AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung (Bibelforum)

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closs
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#1 AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung (Bibelforum)

Beitrag von closs » Sa 28. Feb 2015, 13:15

Dies soll ein Versuch sein - auch der Thread-Titel ist ein Versuch -, wie man heute den Text des AT aus sich selbst heraus (also ohne obligatorisches Schielen ins NT) verstehen kann - und was die Menschen damals verstanden haben könnten. - Ohne weitere Umschweife (von denen es viele gäbe): Fangen wir einfach vorne an - was bedeutet eigentlich:

Gen. 1,1 Im Anfang schuf Gott
Was ist Anfang? Was ist Schöpfung? Was ist Gott?

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Halman
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#2 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Halman » Sa 28. Feb 2015, 14:50

Das ist eine sehr interessante Frage, die Du da aufwirfst, lieber Kurt. Mit dem ersten Satz der Bibel hatte ich mich mal aufgrund von Diskussionen genauer beschäftigt und meine bescheidenen Erkenntnisse im Mai letzten Jahres in diesem Beitrag dargelegt.

Die ersten vier Worte der Bibel (drei im Hebräischen) haben es in sich und ich behaupte, dass sich ihre volle Bedeutung und Tiefgründigkeit erst im hebräischen Grundtext offenbart.
Du fragst im Grunde nach der Bedeutung der Worte:
Bere'schít (בְּרֵאשִׁית) barah (ברא) Ëlohīm (אלהים) ...

Der Begriff Bere'schít wurde in der LXX mit Ἐν ἀρχῇ (en archê) übersetzt, übrigens genau die Worte, mit denen das JohEv beginnt.
- En archê (ἐν ἀρχῇ) heißt auf deutsch "Im Anfang"
- epoiÄ“sen (ἐποίησεν) wird mit "schuf" übersetzt
- ho theos (ὁ θεὸς) wird mit "Gott" übesetzt, lautet aber wörtlich "der Gott", da "ho" (ὁ) ein bestimmter Artikel ist. Die Verwendung des bestimmten Artikels ist bedeutsam, macht sie doch DEN Gott als den bestimmten Schöpfer kenntlich. Es ist nicht von irgendeinen Gott die Rede, sondern von ËlohÄ«m (Pluralis Majestatis von Eloah). Da der Plural im griechischem Denken nicht als Hoheitsplural funktioniert, da Theoi (Θεοί) polytheistisch verstanden und gebraucht wurde, weil es in der hellenistischen Kultur nun mal eine Vielzahl von Göttern gab, entschieden sich die Schriftgelehrten im 3. Jh. v. Chr. in Alexandria ËlohÄ«m sinngemäß mit ho theos zu übersetzen.

Hier noch mal die beiden Sprachen (hebräisch und griechisch) aus den Grundtexten und der Zielsprache (deutsch):
Hebräisch: Bere'schít (בְּרֵאשִׁית) barah (ברא) ËlohÄ«m (אלהים) ...
Griechisch: ἐν ἀρχῇ (En archê) ἐποίησεν (epoiēsen) ὁ θεὸς (ho theos) ...
Deutsch: Im Anfang schuf Gott ...

In der "Oase des Friedens" habe ich zum ersten Wort der Bibel (welches Luther mit "Am Anfang" übersetzte) folgende Erklärung gefunden:
Aussagekraft. Bereschit bezeichnet zudem die Bedeutungslosigkeit von Zeit und Raum im schöpferischen Wirken.
Die Übersetzung "Am Anfang" ist irreführend, da sie einen genauen Anfangspunkt suggeriert. Die in vielen anderen Bibeln gebräuliche Übersetzung "Im Anfang" ist treffender, da hiermit der "Anfang" als unbestimmter Zeitraum beschrieben wird. Dies ist die "Urzeit", welche vor uns "verhüllt" ist.

Ich glaube, die Bereschit (Im Anfang) entspricht der "Ewigkeit" (Schlachter) bzw. der "Urzeit" (Elberfelder) in Micha 5:1. Im Hebräischem steht hier das Wort עולם (ʽōlám). Es leitet sich von einer Wurzel her, die den Gedanken von verhüllen enhält. ἐν ἀρχῇ beschreibt demzufolge "verborgene Zeiten".

