Dich habe ich damit nicht im Blick gehabt, sondern die Fundis hier, die notorisch sämtliche Wissenschaften in Bezugnahme auf den Heiligen Geist defamieren aber dann doch immer hocherfreut sind, wenn biblische Aussagen von der Wissenschaft bestätigt werden.PeB hat geschrieben:Ja, jetzt halt mal an dich, bevor du mich als Ketzer brandmarkst.
Ich weiß. Das versuche ich auch.PeB hat geschrieben:Ich versuche mir lediglich die Diskrepanzen zwischen biblischer und wissenschaftlicher Erkenntnis zu erklären. Das gelingt nicht dadurch, dass ich die Augen vor der Welt, die sich mir darstellt, verschließe.
Ich argumentiere doch auch mit dem Bibeltext, wenn ich sage, dass eine Sintflut nur Sinn macht, wenn man sie global versteht und nicht lokal, denn dann wäre eine Flucht viel effektiver als so ein riesiges Schiff zu bauen, wie es die Bibel beschreibt. Außerdem ist dort von der Vernichtung aller Menschen und Tiere die rede, sonst macht das Mitführen der Tiere in der Arche doch auch keinen Sinn. Insofern hat sich jeder vom Bibeltext verabschiedet, der sich diese Erzählung mit lokalen Fluten erklären will. Das ist doch biblisch argumentiert, oder nicht?PeB hat geschrieben:Ich habe mich auch nicht vom Bibeltext verabschiedet, sondern ich argumentiere mit ihm. Ich versuche mir zu erklären, wie ich mir die Sintflut vorzustellen habe.
Tja, da muss man sich dann halt entscheiden: Fundamentalisten wollen einem einreden, dass man "der Bibel" glauben müsse, so wie beispielsweise Ziska von mir ein Bekenntnis auf die Bibel erhofft hat. Wenn ich sage, dass ich nicht an die weltweite Sintflut glaube, heißt das dann in ihren Ohren, dass ich "der Bibel" nicht glaube. Dabei geht aber gar nicht um "die Bibel" sondern um die Anerkennung fundamentalistischer Dogmatik in Bezug auf Bibelauslegung, Verbalinspiration, Unfehlbarkeit der Bibel, wörtliches bzw. "historisches" Verständnis usw. Wenn ich also nicht glaube, "was in der Bibel" steht, steht mein Glaube an Gott in Frage.PeB hat geschrieben:Es gibt in Mitteleuropa kein prähistorisches Ereignis, das ich als Komplettüberflutung deuten könnte.
Und nun?
Was ich getan habe, ist nach einer anderen plausiblen Interpretation zu suchen, die nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen kollidiert. Da ich da im kirchlichen Bereich nichts gefunden habe, blieb mir nichts anderes als selber nachzudenken.PeB hat geschrieben:Was tun?
Ich deute die Sintfluterzählung nicht für sich alleinstehend sondern im Kontext von Gen 4,3-9,17 - und zwar allegorisch weil ich das für einen allegorischen Text halte. Es geht so verstanden nicht um eine von Gott ausgelöste Naturkatastrophe sondern um die jüdische Katastrophe des Unterganges ihres Landes (hebr. eretz = Land NICHT Erde) - sowohl des Nordreiches Israel durch die Assyrer (= Wasser von oben), als auch des Südreiches Juda durch die Babylonier (= Wasser von unten). So wird auch klar, warum die Fluten über die Berge steigen müssen - weil der 1. Tempel auf dem Tempelberg steht. Nord- und Südreich (ZWEI Opferkulte Kain und Abels), das babylonische Exil (=Arche), die Rückkehr der Juden nach Judäa und den Bau des 2. Tempels (= EIN Opferkult des Noah).
Aus meiner Sicht ist damit das Problem elegant gelöst, mich zwischen Wissenschaft und Glaube "entscheiden" zu müssen. Denn auch so verstanden geht es in der Bibel um geschichtliche Tatsachen. In der Ur-Erzählung wird in mythologischen Bildern der Inhalt der Bücher Mose, Joshua, Richter, 1,2 Samuel,1,2 Könige, 1,2 Chronika, Esra und Nehemia als Gründungslegende des Judentums zusammengefasst und auf das folgende vorbereitet. So verstanden, muss ich die biblische Sintfluterzählung nicht durch die Wissenschaft als Märchen oder Lüge entlarvt betrachten weil da ja etwas Wahres aus der jüdischen Geschichte zur Sprache kommt.
Mit dieser Interpretation stehe ich allerdings alleine da, was insofern logisch ist, weil ich mir das eben selbst erarbeitet habe. Mir geht es gut damit. Diese Interpretation ist nicht "die Wahrheit" lediglich ein Angebot.