Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
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#221 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Mi 23. Sep 2015, 12:45

Savonlinna hat geschrieben: Nur ist für mich - vielleicht bin ich da jetzt auch zu beckmesserisch - "kontrollieren" nicht das Mittel meiner Wahl. Und ich unterscheide da auch keine Geister, weil ich das Geschehen im Menschen als ganzheitlich und an jeder beliebigen Ecke in seiner Funktionalität für das Ganze als notwendig sehe.
Was Du schreibst kann ich alles nachvollziehen, jedoch sehe ich hier auch die unterschiedliche Perspektive. Als Gläubiger weiß ich, dass es Versuchungen zum Guten und Versuchungen zum Bösen gibt (weil man übernatürliches erfahren hat). Der Resonanzboden dafür kann in mir liegen (deshalb ist hier Dein ganzheitlicher Ansatz richtig), aber diese, nennen wir es "Schwingungen", können auch von außerhalb auf mich, meinen Resonanzboden, meine Seele treffen. Lassen wir hier die aktiven dämonischen oder göttlichen Kräfte einmal außen vor, um einem falschen Dualismus vorzubeugen und nehmen wir eine menschliche Analogie: Ein anderer Mensch kann mit seiner Gestik, seiner Mimik, seinem Tonfall oder Wortwahl eine Stimmung erzeugen, die beim Gegenüber eine abneigende oder zugeneigte Haltung hervorruft. Ja selbst die rein äußerliche Umgebung kann eine Haltung beeinflussen, ebenso erspürt mein Gegenüber auch meine Haltung und geht meist unbewusst darauf ein. Für einen Gläubigen gibt es eben auch aktive übernatürliche Energien, die von außen einwirken wollen oder können.
Und hier kommt vereinfacht mein "kontrollieren" ins Spiel: Ergebe ich mich nun dieser Schwingung und lasse sie ungefiltert auf mich wirken, was dann meine Haltung und meine Reaktion bestimmt, oder versuche ich diese Schwingung zu analysieren (Unterscheidung der Geister) und lasse sie dann zu oder nicht zu, kontrolliere also den Einfluss anderer oder der Umgebung auf mich. Das ist für mich wahre Freiheit, es benötigt aber eine gelassene innere Haltung dafür und eine Achtsamkeit für den Augenblick. Übrigens verliert man dadurch nicht an Spontanität, denn Gelassenheit und Achtsamkeit (als Christ in der Gegenwart Gottes) kann zu einer permanenten Haltung ohne großes Nachdenken werden.
Ich nehme das so wahr, dass wir nur EINE Energie in uns haben. Wenn die Begeisterung lodert, dann lodert sie. Wir können ihr keine Befehle erteilen, können sie nicht kontrollieren. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. In dem Moment, wo wir sie kontrollieren wollen, rächt sie sich und lodert noch mehr auf.
Das ist korrekt. Deshalb geht es nicht um das Unterdrücken von "Energien", sondern um das kontrollierte ableiten der Energien, damit man sie dort verarbeitet, wo sie gebraucht werden. Gerade "negative Energien" benötigen jedoch, ich nenne es mal so, einen Hort des Guten, wo sie zum Guten für mich werden. Beispielsweise kann ich über die Beleidigung eines anderen beleidigt sein und es ihm irgendwann heimzahlen wollen (die Energie bleibt also schlecht und arbeitet negativ in mir), oder ich reflektiere seine Kritik, versuche für mich Gutes daraus zu ziehen, sowie zu erkennen, was der andere genau von mir braucht, damit es ihm auch gut geht. Denn wer beleidigt, leidet ja auch selbst. Das hast Du hinsichtlich Deines eigenen Leids hiermit ausgedrückt:
Ich muss also die Erwartungen und Ansprüche suchen, die ich wirklich hatte, ohne es zu merken, und dann deren Projektionscharakter durchschauen. Nicht bloß logisch erkennen, sondern wirklich erfassen, dass ich selber realisieren muss, was ich von anderen erwartet habe.
Wenn DAS gelingt, dann bricht quasi genau in dem Moment das Ungute an der Begeisterung zusammen. Man ist schlagartig frei davon.
Aber so kommt es einem VOR. Die Antwortmöglichkeiten:
- es sind Tiefenschichten, die einem beim konzentrierten Schreiben zugänglich werden und die zwischenmenschlich nicht so getrennt sind wie unsere "Bewusstseine",
- oder es ist "Gott", der einem etwas diktiert, oder gar Satan
sind von der Sache her in dem Sinne wohl nicht klärbar.
Genau in dieser Offenheit muss dies auch betrachtet werden. Legt man sich nur auf das Erste fest, dann beraubt man sich seiner Inspiration, denn man verharrt irgendwann nur mehr in seinem überprüfbaren Verstand, man dreht sich allein um sich. Legt man sich allein auf das Letzte fest, dann wird man zum ferngesteuerten Phantasten, der Gefahr läuft gegen die Vernunft zu handeln. Das will übrigens Gott gerade nicht: Er will, dass wir unseren Glauben mit der Vernunft durchdringen.
Ich vermute u.a. deshalb: Wir stammen selber aus dem Meer, wir haben ähnliche Temperamente und ein stürmisches Meer macht das Elementare in uns bewusst, seine scheinbare Uendlichkeit weckt Fernweh, was soviel heißt wie: weckt das Bedürfnis, selber etwas zu riskieren, das Vertraute hinter sich zu lassen und sich "der Fahrt" zu übergeben.
Aber eben auch, weil es NICHT wie der Mensch ist, sondern durch und durch wahr. „Es ist, wie es ist“, ohne Absicht, nur Selbstausdruck.
Hier kann ich als Gläubiger nur zustimmen und übersetze in christliche Mystik: Wir stammen selber von Gott, wir haben ähnliche Temperamente (ein ausgeglichenes Mischungsverhältnis; von "temperare"= ordnen, leiten, schonen, mischen, mäßigen) und ein liebender Gott macht das Elementare in uns bewusst, seine Unendlichkeit weckt die Sehnsucht nach Ewigkeit, was soviel heißt wie: weckt das Bedürfnis, selber den Glauben an ihn zu riskieren, den Glauben an die Welt hinter sich zu lassen und sich "dem Weg zu ihm" zu übergeben.
Aber eben auch, weil Gott NICHT Geschöpf, wie der Mensch ist, sondern die Wahrheit in Person. "Er ist, der ist", ohne Absicht, nur Selbstausdruck seines Wesens, der Liebe.
Wenn es wirklich fast dieselbe Frage wäre, dann wäre ich froh.
Dann könnte man von verschiedenen Seiten herangehen, und man kommt zu Ähnlichem oder gar fast Gleichem.
Worin Du übereinzustimmen scheinst:
dass dergleichen Wahrnehmung am Individuellen geschieht.
Es transzendiert das Individuelle, aber das Individuelle muss da sein, sonst geschieht kein Transzendieren.
Gerade das versuche ich mit meinem "Übersetzungen" in christliche Mystik zu erreichen. Das gelingt aber nur, wenn man sich nicht auf rein natürliches oder übernatürliches festlegt. Gott machte jeden von uns einzigartig, das ergibt die Fülle seiner Liebe. Wir sind (von Gott gewollte) Individuen, die (von Gott) dazu berufen sind, unseren einzigartigen Blick auf die Wahrheit "wahr"-zu-nehmen. Tun wir es nicht, fehlt der gesamten Schöpfung genau dieser Blick auf die Wahrheit, die Welt wird unheil, verliert das Ganze. Deshalb:
Man kann nichts wirklich besitzen. Man meint, etwas besitzen zu können, und dann sieht man plötzlich, dass selbst der Mitmensch – das Vertrauteste, was wir haben -, ein Eigenes hat, mit dem er sich dem Zugriff entzieht.
Sobald wir nur Eigenes besitzen wollen, verlieren wir das Gemeinsame.

