War der Sündenfall von Gott geplant?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
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#221 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 09:54

JackSparrow hat geschrieben:Die dachten antijüdisch und kaiserfreundlich und haben Griechisch geschrieben, weil das in den gehobenen römischen Schichten als schick galt
Möglich - die Folge ist u.a., dass die semantische Vielfalt des Hebräischen/Aramäischen teilweise verloren geht.

Man nehme nur das Wort "memra", das mit "logos" übersetzt wird und dann bei uns mit "Wort" übersetzt wird - damit geht auf dem Weg zu uns die eigentliche Bedeutungswucht von "memra" fast vollständig verloren. - Und das ist nur EIN Beispiel.

JackSparrow
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#222 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von JackSparrow » Fr 29. Jan 2016, 11:31

closs hat geschrieben:Möglich - die Folge ist u.a., dass die semantische Vielfalt des Hebräischen/Aramäischen teilweise verloren geht.
Ich halte die Autoren der Evangelien für römische Bürger, deren Muttersprache Latein war und nicht Hebräisch.

das mit "logos" übersetzt wird und dann bei uns mit "Wort" übersetzt wird
Was natürlich falsch ist, denn "Wort" hieße "lexis". Bei "logos", verwandt mit dem deutschen Wort "legen", handelt es sich um etwas Dargelegtes, eine Erklärung, eine "Lehre" oder einen "Sinn". Das kann auch aus fünf Sätzen bestehen und muss keinesfalls ein einzelnes Wort sein.

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Savonlinna
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#223 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 29. Jan 2016, 11:59

Münek hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:dennoch steht in diesen so unterschiedlichen Übersetzungen übereinstimmend in 2.Mose 20,5 EIFERSÜCHTIG

Was sagt der gesunde Menschenverstand dazu? Kann Gott eifersüchtig im menschlichen Sinne sein? :roll:

Folgt man den Selbstoffenbarungen Jahwes in der "Heiligen Schrift", dann ist dies so.

Der Gott Israels stellt sich als ein sehr anthropomorphes Wesen dar.
Er bereut, bestraft, leidet, liebt, hasst, zürnt, verflucht, quält, tötet,
vertilgt, rottet aus, redet sich raus, ist bekümmert, agressiv, kriegslie-
bend, eifersüchtig...

Gott selber stellt sich nicht so dar.

Der aufgeklärte moderne Mensch weiß:
Es waren Menschen, die - zu Zeiten des Alten Testamentes - Gott anderen Menschen so dargestellt haben.
Wer daran glaubt, dass Gott selber sich dargestellt hat, sich also selber offenbart hat, irrt.

Was ein Theologe - oder Philosoph - kürzlich geschrieben hat, hat etwas Verblüffendes:
die Bibel sei ein Zeugnis von Rebellen gegen diesen so dargestellten Gott.
Der Ungehorsam, die Aufmüpfigkeit gegen die Menschen, die Gott so darstellen, sei so häufig das Thema des Alten Testamentes.

Ich kann nur hoffen, dass ich per Zufall wieder auf diesen Verfasser stoße, sein Buch ist erst kürzlich erschienen, aber Titel und Name habe ich vergessen.
Erst die Bergpredigt sei - nach diesem Verfasser - in der Lage gewesen, ein Gottesbild zu vermitteln, das wirklich positiv auf die Menschheit wirken kann.

Insofern, so schreibt der Verfasser, sei die Bibel eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur, weil es die Geschichte von mutigen Rebellen gegen das von anderen Menschen vermittelte "Gottesbild" erzähle, die ihm "ungehorsam" waren und sich ihm nicht unterwarfeb.

Darum gebe ich Novalis mit seinem obigen Text Recht: der gesunde Menschenverstand bereits sollte sich von solchen "Selbstoffenbarungen" distanzieren können und der Wahrheit die Ehre geben: es waren immer Menschen, die aus den oder anderen Gründen ein solches Gottesbild vermittelten.

Und Münek gebe ich indirekt auch Recht: es wurden anthropomorphe Gottesbilder vermittelt. Nur waren das eben keine "Selbstoffenbarungen Gottes", sondern Darstellungen von Menschen.
Zu dieser Darstellung kann man "nein" sagen und rebellieren. Man muss nicht permanent Gott selber anklagen. Der hat sich gar nicht geäußert.
Letzteres scheinen gerade neue Atheisten nicht begreifen zu können. Da sind Christen oft aufgeklärter.

closs
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#224 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 12:55

Savonlinna hat geschrieben:Und Münek gebe ich indirekt auch Recht: es wurden anthropomorphe Gottesbilder vermittelt.
So ist es - der Mensch kann nur mit den Chiffren eigener Wahrnehmung darstellen.

Savonlinna hat geschrieben: Nur waren das eben keine "Selbstoffenbarungen Gottes", sondern Darstellungen von Menschen.
Das ist kein Widerspruch. - WENN Gott sich offenbart (was nicht falsifizierbar ist), dann kann er es nur über die Rezeption/Darstellung des Menschen.

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Halman
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#225 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Halman » Fr 29. Jan 2016, 13:01

Hemul hat geschrieben:Junge -du erfreust mein Herz. :clap: Auch wenn dein Admin Dich als naiv einstuft. ;)
Das freut mich, lieber Hemul.

