ThomasM hat geschrieben:Es ist offensichtlich, dass der Wunsch, ewig zu leben, sich aus der Angst vor dem Sterben ergibt.
Zumiest richtig. Ich persönlich habe nur bedingt Angst vor dem Tod (vor dem Prozess des Sterbens schon eher, da der sehr unangenehm sein kann). Genau genommen habe ich gar keine Anst vor dem Tod selbst. Ich bin nur sehr neugierig und würde durchaus bedauern, vieles nicht mehr untersuchen zu können bzw. erleben zu können, aber Angst davor, etwas zu verpassen, habe ich nicht. Bedauern ja, Angst nein.
Das nicht-Sterben-Wollen ist im Leben und auch in uns grundsätzlich angelegt.
Stimmt, was evolutiv (ultimat) von Vorteil für die Spezies ist.
Unsere Erfahrung zeigt, dass Leben sehr schön sein kann, voller Freude und Glück.
Auch klar (ich hoffe jedenfalls, dass das für sehr viele zutrifft).
Das macht klar, dass ein ewiges Leben nicht erstrebenswert ist, wenn man so bleibt, wie man aktuell ist.
Stimmt auch. Aber daraus zu schließen, dass plötzlich etwas ganz anderes käme, ist doch reines Wunschdenken und wenig realistisch.
Wenn man sich das ewige Leben vorstellt, dann wird man geleitet von seinem Weltbild.
Du verbindest den Begriff mit Christentum und dann mit dem, was du im AT liest.
Ich verbinde es mit meinem Erleben von Gott und dem, was ich im NT lese
Natürlich spielt immer die Kultur mit hinein, in der man aufgewachsen ist, in der man sozialisiert wurde.
Dir sollte eigentlich klar sein, dass die Darstellungen in der Bibel geprägt ist vom Denken der damaligen Zeit. Und im Altertum war die Sicht auf Gott und die Welt noch recht einfach gestrickt. Gott wurde gesehen als totalitärer Herrscher, den man mit Opfern friedlich stimmen musste, sonst war man ganz schnell ziemlich tot.
Natürlich. Und deshalb ist das auch nur ein Bild, nicht real. Das ist menschengemacht. Die Bibel "spricht" keine Wahrheit, sondern ist eine Mythen- und Sagenammlung. Nichts weiter. Und das AT zeigt dassehr deutlich. Nur warum sollte das NT glaubhafter sein, wenn das AT großteils Mist ist (plakativ ausgedrückt).
Du lehnst dieses Bild ab, weil du in einer anderen Zeit lebst.
Natürlich. Würde ich in einer altertümlichen, primitiven, absolutistischen Kultur leben, in der ständig Menschen für Kleinigkeiten zu Tode gefoltert werden und das als Schauspiel inszeniert wird und schon Kinder dabei zusehen und dabei Grillfleisch genießen, würde ich anders denken. Ich bin im Rahmen der idividuelen Freiheit, der Menschenrechte und der Menschenwürde sozialisiert worden. Daher interpretiere ich Vieles in der Bibel als menschenverachtend, primitiv und grausam. Folglich lehne ich diese Vorstellungen als Ideal ab. Ich habs nicht so mit dem Kindermorden (als ein Beispiel).
Und weißt du was: die absolute Mehrheit aller Christen heutzutage tun das ebenfalls. Die Menschen, die dem alten Gottesbild anhängen, sind in sehr starker Minderheit.
Natürlich weiß ich das, ich bin ja nicht debil. Auch im Islam ist der Großteil gemäßigt und tötet keine Ungläubigen. Gerade die Minderheit macht mir Sorge. Und gerade die Minderheit ist sehr aktiv, ihre kruden "Moral"vorstellungen durchzusetzen und gerade diese Minderheit ist potentiell gefährlich.
Unabhängig davon habe ich ja auch für mich darüber nachgedacht, ob Gott existieren kann, ob er eistiert (usw.). Insofern habe ich mich auch primär mit den Beschreibungen der Bibel auseinandergesetzt, da ich eben hier aufgewachsen bin. Und daher nehme ich die Bibel als Maßstab. Dass nur wenige Christen die Bibel wortwörtlich auslegen, ist beruhigend, macht die Bibel an sich aber nicht besser.