Savonlinna hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du schreibst das so, weil Du mich missverstanden hast. Das Meer, das ich liebe, lasse ich in mir ein, und ich gebe mich ihm hin. Ich erweitere meine Person um das Meer, ich bin dann endgültig nicht mehr nur meine Person.
Hier wieder. :o Ich übersetze in christliche Mystik: Gott, den ich liebe, lasse ich in mir ein, und gebe mich ihm hin. Ich erweitere meine Person um die Person Gottes, ich bin dann endgültig nicht mehr nur meine Person.
Ein Unterschied zu deinen schönen Worten: das Meer bleibt unpersönlich, ich muss es selbst in meine Person integrieren. Bei Gott ist dies nicht möglich/nötig.
Was genau ist "bei Gott" nicht möglich oder nötig? Das habe ich jetzt nicht verstanden.
Ich kann Gott nicht in meine Person integrieren, die Initiative geht ausschließlich von Gott aus (seine Gnade). Ich muss in meiner Freiheit nur bereit dafür sein. Deshalb ist es auch nicht nötig, dass ich Gott in mich integriere, er ist schon da, wenn ich mich öffne. Gott ist immer der aktive Part.
ich komme mit Deiner Abstraktion „Gott“ nicht klar.
Mir ist das zu allgemein, zu sehr „ich liebe alles und jedes“. Das ist so für mich nicht angehbar.
Mir geht es gerade darum, dass man jedes Einzelne in den Blick bekommt und lernt, wo seine Schönheit ist.
Das Absolute (Gott) ist immer das Abstrakte, wenn man es relativ betrachtet, und das ist die einzige Möglichkeit für Geschöpfe. Gott ist alles und für uns nicht vollends begreifbar. Natürlich wird er dadurch für uns zu allgemein, weil er uns übersteigt. Deshalb beginnen wir doch nicht damit "alles und jedes" zu lieben, sondern nur mal den Nächsten, der mir begegnet und das Schöne, das mir begegnet. Bleiben wir doch beim Einzelnen und bringen wir dafür Achtsamkeit auf, mit allen Sinnen, mit unserem Verstand, mit unserer Vernunft. Für mich ist Gott die objektive Wirkmacht, der objektive Hintergrund, vor dem sich alles ereignet. Damit wird es für mich begreifbarer, hoffnungsvoller, edler, durchdringbarer, logischer, intensiver, schöner, einzigartig.
Wie bekommst also Du jedes Einzelne in den Blick? Welchen subjektiven Hintergrund wählst Du?