Das Wort barah drückt die Fähigkeit Gottes aus, ohne Zuhilfename eines Stoffes (wie Ton usw.) etwas neues Kraft seiner allgewaltigen Schöpfermacht zu erschaffen. Im lateinischen gibt es hierfür die bekannte Aussage: creatio ex nihilo.

Nur ËlohÄ«m, ho theos, besitzt diese Fähigkeit. Daher ist er über andere Götter (Theoi) erhaben. Der Hoheitsplural von Eloah zu ËlohÄ«m ist eine Steigerung; so ähnlich wie Kaiser gegenüber König eine Steigerung darstellt.

Was bedeuten die Worte "Im Anfang schuf Gott"? In der verhüllten Urzeit des Anfang schuf GOTT (Jes 40:26) ...
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#3 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » Sa 28. Feb 2015, 15:03

Halman hat geschrieben:Was bedeuten die Worte "Im Anfang schuf Gott"? In der verhüllten Urzeit des Anfang schuf GOTT
Sehr interessant - und passt möglicherweise zu meinem Ansatz (überprüfe es bitte):

„Anfang“ bezeichnet einen Zeitpunkt. Ein Zeitpunkt ist nur möglich, wenn es Zeit gibt. Da „Anfang“ somit den ersten Moment in der Zeit benennt, gibt es kein Zeitliches „vor“ dem Anfang. Der Ursprung des „Anfangs“ ist also nicht das Zeitliche.

„Schöpfung“ bedeutet, dass es einen „Schöpfer“ gibt – sonst hieße es „Werden“. - Schöpfung kann dabei zweierlei bedeuten: Schöpfung „ex deo“, also außerhalb von Gott, oder Schöpfung „de Deo“, also (wörtlich) „von Gott“ im Sinne von „aus göttlicher Substanz heraus“. Beispielhaft auf den Menschen übertragen: Ein Bild, das man malt, ist eine Schöpfung des Menschen, welche außerhalb des Menschen („ex homine“) stattfindet. - Ein Kind zeugen und gebären, ist Schöpfung aus dem Menschen („de homine“) heraus. – Die Antwort auf die Frage, ob der Mensch „ex nihilo“ oder „de deo“ geschaffen ist, entscheidet dabei folgendes: Sind wir von Gott aus dem Nichts (wie ein gemaltes Bild) („ex nihilo“) geschaffen? – Oder haben wir unseren Ursprung aus Gott selbst (also aus Gott geboren) („de deo“)? – Die biblische Tatsache, dass Gott den Menschen „als unser Abbild“ (Gen. 1,27) schafft, spricht für die „De deo“-Version: Der Mensch ist dann kein von Gott ins Nichts gemalte Bild, sondern kommt aus Gott heraus wie ein Kind aus der Mutter.

Das Wort „Gott“ bedeutet somit, dass es ein Sein gibt, aus dem Zeit und Schöpfung kommen.

Der Satz „Am Anfang schuf Gott“ hieße also ontologisch: „Das Sein über der Zeit, also das über-zeitliche Sein, schuf die zeitliche Schöpfung aus sich heraus.“

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Scrypt0n
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#4 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Scrypt0n » Sa 28. Feb 2015, 15:38

closs hat geschrieben:Das Wort „Gott“ bedeutet somit, dass es ein Sein gibt, aus dem Zeit und Schöpfung kommen.
Nicht zwingend, nein.
Es kann auch einfach bedeuten, dass "unser" Anfang damit gemeint ist - dass es also etwas (Gott) gibt, aus dem unsere(!) Zeit kommt und alles, was es damit verbunden gibt.

closs hat geschrieben:Der Satz „Am Anfang schuf Gott“ hieße also ontologisch: „Das Sein über der Zeit, also das über-zeitliche Sein, schuf die zeitliche Schöpfung aus sich heraus.“
Ich würde sagen, diese "ontologisch-kurtische Überzeitlichkeit" ist weder ontologisch zu brgründen noch etwas, was die Bibelschreiber damals so verstanden oder gemeint hätten.

2Lena
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#5 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von 2Lena » So 1. Mär 2015, 08:42

Hallo zusammen!

