War der Sündenfall von Gott geplant?

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Novas
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#321 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Sa 30. Jan 2016, 19:01

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Hoffe, meine Erinnerung stimmt.
Ja. Es deckt sich mit meinen Erinnerungen.

Savonlinna hat geschrieben:Der Akt der Taufe war also für Jesus etwas anderes als für die anderen Menschen.
Aha!? :o
Das klingt ganz so, als wärst du dabei gewesen und würdest aus dem "Nähkästchen" plaudern. ;)
Das steht im Text.
Die Stimme Gottes kommt nicht bei jedem Täufling.

Im Herzen des Täuflings hoffentlich schon. ;) Wenn ich taufen würde, dann würde ich symbolisch sagen:

hier öffnet sich wieder der Himmel, wie über der Taufe Jesu und eine Stimme spricht: "Dies ist mein geliebter Sohn/meine geliebte Tochter"


man kann sagen: da wird die Sünde abgewaschen (und das mag für einen Erwachsenen genau richtig sein, als eine symbolische Wiedergeburt und Neuanfang) aber bei einem kleinen Kind würde ich eher sagen: es wird bestätigt, was von Anfang an richtig war.

Ein Kind Gottes von Geburt an.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 30. Jan 2016, 19:06, insgesamt 2-mal geändert.

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Savonlinna
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#322 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Sa 30. Jan 2016, 19:03

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Warum ist sorgfältige Argumentation so schwer?
Ich lade Dich dazu ein, indem ich darauf hinweise, dass die Historizität des Textes und die Historizität der Textinhalte was Grund-Unterschiedliches sind.
Natürlich. Das ist doch gerade das, was ich vermitteln will. Was spielt es für die Bedeutung von "Faust" eine Rolle, ob es auch einen historischen Faust gab?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die Textforscher untersuchen die Intention der Texte, indem sie - zum Beispiel - eine mythische Intention von einer Sachbeschreibung unterscheiden.
Das ist ok. - Nicht ok wäre, wenn man aus der Historizität eines Textinhaltes schließen würde, er sei deshalb nicht geistiger Natur (dies sage ich deshalb, weil man offensichtlich dazu neigt "mythisch" mit "geistig" und "historisch" mit "real" zu vernetzen - als können "Reales"/"Historisches" nicht "geistig" sein. - Das habe ich mit "versus" gemeint.
Nenn doch einfach den oder die Forscher, den oder die Du im Auge hast und die bei Dir unter Verdacht stehen.
Dann kann ich das konkret untersuchen.
Ich komm sonst nicht klar mit dieser Art anonymen Unterstellung.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Im Gegenteil, er muss seine Geistigkeit aktivieren, denn die literarischen Stilmittel, die Thomas Mann anwendet, müssen ja auch erkannt werden.
So müsste es sein - es könnte nicht ohne das anspruchsvoll gehen. - Allerdings bin ich inzwischen sehr misstrauisch, was man im 21. Jh. unter "geistig" versteht.
Den Begriff selber, "geistig", habe nur ich benutzt. Allerdings erläutert, was ich damit meine.
Lies doch einfach bei bibelwissenschaft.de einige Artikel.

Was Du selber unter "geistig" verstehst, ist mir so unklar wie Kl0ßbrühe.
Am ehesten verstehe ich darunter das Recht, alles auf alles zu beziehen, damit das Invidiuum sich die Welt erklären kann.
Das ist darum zwar nicht beliebig - weil es einem wirklich helfen kann -, aber es gilt trotzdem nur für einen selber.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das ermöglicht dem Texteschreiber, "Pharao" mehr allgemein zu fassen, ihn als "geistige Entität", als Archetyp zu fassen.
Der Erzähler also habe "geistige Wahrheiten" vermitteln wollen.
Ja - meines Erachtens ist dies typisch für die Bibel. - Nur meine ich zusätzlich: Selbst dann, wenn der Pharao historisch gemeint wäre, wäre die Aussage insofern geistig, dass er nur deshalb genannt wird, weil es um eine geistige Botschaft geht.
Letztes verstehe ich nicht.
Der, der den Sachtext geschrieben hat, wusste ja nicht, dass er später in die Bibel kommt.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Müssen die Literaturforscher neuerdings einen ideologischen Eid ablegen, dass sie nur in einer bestimmten Ideologie arbeiten?
"Müssen" nicht. - Aber ich habe den Eindruck, es sei inzwischen Konsens, um wissenschaftlich "gesellschafts-fähig" zu sein.
Dann belege Deinen Eindruck wo bei bibelwissenschaft.de zum Beispiel dergleichen vorkommt.
Vorher ist darüber kein Reden.
Ich habe mich nur eingehakt, weil Du Deinen "Eindruck" als Fakt behauptet hast.


closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Sondern damit, zu erkennen, ob eine Erzählung vorliegt oder ein Sachbericht. Beides ist durch literarische Kriterien unterscheidbar.
Ja - natürlich.

Savonlinna hat geschrieben:Wer "ungeistig" ist, kann dergleichen nicht unterscheiden.
Das weiss ich eben nicht. - Denn man kann auch als "Ungeistiger" zwischen "historisch verbürgt" und "historisch nicht verbürgt" und letzteres dann mülleiner-mäßig unter "geistig" subsummieren.
Ich wiederhole noch einmal: jeder Text, der vorliegt, ist "historisch verbürgt". Alle biblischen Texte sind historisch verbürgt, denn sie sind ja vorhanden.
Wenn es um die Frage geht, ob der Textverfasser nur einen Tempel beschreiben will - Sachtext - oder ob es eine literarische Erzählung über einen Tempel, dazu bedarf es literarischer Kenntnisse, man muss Dichtung verstehen können.

Der Literaturforscher hakt doch nicht ein realistisches Werk, nur weil es historisch nicht existiert habende Figuren enthält, unter "mythisch" ab.
Gerhart Hauptmann hat sogar naturalistische Dramen geschrieben - naturalistisch als literarische Epoche gemeint -, die im Berliner Hinterhaus spielen und deren Figuren rein fiktiv sind.
Fiktivität ist doch nicht identisch mit geistig. Welcher Literaturwissenschaftler soll das verwechseln?

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Intersubjektiv" heißt hier: plausibel machen können, dass man damals Literatur anders las als heute.
Ausdrückliche Zustimmung meinerseits - ob ein "Ungeistiger" dies akzeptiert, weiss ich nicht.
So. Jedenfalls haben wir geklärt, dass "Intersubjektivität" innerhalb der Forschung hier nur bedeutet, dass man die Mentalität der damaligen Epoche nicht einfach nur behaupten darf, sondern dass man die Erkenntnisse plausibel zu machen versteht.
Es muss nachvollziehbar sein.

Die Wörtlich-Leser - ich kenne sie zur Genüge aus den Tolkien-Fan-Kreisen - erkennen überhaupt kein literarisches Mittel an. Für sie ist eine Erzählung kein komponiertes Gebilde, sondern eine Art Video-Aufname der Alltags-Realität. Man nimmt das Handy mit, lässt die eingebaute Kamera laufen, und alles, was da zufällig unterwegs passiert ist, ist dann drin in dem Film bzw. der Erzählung.

Aber schon bei Literaturstudenten ist das ganz anders. Sie begreifen mühelos, was ein Motiv ist.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich hoffe, diesen Verdacht nun ausgeräumt zu haben.
Deine Auffassung dazu unterscheidet sich im Wesentlich nicht von der meinigen - WIR haben damals die HKM als vielfach flankierendes Paket verstanden, um um das Werk herum Erkenntnisse zum Werk selbst zu sammeln. - Wir wären aber nicht auf die Idee gekommen, den eigentlichen Inhalt des Textes selbst ("Wofür steht 'Faust'?"/"Was ist gemeint mit 'Das ewig Weiblich zieht uns hinan'?"/etc.) historisch-kritisch zu interpretieren. - Genau diesen Eindruck gewinnt man aber nach dem, was aus heutiger Sicht zur HKM gesagt wird.
Wer sagt was zur heutigen Sicht zur HKM?
Danach fragte ich ja.

