Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
#261 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Ich vermute eher, dass sie sich auf die vielen, vielen Flutgeschichten bezogen haben, die damals bereits im Umlauf waren - manche eher konkret, andere sagenhaft, andere mythisch. Nicht speziell auf eine. So, wie wenn sich heute jemand auf das Genre "Katastrophenfilm" bezieht.
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#262 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Das denke ich ja auch. Nur:Bastler hat geschrieben:Ich vermute eher, dass sie sich auf die vielen, vielen Flutgeschichten bezogen haben, die damals bereits im Umlauf waren - manche eher konkret, andere sagenhaft, andere mythisch. Nicht speziell auf eine. So, wie wenn sich heute jemand auf das Genre "Katastrophenfilm" bezieht.
Was war die Intention der Priester, daraus eine neue Erzählung zu formulieren: um welche "Katastrophe" handelte es sich?
Andreas hat weiter vorne ausgeführt, in welcher "Katastrophe" die Priester und das jüdische Volk damals, als die Erzählung neu geschrieben wurde, waren.
Ich denke, die Flut wurde - unter anderem - als Gleichnis formuliert und so auch verstanden.
#263 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Yepp. So eine Art Urkatastrophen-Prototyp-Ideal. Das idealisierte Grundmuster aller realen Katastrophen.
#264 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Es gibt noch eine ungelöste Frage, eine ziemlich tiefsinnige, die Sven gestellt hat.
Warum haben die Schriftsteller Gott so brutal, so herzlos, so unberührt vom menschlichen Leid dargestellt.
Ich habe das "warum?" zuerst nicht ganz begriffen. Aber dann hat Sven präzisiert: "cui bono?"
Momentan habe ich zu viel um die Ohren, um mir da Gedanken zu machen. Aber ich ahne schon mal, dass sich an dieser Stelle wahre Abgründe auftun. Ziemlich tiefsinnig. Und ich liebe tiefsinnige Fragen.
Warum haben die Schriftsteller Gott so brutal, so herzlos, so unberührt vom menschlichen Leid dargestellt.
Ich habe das "warum?" zuerst nicht ganz begriffen. Aber dann hat Sven präzisiert: "cui bono?"
Momentan habe ich zu viel um die Ohren, um mir da Gedanken zu machen. Aber ich ahne schon mal, dass sich an dieser Stelle wahre Abgründe auftun. Ziemlich tiefsinnig. Und ich liebe tiefsinnige Fragen.
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#265 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Ja.Bastler hat geschrieben:Yepp. So eine Art Urkatastrophen-Prototyp-Ideal. Das idealisierte Grundmuster aller realen Katastrophen.
#266 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Ich habe da auch noch keine abschliessende Begründung. Wir bleiben am Ball.Bastler hat geschrieben:Es gibt noch eine ungelöste Frage, eine ziemlich tiefsinnige, die Sven gestellt hat.
Warum haben die Schriftsteller Gott so brutal, so herzlos, so unberührt vom menschlichen Leid dargestellt.
Ich habe das "warum?" zuerst nicht ganz begriffen. Aber dann hat Sven präzisiert: "cui bono?"
Momentan habe ich zu viel um die Ohren, um mir da Gedanken zu machen. Aber ich ahne schon mal, dass sich an dieser Stelle wahre Abgründe auftun. Ziemlich tiefsinnig. Und ich liebe tiefsinnige Fragen.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#267 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Sicher auf keine (damalige) aktuelle, sondern auf diejenige, auf welche sich das Gilgamesch-Epos vermutlich bezieht. Die Epen können sich durchaus auf regionale Katastrophen bezogen haben. (siehe Plutos Link zur Schwarzmeertheorie oder auch archäologisch belegte Fluten im Dreistromland). Gegen die Schwarzmeertheorie spricht, dass nicht alle Anrainerländer von Mittel- und Schwarzmeer solche Flutmythen kennen. So hat z. b. Ägypten keine Flutmythen.Savonlinna hat geschrieben: Auf welche aktuelle Flutkatastrophe sollen sich denn die Exil-Priester bezogen haben?
Beide Szenarien würden aber in den Zeitrahmen der Entstehung der ursprünglichen Erzählungen passen. Also ausschließen kann man einen realen Bezug nicht, aber vermutlich auch nicht endgültig beweisen.
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#268 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Es gibt, wie ich schon weiter oben schrieb, in der Literaturwissenschaft zwei entscheidende Fragestellungen bei der Analyse von Texten, die unter anderem auf der Kommunikationstheorie basieren:
a. Mit welcher Intention/Absicht schrieb der Erzähler seine Erzählung?
b. An wendet wendete sich der Erzähler mit dieser Intention, also wer ist das Zielobjekt?
Es wird heute mehr und mehr erkannt, dass auch literarisches Schreiben eine Form der Kommunikation ist, dass es also auch da Sender und Adressat gibt.
Man kann die gesamte - zum Beispiel - deutschsprachige Literatur durchgehen und wird feststellen, dass jedes einzelne Werk sich an jemanden richtete und eine bestimmte Absicht verfolgte.
Die Absicht muss nicht immer bewusst sein, aber nichts - so die heutige Kommunikationspsychologie - geschieht absichtslos.
Wenn ein Priester sich an sein Volk wendet und ihm eine neue Erzählung zu lesen gibt, dann kann er das gar nicht ohne Grund getan haben.
