Abischai, meine Kinder sind ohne Schläge groß geworden - und ich habe es nicht bereut. Sie geben ein gutes Bespiel ihren Kindern weiter.
Magdalena61: Die Rute steht, so wie ich die Bibel verstehe, für "Erziehung in Verbindung mit Strafe", genauer gesagt: Für eine strenge und klare Linie, für eine Pädagogik, die eindeutige Grenzen setzt, die Einhaltung derselben einfordert und absichtliche Verstöße gegen klar definierte Regeln u.U. mit körperlichen Strafen beantwortet.
Du machst einen Kompromiss zwischen "christlichen Idealen" unter Missachtung des biblischen Wortlauts. Diese "Deutung" stellt sich einen strafenden Gott vor, als Polizei, der mit Gewalt die Regeln durchsetzt. Du hast eine etwas mit Herz durchsetzte Schlingerlösung, die bessere vorläufig ausschließt.
Wir haben aber nicht so einen Gott, der derartige Vorschriften vorgibt. Gott steht vom Wort her in Deutsch für Güte. Den Krampf der "Zucht" (Nichtrespektieren des Induviduums und den tiefen Seelenanliegen) folgten so viele Schäden. Von den Seelenschäden voriger Generationen mag ich gar nicht reden. Die Gewalt drückt sich aus in Militäraktionen, in den Züchtungen von Tierrassen, bei falsch aufgebauten Pflanzensorten. Sie zeigt sich in Tausenden von Vergewaltigungen von Mensch, Tier, Pflanzen und Natur. Mit Graus gehe ich an den "schönen" Gärten vorbei. Mir schnürt es das Herz zu bei mancher stolz ausgestellten Züchtung und mancher "Hausordnung". Das heißt nicht, dass ich gegen eine Ordnung bin, aber es gilt eine bessesre, eine richtigere zu finden.
Die "Zucht" sagt, schone die Rute nicht. Doch das entspricht deutschen Regeln. So viel Schaden richtete das an, bis hin zu den "kirchlichen Missbrauch-Skandalen". Wieviel Tränen wurden in den Klosterschulen geweint und in besonders bibeltreuen christlichen Gruppen. Andere Völker gehen liebevoller mit den Kindern um.
Falls ich so eine "Zucht" akzeptieren würde, bejahe ich Eltern die prügeln, bejahe eine böse Bibel und wähle später selbst diese Form der ungehobelten Kommunikation. Wenn ein Kind das nicht akzeptiert, bekommt es wohl vorläufig die doppelte Portion Schläge. Wenn es Pech hat, bleiben die Konflikte zwischen den Personen ein Leben lang erhalten - und auch Seelenschäden werden von Dauer. Im Erwachsenenalter kommt noch ein Zwist mit Gott dazu, der meint: "Rute nicht schonen!" Das Herz sagt ganz entschieden "nein" dazu.
Als ich die Sprüche in Hebräisch las, habe ich erst einmal ein paar Stunden lang gelacht:
שיח ['siax] Verb, sich befassen,
bedenken, reden,
Subjekt
Gespräch, Beziehungen
שיח ['siax] Strauch (Rute ist wirklich sehr weit hergeholt)
מוסר [musar] Moral,
Ethik, Zurechtweisung,
Belehrung, Zucht
מוסר [mosér] aber ist ein Denunziant.
Mit Begriffsdeutungen in Deutsch kommt man nicht weiter, kann die Sätze nicht wirklich verstehen.
Schon die Konstruktion eines Satzes in den Sprüchen weist in ihrer Vielfalt der Aussagen auf sehr einfühlsame Aspekte hin. Sie gehen wirklich in die Seele und helfen, Kinder liebevoller mit ganz anderer Moral, mit etwas mehr Verständnis zu erziehen.. Prügel und Ruten kann man vergessen!
(Ihre Legitimisierung durch die Bibel auch.)