Münek hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Mit dem Glauben an GOTT, einem GEIST "jenseits aller bedingt bedingenen Kräfte" (Karl Barth), glaubt der Christ bereits an eine [jenseits der naturalistisch erfahrbaren Welt] transnaturalistische* Gottesmacht, womit der positivistische Rahmen gesprengt wird. Wenn ich einen solchen GOTT bejahe, warum sollte ich ihm dann die Fähigkeit, Wunder wirken zu können, absprechen?
Die Vorentscheidung der Kritiker ist m. E. nur dann logisch kohärent, wenn sie aus einem atheistisch-naturalistischen Weltbild entspringt. Ihre "positivistische Hermeneutik" muss sich von jener unterscheiden, die gottgläubig sind.
Will ich wirklich unvoreingenommen und offen an die Evangelien herangehen, dann sollte ich auch die transnaturalistische Dimension als Möglichkeit in Erwägung ziehen und nicht von vornherein kathegorisch ausschließen
Sehr gut gesagt.
Sorry, leider nicht gut gesagt.
Pro-und-Kontra-Spannung - gut!
Münek hat geschrieben:Genau das Gegenteil ist nämlich richtig. Unvoreingenommenheit heißt, auf "Glaubensprämissen ganz bewusst" zu
verzichten.
Hast Du denn überlesen, dass diese Aussage in meinem Absatz enthalten ist?
Ich gebe Dir mal einen Tipp: Mit Voreingenommenheit lässt sich die moderne Physik, sei es die Relativitätstheorie oder die Quantenmechanik, gar nicht erfassen, da sie scheinbar den "gesunden Menschenverstand" verleugnet und deswegen von einigen Schlaubergern nicht akzpetiert wird. Dies bedeutet natürlich nicht, Esoterik udgl. in die Physik einzuschmuggeln, dies bedeutet erstmal nur offen zu sein - aber kritisch.
Münek hat geschrieben:Wer dies ablehnt, beweist damit, dass er gerade NICHT unvoreingenommen sein will - weil er ganz of-
fensichtlich ein bestimmtes Ergebnis im Fokus hat, zu dem er nur kommen kann, wenn er bestimmte Glaubensprämis-
sen ganz bewusst setzt.
Das ist relativ leicht durchschaubar... und die Selbsttäuschung lauert um der Ecke...
Okay, allerdings verwundere ich mich darüber, dass Du dies in Bezug zu meiner Ausführung feststellst. Mich kannst Du aber eigentlich nicht meinen, da dies auf mich nicht zutrifft.
Kleiner Tipp: In der Regel achte ich schon darauf, wann ich den Indikativ verwende und wann den Konjunktiv
(von Konzentrationsfehlern und sonstigenn menschlichen Fehlern, die sich auch in meinen Beiträgen einschleichen mögen, abgesehen).
Münek hat geschrieben:PS
Nur ein Beispiel von vielen:
Der esoterisch angehauchte Astrologiegläubige erklärt einem Skeptiker im Brustton der Überzeugung:
(Jetzt kommt
Halmans obiger Satz mit Austausch eines Wortes.)
"Will ich wirklich unvoreingenommen und offen an die
Astrologie herangehen, dann sollte ich auch die trans-
naturalistische Dimension als Möglichkeit in Erwägung ziehen und nicht von vornherein kathegorisch ausschlie-
ßen".
In den Augen der Astrologiegläubigen sind Astrophysiker reine Materialisten, denen der "spirituelle Durchblick"
zu den wirklichen "Geheimnissen der Gestirne" absolut fehlt...
Jawoll, genauso isset!

Das mag so sein, aber unter diesen würde derjenige, der das obige von Dir veränderte "Zitat" von mir äußern würde, nicht fallen. Darin wird lediglich gefordert, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.
Die Astrologen gehen Dir zufolge aber nicht nur von einer Möglichkeit aus, die hinterfragt und somit angezweifelt wird, sondern von ihrer "gesicherten" Prämisse, gem. der die Astrologie auf - sagen wir - zuverlässiges "altes Wissen" basiert.
Ich war schon als Kind imstande, zwischen den Prämissen des christlichen Glaubens und denen der Astrologie zu unterscheiden.