Und um diesen Grund geht es. In welcher Situation warum wurde dem Volk das ausgerechnet jetzt zugespielt?
Wie Andreas schon schrieb, können einem da jede Menge Gründe einfallen, wenn man die damalige - historische - Situation der Exil-Juden analysiert, und er hat einige aufgezählt und erläutert.
Im übrigen wird auch heute im Gymnasium im Deutschunterricht trainiert, literarische Texte mittels Kommunikationsmodellen zu analyiseren.
a. Mit welcher Intention/Absicht schrieb der Erzähler seine Erzählung?
b. An wendet wendete sich der Erzähler mit dieser Intention, also wer ist das Zielobjekt?
Es wird heute mehr und mehr erkannt, dass auch literarisches Schreiben eine Form der Kommunikation ist, dass es also auch da Sender und Adressat gibt.
Man kann die gesamte - zum Beispiel - deutschsprachige Literatur durchgehen und wird feststellen, dass jedes einzelne Werk sich an jemanden richtete und eine bestimmte Absicht verfolgte.
Die Absicht muss nicht immer bewusst sein, aber nichts - so die heutige Kommunikationspsychologie - geschieht absichtslos.
Wenn ein Priester sich an sein Volk wendet und ihm eine neue Erzählung zu lesen gibt, dann kann er das gar nicht ohne Grund getan haben.
Und um diesen Grund geht es. In welcher Situation warum wurde dem Volk das ausgerechnet jetzt zugespielt?
Wie Andreas schon schrieb, können einem da jede Menge Gründe einfallen, wenn man die damalige - historische - Situation der Exil-Juden analysiert, und er hat einige aufgezählt und erläutert.
Im übrigen wird auch heute im Gymnasium im Deutschunterricht trainiert, literarische Texte mittels Kommunikationsmodellen zu analyiseren.
#269 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Das ist absolut richtig. Man unterscheidet den Text ja auch in eine priesterliche und eine nicht-priesterliche Schicht. Welche älter ist, wer wen redigiert hat, ist aber umstritten.Savonlinna hat geschrieben: Wenn ein Priester sich an sein Volk wendet und ihm eine neue Erzählung zu lesen gibt, dann kann er das gar nicht ohne Grund getan haben.
.
Die Schreiber ließen sich von den mesopotamischen Erzählungen inpirieren. Diese wiederum sind mind. 1000 Jahre älter und könnten durchaus auf reale Flutgeschehen zurückgehen. Welche Absicht aber die Schreiber des Gilgamesch-Epos hatten, wäre noch zu ermitteln.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#270 Re: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Hallman hat geschrieben:liebe Usergemeinde. Die Sintflut ist Gegenstand heftiger Kontroversen, insbesondere im angelsächischem Raum zwischen Kurzzeit-Kreationisten und Neuen Atheisten (Brights). Daher sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Kann die Erzählung von der Sintflut historisch gemeint sein?
Dass die Sintflut tatsächlich-und nicht nur begrenzt oder fiktiv sondern weltweit und tatsächlich stattgefunden hat-dafür gibt es gute Gründe. Ein ganz besonders wichtiger Grund steht wie folgt in Matthäus 24:37-39:
37 "Und wenn der Menschensohn kommt, wird es so wie in Noahs Zeit sein. 38 Damals, vor der großen Flut, aßen und tranken die Menschen, sie heirateten und wurden verheiratet – bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. 39 Sie ahnten nichts davon, bis die Flut hereinbrach und alle umbrachte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
Aus obigen Worten Jesu geht unmissverständlich hervor, dass es keine begrenzte-sondern eine weltweite Flut gewesen sein muss-da ja alle Menschen außer Noah u. Familie gem. 2.Petrus 2:5 in der damaligen großen Flut umkamen:
5 und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten neben sieben anderen bewahrte, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte;
Dass Noah nicht nur für Jesus sondern auch für seinen Vater kein Pseudonym sondern eine reale Person ist geht wie folgt aus Hesekiel 14:20 hervor:
20 und Noah Daniel und Hiob wären unter ihnen -so wahr ich lebe, spricht Jahwe, der Herr –, sie könnten nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten. Nur ihr eigenes Leben könnten sie wegen ihrer Gerechtigkeit retten.
Als Noah lebte hatte Gottes Widersacher der Teufel es geschafft auf der Erde gem. 1.Mose 6:5 folgende Zustände herbeizuführen:
5 Jahwe aber sah, wie groß die Bosheit der Menschen auf der Erde war. Ihr ganzes Denken und Streben, alles, was aus ihrem Herzen kam, war immer nur böse.
Gottlose von Satan beeinflusste Zeitgenossen Noahs -hatten offensichtlich ihr Ziel fast erreicht. Außer Noah nebst Familie gab es niemanden mehr der Gott diente. Über kurz oder lang hätten sie auch diese treuen Anbeter Gottes ausgemerzt. Da Gott seinen Vorsatz die Erde zu einem Paradies zu gestalten gefährdet sah-musste er eingreifen. Und er griff zum Glück ein. Denn nur so konnte später aus der gottesfürchtigen Familie Noahs der verheißene Messias kommen-der gem. Epheser 1:9+10 u. 3:11 folgenden ewigen Vorsatz seines Vaters bald verwirklichen wird:
9 Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens zu erkennen gegeben nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgenommen hat in ihm 10 für die Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten; alles zusammenzufassen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist - in ihm.
11 nach dem ewigen Vorsatz, den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)