Thaddäus hat geschrieben:closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Zudem kann nicht einmal angegeben werden, was eine göttliche Vernunft sein soll
Indirekt kann man sie als Aufhebung/Synthese der menschlichen Vernunft verstehen. - Per Analogie-Bildung kann man somit "göttliche Vernunft" einordnen, ohne sie selber begreifen zu müssen/können.
Du kannst per Analogiebildung menschliche Vernunft auch mit einer vermuteten Vernunft von Delphinen in Verbindung bringen oder mit der göttlichen Vernunft des Spaghetti-Monsters. Die Frage ist, ob das irgendeinen Erklärungswert besitzt? Nein, das ist keine Frage, den besitzt sie nicht. Es ist reine Spekulation.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben: Die Behauptung des Spaghetti-Monsters als göttliche Entität soll genau auf dieses Erkenntnisdefizit hinweisen.
Da fehlt jedoch das dialektische Moment (Aufhebung/Syhthese = das, was wir an uns kennen, jedoch dreifach aufgehoben in eine andere Dimension - dabei wird kein Spaghetti-Monster rauskommen können).
Da du nicht angeben kannst, was dabei herauskommt, wenn eine Entität
"dreifach aufgehoben (wird) in eine andere Dimension" (was, um Gottes Willen, soll das denn überhaupt bedeuten???), kannst du auch nicht wissen, ob dabei ein Spaghetti-Monster herauskommt.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Wenn ich oben darlege, inwiefern sich der Neurokonstruktivismus argumentativ selbst aushebelt, wenn man ihn rekursiv auf sich selbst anwendet, dann läuft das ja wohl unter b).
Wenn ich Dich recht verstehe, dient diese Argumentation dem Ziel, sich auf a) reduzieren zu dürfen.
Ähm, nein, da verstehst du mich nicht recht. Wieso sollte das denn der Fall sein?
Du scheinst mir vielmehr in b) etwas hineinzulegen, was da nicht drin ist, so wie du b) erklärst.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Du meinst mit überfordert etwas ganz anderes, nämlich dass etwas, was sich unserer vernünftigen Einsicht schlicht entzieht, gleichwohl gelten soll, und zwar mehr gelten, als was sich uns als vernünftig erweist!
Ja - wo die Grenzen dieses Systems sind und gesprengt werden müssten, um weiter zu kommen.
Nein, da kann nichts gesprengt werden und weiter kommt man nur durch vernünftige Einsicht. Es ist dem Menschen nicht möglich, etwas vernünftig
einzusehen, wenn er es nicht
vernünftig einsehen kann!
Es gibt für dich keine Möglichkeit, die Vernünftigkeit und die vernünftige Einsicht auszuhebeln zu Gunsten einer göttlichen Erleuchtungseinsicht, denn dies setzt die vernünftige Einsicht schon wieder voraus.
Du willst etwas aushebeln, was du niemals aushebeln kannst, closs. Solange du versuchst, noch sprachlich und inhaltlich
sinnvolle Analogieaussagen über göttliche Vernunft zu machen, vermagst du die elementaren Denkgesetze, die vernünftige Einsicht
garantieren: vor allem den Satz der Identität und den Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch - nicht auszuhebeln.
Versucht man das nämlich, dann landet man entweder im Nihilismus oder in der pyrrhonischen Skepsis, die nicht davon ausgeht, dass irgendetwas
erkannt werden könnte, im Besonderen auch nicht, dass erkannt werden könnte, dass nichts erkannt werden kann! Nur die erstaunlich kluge pyrrhonische Skepsis hat es geschafft, dem erkenntnistheoretischen Nihilismus eine positive Wendung zu geben, in dem sie aus ihm eine Lebenshaltung gemacht hat. Schade, dass auf der Agora in Athen anscheinend kein pyrrhonischer Skeptiker anwesend war, als Paulus dort aufkreuzte. Ein überliefertes Gespräch zwischen Paulus und einem pyrrhonischen Skeptiker: das würde ich gerne lesen. Davon hätte sich Paulus nie wieder erholt ...
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben: Das ist etwas ganz anderes - und es ist philosophisch in der Tat zurückzuweisen.
Dann wäre "Philosophie" nach Deinem/dem heutigen(?) Verständnis eine Veranstaltung zur Erklärung des naturalistischen Seins - oder nicht? - Wenn ja: Ist DAS dann "Sophia"?
Nein. Nur weil man deiner Spekulation einer übergeordneten göttlichen Vernunft als Philosoph nicht zustimmen kann, wird Philosophie deshalb nicht zu
"einer bloßen Veranstaltung zur Erklärung des naturalistischen Seins". Ich erkläre hier doch nirgendwo irgend ein "naturalistisches Sein" und ich halte deine Spekulationen über göttliche Vernunft für philosophisch schlicht nicht haltbar. Ich stimme auch Hegel nicht zu bei seinen recht wilden Spekulationen über den absoluten Geist.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:aber am Ende läuft jede Kernbestimmung der Philosophie darauf hinaus, dass in ihr allgemein-einsichtig-vernünftig-nachvollziehbar argumentiert werden muss!
Das geht bei
nicht-falsifizierbaren Fragen auch - aber genau das weist Du an anderer Stelle zurück.
[nicht: "nicht-falsifizierbare Fragen", sondern nicht-falsifizierbare
Behauptungen oder
Aussagen]
Nein, das geht bei nicht-falsifizierbaren Behauptungen eben gerade nicht, denn wie und was sollten allgemein-einsichtig-vernünftig-nachvollziehbare Gründe begründen können bezüglich einer Behauptung, die grundsätzlich gerade nicht falsifizierbar und damit auch nicht wahrheitsfähig ist?! Behauptungen, deren Wahrheit oder Falschheit nicht bestimmt werden kann, können nicht vernünftig begründet oder widerlegt werden, denn das hieße ja gerade, ihre Wahrheit oder Falschheit vernünftig zu belegen.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Nein, Philosophie ist nicht beliebig definierbar.
Einverstanden - aber er sollte auch nicht anthropozentrisch definiert werden. - Vielleicht gäbe es ja eine Philosophie ("Liebe zur Weisheit" - ich weiss, dass Du diese Bedeutung kennst, möchte sie aber immer wieder mal unterstreichen), die die Weisheit eben NICHT in anthropozentrisch Verifizierbarem erkennt.
Tut mir Leid: da völlig unklar ist, was
göttliche philosophische Weisheit bedeuten soll, kann man Philosophie auch nicht als göttliche (Liebe zur (Weisheit) definieren. Philosophie kann nur als Liebe zu
menschlicher Weisheit definiert werden.
closs hat geschrieben:
Insgesamt habe ich folgenden Eindruck:
Philosophie ist aus Deiner (und somit wohl auch moderner Sicht) eine Disziplin INNERHALB der kritisch-rationalistischen Methodik.
Nein, natürlich nicht!
Philosophie reflektiert ihre eigenen (vernünftigen) Voraussetzungen und stellt dabei fest, dass jede sinnvolle Rede und jedes vernünftige Argumentieren Vernünftigkeit und vernünftige Einsichtsfähigkeit unhintergehbar bereits voraussetzt. Kritisiert man Vernünftigkeit und vernünftige Einsichtsfähigkeit selbst, dann landet man negativ im schnöden Nihilismus und positiv in der erstaunlich klugen pyrrhonischen Skepsis des Sextus Empiricus u.a., die leugnet, das irgend etwas erkennbar sei.
closs hat geschrieben:
Damit wäre "Philosophie" eine Disziplin INNERHALB des Materialismus, ...
Ach was, - das ist doch Quat*sch.