michaelit hat geschrieben:Hallo Closs,
du verstehst es immer noch nicht. Meine Nachstellung der Hiobschen Rahmenhandlung ist keine Übertreibung. Sie ist genau das was in dieser Rahmenhandlung abläuft. Solange du nun das Buch Hiob wichtig und göttlich nennst, gibst du dieser perversen Rahmenhandlung recht. Und das darfst du als Jesusjünger nicht tun sondern mußt einsehen und mit deinem sonstigen Glauben übereinstimmen daß Gott ganz anders ist als es das Buch Hiob vermuten läßt. Danach kannst du wieder sagen ich mag dies oder das am Buch Hiob, das ist dann legitim. Aber solange man die Rahmenhandlung glaubt ist man entweder ein Angstmensch wie ich es früher manchmal war, und leidet unter Theologien wie der vom Buch Hiob, oder man verbreitet solches Leid und solche primitive Unwahrheit über Gott. Das ist jetzt wichtig, Closs.
Ich glaube, ich verstehe was du meinst, Michaelit.
Denn du hast recht: wenn man die Lehren Jesu ernst nimmt, dann kann Gott nicht so handeln, wie er im Hiob-Buch dargestellt wird.
Christen versuchen oft, in erster Linie die Bibel zu verteidigen. Und da muss dann eben so manches passend gemacht werden, was eigentlich nicht passt. Manche Menschen brauchen da einfach die Sicherheit, dass es irgendetwas gibt, das man kontrollieren kann und das nicht veränderbar ist, worauf sie bauen können. Das kommt daher, weil viele Christen sich
nur auf die biblischen (interpretierten) Worte der Bibel stützen. Die keine bestätigenden Erfahrungen machen. Wenn sich dann herausstellen würde, dass die Sicherheit garnicht so fest steht, dann kämpfen sie im Grunde um ihr eigenes Glaubensfundament. Denn wenn das wankt oder gar zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig, worauf sie sich stützen können.
Ich habe auch schon oft darüber nachgedacht, warum Gott denen, die eine Stütze brauchen, nicht mehr Bestätigung gibt. Aber vielleicht können manche Menschen einfach nicht die Signale erkennen, die Gott sendet - warum auch immer. Da könnte man dann wieder fragen, wieso sendet Gott ihnen keinen Signale, die sie verstehen? - Aber so kann man endlos fragen ...
Mein Umdenken bei diesen immer wiederkehrenden Fragen hat an den Punkten begonnen, wo ich feststellte, dass es Christen ja nun schon 2000 Jahre lang gibt. In der Zeit ist das Glaubens-System der Christen von einem Extrem ins andere geschliddert. Und innerhalb der gerade festgelegten Muster wird es auch wieder in viele Richtungen extrem. -
Und trotzdem (oder gerade deshalb) gab es zu allen Zeiten Menschen
in diesen Systemen welche eine direkte Beziehung zu Gott hatten und von ihrem Platz aus in das System hinein wirkten.
Ich denke, es ist ein Prinzip Gottes, dass er grundsätzlich mit unvollkommenen Menschen wirken will. Ich meine, unvollkommen sind wir alle. Aber es gibt immer solche, die meinen, sie seien vollkommener als andere. Solche, deren Glaube messbar ist, weil sie sich an materiellen Dingen festhalten und darauf bauen. Aber Gott schaut auf das Herz (in die Tiefe des Menschseins). Auch in der Bibel gibt es viele Hinweise darauf, dass Dinge, die messbar und sichtbar sind für die Menschen, vor Gott keinen Wert haben. Weil Gott tiefer sieht und den Glauben in dem Herzen sucht, nicht in äußeren Handlungen. Und wenn man anfängt, Glaube zu messen, dann geht das messbare schon vom Herzen ab.
Vollkommene Antworten werden wir sicher nie finden. Aber für mich ist es schon eine Herausforderung, in allen möglichen und unmöglichen Glaubensmustern das "trotzdem" zu finden, welches auf die Annahme Gottes hinweist. Bei mir, bei anderen Glaubenden und denen, die scheinbar überhaupt nichts mit Gott am Hut haben. Und von da heraus meinen Platz
mittendrin in dem ganzen Glaubenschaos, von da aus ich mein ganz persönlich von Gott empfangenes Licht leuchten lasse. Zur Erbauung, nicht zum Zerstören.
Für mich ist in der Geschichte des Hiob beim Auftreten des Satan einfach auch der Inhalt zu erkennen, dass der Satan es ist, der anklagt und wertet. Das was wir Menschen so gerne tun, indem wir vergleichen, wer denn besser ist als der andere. Und wo wir diese Eigenschaft so gerne Gott zuschreiben. - Gott vergleicht nicht. Gott schaut in das Herz des Menschen. Und das ist ein Ort, zu dem kein anderer Mensch Zugang hat.