closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:In der Philosophie geht es genau darum, Unsinn von Nicht-Unsinn zu unterscheiden, und zwar durch das bessere Argument.
Jetzt machst D<u es Dir etwas einfach:
Denn es gibt nicht DIE Philosophie, sondern viele Philosophien, die selber ihre eigenen Prämissen haben - die kritisch-rationalistische Analytische Philosophie beispielsweise verzichtet auf jede Art von Transzendenz (wobei es auch hier verschiedene Schulen zu geben scheint - aber hier im Zusammenhang soll es so reichen), definiert also, in welchem Sektor sie "Sophia" finden will.
Es gibt nicht unterschiedliche
Philosophien, sondern unterschiedliche philosophische Disziplinen (Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Rechtsphilosophie, Existenzialphilosophie, Ontologie, Metaphysik, Sozialphilosophie, Hermeneutik, Ethik, Logik etc.) mit je spezifischen
Fragestellungen, auf die es historisch berühmt gewordenen
Antworten gibt, die sich als
Schulen innerhalb der Philosophie etabliert haben. Die Phänomenologie, der Materialismus, die pyrrhonische Skepsis, die Stoa, der Pragmatismus, der objektive (Hegel) und subjektive (Fichte) Idealismus, die kantische Erkenntnistheorie und Ethik, die analytische Philosophie, der Strukturalismus, der Positivismus, der Empirismus, der linguistic turn, der Neu-Kantianismus, Heideggers Existenzialontologie, der kierkegaard'sche, der sartre'sche und der camus'sche Exitentialismus, die konstruktivistische Logik der Erlanger Schule usw.usf.
Damit alle diese Richtungen als
philosophische Richtungen gelten können, ist ihnen gemeinsam, dass jede einzelne für sich beansprucht,
vernünftig zu argumentieren und ihre jeweilige Plausibilität auf
Vernunfteinsicht zu gründen. Auf Vernunfteinsicht zu gründen heißt nicht, dass nur eine einzige Antwort richtig sein kann, sondern das man mit originär
philosophischen Methoden eine Fragestellung zu lösen versucht. Die Wahl der Methode ist keine
Prämisse, sondern die Wahl einer
Perspektive auf unterschiedliche Problemstellungen. Die
unhintergehbare Prämisse in der Philosophie besteht allein darin, dass
vernünftiges Argumentieren und Logik angewendet werden, so dass in jedem Falle also an die Vernunfteinsichtsfähigkeit des Menschen appelliert wird.
Philosophische Überlegungen und Einsichten müssen jedem vernunftbegabten Wesen grundsätzlich einsichtig sein, ohne das dieses Wesen jede philosophische Einsicht zwingend als eigene Überzeugung übernehmen muss, z.B., weil ebenso vernünftige Gründe für ein anderes Ergebnis sprechen.
Einsichten, die keine Vernunfteinsichten aufgrund von Vernunftgründen sind, können keine
philosophischen Einsichten sein. Damit sind z.B. Einsichten, die sich auf individuelle göttliche Erleuchtung stützen, prinzipiell in der Philosophie ausgeschlossen, denn sie entspringen keiner der philosophischen Methoden und keiner vernünftigen Einsicht.
Auch die Metaphysik muss also vernünftig argumentieren, was die Philosophen-Theologen der Scholastik ja auch versucht haben, z.B. in Form ausgearbeiteter Gottesbeweise u.a. Die wurden wiederum von Kant nachhaltig vernünftig krisitisert.
Die analytische Philosophie schließt Transzendenz keineswegs aus!
Sophia, also Weisheit gründet sich in der Philosophie und in jeder einzelnen ihrer historischen Strömungen stets auf die unhintergehbare Vernunfteinsicht. Unhintergehbar ist die Vernunfteinsicht, weil derjenige, der nicht vernünftig, also für alle Menschen nachvollziehbar argumentiert, eben zu keinen
nachvollziehbaren Schlüssen gelangen kann. Ja, er kann sein philosophisches Problem und seine philosophische Fragestellung nicht einmal sprachlich formulieren, wenn er es nicht vernünftig, also sinnvoll, tut.