warum man an Christus glaubt...

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
michaelit
Beiträge: 873
Registriert: Sa 1. Feb 2014, 17:22

#1 warum man an Christus glaubt...

Beitrag von michaelit » Fr 29. Apr 2016, 16:58

Heute möchte ich mich hier einmal auf sicherlich schwieriges Terrain vorwagen. Ich glaube nicht, daß ich mich so leicht verständlich machen können werde, aber ich will es wenigstens versuchen.

Warum mögen Menschen an Christus und seinen Vater glauben?

Ich glaube dafür gibt es gemeinhin zwei verschiedene Gründe.

Der eine, den ich den positiven nennen möchte, wäre daß wir an Gott glauben weil er uns liebt und dies uns in Christus und in seinem Kreuz und in seiner Auferstehung deutlich gemacht hat. Durch das Kreuzopfer sind unsere Sünden und die der ganzen Welt vergeben. Es herrscht die Aufforderung zu universaler Liebe. Wir sind aus Gnade gerettet und brauchen sie uns nicht verdienen - sie ist ein freies Geschenk.

Es gibt aber noch einen anderen, hier negativ zu bezeichneten Grund an Christus zu glauben. Man glaubt damit man nicht von Gott gehaßt wird. Man glaubt damit man Sünden vergeben bekommt. Man glaubt, damit man erlöst wird. Kreuz und Auferstehung werden nicht weiter betont und gelten eigentlich nur als Exempel Gottes Handelns das zu verehren wäre - mit dem gleichen Unterton wie bei dem Glauben den ich oben beschrieb: Glaube, liebe und verehre Gott damit du nicht von ihm gehaßt wirst. Gnade ist das Gut das du dir unter Strafandrohung heraussuchen kannst, aber eigentlich handelt es sich nur um den Sündenablaß eines obskuren Gottkönigs.

Ich habe bei der Unterscheidung zwischen diesen beiden Gründen an Christus zu glauben, bewußt etwas übertrieben. Es stimmt daß auch derjenige von uns der an Gottes Liebe glaubt, unter Umständen noch zweifelt, wie etwa ob er Gottes Liebe überhaupt verdient hat oder ob es für Vergebung noch irgendwelche Bedingungen gibt. Es ist wohl auch wahr daß derjenige der an Gott glaubt damit Gott ihn nicht haßt, unter Umständen viel Gerechtigkeit hervorbringt indem er beispielsweise mit allen Sünden gegen die 10 Gebote aufhört.

Aber grundsätzlich gilt die Unterscheidung: wir glauben entweder an Gott weil er uns liebt, oder weil man sich seine Liebe verdienen will. Es kommt darauf an was man zuerst setzt - die Liebe Gottes oder einen Willen Gottes daß wir ihn lieben und dabei das tun was er fordert. Ich denke man sollte immer mit der Liebe Gottes beginnen, denn nur so wird die Geschichte rund und macht echten theologischen Sinn. Das sehe ich darin daß ohne die Liebe Gottes von gar nichts signifikantem Spirituellen zu reden ist. Ohne die anfänglich gesetzte Liebe Gottes ist alle Religion nur ein Mangel an Einsicht und Glaube!

Benutzeravatar
seeadler
Beiträge: 4649
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:24
Kontaktdaten:

#2 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von seeadler » Sa 3. Sep 2016, 06:25

michaelit hat geschrieben:Aber grundsätzlich gilt die Unterscheidung: wir glauben entweder an Gott weil er uns liebt, oder weil man sich seine Liebe verdienen will. Es kommt darauf an was man zuerst setzt - die Liebe Gottes oder einen Willen Gottes daß wir ihn lieben und dabei das tun was er fordert. Ich denke man sollte immer mit der Liebe Gottes beginnen, denn nur so wird die Geschichte rund und macht echten theologischen Sinn. Das sehe ich darin daß ohne die Liebe Gottes von gar nichts signifikantem Spirituellen zu reden ist. Ohne die anfänglich gesetzte Liebe Gottes ist alle Religion nur ein Mangel an Einsicht und Glaube!

Wie viele Ungläubige gibt es allein hier in diesem Forum. Wie viele von ihnen beleidigen dabei fortwährend den Gott, den ich liebe, und wo ich persönlich es nicht dulden kann und werde, dass dieser, "mein" Gott so beleidigt wird, wie es hier oftmals der Fall ist.