Wenn es Leute hier aus dem Forum waren, die nie je sich damit beschäftigt haben, dann kann man nur sagen: Geschenkt!

Hemul
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#323 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Sa 30. Jan 2016, 19:05

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Ja. Es deckt sich mit meinen Erinnerungen.

Aha!? :o
Das klingt ganz so, als wärst du dabei gewesen und würdest aus dem "Nähkästchen" plaudern. ;)
Das steht im Text.
Die Stimme Gottes kommt nicht bei jedem Täufling.
Im Herzen des Täuflings hoffentlich schon. ;)
Und was hat das mit der bibl. begründeten Aussage Savonlinnas zu tun? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Novas
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#324 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Sa 30. Jan 2016, 19:17

Hemul hat geschrieben: Und was hat das mit der bibl. begründeten Aussage Savonlinnas zu tun? :roll:

Ich glaube an den einen wahren und lebendigen Gott, der in das Herz jedes Täuflings sein Wort einpflanzt bzw. Er ("die Stimme.Gottes") spricht es hinein. Jedenfalls stelle ich mir das so vor ;)

Hemul
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#325 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Sa 30. Jan 2016, 19:38

Novalis hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Und was hat das mit der bibl. begründeten Aussage Savonlinnas zu tun? :roll:

Ich glaube an den einen wahren und lebendigen Gott, der in das Herz jedes Täuflings sein Wort einpflanzt bzw. Er ("die Stimme.Gottes") spricht es hinein. Jedenfalls stelle ich mir das so vor ;)
Deine erneute Aussage hat aber immer noch nichts mit der bibl. begründeten Aussage Savonlinnas zu tun:
Savonlinna hat geschrieben:Die Stimme Gottes kommt nicht bei jedem Täufling.
Nur bei Jesus äußerte sich Gott persönlich und machte sein Wohlwollen kenntlich. Hat er das auch bei Dir getan u. gibt es dafür Zeugen? :roll: Bei Jesus gab es gem. Johannes 1:32-34 Augen u. Ohrenzeugen:

32 Dann machte Johannes diese Aussage: "Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabschweben und auf ihm bleiben. 33 Ich hätte nicht gewusst, wer es war, aber der, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte mir gesagt: 'Wenn du den Geist auf jemand herabschweben und auf ihm bleiben siehst, dann ist das der, der mit dem Heiligen Geist tauft.' 34 Ich habe es gesehen und bezeuge: 'Dieser Mann ist der Sohn Gottes.'"
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#326 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Sa 30. Jan 2016, 20:06

Thaddäus hat geschrieben: Die Frage ist, ob das irgendeinen Erklärungswert besitzt?
Insofern ja, dass man erkennt, dass es eine dimensional höhere Vernunft geben KANN - genau das wird doch in der heutigen Philosophie ausgeschlossen - oder nicht?

Thaddäus hat geschrieben:was, um Gottes Willen, soll das denn überhaupt bedeuten???
Siehe Hegel/"Aufheben 1, 2, 3" - habe ich rein standardmäßig nach Hegel gemeint).

Thaddäus hat geschrieben: kannst du auch nicht wissen, ob dabei ein Spaghetti-Monster herauskommt.
Doch - weil man zwar nicht ermessen kann, was dimensional über uns ist, aber analog einschätzen kann, welche Eigenschaften dort mit-enthalten sind. - Das geht bei einem Spaghetti-Monster NICHT.

Thaddäus hat geschrieben:Nein, da kann nichts gesprengt werden
Das klingt dogmatisch.

Thaddäus hat geschrieben:Es ist dem Menschen nicht möglich, etwas vernünftig einzusehen, wenn er es nicht vernünftig einsehen kann!
Moment: Er kann aber erkennen, dass man auf Bereiche stoßen kann, die man als Mensch nicht vernünftig einsehen kann.

