Ich fürchte, wir werden es nicht schaffen, herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist und was als zwar lehrreiche, aber letztlich fiktive Weisheitsliteratur anzusehen ist.
Man kann verschiedene Systeme anwenden und die Vorgänge entsprechend deuten. Eines wäre: Gerichtshandeln Gottes an Völkern, die lange genug von Ihm gewarnt worden waren.
ThomasM hat geschrieben:Wenn die Ereignisse des AT, in denen Unmündige ums Leben gekommen sind, ein Gerichtshandeln Gottes war, dann ist Gott nicht gerecht.
Bei den zu vernichtenden Völkern sind
ständig Unmündige zu Tode gekommen, teilweise auf bestialische Weise, als Menschenopfer für Baal oder sonstige Götzen.
Auch in den USA verschwinden jedes Jahr viele Menschen, darunter auch Kinder. Sie werden Satan geopfert.
Manche Leichen findet man, schrecklich verstümmelt, andere nicht.
Die USA gehen einem Gericht entgegen. -- Wahrscheinlich sind die (echten) Christen dort der Grund, warum es ihnen noch einigermaßen gut geht und Gott noch nicht losdonnern lässt. Siehe Sodom und Gomorra- wenn darinnen 10 Gerechte gefunden worden wären, hätte Gott noch zugewartet.
In einer der Städte, in der ich wohnte, stieß ein junger Mann auf einen abgeschnittenen Kopf. Der lag da mitten in der Stadt herum. In der Dunkelheit hatte der Junge ihn für einen Fußball gehalten und dagegen gekickt. Das war nach einem der Hexensabbate.
Wenn Bomben auf Zivilisten fallen, wie es aktuell in Syrien der Fall ist, leiden und sterben ebenfalls Kinder. Der Unterschied zur Antike ist: Die Täter sehen ihre Opfer nicht. Sie fliegen über das Land und lassen die tödliche Ladung präzise gesteuert auf bestimmte Objekte fallen. Dann fliegen sie weiter und müssen sich den Folgen nicht stellen.
Wie viele Kinder sind durch kriegerische Handlungen alleine in den letzten Jahren ums Leben gekommen oder verstümmelt und traumatisiert worden?
Weit
mehr als damals in Kanaan.
Eine Denkversion wäre: Gott lässt das Morden der Unmündigen bestimmter Völker ein für alle Male beenden, indem er Israel befiehlt, diese Völker gänzlich auszulöschen. (Was Israel
nicht konsequent getan hat).
Eine andere Denkversion wäre, wie ich bereits andeutete: Die beschriebenen Ereignisse sind
nicht zu 100% historischer Natur. Die Genesis ist es ja auch nicht.
Für diese Annahme sprächen beispielsweise die fehlenden archäologischen "Spuren".
Es gibt Historiker, die sagen, Jericho sei zur Zeit Josuas nicht oder nur spärlich besiedelt gewesen.
Archäologische Grabungen brachten allerdings zu Tage, dass die in der Bibel erzählten grausamen Kriegszüge des Josua historisch gar nicht in der geschilderten Weise geschehen sein konnten. Jericho, von dem oben die Rede ist, war zur Zeit Josuas gar nicht besiedelt. Kanaan dürfte von den Israeliten ziemlich friedlich „eingenommen“ worden sein. Viele Erzählungen über brutale Handlungen sind also nicht als Tatsachenberichte hinzunehmen (vgl. Israel Finkelstein u. Neil A. Silberman, Keine Posaunen vor Jericho, München 2002).
Quelle
Für jeden Gläubigen mit funktionierendem Menschenverstand stellt sich eh die Frage, wie eine massive Stadtmauer ohne direkte Einwirkung mittels physikalischer Gewalt fallen kann.
Die Seite die-bibel.de schreibt:
Anstößig bleibt, dass Menschen und Völker, die Israels Feinde sind, oft grausam behandelt werden. Dazu muss man wissen, in welchen Situationen solche Texte entstanden sind: Oft waren es gerade Zeiten der äußersten Bedrückung, in denen Israel gar nicht die Möglichkeit hatte, grausam zu handeln, so dass die Texte eher Aufschreie der Entrechteten als Erzählung historischer Fakten sind. Mit seiner Aufforderung zur Feindesliebe (Matthäus 5,43-48) hat der Jude Jesus den Menschen einen ganz anderen Weg gewiesen.
Quelle
In der Ewigkeit können wir Gott fragen, was damals los war. Ich bin sicher, wir werden eine Antwort erhalten, die uns vollkommen zufrieden stellt; an der wir nichts auszusetzen haben.
ThomasM hat geschrieben:Nun sind die, die behaupten, die Dinge im AT seien aktives Gerichtshandeln Gottes, dieselben, die behaupten, Gott wäre immer derselbe und die Aktion ging bewusst und wirklich von Gott aus. Die Änderung des Verständnis der Menschen des Begriffs Gerechtigkeit kann Gott also nicht mitgemacht haben. Da bleibt dann nur der Schluss, dass Gott ein grausamer, ungerechter Gott ist.
Im AT behaupten sie eh immer, Gott sei der Urheber aller Dinge, auch des Unglücks und des Leides (z.B. Hiob).
Wie kann ein liebender Gott zuschauen, wie ein Kind an Leukämie stirbt oder die Mutter einer kinderreichen Familie bei einem Autounfall getötet wird? Wie kann Er zuschauen, wenn jährlich Hunderttausende ungeborener Babys abgetrieben und Tiere herzlos gequält und ausgebeutet werden?
Zumindest hat Er's zugelassen und lässt es zu. Wie so vieles.
Es hat mit der Entscheidungsfreiheit des Menschen zu tun, wenn Er zulässt, was gegen seinen Willen ist. Immer. Auch Eroberungskriege verhinderte Er nicht.
LG