closs hat geschrieben:Was bedeutet es dann, wenn Jesus die Jünger "Brüder" nennt? Tut er doch, oder nicht?
Zum einen spricht Jesus niemals von unserem Vater und bezieht sich mit ein, sondern er unterscheidet zwischen "meinem und eurem Vater". Prägnant in Joh 20:17b EÜ:
Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Die Qualität des "Vatersein" und "Gottsein" zu Jesus muss also eine andere sein, als bei den Menschen. Aus der Hl. Schrift wissen wir warum: Jesus ist der wesenhafte Sohn Gottes.
Warum nennt er uns nun Bruder (natürlich auch Schwester, die Mädels sollen dies immer mitdenken)?
Am grundsätzlichsten deswegen (Joh 1:11-12):
Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
Wer Jesus aufnimmt ("An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch") und an Jesus Christus ("seinen Namen", also an das gesamte wesenhafte, sein Gottsein, sein Sohnsein) glaubt, auf den hin alles erschaffen, erhält das Recht von Gott, sein Kind zu werden und zu sein. Damit adoptiert Gott uns rechtlich und wir dürfen zu ihm Vater sagen und der Sohn Gottes wird zu unserem Bruder.
Die ganze Terminologie Vater-Sohn-gezeugt-Kind-Bruder-Schwester drückt natürlich nicht die tatsächliche ewige Gemeinschaft in Gott aus, aber sie wurde uns von ihm geschenkt, damit wir mit unserem Verstand, mit unserem "Sitz im Leben" es verstehen können.
Mir geht es darum, dass "Ebenbildlichkeit"/"Abbild" - tja, der Name sagt es eigentlich schon - etwas wesensmäßig mit Gott Verbundenes ist, wenn auch auf niederer Ebene. - Also NICHT "Gott bastelt ein Flugzeug", sondern "Gott schafft etwas, was ihm (auf niederer Ebene) ähnelt.
So ist es. Wir haben die Anlagen von Gott, die "Hardware", seine Gnaden, die "Software" annehmen und entfalten zu können. Wir haben Liebesfähigkeit, Glaubensfähigkeit, einen Willen, Vernunft, Verstand, darum Erkenntnisfähigkeit.
Die Hierarchie der Ebenen soll auch das "gezeugt sein" des Sohnes und das "geschaffen sein" des Menschen ausdrücken. Gott zeugt wesenhaftes aus sich und schafft nicht wesenhaftes, aber willentlich ebenbildliches durch einen Gedanken (seinem Geist), aus dem nichts.
Deshalb auch diese Worte des Engels zu Maria (Lk 1:35):
Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.
Hier sind der Hl. Geist, Gottvater (der Höchste) und der Sohn (das Heilige) am Werk.
Vielleicht kann man es auch so ausdrücken: Jeder Mensch ist seit Ewigkeit ein liebevoller Gedanke Gottes, der in und durch den Sohn Wirklichkeit wird und somit unendlich wertvoll.
@seeadler hat dies ja auch in einem Post betont: Gott gab unsere Schöpfung an seinen Sohn weiter.
Warum? Hier eine meiner Antworten: Weil der Sohn von Ewigkeit an auch Mensch war und werden sollte.
Servus