Das ist doch der Gag des Erkenntnisweges des ganzen Christentums:
Man erkennt mit der Ratio und am Ende durch die Ratio zu erkennen, dass Erkennen mit der Ratio nicht ausreicht, weil es mehr als das gibt. - Eine Chiffre für diesen Sachverhalt ist das "Dein Wille geschehe". - Die durch das Cogito erkannte Notwendigkeit der Aufgabe des Cogito zugunsten einer Aufhebung/Veredlung des Cogito in dem, woher das Cogito kommt.

Thaddäus hat geschrieben:Nur die erstaunlich kluge pyrrhonische Skepsis hat es geschafft, dem erkenn´tnistheoretischen Nihilismus eine positive Wendung zu geben, in dem sie aus ihm eine Lebenshaltung gemacht hat.
Das hat Desartes hat dadurch gelöst, indem er gesagt hat: "Weil ich an einen wohlwollenden Gott glaube, darf ich darf vertrauen, dass es keinen erkenntnistheoretischen Nihilismus gibt" (das Wort hat er nicht gekannt - aber ich denke, Du verstehst).

Rein erkenntnis-theoretisch halte ich es nach wie vor für unwiderlegt/unwiderlegbar, dass das "Cogito" nicht entscheiden kann, ob die Res extensa "Realität" oder "Projektion des Ego" sind.

Thaddäus hat geschrieben:Ein überliefertes Gespräch zwischen Paulus und einem pyrrhonischen Skeptiker: das würde ich gerne lesen. Davon hätte sich Paulus nie wieder erholt ...
Sei da nicht so sicher.

Thaddäus hat geschrieben:Ich erkläre hier doch nirgendwo irgend ein "naturalistisches Sein"
Direkt tust Du das nicht. - Aber wie könnte es nach Deinen Philosophie-Vorgaben etwas anderes geben?

Thaddäus hat geschrieben:Ich stimme auch Hegel nicht zu bei seinen recht wilden Spekulationen über den absoluten Geist.
Diesbezüglich wäre Hegel kein Philosoph?

Thaddäus hat geschrieben: denn wie und was sollten allgemein-einsichtig-vernünftig-nachvollziehbare Gründe begründen können bezüglich einer Behauptung, die grundsätzlich gerade nicht falsifizierbar und damit auch nicht wahrheitsfähig ist?!
Wie kommste Du auf den kühnen Gedanken, dass nur Falsifizierbares wahrheitsfähig wäre? - Wäre also nur Anthropozentrisches "Wahrheit"? - Verstehst Du mein Unbehagen?

Thaddäus hat geschrieben:Philosophie kann nur als Liebe zu menschlicher Weisheit definiert werden.
Also quasi eine Verwaltungs-Disziplin DER menschlichen Wahrnehmungs-Möglichkeiten, die falsifizierbar sind?? - Wie gesagt: Mir fehlt hier das ontologische Moment.

Das Mindeste wäre, dass eine von Dir definierte Philosophie sagt:
"Wir erkennen, dass das, was ist, mehr sein kann als das, was wir mit menschlicher Vernunft erkennen können. - Wir beschäftigen uns aber nur mit letzterem, weil's da auch genug zu tun gibt" ;)

Thaddäus hat geschrieben:Kritisiert man Vernünftigkeit und vernünftige Einsichtsfähigkeit selbst, dann landet man negativ im schnöden Nihilismus und positiv in der erstaunlich klugen pyrrhonischen Skepsis des Sextus Empiricus u.a., die leugnet, das irgend etwas erkennbar sei.
Ja und? - Zwar unerfreulich - aber ist dies ein Grund, beleidigt zu sein? ;)

Thaddäus hat geschrieben:Ach was, - das ist doch Quat*sch.
Ich fürchte nein. - Hast Du ein Beispiel aus der heutigen Philosophie, die sich mit Dingen beschäftigt, die NICHT materialistisch erklärbar sind?

closs
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#327 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Sa 30. Jan 2016, 20:27

Savonlinna hat geschrieben:Was spielt es für die Bedeutung von "Faust" eine Rolle, ob es auch einen historischen Faust gab?
Primär spielt es KEINE Rolle - wenn es einen historischen Faust gab, kann man historisch-kritisch rausfinden, ob es vielleicht sekundär von erheblicher Bedeutung für "Faust" ist. - Wenn wir uns darin einig sind, passt's aus meiner Sicht.

