ThomasM hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:
Vielleicht so, wie Paul Hoyningen-Huene es in seiner Vorlesung "Was ist Wissenschaft?" - die per Video dokumentiert ist - es tut:
Habe mir gerade die 1. Vorlesung angehört. Ich muss sagen, ich bin begeistert.
Der Mann hat eine sehr klare und verständliche Ausdrucksweise und bringt seine Aussagen extrem verständlich rüber.
Danke für den Tipp.
In Teil 1 der ersten Vorlesung blättert er auf, warum die Wissenschaft heute in eine Krise geraten ist.
Ich hatte vor einer Weile seine Herleitung mal in Stichworten mitgeschrieben, das kopiere ich hier mal eben rein.
Paul Hoyningen-Huene
Was ist Wissenschaft? – Erste Vorlesung, Teil 1, ab ca 21:40
Geschichte der Antworten auf die Frage: Was ist Wissenschaft? Im Abendland
Motor dieser Entwicklung
- Veränderung der Wissenschaften selber
- Veränderung des Nachdenkens über Wissenschaft
Vier Phasen
1.
Antike bis 17. Jahrhundert
Wissenschaftliches Wissen ist sicheres Wissen, durch Beweis etabliert. Ab griechischer Mathematik. Durch Aristoteles festgehalten.
Heute gibt es kaum noch Beweis, außer in der Mathematik. In den übrigen Wissenschaften hat man sich das abschminken müssen.
2.
17. Jahrhundert bis Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts – Beginn einer neuen Phase. der Neuzeit
Wissenschaftliches Wissen ist immer noch sicheres Wissen, aber nun durch die wissenschaftliche(n) Methode(n) etabliert. Nur in der Mathematik gilt noch „Beweis“.
Das, was die Wissenschaft besonders macht, ist also die Methodik.
3.
Mitte des 19., spätestens Beginn 20. Jahrhundert
Wissenschaftliches Wissen ist nicht mehr sicheres, sondern fehlbares Wissen; revidierbar.
Hat auch die Mathematik betroffen – den Beweis hat sie gerettet, musste aber den Gegenstandsbezug aufgeben.
Nur noch Formalwissenschaft. Um 1900 etwa abgeschlossen.
4.
Letztes Drittel des 20. Jahrhunderts bis jetzt – große Katastrophe
Die Vorstellung löst sich auf, dass Wissenschaft ein Unternehmen ist, das von strikt geltenden Regeln und Methoden generiert.
Durch historische Studien aufgezeigt: Wissenschaft hat nicht ihren Sonderstatus durch diese Regeln und Methoden.
Das ist historisch nicht richtig.
a.
Thomas Kuhn, Gegentheorie: Die reale Wissenschaft findet Wissen nicht durch Regeln, sondern von vorbildgebenden Problemlösungen.
b. Paul Feyerabend: Bringt Beispiel, dass wissenschaftlicher Fortschritt durch Verletzung der Methode erreicht.
Es gibt keine substantiellen Regeln, die nicht schon aus guten Grund verletzt worden sind.
Nun also:
Neu die Frage stellen: Was ist Wissenschaft
Dazu den Stand aller Wissenschaften angucken.