ThomasM hat geschrieben:Ich würde gerne mal eine Frage stellen, die anlässlich des folgenden Textes entsteht
Röm. 14, 1-10
1 Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. 2 Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst kein Fleisch. 3 Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen. 4 Wie kannst du den Diener eines anderen richten? Sein Herr entscheidet, ob er steht oder fällt. Er wird aber stehen; denn der Herr bewirkt, dass er steht.
5 Der eine bevorzugt bestimmte Tage, der andere macht keinen Unterschied zwischen den Tagen. Jeder soll aber von seiner Auffassung überzeugt sein.
6 Wer einen bestimmten Tag bevorzugt, tut es zur Ehre des Herrn. Wer Fleisch isst, tut es zur Ehre des Herrn; denn er dankt Gott dabei. Wer kein Fleisch isst, unterlässt es zur Ehre des Herrn, und auch er dankt Gott. 7 Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber: 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. 9 Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
10 Wie kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Paulus spricht hier von den "im Glauben Schwachen". Konkret ging es um die Frage in der römischen Gemeinde, ob das Essen von Fleisch verboten ist, weil als Götzendienst einzustufen.
Hintergrund ist die damalige Praxis, dass praktisch alles Fleisch, was es auf dem Markt zu kaufen gab, vorher einem der unzähligen Gottheiten und Götzen in Rom geweiht worden war. Einige aus der Gemeinde sahen darin unbewussten Götzendienst und forderten deshalb, das Essen von Fleisch zu verbieten.
Paulus nennt diese Menschen "schwach im Glauben". Warum?
Waren sie nur deshalb schwach, weil sie ein Gebot hielten, das nicht alle in der Gemeinde als Gebot ansahen?
Nein, das war es nicht, denn in Vers 5+6 heißt Paulus das gut, wenn der, der sich des Essens enthält, dies zur Ehre Gottes tut. Das Gebot ist von diesen Menschen unbedingt einzuhalten, wenn sie ein Problem damit haben, dass das Fleisch vorher einem Götzen geweiht wurde.
Warum also sind diese Leute schwach?
Dazu gibt es eine Parallele zu Korinth. In den heutigen Ruinen ist noch erkennbar, dass im antiken Korinth Fleisch gehandelt wurde. So ist auf einer Inschrift das lateinische Wort
macellum zu lesen und auf der Türschwelle ist zu lesen: „Lucius, der Schlachter“.
Auf solche Geschäfte bezog sich Paulus in offenbar in
1Ko 10:25, als er dort vom
Fleischmarkt (gr.
mákellon) sprach:
25 Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esst, und prüft es nicht um des Gewissens willen.
Demnach war es also erlaubt, Fleisch auf dem säkularen Fleischmarkt zu kaufen und "ungeprüft" zu essen. Inwiefern waren denn nun jene, die damit unbehagen hatten "schwach"? Vielleicht, weil sie nicht "stark" genug waren, um mit reinen Gewissen dieses Fleisch essen zu können und sie in ihrem Glauben so ins Wanken kommen konnten. Wer stark ist, kommt nicht ins Wanken, doch der "Schwache" mag stolpern, weil er nicht so standfest ist.
Damit hier kein falscher Eindruck ensteht: Das Essen von Opferfleisch war streng verboten. Offenbar hielten sich einige in den Gemeinden in Pergamon und Thyatira nicht daran, was gem. der Offenbarung des Johannes von Jesus selbst scharf gerügt wurde (s.
Off 2:14;
Off 2:20). Dies ist kein Widerpsruch zu den paulinischen Worten, denn in einem Tempel, im Rahmen einer eligiösen Zeremonie, Fleisch zu essen, galt offenbar als Götzendienst und davon sollten und sollen sich Christen enthalten (s.
Apg 15:20;
Apg 15:29). Dieses Gebot sollte aber offenbar nicht so streng ausgelegt werden, dass man gar kein Fleisch mehr ist, welches man auf dem Markt käuft, weil es ja Götzenfleisch sein könnte. Denn dieses Fleisch unterschied sich nicht vom sonstigen Fleisch (s.
1Kor 8). Wichtig war und ist, dass das GEWISSEN rein bleibt.
Besonders wird von Paulus betont, dass ein "starker" Christ lieber auf Fleisch verzichten sollten, als das Gewissen eines "schwachen" Christen zu Fall zu bringen.