Savonlinna hat geschrieben:Nenn doch einfach den oder die Forscher, den oder die Du im Auge hast und die bei Dir unter Verdacht stehen.
Die ständig "so" zitierten biblisch-historisch-kritischen Forscher stehen in diesem Verdacht.

Savonlinna hat geschrieben:Was Du selber unter "geistig" verstehst, ist mir so unklar wie Kl0ßbrühe.
Habe ich ebenfalls schon oft erläutert: Die Fähigkeit des Menschen, transzendent zu denken oder zu fühlen (mit "transzendent" meine ich nicht Schein-Transzendenz wie Spaghetti-Monster).

Savonlinna hat geschrieben:Der, der den Sachtext geschrieben hat, wusste ja nicht, dass er später in die Bibel kommt.
Klar - aber man könnte vielleicht davon ausgehen, dass der Textverfasser seinen Text bewusst geschrieben hat.

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe mich nur eingehakt, weil Du Deinen "Eindruck" als Fakt behauptet hast.
Wie kann z.B. ein Forscher als Faktum vermitteln, dass Jesus selber eine Naherwartung hatte, wenn er selber weiss, dass die BIbel ein geistiges Buch ist? - Die Antwort darauf lautet meistens: Da nur die HKM-Ergebnisse innerhalb der Bibelforschung falsifizierbar seien, wäre dies der einzige Maßstab, um eine solche Frage zu beantworten.

Hier ist HKM mehr kein wertvolles "Rumedum", sondern macht sich zum Haupt-Deuter. - Um es überspitzt im vorherigen Beispiel zu sagen: Man nimmt den historischen Faust zum Maßstab, was bei Goethe steht.

Savonlinna hat geschrieben:Alle biblischen Texte sind historisch verbürgt, denn sie sind ja vorhanden.
Da waren wir uns ja einig.

Savonlinna hat geschrieben:Der Literaturforscher hakt doch nicht ein realistisches Werk, nur weil es historisch nicht existiert habende Figuren enthält, unter "mythisch" ab.
Wenn er seriös ist, tut er es nicht.

Savonlinna hat geschrieben: Welcher Literaturwissenschaftler soll das verwechseln?
Ich bin etwas traumatisiert von der Usurpierung biblischer Inhalte durch historisch-kritische Übermacht. - Es sieht dort so aus, als würde es gelegentlich verwechselt werden.

Savonlinna hat geschrieben:Es muss nachvollziehbar sein.
Ganz meine Meinung - an anderer Stelle hört man aber, dass die Nachvollziehbarkeit der Argumentation NICHT ausreicht - es müsse auch das Ergebnis falsifizierbar sein. - Und da sage ich: In geistigen Dingen geht dies oft NICHT, obwohl wissenschaftlich daran gearbeitet wird ("dass man die Erkenntnisse <methodisch> plausibel zu machen versteht").

Savonlinna hat geschrieben:Aber schon bei Literaturstudenten ist das ganz anders. Sie begreifen mühelos, was ein Motiv ist.
Wenn man liest, dass Theologie-Studenten reihenweise den Glauben verlassen, weil sie historisch-kritisch eines Besseren belehrt wurden, scheint dies eben NICHT (immer) so zu sein.