Halman hat geschrieben:Zielsprache (deutsch):
Hebräisch: Bere'schít (בְּרֵאשִׁית) barah (ברא) ËlohÄ«m (אלהים) ...
Griechisch: ἐν ἀρχῇ (En archê) ἐποίησεν (epoiēsen) ὁ θεὸς (ho theos) ...
Deutsch: Im Anfang schuf Gott ...
Die griechische Übersetzung entstand um 300 VOR Christus in Alexandrien, Ägypten.
Der Grund: Alexander der Große hatte das Reich der Achämiden erobert. Die Diplomatensprache des riesigen Reiches (Indien bis Ägypten, Mittelmeer, Schwarzmeer) war Hebräisch / Aramäisch. Nun kam die griechische Sprache.

Es darf also nicht von einem griechischen Urteil ausgegangen werden!
Bereits damals schon galt die Bibel als unübersetzbar und das hat folgende Gründe:

Bere'schít (בְּרֵאשִׁית) ein unbestimmter Anfang.
Es war nicht die erste Schöpfung, davor gab es mehr, oder anderes.
War da ein führender Kopf רֵאשִׁ
Ist mit dessen Hilfe alles erst gekommen בְּרֵאשִׁ
Hat er den Vorsitz, die Führung בְּרֵאשִׁ
Ganz furchtbar wäre eine Giftpflanze רֵאשִׁ
Aber wir nehmen רֵאשִׁ als Kopf, Beginn, Haupt, Führer.

Ein paar Varianten kommen noch bei "בְּ", in, an, durch, mittels, gegen ... im Sinne von "durch", indem, mit Hilfe von. Indem einer den Anfang macht?
Stets geht alles weiter durch bereits vorliegende Anfänge.

Durch Wortteilungen (akustisch) sind weitere Überlegungen drin: בְּרֵא und שִׁית. Auch das geht in einigen Verbindungen weiter, mit שִׁית als Basis, Grund legen. Es gibt jedoch noch etliche flexible Varianten zum rumrudern, auch mit "bara".
Bara ist die Wurzel von gesunden oder von erschaffen ... oder gar [bara] als zerhauen?
Wird überlegt mit innen und außen, freies Feld oder schon gebunden als Sohn (bar).
Das ist bar von bara, erschaffen.

Dazu gibt es noch die Form bara, mit He geschrieben, ist dann speisen, stärken, dazu noch das absondern und ausscheiden, das von "barar" abgeleitet wird.
Das heißt auch rein halten, lauter sein, prüfen.

Die ganzen Überlegungen führen zu einem Punkt hin, den Kopf. Der richtet was lauter ist, sortiert Giftiges weg, lässt Gegenmittel zu, fördert Gesundes. Er ist so als stetiger Führer, etwas immer zum "Neubeginn" bereit. Das ist im Kleinen bei jedem Mensch aktiviert. Im größeren Feld ist es überall in der Tierwelt, in den Flußläufen, im Geschehen der Welt, ...
und, letztendlich sind das auch Teile von Gott, vom Geschaffenen.

Aus einem Anfang heraus schuf - barah (ברא) Ëlohīm (אלהים) schuf Gott ...
Wobei Elohim Mehrzahl ist. Als (ela) wäre es Göttin אלה, seltsam mit männlicher Endung. Da ist auch noch אלה als Pistazienbaum (dargestellt in religiösen Motiven - dreieckiger Baum, wie auch im Weltenbaum). Aber es ist auch Keule, Fluch, Beschwörung - ein [ela] sondern, אלא.
Laufend gibt es Bedingungswechsel.

Schließlich aber kommt das Weitergehen in Gott אלה, jenes אלה wo das Gute entschieden ist und in großartiger Welt. Man könnte es vielleicht mit "Ehe" - oder Ying und Yang - Erklärungsversuche starten. Es reichte den Alten die kurze Art - "Elohim". Jubilierende Engelchöre vor Gott, war es in der Sprache Hildergard von Bingens, wie es ihre Zeichnung in Scivias ausdrückt.

