Rache, um Abel wieder zurück auf die Erde zu holen, zurück zur Realität.

Er nahm von den zerdrückten Krabblern und steckte sie mit seinem Daumen in den Fladen seines Bruders, diese Gelegenheit bot sich ihm, denn er wollte seiner Mutter Gutes tun und meinte: heute, Mutter, decke ich den Tisch. Als Abel die Krabbler in seinem Fladen bemerkte, einige von ihnen hatte er schon geschluckt, da ekelte es ihn und er ließ das Brot aus den Händen fallen und fragte; wie kommt das Getier in mein Brot? Kain sagte, nun, wenn man sie nicht tötet, dann sind sie eben im Brot.

Abel verstand. Und er verstand nicht. Er verstand und er verstand nicht. Irritiert redete er mit Kain, aber du machst sie doch tot? oder? Ja, ja, ich mache sie tot, damit du Brot ohne Krabbler essen kannst, ja, ja. Wenn du Brot essen willst, dann musst du Brot machen. Du tust Brot essen, machst aber kein Brot und zum Brot machen, muss man das Viehzeug töten. Das überlässt du mir und bist das schöne Kind im Nebel deiner Gotteserfahrung, nur, davon kannst du nicht satt werden und nun, was willst du tun?

Abel blieb irritiert, einerseits hatte der Bruder recht, anderer Seits hatte er keine Möglichkeit die Krabbler zu töten. So ging er am folgenden Tag hin auf den Acker und lies sich die Insekten zeigen. Er sah sie an und hob den Blick zum Himmel: Sie sind nicht essbar, sie schmecken bitter und versauen die Ernte. Kain reichte ihm einen Stein und sagte, mach, los! Abel weinte, und schrie, Herr, so hilf mir doch! Er schaute um sich, sah in die Ferne und wurde einer Szene gewahr: Ein Schaf säugte sein Junges.+

Abel rann zu ihm hin, im Schreck blieb das Schaf stehen und sein Säuglich äugte Abel auch an. Er sah, wei friedlich es war, wei niedlich und wie zärtlich seine Mutter still hielt, um das Kleine zu säugen. Er sprach: Herr, gib mir die Schafe zur Hand, ich will auch Milch trinken, wie das Kleine da. Er packte das kleine und nahm es zu sich und hätschelte es, das Mutter Tier folgte ihm und er brachte beide nach Haus, band sie an seine Bettstatt und ging mit ihnen Tags darauf die Hügel hoch, wo sie fressen konnten. Abel gefiel dies und er fand einen Stock, mit Löchern und nagte an ihm und blies hinein und es kam ein Ton heraus und die Tiere blickten zu ihm auf und näherten sich ihm.

zu Hause nahm Abel einen Stein und ließ ihn in der Glut heiß werden, und brachte dem Stock noch weitere Löcher bei. Fröhlich zog er mit den Tieren auf die Hügel und alsbald kamen andere Schafe herzu und schauten auf, als Abel auf der Flöte spielte.


Eva war traurig, die schöne Zeit mit ihrem Kind war um.

Adam nahm das Kind des Schafes zu Seite und zog an den Zitzen der Mutter, bald kam der erste Strahl der Milch, den zweiten fing er mit dem Munde auf und lachte und sagte, ei, das schmeckt! Sie lachten alle und freuten sich, denn ihre Speisen wurden fett und reichlich. Kain sagte zu seinem Bruder: siehst du, es ist schön zu arbeiten. Ja, sagte der Bruder, da hast du recht, ich liebe meine Tiere und die Zeit mit ihnen auf den Hügeln.

Eva zupfte die Schafe und fand es herrlich, auf ihrer Wolle den Kopf zu betten. Sie machte Kissen f´ür alle, für Abel aber eines, dass er bald als Decke nutzte, so groß war es geworden. Kain bat seine Mutter ihm auch ein solch großes Kissen zu erstellen, sie tat es und es war friedlich in der Familie.

