Pluto hat geschrieben:Das ist weder biblisch noch logisch und dazu eine Behauptung die auf einem sehr fragwürdigen Weltbild gründet.closs hat geschrieben:ALLES, was ist, ist gefügt.
Hallo Pluto, (hallo Kurt),
unser lieber Kurt stützt seine "These der göttlichen Fügung" auf folgenden alttestamentlichen
prophetischen Ausspruch, der sich gegen Sanherib, den kriegerischen König der Assyrer, rich-
tete (2. Könige 19, 25):
"Hast du nicht gehört: Schon vor langer Zeit habe ich es so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit
habe ich es so geplant; jetzt ließ ich es kommen. So konntest du befestigte Städte zerstören
und in Trümmer verwandeln...."
Der assyrische König, der nach einem uralten Plan Jahwes und dessen Fügung Städte eroberte
und diese in Schutt und Asche legte, es aber dann wagte, mit seinem Heer gegen Jerusalem und
damit gegen Jahwe selbst zu Felde zu ziehen (göttliche Fügung!), musste unverrichteter Dinge in
sein Land zurückkehren, weil der Engel des Herrn "in jener Nacht" im assyischen Lager 185.000
Mann erschlug (2. Könige 19, 35). Jahwe schützte seine heilige Stadt Jerusalem, obwohl er es
selbst - so verstehe ich Kurt - so gefügt haben muss, dass der Assyrerkönig gegen Jerusalem zu
Felde zog. Für mich logisch nicht nachvollziehbar!
Jerusalem bzw. das Südreich Juda wurde dennoch 587 v. Chr. vom babylonischen Herrscher Ne-
bukadnezar II. erobert (Zerstörung des Jahwe-Tempels, Verschleppung der Oberschicht). Die As-
syrer unterwarfen das Nordreich Israel bereits im Jahr 722 v. Chr. völlig; die dort ansässigen zehn
Stämme "gingen unter" und blieben bis heute "verschollen".
Was mich nun sehr erstaunt ist, dass Kurt diesen Spruch des Propheten
a) wörtlich nimmt und diesen (ohne erkennbare Begründung)
b) universell verallgemeinert (alle weltlichen und überweltlichen Ereignisse sind
göttlich geplant und "gefügt").
Tja, Kurt ist - wie schon mehrfach betont - der Meister der Eisegese schlechthin!
Zur Erinnerung:
Eisegese bezeichnet eine Textauslegung, bei der etwas in den Text hineininterpre-
tiert wird, das nicht darin steht oder nicht gemeint war. "Eisegetisches" Verhal-
ten steht im Widerspruch zu seriöser Exegese. Dass man bei der Interpretation und
Deutung biblischer Texte mit einer gewissen Grundeinstellung an diese herantritt,
ist o.k. Solange dabei Diziplin gewahrt wird, ist die Gefahr nicht so groß, blindlings
in die selbst aufgestellte Falle der Eisegese zu tappen. Aber wehe, wenn diese Dizi-
plin fehlt und den biblischen Texten ein selbstentworfenes Weltbild "gewaltsam" über-
gestülpt wird!
LG Münek