Und doch, wenn Gott genauso gestrickt wäre, wie ich, und ebenso selektiv mit den Menschen umgehen würde, dann hätte wahrlich niemand eine Chance, sich einem Gott zu nähern, den er so nicht wahrnehmen und somit physisch sehen kann.
Du hast in einem anderen Thread von dem Geist Gottes gesprochen, der in allem zu erfahren und zu erleben ist. Eine Erfahrung, die ich gerade in den letzten zehn Jahren sehr stark spüren musste. Darum ist Gott auch in dem, der Gott ablehnt, denn ohne Gott gäbe es diesen Menschen überhaupt nicht, egal ob er an diesem glaubt oder nicht. Das bedeutet für mich, Gott hat seinen individuellen Weg mit diesem seinem Geschöpf, welches ihn ablehnt, und wird sicherlich nichts unversucht lassen, diesem, seiner Liebe, irgendwie näher zu kommen, damit auch dieser sich ihm nähert - denn er will nicht, dass irgend jemand allein schon durch den Tod verloren geht. Das aber passiert nun mal, wenn ich bis zu meinem physischen Tod absolut nein sage zu ihm, zu seiner Stimme = Jesus Christus und ihn kategorisch ablehne.

Das bedeutet in Bezug zu deinem Thema, dass sich auch die Liebe zu Christus zu Gott ebenso entwickeln muss. Sie ist nicht von vornherein da, und diese kann man auch weder erkaufen noch erzwingen, sondern sie entwickelt sich aus dem Inneren heraus - oder sie tut es eben nicht!

Es ist die Liebe Gottes zu all seinen Geschöpfen, dass diese überhaupt existieren. Ohne diese grundsätzlich vorhandene Liebe gäbe es nichts auf dieser Welt, nicht einmal das Böse. Und diese Liebe stellt zunächst keine Forderungen, sondern lediglich Erwartungen.

Es ist ein langer Weg zwischen jener ersten Liebe und dem Verständnis, was mit der Liebe gekoppelt ist. Gott erwartet nicht, dass dies sofort verstanden wird. Viele wissen ja nicht einmal wirklich, warum Christus geboren und gestorben ist, und welche Bedeutung dies für mich persönlich hat. Jene Geburt Christi und somit auch jener Tod Christi muss in jedem Menschen individuell erlebt werden, damit er erfährt, was dabei passiert und wofür dies geschieht. Erst dann hat man eine Stufe erreicht, die mit einer Befruchtung mit dem Geist Gottes gleichgesetzt werden kann, und wodurch man ein Neuer Mensch wird. befruchtet durch den Heiligen Geist mittels Jesus Christus.

Erst dann lernen wir, was jene Liebe zwischen Gott und uns bedeutet und zugleich auch, warum wir erschaffen worden sind.
Ernesto Cardenal hat es einmal so ausgedrückt : "Damit Gott Gott lieben möge in Millionen von Seelen und Millionen von Herzen."
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#3 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von JackSparrow » Sa 3. Sep 2016, 08:23

michaelit hat geschrieben:Warum mögen Menschen an Christus und seinen Vater glauben?
1) Weil sie so erzogen wurden, der jeweiligen Gemeinschaft angehören und somit überhaupt keine Wahl haben, wenn sie nicht als Einzelgänger enden wollen.

2) Weil sie sich dann für besser, schlauer und elitärer halten können als der Rest der Menschheit (schließlich hat man ja dann einen "heiligen Geist"). Und evidenzbasierte Alternativen wie Biologie oder Quantenmechanik sind den meisten Leuten einfach viel zu kompliziert.

3) Die meisten Menschen übernehmen nicht gern Verantwortung. Da ist es ein beruhigendes Gefühl zu glauben, das eigene Leben würde von Göttern und Geistern gesteuert und man wäre seinem Schicksal sowieso hilflos ausgeliefert.

Der eine, den ich den positiven nennen möchte, wäre daß wir an Gott glauben weil er uns liebt
Soll auch Frauen geben, die jahrelang von ihren Ehemännern geschlagen werden und sich trotzdem einbilden, ihr Mann würde sie lieben. Klarer Fall von Punkt 3 (siehe oben).

