Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

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Andreas
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#1071 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 16:40

romana hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:37
Ich denke nicht, dass Kain oder Abel überhaupt irgendwas mit dem Sündenfall zu tun haben.
Das denke ich ja auch nicht, weil es meiner Meinung nach diesen angeblichen "Sündenfall" in der Erzählung gar nicht gibt.

romana
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#1072 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von romana » Do 31. Okt 2019, 16:45

Andreas hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:40
romana hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:37
Ich denke nicht, dass Kain oder Abel überhaupt irgendwas mit dem Sündenfall zu tun haben.
Das denke ich ja auch nicht, weil es meiner Meinung nach diesen angeblichen "Sündenfall" in der Erzählung gar nicht gibt.

Sündenfall im Sinne, dass die ganze Schöpfung nun gefallen und verloren ist, denke ich auch nicht.

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Andreas
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#1073 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 17:03

Ich versuche anhand des Textes zu begründen, wieso ich das behaupte. Solche Begründungen liefert man nicht in zwei, drei Sätzen ab. Da muss man sich schon über diesen ganzen Text hermachen - eigentlich den ganzen Text der Urerzählung in dessen Kontext er ja steht.

Dann gibt es natürlich noch den angesammelten Widerstand von mehr als 2000 Jahren jüdischer und christlicher Interpretation im Sinne des angeblichen "Sündenfalls". Dass ich hier gegen Windmühlen kämpfe und nicht gewinnen kann, ist mir schon klar.

Dass ich es trotzdem tue, hat einen einfachen Grund:


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Andreas
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#1074 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 17:33

romana hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:37
Ich denke nicht, dass Kain oder Abel überhaupt irgendwas mit dem Sündenfall zu tun haben.
Nicht direkt mit DIESEM angeblichen "Sündenfall" in der Garten Eden Erzählung. Indirekt aber schon, weil sie gegen das wesentliche Gebot in der Garten Eden Erzählung verstoßen. "Fleisch von meinem Fleisch ..." "Bin ich meines Bruders Hüter?" und deswegen zwei Opfer darbringen und nicht ein gemeinsames für ihren Gott.

Doch diese Erzählung von Kain und Abel beschreibt den wirklichen Sündenfall in der Urerzählung. Die am häufigsten im AT erwähnte Sünde ist, dass das auserwählte Volk nicht nur einen Gott, nicht nur einen Kultplatz für die Opferungen für diesen einen Gott in dem einen Tempel in Jerusalem hat, sondern mehrere Kultplätze - auch für andere Götter.

Davon handelt der Großteil der jüdischen Bibel. In den Chronik-Büchern wird jeder darin erwähnte König genau danach beurteilt, ob es in seinem Reich nur diesen einen Kult und Kultplatz für diesen einen Gott gibt - oder ob es noch andere Kulte und Kultorte für andere Götter in seinem Reich gibt. Deshalb verlieren alle das Land, und nur die Juden werden im Exil (der Arche Noahs) gerettet und kehren zurück um den zweiten Tempel in Jerusalem, als einzigen Kultort für ihren einzigen Gott zu bauen.

Die Urerzählung ist der Gründungsmythos und das weitere, einschließlich des Baues des zweiten Tempels, sind die Gründungslegenden des Judentums. Das sind auch die Wurzeln des Jesus von Nazareth und in der Folge des Christentums. Das so wahrzunehmen, mindert in keiner Weise die spirituellen Inhalte der Bibel, weder des AT noch des NT.

romana
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#1075 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von romana » Do 31. Okt 2019, 17:50

Andreas hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 17:33
romana hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:37
Ich denke nicht, dass Kain oder Abel überhaupt irgendwas mit dem Sündenfall zu tun haben.
Nicht direkt mit DIESEM angeblichen "Sündenfall" in der Garten Eden Erzählung. Indirekt aber schon, weil sie gegen die zwei wesentlichen Gebote in der Garten Eden Erzählung verstoßen. Fleisch von meinem Fleisch und Bin ich meines Bruders Hüter.

Doch diese Erzählung von Kain und Abel beschreibt den wirklichen Sündenfall in der Urerzählung. Die am häufigsten im AT erwähnte Sünde ist, dass das auserwählte Volk nicht nur einen Gott, nicht nur einen Kultplatz für die Opferungen für diesen einen Gott in dem einen Tempel in Jerusalem hat, sondern mehrere Kultplätze - auch für andere Götter.

Davon handelt der Großteil der jüdischen Bibel. In den Chronik-Büchern wird jeder darin erwähnte König genau danach beurteilt, ob es in seinem Reich nur diesen einen Kult und Kultplatz für diesen einen Gott gibt - oder ob es noch andere Kulte und Kultorte für andere Götter in seinem Reich gibt.

Einverstanden



Deshalb verlieren alle das Land, und nur die Juden werden im Exil (der Arche Noahs) gerettet und kehren zurück um den zweiten Tempel in Jerusalem, als einzigen Kultort für ihren einzigen Gott zu bauen.

Die Urerzählung ist der Gründungsmythos und das weitere, einschließlich des Baues des zweiten Tempels, sind die Gründungslegenden des Judentums.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Ist das einfach deine Interpretation?

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#1076 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 18:11

romana hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 17:50
Deshalb verlieren alle das Land, und nur die Juden werden im Exil (der Arche Noahs) gerettet und kehren zurück um den zweiten Tempel in Jerusalem, als einzigen Kultort für ihren einzigen Gott zu bauen.

