Einen Hang zu Frühdatierungen findet sich aber nur bei Glaubensideologen, die biblische Prophezeiungen damit als echte Prophezeiungen gelten lassen wollen.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Insgesamt gibt es einen klar erkennbaren Drang zur Frühdatierung. Die Wünsche bei der zeitlichen Einordnung von Texten zeigen deutlich auf eine Platzierung möglichst nahe bei 30.n.Chr.
Die Mehrheit datiert die Evangelien auf eine Zeitraum von 70-100 n. Chr., also nach dem jüdischen Krieg.
Die Schreiber hatten ihre eigene theologische Agenda, und so ungwöhnlich war das Schreiben religiöser Texte nun auch nicht, wie man an den Schriftrollen von Qumran sehen kann, in denen sich über 500! verschiedene Autoren verewigt haben. Religious Fiction war en vogue.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Man sollte sich aber klar darüber sein, dass, je unbedeutender „die kleine Sekte“ in der jeweiligen Zeit auftauchen soll, desto seltsamer wird das fleissige Schreiben von Texten,....
Das gilt nur für die echten Paulusbriefe, die unechten datieren ja alle nach dem jüdischen Krieg.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Wenn man eine derartige Datierung anbringen möchte, dann müsste die Aussage so lauten:“sven23“ hat geschrieben: Außerdem datieren die echten Paulusbriefe vor dem jüdischen Krieg.
„Die Schreiber haben die Legende vor den jüdischen Krieg platziert.“
Mit Wohlfühlbefinden hat das wenig zu tun. Es scheint mir einfach plausibler zu sein, dass man sich auf eine historische Person bezogen hat, gerade weil sie so widerprüchlich und "stümperhaft" angelegt wurde, falls man von einer rein literarischen Figur ausgehen will.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Ich denke wir sind hier an einem ganz zentralen Gesichtspunkt deiner Haltung: irgendwie scheinst du dich wohler zu fühlen, wenn es da eine „historische Ursache“ in Form einer konkreten Person gegeben haben soll.
Nach Ansicht der Forschung griffen die Schreiber auf mündliches und schrifliches Überlieferungsgut (Quelle Q) zurück und konnten gewisse Eckdaten nicht einfach ignorieren, wie z. B. seinen Namen, seinen Geburtsort und seine Verkündigung.
Wenn man ihn mit alttestamentarischen Prophezeiungen in Verbindung bringen wollte, dann hätte man keine Räuberpistolen wie den Kindermord des Herodes erfinden müssen, sondern ihn Immanuel genannt, der in Bethlehem geboren wurde und sich in seiner Verkündigung nicht fundamental geirrt hat. Offenbar konnte man aber die Grunddaten nicht einfach ignorieren und hatte dann große Mühe, ihn in die Spur eines Messias und Gottessohns zu bringen.
Sie können so stattgefunden haben, aber es war wohl alles viel unspektakulärer, als es die Schreiber später Glauben machen wollten. Das spätere Aufblähen von Ereignissen ist aber eine Grundkonstante der Bibel überhaupt.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass du die Bibel irgendwie als Geschichtsbuch einsetzen können möchtest. Du möchtest argumentieren können „so hat er sich damals verhalten, denn hier steht es so drin“ – Motto: Wunder werden abgezogen aber die „normalen“ Handlungen haben so stattgefunden.
Das liegt wohl im Wesen der Missionierung. Frag mal die Zeugen Jehovas.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Mit „der Heidenmissionierung“ hast du zudem eine Zielgruppe, die ganz bestimmt nicht mit der konkreten historischen Person in Kontakt stand.

Zudem erfolgte die Heidenmissionierung ja entgegen der ausdrücklichen Anweisung Jesu an seine Jünger. (den Quellen zufolge)
Ein Indiz ist ein Hinweis, dass etwas so oder so gewesen sein könnte.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Nein, ein „Indiz“ muss für sich selbst als Tatsache dastehen.“sven23“ hat geschrieben: Doch, doch, sie kann durchaus vertreten werden. Sie kann nicht bewiesen werden, ebensowenig sie die nicht-Existenz bewiesen werden kann.
Wir können auf Grund der dünnen Quellenlage nur von Indizien sprechen.
Es gibt auch keine Beweise, dass das Christentum aus der Zelotenbewegung hervorgangen ist. Mir sind auch keine Arbeiten namhafter Historiker oder Neutestamentler bekannt, die das vertreten würden.
Und ihre Bereitschaft zur Gewaltanwendung hat auch eine politische Dimension, die sie zu Feinden Roms macht.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Schauen wir sie uns mal genauer an:“sven23“ hat geschrieben: Es ist sogar historisch plausibel, weil es viele derartige Erneuerungsbewegungen gegeben hat.