Nun stürmte es, die Ernte wurde durch den Hagel niedergemacht und sie beschlossen das Fleisch eines altersschwachen Schafes zu essen, denn sie hatten Hunger.
Der Genuss des Fleisches übertaf alles, was sie je gegessen hatten und in Kain wuchs der
Baum der
Erkenntnis: er hat den besseren Job! Er wird mehr geliebt als ich und ist lieber als ich und ich will das nicht ertragen, ich muss seine Stelle einnehmen, oder mich frisst die Eifersucht und der Neid auf.

Das @closs und @PeB sind die Früchte des Baumes.

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Thaddaeus
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#308 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Thaddaeus » Sa 28. Sep 2019, 12:47

Andreas hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 12:07
Freuds oder ein anderes tiefenpsychologisches Modell, würde ich in einem altorientalischen Text nicht erwarten. Das hat Drewermann in seinem dreibändigen Werk "Die Strukturen des Bösen" darzustellen versucht, aber so richtig gelungen scheint mir das nicht zu sein.
Nur so viel für den Augenblick: natürlich zitiert ein altorientalischer Text nicht Freuds Theorie der psychosexuellen Entwicklung des Kindes bis zum jungen Erwachsenen. Wie sollte ein alter Text das auch können?

Aber beide - der altorientalische Mythos wie auch Freuds Theorie - beschreiben eine schon immer bestehende, entwicklungspsychologische Tatsache, nämlich dass die psychosexuelle Entwicklung jedes Kindes bis hin zum geschlechtsreifen jungen Erwachsenen in gewisse Phasen mit entwicklungstypischen Verhaltensweisen unterteilt werden kann.

Der Mythos macht das mit seinen typisch mythologisch-erzählerischen Mitteln und Freud versucht es mit seiner (mehr oder weniger wissenschaftlichen) Theorie der ödipalen Phase (bei Knaben) bzw. des Elektrakomplexes (bei Mädchen).

Der Freud-Schüler C.G. Jung wird diese basalen tiefenpsychologischen Aspekte in den künstlerischen Ausdrucksformen menschlicher Kultur später in seiner Lehre von den Archetypen aufgreifen und präzisieren. Z.B. der Archetyp des Helden und seiner Heldenreise ohne die kein Blockbuster-Kino und kein erfolgreiches Fantasy-Computer-Spiel denkbar ist.

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#309 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Sa 28. Sep 2019, 13:34

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 28. Sep 2019, 12:47
Der Mythos macht das mit seinen typisch mythologisch-erzählerischen Mitteln und Freud versucht es mit seiner Theorie der ödipalen Phase (bei Knaben) bzw. des Elektrakomplexes (bei Mädchen).
Genau so sehe ich das auch. Wonnevolle Zeugung, die Geburt eines Menschen, das Stillen, die Entwöhnung, das Sprechenlernen, die Pubertät, die erste große Liebe, der Geschlechtsakt, und der Exodus in die verantwortungsvolle Selbständigkeit, und das Bewusstsein des eigenen Todes dürften wohl die mächtigsten archetypischen Bilder im kollektiven Bewusstsein der Menschen überall auf der Welt sein. Hier werden sie in der richtigen Reihenfolge wie Perlen an der Schnur mit biblischen Worten gezeichnet.

Ich denke, dass alle Menschen die diesen Text jemals lasen, zumindest unterbewusst mit diesen im Text vorhandenen Bildern in Resonanz geraten sind, und auch diese Wahrheiten, die in diesem Text stecken gespürt haben, auch wenn sie diese wahrheitsgetreuen Bilder nicht vollumfänglich in ihr Bewusstsein übersetzen konnten.

Die Flussperikope Gen 2,10-14 wurde bisher entweder lediglich als später Einschub gering geachtet, oder irgendwie auf die vier Himmelsrichtungen interpretiert, oder noch schlimmer, als unvollständige Landkarte verstanden, für eine vielzahl von Expeditionen, die den historischen Garten Eden finden wollten. Schlimmstenfalls wurde sie für den Gesamtzusammenang nicht wahrgenommen und schlicht als unverständlich "überlesen" und abgetan. Mir scheint diese Stelle eine wichtige Bedeutung für den ganzen Text zu haben. Außerdem finde ich, dass meine Interpretation sehr frauenfreundlich ist, und übertriebenem Machotum eines herrschsüchtig strafenden Männergottes etwas biblisch Nachvollziehbares entgegensetzt.

