Novalis hat geschrieben:
Das wäre sicher wünschenswert, aber der realpraktizierte Glaube sieht häufig anders aus. Es ist ein Christentum ohne Christus sozusagen.
Ein Leben als Christ ohne Christus. Wie das geht, habe ich mich schon oft gefragt und wenn man die Apostel betrachtet, dann wird deutlich, dass jeder, auch ich, eine solche "Fehlleistung" vollbringen kann.
Vielleicht drei Jahre waren die 12 nahe im Hören beim Herrn, folgten und gingen mit ihm und doch haben sie ihn alle verraten. Dies, weil sie alle ihr eigenes Gottesbild auf ihn projizierten. Mit Macht sollte er dreinschlagen, von den Römern befreien, die Apostel verteilten schon ihre Posten in diesem Gottesreich.
Was erwarte ich also persönlich vom Herrn?
Das man reich an Macht und Weisheit wird (etwa als Prediger oder bezahlter Gottesdiener)?
Das das Leben niemals mehr Leid bringt, das der Herr mich glücklich macht?
Das man sich stolz über andere erheben kann, weil man den Herrn besitzt?
Das man besondere Gaben erhält und mit diesen dann protzen kann?
Das man den den richtigen Partner, die große Liebe erhält?
Das man als Christ niemals mehr irren kann, weil man die Wahrheit als Waffe gegen andere hat?
Jetzt bin ich Christ, wann fängt der Herr endlich an, so zu wirken, wie ich mir wünsche?
...
Man kann sich fast wundern, dass von den 12 nur einer zum unmittelbaren Verräter wurde. Dass es heute nicht mehr Verräter gibt, ist auch ein Wunder.
Der Glaube jedes einzelnen Christen ist auch er selbst, mein Glaube bin ich!
Im Glauben stecken alle Veranlagungen eines Menschen, sie haben Kraft und Schwächen. Aus diesen Veranlagungen kann die Wahrheit des Glaubens wunderbar leuchten, ihn aber ebenso ersticken, sogar bei anderen, die ihn sehen. Glaube kann tragen und zur Last werden.
In Apg 1:6 zeigen die 12, dass sie immer noch nicht verstanden haben, wer Jesus als Herr und Gott eigentlich ist. Jesus erkannte ihre Verschlossenheit und antwortete ihnen gar nicht erst, er verwies sie auf das Kommen des Hl. Geistes (übrigens nicht auf ein Buch, das da kommen wird, die Bibel), der sie belehren wird und sie zu Zeugen macht.
Der Hl. Geist ist die geistige Macht, welche Christen davor bewahren kann, ohne Christus zu leben. Jesus Christus ist damit keine bloße Äußerlichkeit, kein bloßes Ideal, Beispiel, Symbol, toller Mensch, sondern machtvolle Wirklichkeit, die in der Innerlichkeit des Menschen, seinem geistigen, pneumatischen Leben wirkt und lebt. Der Bereich ist nicht von selbst da, er ist nicht als natürliche Schicht im Menschen angelegt, sondern Jesus Christus schafft ihn im Geheimnis der Wiedergeburt in Taufe und Glaube. Aber ist er einmal angelegt, dann hat Jesus eine Wohnung im Menschen, die dieser ihn überlassen kann und gleichzeitig baut Jesus für diesen Menschen eine Wohnung in der Gemeinschaft bei ihm in der Ewigkeit.
Nun sagt die Psychologie, sobald eine wesentliche Forderung des Lebens keine Erfüllung findet, wird der Mensch krank. Was für eine Krankheit wird entstehen, wenn im Menschen die Innerlichkeit Christi zerstört wird?
Servus
