Hallo Helmuth
Helmuth hat geschrieben:
Die gesamte Schrift geht einher mit der Geschichte des Volkes Israel. Die richtige Haltung zu diesem Volk ist mit eintscheidend, wie sich auch Jesus zu uns einmal bekennen wird. Davon bin ich mitterweile völlig überzeugt.
Das würde ich etwas differenzierter betrachten. Die Juden verstehen sich selbst nicht als erwähltes Volk aus der Gnade Gottes, sondern aus ihrem Mut, das Gesetz anzunehmen. In der jüdischen Legende glaubt man, dass Gott jedem Volk der Erde das Gesetz angeboten hatte, und jedes Volk schlug es ihm aus. Nur Israel nahm es dankend an, und die Erwählung ist sozusagen der Lohn der Vorväter. Dieses Erwählungsgefühl schwingt im jüdischen Volk durchgehend mit und die Propheten deuteten ja immer wieder an, dass der Erlöser für alle Völker dieser Erde kommen würde. Als es dann so weit war, wollten die Juden dies nicht einsehen, sie wollten das Ende ihrer Erwählung nicht anerkennen.
Ein praktisches Beispiel bietet die Priesterkaste im Volk aus Priestern: Die Kohenniten bilden die direkte väterliche Nachkommenschaft des Aharons, Bruder Moses. Für diese theokratisch-adelige Priesterkaste gab es eigene Gesetze und Verordnungen, die nur jene Menschen betraf, deswegen ist eine Abstammung von Priestern unter heutigen Juden noch nach 3.300 Jahren familiär überliefert und mit heutigen DNA-Forschungen bestätigt. Für die väterlichen Nachkommen von Kohenniten sind jüdische Gesetze relevant, die sehr viel strenger als einfache jüdische Gesetze sind. Beispielsweise darf ein Kohen keinen Friedhof betreten, auch nicht für Beerdigungen der engsten Verwandten.
Für diese Priester galten also eigene Gesetze, die ein gesonderter Teil des Volkes Israel sind - nur sind jene Gesetze für die heutige Christenheit absolut unrelevant geworden. Sie sind zwar nicht aus dem AT gestrichen, aber sie sind einfach nicht mehr nötig, da das Priesteramt der Juden von Gott persönlich abgeschafft wurde - es benötigt keine Leviten und Kohenniten mehr, um Gott zu huldigen und ihm zu opfern.
Hier sehe ich eine Analogie zum Judentum und zum jüdischen Volk selbst - zwar mag es noch bestehen und es mag noch immer ein besonderes Volk sein (Welches antike Volk existiert denn noch in solcher Geschlossenheit und sicherer Überlieferung? Kein Anderes.), aber die geistliche Relevanz und die Heilsnotwendigkeit haben sie durch den Messias und die Erlösung aller Menschen verloren. Mit dem Erscheinen des Messias ist die Erwählung Israels vollendet worden und das der Sinn des Volkes, welches einzig und allein die Entwicklung hin zu Jesus war, wurde beendet.
Das mag hart klingen, aber im Grunde ist das nichts Schlimmes - sie haben ihren Zweck erfüllt und hätten im Leibe Christi aufgehen sollen. Einige taten es, noch mehr tun es heute, Gott sei Dank!, und noch mehr verbleiben in ihrem starren Blick auf die Tradition und Kultur, die sie nun anbeten.