http://www.cursillo.at/artikel.php?Art_ID=3153Haben oder hatten sie auch Zeiten, in denen sie einzelne Sätze des Glaubensbekenntnisses (Credo) nicht mitbeten können oder konnten? Weil ihnen manches in der Kirche absolut nicht „katholisch = allumfassend“ erschien oder z.B. die „Jungfrauengeburt“ dem wissenden Geist des 21. Jahrhunderts widerspricht?
Das Credo, die älteste gültige Zusammenfassung des christlichen Glaubens, wurde vielfach ausgelegt und interpretiert.
David Steindl – Rast unternimmt einen neuen Versuch, auf dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Tatsache, dass Menschen aller Zeiten und Kulturen ihren mystischen Erfahrungen einen Ausdruck in poetischen Bildern gegeben haben.
Glaube ist Erfahrungssache, sonst verdient er diesen Namen nicht. So sind für Br. David die christlichen Glaubensaussagen ein möglicher Ausdruck religiösen Erlebens in deren Mitte die einzige Quelle steht, die als absolut gelten darf: die mystische Erfahrung, zu der jeder Mensch Zugang hat.
Die Glaubenssätze sind nicht fertig verpackt vom Himmel gefallen sondern drücken das religiöse Erleben jener aus, die es zuerst formuliert haben. Ausgehend von unserer inneren Offenbarung sollten die von der Tradition überlieferten Sätze für uns nachvollziehbar sein.
Für uns, die wir vielleicht im Credo mit Überzeugung den Ausdruck unseres Glaubens finden. Aber auch für jene spirituell Suchenden, die das Christsein nie von innen her kannten und fragen: Gibt es wirklich etwas am christlichen Glauben, was für jedes Menschenherz Bedeutung hat?
So widmet sich Steindl – Rast jedem einzelnen Satz vom „ich glaube“ bis zum „Amen“ auf 4 Ebenen:
Er geht den Fragen nach: Was heißt das – woher wissen wir das und warum ist das wichtig und er fügt persönliche Erwägungen an, die zu eigenen Betrachtungen anregen sollen.
So könnte das Beten des Credo wieder tiefen Herzensfrieden, ein Gefühl der Dazugehörigkeit und eine feste Verankerung im ewigen Jetzt des gegebenen Augenblicks schenken. Früchte, die nicht nur Menschen in der Vergangenheit ernteten sondern auch heute noch reifen und taufrisch zur Verfügung stehen.
Martin Auer, Lengau
18.1.2011

David Steindl – Rast: Credo – ein Glaube der alle verbindet
Mit einem Vorwort des Dalai Lama Verlag Herder
ISBN 978-3-451-30356-2
€[D] 18,95
Außerdem kann man auf Youtube einen Vortrag von ihn hören:
Der 1926 in Wien geborene und seit 1952 in den USA lebende Benediktiner führt - so er nicht auf Vortragsreisen ist - ein bescheidenes Leben in einer
Einsiedelei im Staat New York.
Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit. In seinem Buch "Credo" widmet er sich
der ältesten Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Es besteht aus nur 77 Worten. Dieses Credo ist in seinen Augen "gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben". Eine der Möglichkeiten, dieses Gemeinsame auszudrücken, ist für ihn das christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften einschließlich der Psychologie.
Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen Zeitgenossen Mystik erfahrbar werden könnte. Und - angesichts der Krise der religiösen Institutionen - ermutigt er dazu, in jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu brauchen. Steindl-Rast analysiert das Credo Wort für Wort und Satz für Satz. Erkenntnisleitend sind dabei jeweils drei Fragen, die sich durch alle Kapitel ziehen: Was heißt das eigentlich? Woher wissen wir das? Warum ist dieser Glaubenssatz so wichtig?
Motiviert ist Steindl-Rast von der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach Zugehörigkeit den stärksten Antrieb des Menschen bildet. Das Vertrauen darauf, dass es überhaupt so etwas gebe wie einen gemeinsamen Seinsgrund, verbinde die Menschheit über alle Grenzen hinweg. Das Credo nennt diesen Urgrund Vater. Zu ihm kann jeder Mensch in eine Sohn/Tochterbeziehung treten. In Logos führt Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran, dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind. Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog der Religionen.
Eine Sendung von Radio Ö1 aus der Reihe LOGOS, Gestaltung: Johannes Kaup
Seid gesegnet.