Thaddäus hat geschrieben:Wenn z.B. die historisch kritische Analyse herausfindet, dass Jeschua mit höchster Wahrscheinlichkeit in Nazareth geboren wurde, dann muss man nicht lange darüber spekulieren, ob die Volkszählung und die Weihnachtsgeschichte und die drei hl. Könige historisch korrekt sind.
Korrekt. - Wobei "Wahrscheinlichkeit" immer einen Bezugspunkt braucht: Wahrscheinlich in Bezug worauf?
Trotzdem verstehe ich, was Du meinst - und vermute im gegebenen Fall, dass Du recht hast. - Wobei es trotzdem möglich wäre, dass "3 Hl Könige" in Nazareth aufgetaucht wären. - Unterm Strich ist dies alles irrelevant, weil wir ohnehin nicht wissen, was war.
Thaddäus hat geschrieben:Das liegt daran, dass du dich letztlich auf ein Gefühl sicherer Erkennntnis stützt.
Verstanden und auch in vielen Fällen zutreffend. - Bei mir ist es echt was anderes.
Denn nach meinem Denken gilt ein Satz, den zu begreifen ich Jahrzehnte gebraucht habe - nämlich Goethes Alters-Satz: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis". - Das heisst konkret: Ob man etwas historisch-kritisch oder dogmatisch oder glaubens-selig oderoder nimmt: Es ist immer ein Gleichnis - auch Geschichte ist Gleichnis. - Sag das mal einem Historisch-Kritischen.
Die Schräglage unserer Zeit ist aus meiner Sicht, dass man meint, "Historisch-Kritisches" sei etwas "Festes", "Verläßliches", "Reales" - denn man könne doch nachweisen, dass .... -- Andere Ansätze zur Erkenntnis seien dementsprechend "weich", "fantastisch", "irreal", etc. - Und aus diesem Unterschied, den man methodisch durchaus gut begründen kann, rekrutiert man dann den Anspruch, "näher dran" zu sein.
"Woran" näher dran? - Na, an der Historie. - Und was ist Historie? Eben - ein Gleichnis wie alles andere Vergängliche auch. - Aber so denkt man nicht. - Und weil man so denkt, wie man denkt, bleibt man im Grunde im selben Bottich wie der biblische Fundamentalist, der meint, der erste Mensch sei tatsächlich evolutions-frei im Jahr um die 4000 v.Chr. geschaffen worden. - Bei ihm erkennt man dann das Gleichnis ("Mythos") - es sei ja nicht echt. - Doch, würde Goethe sagen: Alles, was wir als "echt" bezeichnen, ist Gleichnis.
Das muss man alles nicht verstehen. - WENN man es aber nicht versteht, kann man die Bibel nicht erkennen - dann kann man Rundrum-Untersuchungen machen (historisch-kritisch, archäologisch, etc.), aber nicht Innenrin-Untersuchungen.
Die Korinthen-Kackerei, ob Jesus in Nazareth, Bethlehem oder Buxtehude geboren ist, ist historisch interessant (und dort dann keine Korinthenkackerei), aber "inhaltlich" in meinem Sinne vollkommen irrelevant. - Die Frage lautet vielmehr: Wofür steht diese oder jene Stelle als Chiffre? - Und wie man DAS intersubjektiv hinkriegen soll, wäre mir ein Rätsel. - Also zieht man sich auf die intersubjektiv darstellbaren Krümel zurück. - Daher kommt meine Kritik (nicht an der HKM selbst, sondern) am Rang der HKM innerhalb der Theologie.