Was Du hier mit einem rhetorischen Trick machst ist das, was auch bei neuen Atheisten typisch ist: Eine Scheinanalogie als wahre Prämisse voraussetzen. In Wahrheit vergleichst Du Äpfel mit Birnen.
Die Astrologie geht davon aus, dass Charakter und Schicksal eines Menschen an den von der Erde aus beobachteten Lauf der Planeten in den Sternbildern beeinflusst werden (falls dies so nicht korrekt ist, bitte ich um Korrektur). Doch heute muss sie inkohärent erscheinen, so dass selbst bei statistisch auftretenden Korrelationen keine Kausalität evident erscheint.
Es geht um Massen, die sich nur relativ von uns aus betrachtet in Sternbildern bewegen, bei den es sich um Imaginationen handelt - real sind nur die Fixsterne
(oder ist der Ausdruck heute nicht mehr geläufig?), nicht die imaginären Bilder, die man mit viel menschlicher Fantasie so oder auch anders in die Sternkonstellationen hineindeuten kann.
Zumal meines Wissens (soweit ich mich erinnere) die Astrologie immer noch mit den antiken Daten arbeitet, ohne zu berücksichtigen, dass sich die Sternbilder bereits um etwa einen Monat verschoben haben (genaugenommen ist es die Erdachse, die sich bewegt hat).
Falls hier Irrtümer vorliegen, bitte ich um Korrektur.
Worin der Wirkungszusammenhang zwischen Planet, bei dem es sich schlicht um eine weit entfernte tote Masse handelt, unserem Blickwinkel, aus der Sicht er sich in einem der zwölf imaginären Sternbilder befindet, und unserem Charakter und Schicksal sein soll, und darüber hinaus, wie denn bei der Geburt unsere grundlegenden Charaktereigenschaften von den Positionen am Himmel, in denen wir die Planeten beobachten, abhängig sein soll, erschließt sich mir nicht und ist damit unglaubhaft.
Die Venus gilt z.B. als Göttin der Liebe, doch bei den Chinesen ist sie aufgrund ihrer bleichen Farbe ein Todesbote. Der Mars ist uns als Krieggott bekannt, doch bei denn Chinesen als Liebesgott, wenn ich mich recht entsinne (das habe ich mal vor über 20 Jahren aufgeschnappt). Wie Lichter am Himmel interpretiert werden, ist also kulturabhängig und dies sagt noch nichts über die wahre Natur dieser Lichter aus.
Die Astrologie arbeitet mit Prämissen, die aufgrund astronomischer Erkenntnise inevident erscheinen müssen. Etwaige Übereinstimmungen sind schwammiger astrologischer Rhehtorik und der statstischen Wahrscheinlichkeit geschuldet. Vermutlich ergibt sich eine Gaußsche Normalverteilung.
Bei dem christlichen Glauben liegt ein anderer Sachverhalt vor, der nicht notwendigerweise vergleichbar unglaubwüridg ist wie die Astrologie, es sei denn, man setze die Prämisse, es dürfe nichts Übernatürliches geben, als wahr; dann wird damit in der Vorentscheidung der christliche Gott verneint und somit fehlt das Fundament des christlichen Glaubens.
Vermutich hast Du mich schlicht falsch verstanden. Ich fordere keineswegs den kritischen Menschenverstand bzw. die Vernunft fallen zu lassen. Ich appelliere ledlich dazu, auch die Möglichkeit in betracht zu ziehen (kritisch von mir aus), dass etwas den rationalistischen Rahmen, in dem wir gewohnt sind zu denken, sprengt - ohne aus dieser Möglichkeit gleich eine Notwendigkeit herzuleiten. Dies ist ja der tautologische Grundfehler der sog. "Gottesbeweise", denn aus ihren abstrakten Logiken ergeben sich Möglichkeiten, aber keine Notwendigkeiten. Diese sind nur innerhalb ihres logischen Systems gegeben.
Der christliche Glaube ist meiner Meinung nach in sich schlüssig, voraussgesetzt, es gibt den christlichen Gott. Mit dieser Glaubensprämisse steht und fällt der christliche Glaube. Negiert man sie, müssen auch alle christlichen Schlussfolgerungen, die aus der negierten Prämisse hergleitet werden, verworfen werden. Es steht und fällt also damit, ob man Gott für möglich hält oder nicht. Ja, warum denn nicht?