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#328 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Thaddäus » Sa 30. Jan 2016, 20:30

Novalis hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Unser Vernunftvermögen kann nicht "überfordert" werden. Was sollte das denn bedeuten? Dass man müde wird, wenn man zu viele Mathematikaufgaben löst?
Das bedeutet für mich, dass unser Wissen ein Tropfen in einem Meer des Nicht-Wissens ist. "Gott" kann nicht mithilfe des rationalen Verstandes erkannt werden, Erkennen geschieht - meiner Ansicht nach - durch den Heiligen Geist, an dem wir individuell Anteil gewinnen können. Dieses Erkennen kann tief im Inneren empfunden oder "realisiert" werden.
Ja, hiergegen habe ich auch gar nichts! Wenn jemand daran glaubt, der Glaube könne nur durch den hl.- Geist gestiftet werden, dann ist das völlig in Ordnung.
In diesem Falle versucht man aber gar nicht erst, seinen Glauben philosophisch-vernünftig und rational-argumentativ zu begründen. Die Mystiker Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse werden zwar auch innerhalb der Philosophie besprochen und es wird ihnen eingeräumt, auf ihre Weise möglicherweise zu tiefen Erkenntnisses über Gott gelangt zu sein, aber sie tun das nicht auf philosophisch-begründende Weise und gelten daher auch nicht als Philosophen.

In der Betrachtung dieser Sache - also der Sache des Glaubens - ist für mich immer noch am Überzeugendsten, was Ludwig Wittgenstein in Vorlesungen und Gespräche über Ästhetik, Psychologie und Religion, S.93, 1966 über die Natur des Glaubens gesagt hat:
Pater O'Hara [ein Theologe, der versuchte den Glauben wissenschaftlich zu begründen; Thaddäus] ist einer der Leute, die den Glauben zu einer Frage der Wissenschaft machen.
Hier haben wir es mit Leuten zu tun, die das Beweismaterial auf eine andere Weise behandeln. Sie gründen die Dinge auf Beweise, die in gewisser Hinsicht äußerst dürftig erscheinen. Sie gründen ganz ungeheure Dinge auf diese Beweise. Muß ich sagen, daß sie unvernünftig sind? Ich würde sie nicht unvernünftig nennen.
Ich würde sagen, daß sie gewiß nicht vernünftig sind, das liegt auf der Hand.
"Unvernünftig" impliziert für jedermann einen Vorwurf.
Ich möchte sagen: sie behandeln dies nicht als eine Sache der Vernünftigkeit.
Jeder, der die Briefe des Apostels Paulus liest, findet es ausgesprochen: nicht nur, daß der Glaube nicht vernünftig ist, sondern daß er eine Torheit ist.
Er ist nicht nur nicht vernünftig, sondern er gibt auch nicht vor, vernünftig zu sein.
Was mir bei O'Hara lächerlich vorkommt, ist, daß er den Glauben vernünftig erscheinen läßt.
[...]
Ich würde O'Hara ganz entschieden unvernünftig nennen. Ich würde sagen: wenn dies der Glaube der Religion ist, dann handelt es sich um nichts als Aberglauben.
Aber ich würde ihn nicht ridikülisieren, indem ich sage, er berufe sich auf unzureichende Beweise. Ich würde sagen: Hier haben wir einen Mann, der sich selbst betrügt. Man kann sagen: dieser Mann ist lächerlich, weil er glaubt und diesen Glauben auf schwache Gründe stellt.
Was ich closs also vorwerfe ist, sich in exakt dieser Weise selbst zu betrügen und sich dadurch letztendlich lächerlich zu machen. Er versucht nämlich ebenfalls, den Glauben vernünftig, beweisbar und philosophisch gesichert erscheinen zu lassen, obwohl der Glaube in seinem Kern überhaupt nicht auf vernünftige Gründe rekurriert.
In dieser Hinsicht ist Hemul jedenfalls jemand, der sich über die Sache seines Glaubens nicht betrügt. Er glaubt, was er glaubt und behandelt es auch nicht als eine Sache vernünftiger Argumentation. Ich halte seinen Glauben aus ganz anderen Gründen natürlich dennoch für falsch: aber er betrügt sich trotzdem nicht selbst über seinen Glauben.