Allerdings denke ich nicht, dass Pluto mich als naiv einstuft, dafür kenne ich ihn vom Mod-Forum zu gut. :)

Zudem kritisierte er in seinem Beitrag vom Do 28. Jan 2016, 13:44 nicht mich in diesem Punkt, sondern Annette M. Boeckler, Dozentin für Liturgie am Leo Baeck College in London.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#226 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Fr 29. Jan 2016, 13:10

Halman hat geschrieben: Zudem kritisierte er in seinem Beitrag vom Do 28. Jan 2016, 13:44 nicht mich in diesem Punkt, sondern Annette M. Boeckler, Dozentin für Liturgie am Leo Baeck College in London.
Aber Du hast doch deren naive Ansichten übernommen. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Savonlinna
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#227 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 29. Jan 2016, 13:15

closs hat geschrieben: WENN Gott sich offenbart (was nicht falsifizierbar ist) [...]
Klar ist das falsifizierbar. Es ist längst falsifiziert worden.

Manche glauben noch immer, dass die Sonne sich um die Erde dreht, obwohl es längst falsifiziert ist.
Da kann man nichts machen. In deren eigenen Welt ist es eben so. Das ist dann aber auch Fakt, und man muss es akzeptieren.

closs
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#228 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 13:38

Savonlinna hat geschrieben:Klar ist das falsifizierbar.
Wie soll denn DAS möglich sein? - Wie willst Du feststellen, ob Gott sich offenbart oder nicht?

Savonlinna hat geschrieben:Manche glauben noch immer, dass die Sonne sich um die Erde dreht, obwohl es längst falsifiziert ist.
Streng genommen ist es eine Perspektiven-Frage: Aus Sicht der Erde dreht sich die Sonne nach wie vor um die Erde - man erkennt das daran, dass frühs die Sonne aufgeht. - So ein fach ist das.

Dass es physikalisch eindeutig besser ist, ein heliozentrisches Modell vorzuziehen, ist nicht der Diskussionspunkt - darüber streiten wir uns um Gottes Willen nicht.

Savonlinna hat geschrieben:Da kann man nichts machen. In deren eigenen Welt ist es eben so.
Auch Deine Welt ist eine eigene Welt - es gibt niemanden, der etwas anderes hat.

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Savonlinna
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#229 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 29. Jan 2016, 14:07

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Klar ist das falsifizierbar.
Wie soll denn DAS möglich sein? - Wie willst Du feststellen, ob Gott sich offenbart oder nicht?
Ich sagte, dass das längst falsifiziert ist . "Offenbarung" ist ein menschliches Wort, von der menschlichen Sprache geprägt, ist also eine rein menschliche Vorstellung.


closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Da kann man nichts machen. In deren eigenen Welt ist es eben so.
Auch Deine Welt ist eine eigene Welt - es gibt niemanden, der etwas anderes hat.
Du vertrittst heute Mittag also mal den Relativismus. Von mir aus. Dann ist eben alles relativ, und Wahnvorstellungen sind dann eben auch von der Wissenschaft her nicht aus ihrer Perspektive identifizierbar oder "falsifizierbar".

Bei mir rennst Du da offene Türen ein. Als mein Vater uralt war, da sah er im Zimmer viele Wesen und einen Wald, das ihn alles umgab. Er zeigte sogar darauf.
Ich habe das Ernst genommen, es war für ihn so.
"Falsifizieren" kann man nur etwas, das von der Wissenschaft als wissenschaftliches Feld umrissen wurde.
Insofern ist also nach Deiner Meinung von heute Mittag kein Unterschied zu erkennen, ob jemand Wahnvorstellungen hat oder nicht. Alles ist eben relativ.

Wahnvorstellungen von Volksführern hingegen sollte man sehr wohl falsifizieren können und da die Wissenschaft in Anspruch nehmen.
Denn sie können damit ein ganzes Volk in den Abgrund ziehen.
Da kann man "Offenbarungen" - Gott habe mir offenbart, dass die Germanen eine bessere Rasse sind - dadurch entlarven, dass sie niemals stattgefunden haben können, weil Offenbarungen eben nur menschliche Überzeugungen meinen können.

So ist es mit allen Offenbarungen in der Bibel. Es sind menschliche Überzeugungen, die man nicht selten anderen aufzwingen möchte.

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sven23
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#230 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von sven23 » Fr 29. Jan 2016, 15:10

Savonlinna hat geschrieben: Und Münek gebe ich indirekt auch Recht: es wurden anthropomorphe Gottesbilder vermittelt. Nur waren das eben keine "Selbstoffenbarungen Gottes", sondern Darstellungen von Menschen.
Richtig, das sagen wir doch seit ewigen Zeiten.


Savonlinna hat geschrieben: Zu dieser Darstellung kann man "nein" sagen und rebellieren. Man muss nicht permanent Gott selber anklagen. Der hat sich gar nicht geäußert.
Letzteres scheinen gerade neue Atheisten nicht begreifen zu können. Da sind Christen oft aufgeklärter.
Wie kommst du zu dieser Wahrnehmung?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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