Was Du schreibst kann ich alles nachvollziehen, jedoch sehe ich hier auch die unterschiedliche Perspektive. Als Gläubiger weiß ich, dass es Versuchungen zum Guten und Versuchungen zum Bösen gibt (weil man übernatürliches erfahren hat). Der Resonanzboden dafür kann in mir liegen (deshalb ist hier Dein ganzheitlicher Ansatz richtig), aber diese, nennen wir es "Schwingungen", können auch von außerhalb auf mich, meinen Resonanzboden, meine Seele treffen. Lassen wir hier die aktiven dämonischen oder göttlichen Kräfte einmal außen vor, um einem falschen Dualismus vorzubeugen und nehmen wir eine menschliche Analogie: Ein anderer Mensch kann mit seiner Gestik, seiner Mimik, seinem Tonfall oder Wortwahl eine Stimmung erzeugen, die beim Gegenüber eine abneigende oder zugeneigte Haltung hervorruft. Ja selbst die rein äußerliche Umgebung kann eine Haltung beeinflussen, ebenso erspürt mein Gegenüber auch meine Haltung und geht meist unbewusst darauf ein. Für einen Gläubigen gibt es eben auch aktive übernatürliche Energien, die von außen einwirken wollen oder können.Savonlinna hat geschrieben: Nur ist für mich - vielleicht bin ich da jetzt auch zu beckmesserisch - "kontrollieren" nicht das Mittel meiner Wahl. Und ich unterscheide da auch keine Geister, weil ich das Geschehen im Menschen als ganzheitlich und an jeder beliebigen Ecke in seiner Funktionalität für das Ganze als notwendig sehe.
Und hier kommt vereinfacht mein "kontrollieren" ins Spiel: Ergebe ich mich nun dieser Schwingung und lasse sie ungefiltert auf mich wirken, was dann meine Haltung und meine Reaktion bestimmt, oder versuche ich diese Schwingung zu analysieren (Unterscheidung der Geister) und lasse sie dann zu oder nicht zu, kontrolliere also den Einfluss anderer oder der Umgebung auf mich. Das ist für mich wahre Freiheit, es benötigt aber eine gelassene innere Haltung dafür und eine Achtsamkeit für den Augenblick. Übrigens verliert man dadurch nicht an Spontanität, denn Gelassenheit und Achtsamkeit (als Christ in der Gegenwart Gottes) kann zu einer permanenten Haltung ohne großes Nachdenken werden.
Das ist korrekt. Deshalb geht es nicht um das Unterdrücken von "Energien", sondern um das kontrollierte ableiten der Energien, damit man sie dort verarbeitet, wo sie gebraucht werden. Gerade "negative Energien" benötigen jedoch, ich nenne es mal so, einen Hort des Guten, wo sie zum Guten für mich werden. Beispielsweise kann ich über die Beleidigung eines anderen beleidigt sein und es ihm irgendwann heimzahlen wollen (die Energie bleibt also schlecht und arbeitet negativ in mir), oder ich reflektiere seine Kritik, versuche für mich Gutes daraus zu ziehen, sowie zu erkennen, was der andere genau von mir braucht, damit es ihm auch gut geht. Denn wer beleidigt, leidet ja auch selbst. Das hast Du hinsichtlich Deines eigenen Leids hiermit ausgedrückt:Ich nehme das so wahr, dass wir nur EINE Energie in uns haben. Wenn die Begeisterung lodert, dann lodert sie. Wir können ihr keine Befehle erteilen, können sie nicht kontrollieren. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. In dem Moment, wo wir sie kontrollieren wollen, rächt sie sich und lodert noch mehr auf.
Ich muss also die Erwartungen und Ansprüche suchen, die ich wirklich hatte, ohne es zu merken, und dann deren Projektionscharakter durchschauen. Nicht bloß logisch erkennen, sondern wirklich erfassen, dass ich selber realisieren muss, was ich von anderen erwartet habe.
Wenn DAS gelingt, dann bricht quasi genau in dem Moment das Ungute an der Begeisterung zusammen. Man ist schlagartig frei davon.
Genau in dieser Offenheit muss dies auch betrachtet werden. Legt man sich nur auf das Erste fest, dann beraubt man sich seiner Inspiration, denn man verharrt irgendwann nur mehr in seinem überprüfbaren Verstand, man dreht sich allein um sich. Legt man sich allein auf das Letzte fest, dann wird man zum ferngesteuerten Phantasten, der Gefahr läuft gegen die Vernunft zu handeln. Das will übrigens Gott gerade nicht: Er will, dass wir unseren Glauben mit der Vernunft durchdringen.Aber so kommt es einem VOR. Die Antwortmöglichkeiten:
- es sind Tiefenschichten, die einem beim konzentrierten Schreiben zugänglich werden und die zwischenmenschlich nicht so getrennt sind wie unsere "Bewusstseine",
- oder es ist "Gott", der einem etwas diktiert, oder gar Satan
sind von der Sache her in dem Sinne wohl nicht klärbar.