- die Zeloten sind tatsächlich eine Bewegung, die eine neue religiöse Betonung, nämlich die vollständige Ausrichtung auf den Messias einführen.
Naja, wenn jemand Täufer ist, dann geht wohl aus seiner Hauptbeschäftigung des Taufens wohl automatisch eine gewisse Anhängerschar hervor. Sicher nur lokal und klein, aber immerhin. Die Täuferbewegung soll wohl parallel in gewisser Konkurrenz zur Jesusbewegung bestanden haben. Man darf sich das aber nicht flächendeckend vorstellen. In anderen Teilen des Landes nahm man sicher keine Notiz davon.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56[*]„Johannes der Täufer“ gehört nicht zu diesen neuen Bewegungen, denn die einzige ausserchristliche Quelle, „Jüdische Altertümer von Flavius Josephus“ (christlich kontaminiert?) bezeichnet ihn lediglich als „guten Mann“ und kennt ansonsten keine dahinter stehende Bewegung, wodurch „die Bewegung“ zu der Legendhaften Behauptung gezählt werden muss, die ja in dieser Auflistung geklärt werden soll.
Paulus ist auch ein religiöser Eiferer, aber doch wohl das genaue Gegenteil eines Zeloten.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Richtig, und „Eiferer“ wurde als Bezeichnung für die „Paulus“-Figur verwendet, wobei die „Jesus“-Christliche-Sicht dann aber wieder den Zeloten-Bezug „vergisst“.“sven23“ hat geschrieben: …
Der Name "Zelot" kommt aus dem Griechischen (ζηλωτής/ zelotes) und bedeutet "der Eiferer". Gemeint ist der Eifer um Gott, der die Triebfeder der zelotischen Aktionen war.
…
Quelle: bibelwissenschaft.de
Während die Zeloten die Fremdherrschaft radikal ablehnen, genießt Paulus gem. den Quellen römisches Bürgerrecht und behauptet, dass alle Obrigkeit von Gott eingesetzt ist. Er will wohl den Römern signalisieren, dass von der neuen Sekte keine Gefahr für die Besatzer ausgeht, und womöglich seine Privilegien als römischer Bürger nicht verspielen.
Es gab nicht nur Zeloten, sondern auch noch Essener und Pharisäer.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Da musst du mehr ins Detail gehen, denn die Messiasausrichtung wurde von den Zeloten maximal konkretisiert und ins Zentrum gezogen, was einer neuen religiösen Orientierung gleichkommt.“sven23“ hat geschrieben: Von der großen Hauptgruppen des Judentums sind es nur die Zeloten, die Gewalt als das Mittel der Wahl betrachten. In der Messiaserwartung und der Hoffung auf die Königsherrschaft Gottes gibt es natürlich Gemeinsamkeiten.
Sowohl die Zeloten als auch die Jerusalemer Elite hatten religiös argumentierende „Parteiprogramme“; doch standen Machtfragen deutlich im Vordergrund. Zwei andere Gruppen erwarteten die Wende wirklich von einer religiösen Erneuerung: die Essener und die Pharisäer.
Quelle
Selbst wenn Jesus eine rein literarische Figur wäre, hätten Zeloten die Vergottung eines Menschen radikal abgelehnt. Versuch mal einem Taliban zu verklickern, dass Allah einen unehelichen Sohn hatte.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Du zeichnest hier wieder eine Problematik auf, die nur durch deine Hypothese (eines historischen Jesus-Wanderprediger) entsteht.“sven23“ hat geschrieben: Zeloten waren besonders strenggläubige Juden, radikal-theologische Fundemantalisten, ähnlich wie die Taliban, die mit neumodischem Kram wie der Vergottung eines Menschen mit Sicherheit nichts anfangen konnten, bzw. dies als Gotteslästerung empfunden hätten.
Die Zeloten sind eher nie einem „Jesus“-Christen begegnet, weil es keine Gleichzeitigkeit gab.

Interessant ist doch auch, dass die Römer erst nach dem niedergeschlagenen Bar-Kochba-Aufstand im Jahr 135 n. Chr. zwischen Christen und Juden differenziert haben. Vorher waren Christen in ihrer Wahrnehmung nur Angehörige einer jüdische Sekte.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:56Erst in der Nachkriegszeit musste die Messias-Phantasie angepasst werden und da entfernt man halt einfach die Gewalt, die man ja sowieso nie angebetet hat, aus dem Erinnerungsschatz und ersetzt sie durch harmlos klingende Liebes- und Friedens-Behauptungen rund um einen fiktiven Messias, der die Vergangenheit von zahlreichen Personen schemenhaft wiedergibt und zwar mit Ausblick, dass es „doch noch irgendwie weitergehen“ kann.