Wir sind aus Gnade gerettet und brauchen sie uns nicht verdienen - sie ist ein freies Geschenk.
Sein Leben lang so tun zu müssen, als sei Jesus eine reale Person, als hätte man eine "persönliche Beziehung" zu Gott und als würde man wirklich verstehen, was in der Bibel steht, scheint mir aber schon ein ziemlich hoher Preis zu sein. Mir persönlich wäre es sehr unangenehm, wenn ich auf diese Art ständig meine Mitmenschen hinters Licht führen müsste.

Benutzeravatar
lovetrail
Beiträge: 4855
Registriert: Sa 1. Jun 2013, 20:00

#4 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von lovetrail » Sa 3. Sep 2016, 08:40

Jack, deine Einwände sind wichtig und gut. Sie zerschlagen die Götzen, die sich als Gott selbst darstellen (und leider auch zu oft als Gott verehrt werden).

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Benutzeravatar
seeadler
Beiträge: 4649
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:24
Kontaktdaten:

#5 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von seeadler » Sa 3. Sep 2016, 12:52

lovetrail hat geschrieben:Jack, deine Einwände sind wichtig und gut. Sie zerschlagen die Götzen, die sich als Gott selbst darstellen (und leider auch zu oft als Gott verehrt werden).

LG

Das könnte man so annehmen, sofern es sich dabei wirklich um Götzen und fremdartige Götter handelt, nicht aber im Falle einer wirklichen Gotteserfahrung, von der ich selbst ausgehe und die ich zu schätzen weiß. Dies hat ganz sicher nichts mit all dem zu tun, was Jack da einwendet. Ich wünsche ihm, dass er eine solche Gotteserfahrung erlebt. Dann können wir noch einmal darüber reden.
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#6 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von Pluto » Sa 3. Sep 2016, 12:57

seeadler hat geschrieben:Das könnte man so annehmen, sofern es sich dabei wirklich um Götzen und fremdartige Götter handelt, nicht aber im Falle einer wirklichen Gotteserfahrung, von der ich selbst ausgehe und die ich zu schätzen weiß.
Da stellt sich bei mir sofort die Frage ein:
Wie unterscheidet man zwischen Götzenerfahrungen und Gotteserfahrungen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#7 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von Rembremerding » Sa 3. Sep 2016, 13:12

seeadler hat geschrieben:Das könnte man so annehmen, sofern es sich dabei wirklich um Götzen und fremdartige Götter handelt, nicht aber im Falle einer wirklichen Gotteserfahrung, von der ich selbst ausgehe und die ich zu schätzen weiß.
... eine Götzenerfahrung kann auch jeder Atheist ständig erkennen, wenn er noch fähig, zu reflektieren:
befriedet, tröstet, erfreut, stärkt, umliebt mich, verleiht Sinn, stillt meine Sehnsucht endgültig das Erfahrene? Das kann nur Gott.
Oder lässt es mich rastlos, nur kurz befriedigt, unsicher, verwirrt, entmutigt, sinnentleert, ungeliebt und unliebend, letztlich wieder unbefriedigt mit meiner Sehnsucht zurück? Dann ist es eine Götzenerfahrung.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#8 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von Pluto » Sa 3. Sep 2016, 13:15

Rembremerding hat geschrieben:... eine Götzenerfahrung kann auch jeder Atheist ständig erkennen, wenn er noch fähig, zu reflektieren:
befriedet, tröstet, erfreut, stärkt, umliebt mich, verleiht Sinn, stillt meine Sehnsucht endgültig das Erfahrene? Das kann nur Gott.
Wie oft muss man eigentlich eine solche Gotteserfahrung machen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#9 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von Rembremerding » Sa 3. Sep 2016, 13:17

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:... eine Götzenerfahrung kann auch jeder Atheist ständig erkennen, wenn er noch fähig, zu reflektieren:
befriedet, tröstet, erfreut, stärkt, umliebt mich, verleiht Sinn, stillt meine Sehnsucht endgültig das Erfahrene? Das kann nur Gott.
Wie oft muss man eigentlich eine solche Gotteserfahrung machen?
Man "muss sie nicht machen", das ist unmöglich. Sie wird einen geschenkt, aus Gottes Gnade.
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#10 Re: warum man an Christus glaubt...

Beitrag von Pluto » Sa 3. Sep 2016, 13:20

Rembremerding hat geschrieben:Man "muss sie nicht machen", das ist unmöglich. Sie wird einen geschenkt, aus Gottes Gnade.
Auch gut. Aber wie oft bekommt man ein solches Geschenk?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten