lovetrail hat geschrieben:
Eine strikte Trennung von weltlicher Biologie und jenseitiger Hoffnung geht am Wirken Gottes vorbei. Er ist immer schon anwesend und hält alles mit seinem mächtigen Wort. Das heißt, seine schöpferische Information gestaltet wesentlich das Erscheinende. Dies bedenkend, ist eine Forumlierung, wie "Gott schuf durch Evolution", neben der Spur.
Tatsächlich haben wir hier einen Widerspruch im Denkansatz.
- Dass Gott bereits im Diesseits und hier in der aktuellen Welt wirkt, ist Grundaussage der meisten Gläubigen. Das heißt die weltlichen Prozesse sind Teil von Gottes Handeln, also auch die Evolution. Insofern ist das nicht neben der Spur.
- Andererseits hat Gott auch eigenes Handeln, was über die diesseitigen Prozesse hinaus geht. Wie z.B. das ewige Leben, was sich in den Zellen so überhaupt nicht erkennen lässt. Oder die Fähigkeit Jesu durch Türen zu gehen oder einen Sturm zu stillen oder Krankheiten zu heilen, was weder messbar noch nachweisbar ist.
Hier ist Evolution neben der Spur, da Veränderungen durch Evolution eben das Element der Selektion beinhaltet, was die Existenz des körperlichen Todes voraussetzt. Die über das Diesseitige hinausgehenden Prozesse sind in den naturwissenschaftlichen Modellen nicht enthalten, ja überhaupt nicht denkbar.
Grundsätzlich lässt sich der Widerspruch durch drei mögliche Reaktionen lösen.
a.) Man sagt, das mit Gott sei alles Unsinn. Das ist der Weg der Atheisten
b.) Man sagt, die Naturwissenschaft ist vom Teufel und fehlgeleitet und gehört unter die Kandare der Bibel. Das ist der Weg des Kreationismus.
c.) Oder man gesteht beiden Seiten ihre Berechtigung zu und untersucht, wann die eine und wann die andere Denkrichtung ihre Berechtigung hat. Das ist der Weg, den ich gehe.
Das dritte Weg geht nicht ohne Demut.
Auf naturwissenschaftlicher Seite muss man erkennen, dass die naturwissenschaftliche Methode eben nicht alles umfasst, nicht die gesamte Realität beschreiben kann.
Auf der Seite der biblischen Interpretation muss man erkennen, dass Textinterpretationen von Zeit und Kultur abhängig sind und dass sich mit neuen Entwicklungen in der Gesellschaft auch neue Lesarten in der Bibel eröffnen, die selbst die Schreiber der Bibel zu ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft nicht hatten erkennen können. Wie z.B. die Gleichberechtigung oder das Wirken von Evolution.
lovetrail hat geschrieben:
Sowohl Evolution als auch ein verkürzter Kreationismus übersehen dieses Innenwirken Gottes, welcher immer schon telelogisch bei den Dingen/Lebewesen ist. Das heißt Gott benutzt zwar seine geschaffenen Naturgesetze, aber er informiert das Geschehen gleichzeitig (in je spezielle Ausformung). Mein Erkenntnisstand ist, dass dies nicht in rein idealistischer Weise geschieht, sondern dass es hierbei einen Rückkoppelungseffekt gibt. Die geschaffene Kreatur hat Teil am Plan Gottes, ist aber in ihrer Werdung relativ frei. Das heißt es gibt schon auch Aspekte eines evolutiven Suchens, aber immer in Austausch mit weitere Enthüllung der Information.
Teleologie ist nicht Bestandteil der Naturwissenschaft. Insofern kannst du das gut glauben und davon überzeugt sein, aber es lässt sich nicht naturwissenschaftlich beschreiben.
Deine Benutzung des Wortes Information ist auch problematisch, du behandelst das, als wäre es eine Ware, die ausgetauscht wird. Das ist es nicht und man muss mit diesem Wort extrem vorsichtig sein.
lovetrail hat geschrieben:
So wie ein Mensch eben seinen Lebensweg sucht und geht und dabei verschiedene Dinge ausprobiert, aber nicht nur auf Zufall basierend, sondern in Resonanz stehend mit einem innewirkenden Plan, welcher sich im Fortschreiten (Fortschritt) enthüllt. Kannst du mir folgen?
Nein.
Das Wort "ausprobieren" beinhaltet ja bereits, dass man nicht weiß, was ist, man kennt keinen Plan, man kennt den Weg nicht. Wie kann man da in Resonanz sein?
Selbst Erfolg/Scheitern ist kein eindeutiges Kriterium.
Um mal ein persönliches Beispiel zu nennen. Nach meinem Diplom war ich nicht sicher, wie mein Weg weiter gehen sollte. Sollte ich promovieren und eine wissenschaftliche Laufbahn versuchen oder sollte ich mir einen Job suchen.
Ich überließ Gott die Entscheidung, und orientierte mich daran, welche Möglichkeiten er mir bieten würde. Die Antwort war klar Promotion und wissenschaftliche Karriere. Sieben Jahre später war die am Ende und ich musste über Arbeitslosigkeit meinen heutigen Beruf erst finden.
Die Fakten lassen keinen Zweifel, dass mein Weg vom Zufall geprägt war, ein auf Fakten beruhende Beschreibung muss diesen Zufall ins Kalkül nehmen.
Als Glaubender weiß ich, dass ich jederzeit in der Hand Gottes war und dass auch mein Scheitern in der Wissenschaft Teil von Gottes Plan war, den er mir aber nie im Voraus verraten hat. Da war keine Resonanz mit einem großen Ziel, auch wenn ich denke, dass Gott eines hat.
lovetrail hat geschrieben:
Meine Erfahrung ist, dass über solche Dinge in einer Gemeinde kaum diskutiert wird, ausser es würde jemand energisch kreationistische Vorstellungen kritisieren.
Eher im Gegenteil. Die meisten Gläubigen wissen, dass sie von Biologie, Evolution und so keine Ahnung haben und sagen mit Recht, dass sie das Thema nicht interessiert. Nur wenn jemand in der Gemeinde auftaucht, der unbedingt die Bibel beweisen möchte, wird das Thema hochgespült.
Ich predige regelmäßig und jeder in meiner Gemeinde, der mich kennt, weiß um meine Ansichten. Aber meine Vorstellungen von der Beziehung zwischen Glaube und Naturwissenschaft ist niemals Thema in meinen Predigten, denn ich weiß, dass es Gemeindeglieder gibt, die eine andere Meinung haben und die Aufgabe von Predigt ist es, aufzubauen und nicht zu spalten.
Es gab allerdings mal einen jungen Chemielaboranten, der vom Kreationismus begeistert war und das Thema bei uns hereintragen wollte. Meine Frau und ich haben ihn in persönlichen Gesprächen überzeugt, es nicht zu tun. Das Thema ist es nicht wert, eine Gemeinde zu spalten.
lovetrail hat geschrieben:
Die Wissenschaft agiert hier nämlich auch blind, was das anwesend-wirkende Bewusstseinsfeld betrifft. Dabei wäre das vermutlich sogar elektro-magnetisch nachweisbar, wenn man mal in dieser Richtung suchen würde. Die Physik hat das ja auch gesehen. Die Biologie scheint hier in einem veralterten mechanistischen Modell zu stecken.
Der Begriff "Bewusstseinsfeld" stammt aus esoterischen Denkrichtungen und hat mit Naturwissenschaft nichts zu tun.
Das hat nichts damit zu tun, dass man nicht suchen würde, wohl aber mit den Phantastereien, die man diesem Feld andichtet, die aber keinerlei messtechnischen Hintergrund haben.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.