Das ist weit davon entfernt von jenem "Atheismus", der sich aus einer materiellen Beobachtung ergibt: "Gott sehe ich nirgends... also gibt es ihn nicht und man braucht ihn nicht anzuflehen. Ist nichts ... " Blinde sehen halt nicht.

2Lena
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#6 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von 2Lena » So 1. Mär 2015, 09:05

Hildegard von Bingen hatte als "Hellseherin" nicht den griechischen Lehrstoff, sondern sie erhielt ihre Bilder aus der "cloud". Die hat überwältigend andere Information, braucht bestimmte Passwörter. Das Internet kann man aber nicht sehen, wie manche meinen - und wie früher raten, wie die Geisterstimme aus dem Röhrenkasten kommt, der Radio genannt wurde.

Dazu gab es im Mittelalter jede Menge Erklärungen, die nicht atheistisch, naturwissenschaftlich eingefärbt wurden, wie man das heute mit dem vernachlässigten Lehrstoff macht - sondern es war mehr Volkskunde da, zusammengefasst mit christlichem Glauben und alte Mythen. Die waren als wahre Überlieferung anders geschätzt.
Folglich entstanden andere Rückschlüsse.

Halman hat geschrieben:Es ist nicht von irgendeinen Gott die Rede, sondern von ËlohÄ«m (Pluralis Majestatis von Eloah). Da der Plural im griechischem Denken nicht als Hoheitsplural funktioniert, da Theoi (Θεοί) polytheistisch verstanden und gebraucht wurde, weil es in der hellenistischen Kultur nun mal eine Vielzahl von Göttern gab, entschieden sich die Schriftgelehrten im 3. Jh. v. Chr. in Alexandria ËlohÄ«m sinngemäß mit ho theos zu übersetzen.

Die Griechen konnten das in ihrer Sprache nicht so ausdrücken wie es die Hebräer taten. Sie hatten noch ihre Mythen, in denen sie die Schöpfungen von früher beschrieben, Untergänge .... umbenannt, Herkunft verschleiert, vernachlässigt ... und was es sonst noch für Gründe gibt. Die erleben wir doch selbst in heutiger Jugend, die einen mangelhaften Religionsunterricht bekommt. Dann meint sie Atheismus, Satanskult, doofe Alte. Fragt sich nur, wer "doof" ist und warum.

Als der letzte Weltenbaum in Deutschland fiel, Donar nicht eingriff ... glaubte man um 800 die Sachsen bekehren zu müssen.

Ich kann die Gedanken nicht unterdrücken, muss das anfügen (aufgrund der demokratischen Impfdebatte!). Es geschah ganz "demokratisch". Keiner dachte wirklich ans Erklären der besten Regel. Warteten doch schon die Krummschwerter südöstlich, die es anders meinten und reichlichst behetzt wurden. Dazu gab es noch etliche ungläubige Lacher, die wie stets - Profit aus den Kriegen herausziehen, denen das Elend der Leute dazu gerade in ihren Plan hineinpasst.

closs
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#7 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » So 1. Mär 2015, 10:44

2Lena hat geschrieben:Es war nicht die erste Schöpfung, davor gab es mehr, oder anderes.
Was wollte der SChreiber aus Deiner Sicht?
a) Einen Schöpfungs-Mythos der Welt an sich? - Stellvertretend dargestellt an der eigenen Kultur. - Dann ist es ein universaler Ansatz (und entspricht meiner Auffassung), ODER
b) Einen Beginn für nur für SEINE Kultur darstellen? (Kann ich mir nicht vorstellen)

Was meinst Du mit "mehreren SChöpfungen vorher" (das entspräche Scryptons Ansatz).
a) Dimensional gleiche Schöpfungen? Eine in Nahost, eine in China, etc - das fände ich etwas provinziell gedacht.
b) Dimensional unterschiedliche SChöpfungen? Wenn ja, welche? - Das hielte ich für sehr ambitioniert.

Verstehst Du diesen Satz "Am Anfang schuf Gott" als Ausdruck einer intellektuell-philosophischen Betrachtung oder als Ausdruck eines geistigen Instinkts ("cloud")?

