closs hat geschrieben:Oder gibt es vielleicht doch eine Bibelstelle (am besten im AT, oder ansonsten im NT), die deutlich sagt: "Schlange = Satan"?
Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen. Offb 12:9 EÜ
Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange - das ist der Teufel oder der Satan -, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Offb 20:2 EÜ
Wichtig ist hier, dass es die Apokalypse ist, in der die
alte Schlange mit Satan identifiziert ist, denn sie führt gewissermaßen die alte Schöpfungsgeschichte zur neuen Schöpfung, zum Ende.
Die Schlange war im ätiologischen Text des AT ein übernommenes Sinnbild noch älterer Texte. Die Schlange als Symboltier der alten Muttergöttin, der ständigen Erneuerung des Lebens, weil sie in Erdlöchern wohnt und sich ständig erneuert, häutet. Auch die Welle der Fruchtbarkeit, die alljährlich im Frühling über das Land zog, stellte man sich als Schlange vor, welche die Kräfte der Erde versinnbildlichte. Im alten China blieb die Schlange ein Glückssymbol. Doch Schlangengötzen wurden auch Menschenleben geopfert, in Ägypten, Mittel- und Südamerika, bereits ein lebensfeindlicher Aspekt. Deshalb frisst die Schlange aus Aarons Stab auch die Schlangen der ägyptischen Magier. So hat die Schlange im AT schon die Anhaftung des Bösen, der Lebensfeindlichkeit, der Verwirrung und des Trugs.
Gott als der Lebendige und Schöpfer des Lebens, wurde hier zum Retter.
Die Identifizierung der Schlange mit dem Bösen und Satan begann aber in einem noch früheren Text des AT, bei Job:
(Job 40:25-32 Schl) Ziehst du etwa den Leviathan mit der Angel heraus, und kannst du seine Zunge mit einer Fangschnur fassen?
Kannst du ein Binsenseil durch seine Nase ziehen und einen Haken durch seine Kinnbacken stoßen?
Wird er dich lange anflehen oder dir freundliche Worte sagen?
Wird er einen Bund mit dir schließen, daß du ihn zum ewigen Knecht machst?
Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vögelchen, oder ihn anbinden für deine Mädchen?
Feilschen etwa die Fischersleute um ihn, oder teilen ihn die Händler unter sich?
Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und mit Fischharpunen seinen Kopf?
Lege doch deine Hand einmal an ihn — du wirst den Kampf nicht vergessen, wirst es nicht noch einmal tun!
Man nehme den Trug und das Böse, Satan, als Leviatan und man erhält eine Erklärung des Textes bezüglich des Verhaltens, des Ausgeliefertseins des Menschen gegenüber dem Bösen. Das Böse, das ergriffen wird, wirkt durch die Zunge, das böse Wort. Das Böse ist übermächtig vor dem Menschen und kann nicht gezähmt werden. Das Böse bittet nur zu Anfang, schmeichelt, damit man sich in Sicherheit wiegt, es annimmt. Das Böse wird nicht beherrscht, sondern es beherrscht den Menschen. Das Böse kommt harmlos daher, wie ein Vögelchen und zwitschert einem ins Ohr, doch es ist zügellos. Das Böse wirkt auch in einer zügellosen Sexualität. Das Böse wird geteilt, gehandelt, es wirkt in der Habgier und dem Geiz. Der Mensch kann das Böse nicht einmal antasten, schon gar nicht allein bezwingen und mit ihm handeln oder es umfassend verstehen. Der eigene Kampf allein mit Werken ist sieglos, es ist ein geistiger Kampf, wie Paulus bemerkt (Eph 6:12).
Doch auch hier ist Gott die Rettung. Er ließ eine kupferne Schlange aufstellen (Lev 21:9), auf die man blicken sollte, wenn man von der Schlange des Bösen zu Tode gebissen wurde. Später ist es Jesus, zu dem man ans Kreuz aufblickt, um Rettung zu erlangen.
Und schon bei Jesaja erfährt man von der Schlange und dem Drachen, der konkret in der Apokalypse überwunden wird:
An jenem Tag bestraft der Herr mit seinem harten, großen, starken Schwert den Leviatan, die schnelle Schlange, den Leviatan, die gewundene Schlange. Den Drachen im Meer wird er töten. (Jes 27:1 EÜ)