Hemul hat geschrieben:Es gibt noch weitere seriöse Quellen. In Lukas 19:41-44 z.B. sagte Jesus über Jerusalem folgendes voraus:
41 Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie 42 und sprach: Wenn auch du an diesem Tag erkannt hättest, was zum Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. 43 Denn Tage werden über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen; 44 und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, dafür, dass du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast
.
Das Problem bei dieser "seriösen Quelle" ist, dass sie lange nach dem Fall Jerusalems geschrieben wurde.
Ein Beweis wäre, wenn es eine ältere Schrift gäbe, die davon berichtet, lange bevor Jerusalem von den Römern besetzt und zerstört wurde.
Hinzu kommt, dass der zitierte Textpassus in frühen Abschriften des Lukas-Evangeliums nicht vorkommt, sondern erst in Textsammlungen ab dem 4. Jahrhundert nach Christus.
Als Testimonium Flavianum bezeichnet man den 93 n. Chr. verfassten Abschnitt im Buch 18, Verse 63–64 aus den Antiquitates Judaicae des Flavius Josephus:
„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er vollbrachte nämlich ganz unglaubliche Taten und war der Lehrer aller Menschen, die mit Lust die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Dieser war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorhergesagt hatten. Und bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“[8]
Auch hier gibt es ältere Texte, in denen der Passus nicht vorkommt. Hinzu kommt, dass Flavius als Jude nie Christ geworden war. Insofern erscheint es als extrem unwahrscheinlich, dass er geschrieben haben soll "Dieser war der Christus". Vor allem, wenn er Jesus diese Bedeutung beigemessen hätte, hätte er sicherlich mehr über diesen geschrieben als einige Sätze. Über andere religiöse Prediger im jüdischen Territorium schrieb er viel, viel mehr. So z.B. über Johannes den Täufer. Flavius, der viele Bücher (!) geschrieben hat, erwähnte Jesus aber nur in einigen Sätzen. Flavius, ein Überläufer, war übrigens Berater der Römer bei der Eroberung Jerusalems, wenn er auch versuchte, dass der Tempel geschont wird (er war ja Jude).
Letztlich kommt noch hinzu, dass der genannte Passus erst übermittelt wurde (als ältestes Zeugnis) von dem Kirchenvater Eusebius (4. Jahrhundert).
Als Beweis taugt deshalb das Testimonium Flavianum recht wenig. So bleibt es eine reine Glaubenssache.