Die Urerzählung ist der Gründungsmythos und das weitere, einschließlich des Baues des zweiten Tempels, sind die Gründungslegenden des Judentums.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Ist das einfach deine Interpretation?
Natürlich ist das "nur" eine Interpretation. Eine Bibel ohne Interpretation taugt nur dafür, einen Kohleofen anzuheizen.

Schau, die Erzählungen über die zwölf Söhne Israels haben nur den einen Zweck, dass der eine Sohn, der viertgeborene Juda das Land erbt. Der einzige andere Sohn Jakobs, der noch eine Rolle im heutigen rabbinischen Judentum spielt ist Levi, bzw. dessen Nachkommen "die Söhne Aarons" als Priesterschaft - aber ohne Landbesitz!

Warum? "Weil" Simeon und Levi das Massaker in Sichem der Hauptstadt der "Samaritaner" angerichtet haben. Ruben vögelt eine Frau seines Vaters. So werden die drei erstgeborenen Söhne von Jakob in seinem Segen enterbt - vom Landbesitz. Juda ist der Viertgeborene und erbt in der Folge alles, also DAS ganze verheißene Land, weil alle anderen Stämme Israels in der assyrischen Sintflut untergehen. Die babylonische Sintflut muss bis über den "höchsten" Berg des Landes Juda reichen. Eretz ist das Land und nicht die Erde. Falsche Übersetzung! Eine weltweite Flut ist unbiblisch. Es geht einzig um den Tempelberg, weil dort der erste Tempel steht, der dabei vernichtet wurde. Nach der Rückkehr der Juden aus dem Exil (Arche) beginnt das Frühjudentum aus dem sich später unser heutiges rabbinisches Judentum entwickelt hat.

Identitätsmerkmale des Judentums sind "von alters her": Monotheismus JHWH, Sabbatgebot, Beschneidung, Tempel in der heiligen Stadt Jerusalem und das Land Israel in engster theologischer Verknüpfung und selbstverständlich ihre Heilig Schrift - das "AT" der Tenach in dem das alles als Begründung steht.

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#1077 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von romana » Do 31. Okt 2019, 18:19

Wann und von wem wurde die Bibel geschrieben?

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#1078 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 18:40

Das kannst du dir doch von dieser Warte aus betrachtet selbst beantworten. Die Sintfluterzählung muss exilisch oder sogar nachexilisch sein. Die Doppelungen und unterschiedlichen Zeitgangaben lassen sich aus den beiden Sintfluten, der assyrischen und der babylonischen "Sintflut" gut erklären. Die Bibel wurde von vielen geschrieben, die unterschiedliche Gottesbilder hatten. Ältere Texte wurden verarbeitet, umgeschrieben, vernichtet - darüber entschied der letzte Redaktor, wer immer das gewesen sein mag.

Wann genau und wer an der Abfassung beteiligt war, weiß niemand. Da kann man wirklich nur spekulieren und es gibt dazu viele unterschiedliche Spekulationen. Nix genaues weiß man nicht. Trotzdem kann man den Texten doch einiges über die Reihenfolge ihrer Entstehung entnehmen. Irgendwann lassen sich in den Texten historische Tatsachen nachweisen, was aber nicht heißt, dass sich z.B. die Erzählungen über König Ahab in historischer Wirklichkeit auch so abgespielt haben, wie sie in der Bibel erzählt werden.

Dass Jesus eine historische Person ist, bedeutet ja auch nicht, dass sich alles so zugetragen hätte, wie es die Evangelien erzählen. Das ist auch nicht wirklich wichtig, weil es um die Vermittlung unterschiedlicher Jesusbilder geht, und nicht um Jesus in Persona. Das alles sind Glaubenszeugnisse - nicht mehr und nicht weniger. Man MUSS nicht so glauben, wie die Autoren sondern man DARF sich ihrem Glauben anschließen, man DARF das aber auch ablehnen. Dass "DIE BIBEL" nichts als historische Tatsachen überliefern würde ist ein Mythos über "DIE BIBEL", der wie ich meine dem Glauben auf Dauer sehr schaden wird, weil es der verkrampfte Versuch ist zu wissen, was zu glauben ist. Dahinter steckt ein übergroßes Bedürfnis nach Sicherheiten. In der Liebe ist nichts sicher außer der Glaube an sie. Sie ist das größte Wagnis, aber auch die größte Hoffnung und einzige Perspektive des sterblichen Menschen. Und das ist gut so.

romana
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#1079 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von romana » Do 31. Okt 2019, 18:51

Hätte sich da nicht Wiederstand ergeben, wären plötzlich ,solche Geschichten' aufgetaucht und verbreitet worden?
Was meinst du?

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Andreas
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#1080 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 31. Okt 2019, 19:09

Wer hat denn diese Erzählungen geschrieben? Der Bauer auf dem Acker sicher nicht, sondern die aristokratische und priesterliche Elite. Der glauben doch die Menschen heute auch noch alles Mögliche und vor allem alles Unmögliche.

Diese Elite der Juden wurde ins babylonische Exil verbannt, das einfache Volk musste in Israel am Existenzminimum weiter schuften wie bisher. Diese Elite in Babylon brauchte unabweisbare Begründungen um ihre Landansprüche auf ihre verlorenen Besitztümer bei ihrer Rückkehr aus dem Exil zu legitimieren. Einen solchen unabweisbaren Grund lieferten damals überall im Orient und nicht nur dort die Götter.

Wie lange glauben wir schon an die Märchen vom unendlichen wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand, und vom Zinseszins des Geldes, welche uns unsere Eliten seit Ewigkeiten in den schillerndsten Farben erzählen - obwohl das faktisch fast nur für die wenigen Angehörigen dieser Eliten gilt - nicht aber für den viel größeren Rest des Volkes?

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