Ich bin keine Atheistin, ich bin ein Philosophin und das bedeutet, dass ich keinesfalls gleichzeitig gläubig sein kann, weil sich beides einander ausschließt, obwohl manche meinen, sie könnten christlich und gleichzeitig (gute) Philosophen sein, was eine tragische Fehleinschätzung für einen Philosophen ist. Ich halte das dezidiert für unmöglich. Denn, wenn ich gläubig bin, setze ich eine Prämisse, die mein ganzes Leben gläubig ausrichtet und es mir nicht mehr erlaubt, rein vernünftig zu philosophieren. Philosophie ist nicht nur irgendein abstrakt-theoretischer Kram für Leute, die zuviel Zeit haben. Philosophie ist die grundsätzlich kritisch-schwebende Lebenshaltung, ALLES jederzeit kritisch untersuchen und betrachten zu können und zu müssen, - auch die Voraussetzungen des eigenen Denkens immer wieder neu. Wäre ich gläubig, könnte ich das nicht mehr.

Naturwissenschaftler können dagegen tatsächlich gleichzeitig Naturwissenschaftler und gläubig sein, denn sie müssen nicht die Grundlagen ihrer wissenschaftlichen Arbeit permanent neu reflektieren und kritisieren, wie das die Philosophie - recht verstanden - tut und tun muss. Es wäre sogar schädlich für ihre empirische Arbeit, wenn sie das täten. Auch der gläubige Naturwissenschaftler muss empirisch und experimentell überprüfbare Ergebnisse vorlegen. Sein etwaiger Glaube tangiert diese seine Arbeit gar nicht.
Aber ein Philosoph muss jederzeit auch seine eigenen Prämissen, Erkenntnis- und Wissensvoraussetzungen reflektieren, weil genau das die Aufgabe der Philosophie ist. Ist ein Philosoph gläubig und setzt, dass Gott existiert, kann er genau das nicht mehr leisten!

closs
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#329 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Sa 30. Jan 2016, 20:53

Thaddäus hat geschrieben: Er versucht nämlich ebenfalls, den Glauben vernünftig, beweisbar und philosophisch gesichert erscheinen zu lassen
Das habe ich jetzt schon mehrfach dementiert - und trotzdem kommst Du immer wieder damit. - Ich unterstelle Dir keinen bösen Willen - aber irgendwas scheint Dich in Deinem Denksystem dahin zu verleiten.

Also nochmals (ich mache es auch noch zehn Mal, weil's wichtig ist):
Glaube ist NICHT beweisbar, aber er ist vernünftig begründbar, wenn man Philosophie nicht nur anthropozentrisch, sondern auch ontologisch versteht.

Thaddäus hat geschrieben: obwohl der Glaube in seinem Kern überhaupt nicht auf vernünftige Gründe rekurriert.
Das Mindeste ist: Du kannst es nicht wissen - es sei denn über einen restriktiven anthropozentrischen Ansatz. - Ich meine in der Tat inzwischen immer mehr, dass die heutige Philosophie VOR Galilei ist (Du verstehst die Analogie sicherlich).

Thaddäus hat geschrieben:er betrügt sich trotzdem nicht selbst über seinen Glauben
Diese Aussage basiert auf einer wittgensteinschen Restriktion des Vernunftbegriffs.

Thaddäus hat geschrieben: obwohl manche meinen, sie könnten christlich und gleichzeitig (gute) Philosophen sein, was eine tragische Fehleinschätzung für einen Philosophen ist
Das ist eine Restriktion des Philosophie-Begriffs ("sophia") - das ist geozentrisches Denken.

Thaddäus hat geschrieben:Aber ein Philosoph muss jederzeit auch seine eigenen Prämissen, Erkenntnis- und Wissensvoraussetzungen reflektieren
Genau das wird doch offenbar NICHT gemacht - es sei denn, INNERHALB eines materialistischen Denksystems. - Der Kernsatz des Materialismus ist für mich: "Geist ist (aus) Materie".