2Lena
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#8 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von 2Lena » So 1. Mär 2015, 20:06

closs hat geschrieben:Verstehst Du diesen Satz "Am Anfang schuf Gott" als Ausdruck einer intellektuell-philosophischen Betrachtung oder als Ausdruck eines geistigen Instinkts ("cloud")?
Antwort: ... eine großartige Mischung.

Die Schöpfungsgeschichte erzählt die alten Mythen. Das ist eine Ebene.
Die wurden in der orthodoxen Kirche nicht als Märchen, sondern als wahre Überlieferung gesehen.
Du kennst sicher Platons Erzählungen über Atlantis. Die sind keine Spekulation, sondern sie decken sich mit anderen Überlieferungen aus Rumänien. Solon brachte das Wissen von Ägypten nach Griechenland. Man kannte die Geschichten praktisch überall auf der Welt. Von den ältesten Völkern gab es Wanderungen. So erzählen auch die indischen Geschichten etwas, aber davon kenne ich noch wenig.

Die zweite Ebene sind die Gesetze.
Es sind Regeln des Schaffens - gleichzeitig in bildlicher Darstellung.
Es ist die Erde da - geschaffen durch gemeinsames Zusammenspiel von Vielem.
Mit Tahu we Bohu. Es wird von dem.
Wie kommt man bloß dahin zu dem Ergebnis, mit Flattern und Gefühl vielleicht.
... so etwa lassen sich die Regeln lesen und die Lösung geht noch besser mit weitem Öffnen für alle guten Seiten. Aber wenn alles falsch angepackt ist, entsteht ein Tohuwabohu.
Diese Gesetze zeigen sich durch ihr Wirken überall

Die materielle Seite der Schöpfungsgeschichte wird nur ganz knapp geschildert. Gehst du zum Beispiel den keltischen Mythen nach, so erzählen sie von einer mehrfach vernichteten Erde und von völliger Umformung. Auch hier sind die Angaben spärlich. Ein Gang in ein Museum an den Grabenbrüchen der Jura oder in Eichstätt bringen zum Staunen, wenn riesige Fische und Meerestiere im Gesteinsbruch auftauchten und wenn Bernsteinfunde die Nordsee etwas anders vorstellen lassen, als tropische Vegatation.

Das sind alles Einfälle, die beim Genesisvers so in den Sinn kommen. Es sind noch weit mehr da, aber sie sind so schlecht zu fassen, schwer korrekt zu beschreiben. Das muss ganz langsam gehen.

Pflanzenfreak
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#9 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von Pflanzenfreak » Mo 2. Mär 2015, 22:23

closs hat geschrieben:Dies soll ein Versuch sein - auch der Thread-Titel ist ein Versuch -, wie man heute den Text des AT aus sich selbst heraus (also ohne obligatorisches Schielen ins NT) verstehen kann - und was die Menschen damals verstanden haben könnten. - Ohne weitere Umschweife (von denen es viele gäbe): Fangen wir einfach vorne an - was bedeutet eigentlich:

Gen. 1,1 Im Anfang schuf Gott
Was ist Anfang? Was ist Schöpfung? Was ist Gott?

Vermutlich hatten die Menschen vor unserer Zeit noch nicht dieses komplexe Denken sondern waren sehr praktisch und naturverbunden veranlagt.
Das heisst "am Anfang" hiess einfach "vor aller Zeitrechnung" oder "als noch nichts existierte" und "schuf" bedeutete "formen und bilden".

closs
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#10 Re: AT: Wörtlicher Text und geistige Bedeutung

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 23:04

Pflanzenfreak hat geschrieben:Das heisst "am Anfang" hiess einfach "vor aller Zeitrechnung"
Glaubst Du, dass sie eine Vorstellung hatten, was "vor" der Schöpfung war? Oder gar einen spirituellen Zugang dazu - wie etwa in 2.Kön. 19,25: " Hast du denn nicht gehört, daß ich dies längst vorbereitet und seit den Tagen der Vorzeit beschlossen habe? Nun aber habe ich es kommen lassen". - "Vor-Zeit" müsste demnach "vor" dem Anfang sein. - Oder ist das überinterpretiert?

Oder ist es eher ein unbeholfener Versuch zu sagen: "Irgendwann ging's halt los - und das nennen wir jetzt einfach 'Anfang'". ---???---

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