Die Frage für mich ist also, warum du deine Reaktionen an einem Bild ausrichtest, das nur noch von einem extrem winzigen Bruchteil der Christen vertreten wird.
Weil das Schritt 1 ist: Die Bibel ist menschengemacht, weder heilig noch Gottes Wort. Folglich sind die Erzählungen darin nicht oder nur teilweise eingeschränkt glaubwürdig. Folglich sind meine "kindlichen", anerzogenen Bilder, die ich von Gott habe, nichtig. Das ist für meine eigenen Anschauung, was Gott sein könnte, wichtig.
Warum orientierst du dich nicht an dem Bild, das die Mehrheit der Christen hat?
Warum sollte ich? Wird dieses Bild dadurch wahr, dass viele zu diesem flüchten, um die anderen Aussagen der Bibel zu verdrängen? Nein, sicher nicht.
Weil deine Ablehnung dann nicht so klar und einfach wäre?
Möglich - man sucht ja klare Argumente und nimmt keine schwammigen, diffuseren, wenn man etwas erörtert.
Das ist der Grund, warum ich das Wort "Abwehrmaßnahme" verwende.
Ich fahre quasi zweigleisig.
Ich will einerseits ganz einfach in meinem Leben in Ruhe gelassen werden, nicht von Christen bedrängt und diskriminiert werden. Gerade die eher fundamentalistischeren Christen sind Menschen, die mich und meinen Lebensstil verurteilen und teils auch bekämpfen. Hätten sie politische Macht, würde ich sicherlich aktiv bedrängt werden oder müsste mich verstellen, verstecken usw. Moralisch werde ich sicherlich auch von relativ normalen Christen abschätzig bewertet und würde diskriminiert werden, wenn ich meien Lebensstil offen führen würde. Zudem kenne ich Beispiele, in denen von Christen direkt Leid verursacht wurde, weil Christen aufgrund ihres Glaubens Menschen, die anders sind, diskriminieren.
Da sist die eine Seite, weshalb sicherlich sog. "fromme Sprüche" bei mir Aversionen wecken, weil ich diese meist als bigott erlebt habe und mit vorstellen kann, wie schnell das in Anlehnung umkippen dürfte.
Andererseits habe ich mich intensiv mit Gott und Gottesbildern auseinandergesetzt, da es ja nicht so einfach ist, jeden Glauben an Gott abzulegen. Wir haben als Mensch einen Hang dazu, Mystik anzunehmen, diffus an irgendwas glauben zu wollen. Ich hatte, als ich den Weg begann, kein Interesse, einfach der Mehrheit zu folgen und irgendwas weichgespült zu glauben, um halt was positives zu glauben. Nein, es muss ja irgendwie sinnvoll sein. Biblische Mythen sind in meinen Augen ziemlich sinnfrei, da widersprüchlich, oft brutal, misanthropisch, böse usw. Also: Ablehnung - und kein Interesse, positive Seiten zu isolieren und zwanghaft das dann als selbstgebastelten Glauben anzunhemen. Was bleibt übrig? Alle anderen Vorstellungen, was oder wie Gott sein könnte. Inklusive Vorstellungen von Seele, Seelenwanderung oder Wiedergeburt ohne Gott. Seele als Teil der Natur ohne Gott als Auslöser... Ich habe bisher nichts gefunden, was in meiner Vorstellung passt. Seele ohne Gott wäre möglich, aber unplausibel - ich sehe keinen Anhaltspunkt dafür.
In den Diskussionen hier vermischen sich sicherlich die beiden Gleise. Dann klingt es vermutlich teils recht oberflächlich, warum oder wie ich gegenrede, wenn ich wieder nette, rosaplüschige Glaubenssprüche höre oder Beitrüäge von Fanatikern lesen muss, bei denen mir regelmäßig der Unterkiefer runterklappt. Zudem hatte ich immer schon eine Art Gerechtigkeitsfimmel - und das Leid, das Christen erzeugen oder erzeugt haben, finde ich zutiefst unfair. Wasser predigen, aber Wein saufen. Friedfertigkeit auf die Fahnen schreiben, aber Menschen aktiv zerstören (betrifft icht jeden, klar, so extrem sind es Ausnahmen, aber aus dem Glauben heraus haben manche Menschen kaum noch Grenzen - oder gar keine mehr).