Nichts als in jeder Beziehung männlich-weibliche Liebe: Die bipolare männlich-weibliche Liebe Gottes erschafft den Menschen zu Mann und Frau, das Urvertrauen des Menschen als Grundlage der Liebe zu seinen (göttlichen) Eltern, die erotische Liebe von Mann und Frau und die damit verbundene Zeugung ihrer Nachkommen - finde wenigstens ich einfach klasse. Ich mache hier ja lediglich ein völlig unmaßgebliches Angebot, wie man diesen Text auch verstehen kann, dass er auch auf dieser unbewussten Ebene wirken könnte, dank dieser subliminalen Inhalte, die er bietet. Es ist halt meiner Meinung nach ein vielschichtiger Text. Ich bin nur ein einfacher Laie ohne Rang und Namen. Niemand muss das für sich annehmen oder akzeptieren, deswegen gläubig werden oder seinen Glauben verlieren. Ich habe lediglich versucht die Threadfrage "Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?" aus meiner persönlichen Sicht zu beantworten.

Ich liebe diesen Text ganz besonders, weil er eben nicht nur meinen Verstand sondern auch mein Herz tief berührt.

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#310 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Sa 28. Sep 2019, 19:58

PeB hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 13:22
Andreas hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 12:44
1.Mose 3,22a hat geschrieben:Und Gott, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.
Da steht nicht, der Mensch IST jetzt einer von uns, sondern nur WIE einer von uns - und zwar in Bezug darauf "zu erkennen Gutes und Böses". Punkt. Pause. Sacken lassen.
Und weiter?
Wo ist das Problem?
Was willst du mir sagen?
Stört dich das "jetzt"?
Aber da steht nun einmal:
1. Mose 3,22 hat geschrieben:Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner
Ergo: war er es nicht immer.
Fazit: ist er JETZT so.
Und warum? Weil er die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt hat.
Ich verstehe es halt so, dass er jetzt in dieser Beziehung ist, WIE Gott.
Dass der Mensch von allen Bäumen essen darf, außer diesem Einen, heiß ja nicht dass der Mensch das auch getan hat. Sagst du ja selbst, dass dies Spekulation ist. Ob oder ob nicht, können wir nicht wissen. Hätte er, ist er so "wie einer von uns", nämlich auch wie der Ewige. Dann wäre es aber sinnlos, den Mensch vor dem Tod zu warnen. Der oder die Ewigen können nicht mal Selbsmord begehen. Ja, ja. Gott kann alles - dann ist er aber nicht der Ewige. Vielleicht hat Gott mit der Schöpfung die Nase voll, wie er ohne die Schöpfung die Nase voll hat, ohne die Schöpfung zu sein. Ich will aber nicht spekulieren, sondern lesen. Was da steht zählt, was nicht da steht zählt nicht.

Da nirgends steht, dass der Mensch vom Baum des Lebens aß, sehe ich keinen Grund davon auszugehen, dass er davon aß, weil wenn ich davon ausgehe, bin ich gezwungen solch logische Widersprüche aufzuwerfen. Ich meine aber, dass die Autoren einen logisch konsistenten Text geschrieben haben. Weil ich eine logisch konsistente Interpretation kenne, darf ich auch davon ausgehen. Alle anderen Interpretationen sind in sich unlogisch und widersprüchlich.

Deswegen kommt diese Diskussion: "Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?" ja auch regelmäßig in der einen oder anderen Form auf. Diese Frage steht seit Jahrhunderten im Raum und wurde nur durch kirchliche Autorität, "selbstverständlich" verliehen durch den Heiligen Geist, immer mit der Sündenfallinterpretation UND dem Hinweis, dass wir Gott eh nicht verstehen können "beantwortet". Ich will hierbei gar nicht Gott verstehen, sondern was die Autoren da über Gott und den Menschen aus ihrem Glauben heraus geschrieben haben.

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