Hier kann ich als Gläubiger nur zustimmen und übersetze in christliche Mystik: Wir stammen selber von Gott, wir haben ähnliche Temperamente (ein ausgeglichenes Mischungsverhältnis; von "temperare"= ordnen, leiten, schonen, mischen, mäßigen) und ein liebender Gott macht das Elementare in uns bewusst, seine Unendlichkeit weckt die Sehnsucht nach Ewigkeit, was soviel heißt wie: weckt das Bedürfnis, selber den Glauben an ihn zu riskieren, den Glauben an die Welt hinter sich zu lassen und sich "dem Weg zu ihm" zu übergeben.Ich vermute u.a. deshalb: Wir stammen selber aus dem Meer, wir haben ähnliche Temperamente und ein stürmisches Meer macht das Elementare in uns bewusst, seine scheinbare Uendlichkeit weckt Fernweh, was soviel heißt wie: weckt das Bedürfnis, selber etwas zu riskieren, das Vertraute hinter sich zu lassen und sich "der Fahrt" zu übergeben.
Aber eben auch, weil es NICHT wie der Mensch ist, sondern durch und durch wahr. „Es ist, wie es ist“, ohne Absicht, nur Selbstausdruck.
Aber eben auch, weil Gott NICHT Geschöpf, wie der Mensch ist, sondern die Wahrheit in Person. "Er ist, der ist", ohne Absicht, nur Selbstausdruck seines Wesens, der Liebe.
Gerade das versuche ich mit meinem "Übersetzungen" in christliche Mystik zu erreichen. Das gelingt aber nur, wenn man sich nicht auf rein natürliches oder übernatürliches festlegt. Gott machte jeden von uns einzigartig, das ergibt die Fülle seiner Liebe. Wir sind (von Gott gewollte) Individuen, die (von Gott) dazu berufen sind, unseren einzigartigen Blick auf die Wahrheit "wahr"-zu-nehmen. Tun wir es nicht, fehlt der gesamten Schöpfung genau dieser Blick auf die Wahrheit, die Welt wird unheil, verliert das Ganze. Deshalb:Wenn es wirklich fast dieselbe Frage wäre, dann wäre ich froh.
Dann könnte man von verschiedenen Seiten herangehen, und man kommt zu Ähnlichem oder gar fast Gleichem.
Worin Du übereinzustimmen scheinst:
dass dergleichen Wahrnehmung am Individuellen geschieht.
Es transzendiert das Individuelle, aber das Individuelle muss da sein, sonst geschieht kein Transzendieren.
Sobald wir nur Eigenes besitzen wollen, verlieren wir das Gemeinsame.Man kann nichts wirklich besitzen. Man meint, etwas besitzen zu können, und dann sieht man plötzlich, dass selbst der Mitmensch – das Vertrauteste, was wir haben -, ein Eigenes hat, mit dem er sich dem Zugriff entzieht.
Ich kann Gott nicht in meine Person integrieren, die Initiative geht ausschließlich von Gott aus (seine Gnade). Ich muss in meiner Freiheit nur bereit dafür sein. Deshalb ist es auch nicht nötig, dass ich Gott in mich integriere, er ist schon da, wenn ich mich öffne. Gott ist immer der aktive Part.Savonlinna hat geschrieben:Was genau ist "bei Gott" nicht möglich oder nötig? Das habe ich jetzt nicht verstanden.Rembremerding hat geschrieben:Hier wieder.Savonlinna hat geschrieben:Du schreibst das so, weil Du mich missverstanden hast. Das Meer, das ich liebe, lasse ich in mir ein, und ich gebe mich ihm hin. Ich erweitere meine Person um das Meer, ich bin dann endgültig nicht mehr nur meine Person.Ich übersetze in christliche Mystik: Gott, den ich liebe, lasse ich in mir ein, und gebe mich ihm hin. Ich erweitere meine Person um die Person Gottes, ich bin dann endgültig nicht mehr nur meine Person.
Ein Unterschied zu deinen schönen Worten: das Meer bleibt unpersönlich, ich muss es selbst in meine Person integrieren. Bei Gott ist dies nicht möglich/nötig.
Das Absolute (Gott) ist immer das Abstrakte, wenn man es relativ betrachtet, und das ist die einzige Möglichkeit für Geschöpfe. Gott ist alles und für uns nicht vollends begreifbar. Natürlich wird er dadurch für uns zu allgemein, weil er uns übersteigt. Deshalb beginnen wir doch nicht damit "alles und jedes" zu lieben, sondern nur mal den Nächsten, der mir begegnet und das Schöne, das mir begegnet. Bleiben wir doch beim Einzelnen und bringen wir dafür Achtsamkeit auf, mit allen Sinnen, mit unserem Verstand, mit unserer Vernunft. Für mich ist Gott die objektive Wirkmacht, der objektive Hintergrund, vor dem sich alles ereignet. Damit wird es für mich begreifbarer, hoffnungsvoller, edler, durchdringbarer, logischer, intensiver, schöner, einzigartig.ich komme mit Deiner Abstraktion „Gott“ nicht klar.
Mir ist das zu allgemein, zu sehr „ich liebe alles und jedes“. Das ist so für mich nicht angehbar.
Mir geht es gerade darum, dass man jedes Einzelne in den Blick bekommt und lernt, wo seine Schönheit ist.
Wie bekommst also Du jedes Einzelne in den Blick? Welchen subjektiven Hintergrund wählst Du?
Servus