Hemul
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#330 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Sa 30. Jan 2016, 20:58

Thaddäus hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Unser Vernunftvermögen kann nicht "überfordert" werden. Was sollte das denn bedeuten? Dass man müde wird, wenn man zu viele Mathematikaufgaben löst?
Das bedeutet für mich, dass unser Wissen ein Tropfen in einem Meer des Nicht-Wissens ist. "Gott" kann nicht mithilfe des rationalen Verstandes erkannt werden, Erkennen geschieht - meiner Ansicht nach - durch den Heiligen Geist, an dem wir individuell Anteil gewinnen können. Dieses Erkennen kann tief im Inneren empfunden oder "realisiert" werden.
Ja, hiergegen habe ich auch gar nichts! Wenn jemand daran glaubt, der Glaube könne nur durch den hl.- Geist gestiftet werden, dann ist das völlig in Ordnung.
In diesem Falle versucht man aber gar nicht erst, seinen Glauben philosophisch-vernünftig und rational-argumentativ zu begründen. Die Mystiker Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse werden zwar auch innerhalb der Philosophie besprochen und es wird ihnen eingeräumt, auf ihre Weise möglicherweise zu tiefen Erkenntnisses über Gott gelangt zu sein, aber sie tun das nicht auf philosophisch-begründende Weise und gelten daher auch nicht als Philosophen.

In der Betrachtung dieser Sache - also der Sache des Glaubens - ist für mich immer noch am Überzeugendsten, was Ludwig Wittgenstein in Vorlesungen und Gespräche über Ästhetik, Psychologie und Religion, S.93, 1966 über die Natur des Glaubens gesagt hat:
Pater O'Hara [ein Theologe, der versuchte den Glauben wissenschaftlich zu begründen; Thaddäus] ist einer der Leute, die den Glauben zu einer Frage der Wissenschaft machen.
Hier haben wir es mit Leuten zu tun, die das Beweismaterial auf eine andere Weise behandeln. Sie gründen die Dinge auf Beweise, die in gewisser Hinsicht äußerst dürftig erscheinen. Sie gründen ganz ungeheure Dinge auf diese Beweise. Muß ich sagen, daß sie unvernünftig sind? Ich würde sie nicht unvernünftig nennen.
Ich würde sagen, daß sie gewiß nicht vernünftig sind, das liegt auf der Hand.
"Unvernünftig" impliziert für jedermann einen Vorwurf.
Ich möchte sagen: sie behandeln dies nicht als eine Sache der Vernünftigkeit.
Jeder, der die Briefe des Apostels Paulus liest, findet es ausgesprochen: nicht nur, daß der Glaube nicht vernünftig ist, sondern daß er eine Torheit ist.
Er ist nicht nur nicht vernünftig, sondern er gibt auch nicht vor, vernünftig zu sein.
Was mir bei O'Hara lächerlich vorkommt, ist, daß er den Glauben vernünftig erscheinen läßt.
[...]
Ich würde O'Hara ganz entschieden unvernünftig nennen. Ich würde sagen: wenn dies der Glaube der Religion ist, dann handelt es sich um nichts als Aberglauben.
Aber ich würde ihn nicht ridikülisieren, indem ich sage, er berufe sich auf unzureichende Beweise. Ich würde sagen: Hier haben wir einen Mann, der sich selbst betrügt. Man kann sagen: dieser Mann ist lächerlich, weil er glaubt und diesen Glauben auf schwache Gründe stellt.
Was ich closs also vorwerfe ist, sich in exakt dieser Weise selbst zu betrügen und sich dadurch letztendlich lächerlich zu machen. Er versucht nämlich ebenfalls, den Glauben vernünftig, beweisbar und philosophisch gesichert erscheinen zu lassen, obwohl der Glaube in seinem Kern überhaupt nicht auf vernünftige Gründe rekurriert.
In dieser Hinsicht ist Hemul jedenfalls jemand, der sich über die Sache seines Glaubens nicht betrügt. Er glaubt, was er glaubt und behandelt es auch nicht als eine Sache vernünftiger Argumentation. Ich halte seinen Glauben aus ganz anderen Gründen natürlich dennoch für falsch: aber er betrügt sich trotzdem nicht selbst über seinen Glauben.
Na also-Mäderl geht doch. Vielleicht schwofen wir beide noch irgendwann einmal einen Tango. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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