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Halman
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#222 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Halman » Mi 23. Sep 2015, 14:39

SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich die Textstellen und die Aussagen aus der Bibel ansehe, dann stelle ich fest:
Die Schreiber der Bibel konnten ihre Haltung nicht als Vermutung formulieren.
Das ist schwach und darin liegt keine Wahrheit.
Der Schreiber des philosophischen Buches Prediger formulierte die Textstelle, auf die Magdalena bezug nahm, als Frage.
Zitat aus Koh 3:21:
21 Wer kennt den Odem² der Menschenkinder, ob er nach oben steigt, und den Odem² des Viehs, ob er nach unten zur Erde hinabfährt?
²o. Geist

Offenbar wusste der "Prediger" nicht, was der "Odem" (Geist) genau ist. Sicher war er sich in folgender Beobachtung:
Zitat aus Pred 3.19-20:
19 Denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick des Viehs - sie haben ja ein und dasselbe Geschick - ist dies: wie diese sterben, so stirbt jenes, und einen Odem² haben sie alle. Und einen Vorzug des Menschen vor dem Vieh gibt es nicht, denn alles ist Nichtigkeit. 20 Alles geht an einen Ort. Alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück.
Mit dem "Ort" ist der Scheol gemeint, welches in Dan 12:2 12 als "Land des Staubes" umschrieben wird. Die nüchterne Erklärung liefert der letzte Satz von Vers 20.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#223 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von SilverBullet » Mi 23. Sep 2015, 15:13

Halman hat geschrieben:Der Schreiber des philosophischen Buches Prediger formulierte die Textstelle, auf die Magdalena bezug nahm, als Frage.
Ich habe allgemein von einer Feststellung gesprochen, die ich mache.
Nicht von einer konkreten Textstelle.

Dass in der Bibel auch Fragesätze auftauchen, ist schön, aber es wäre noch viel schöner, wenn das Wort „vermutlich“ die Oberhand hätte.

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Savonlinna
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#224 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Savonlinna » Do 24. Sep 2015, 15:04

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Nur ist für mich - vielleicht bin ich da jetzt auch zu beckmesserisch - "kontrollieren" nicht das Mittel meiner Wahl. Und ich unterscheide da auch keine Geister, weil ich das Geschehen im Menschen als ganzheitlich und an jeder beliebigen Ecke in seiner Funktionalität für das Ganze als notwendig sehe.
Was Du schreibst kann ich alles nachvollziehen, jedoch sehe ich hier auch die unterschiedliche Perspektive. Als Gläubiger weiß ich, dass es Versuchungen zum Guten und Versuchungen zum Bösen gibt (weil man übernatürliches erfahren hat). Der Resonanzboden dafür kann in mir liegen (deshalb ist hier Dein ganzheitlicher Ansatz richtig), aber diese, nennen wir es "Schwingungen", können auch von außerhalb auf mich, meinen Resonanzboden, meine Seele treffen.
Das sehe ich tatsächlich ebenfalls so. Und ich muss dazu nicht gläubig sein, jedenfalls nicht in religiösem Sinn.

Ich hatte das jetzt in dem Fall nicht erwähnt, aber früher in einem post:
dass der Einzelne möglicherweise unbewusst auf anderes Unterbewusstes reagiert.
Er lebt nicht isoliert, und er reagiert ständig, ohne es zu merken, auf andere.
"Schwingungen" können wir es auch nennen zum Beispiel.

Im extrem gedachten Fall wälzt sich die ganze Menschheit voran, und jeder von uns ist da von Einfluss.
Jeder wird also ständig beeinflusst, im positiv gedeuteten wie im negativ gedeuteten Sinn, und beeinflusst selber.
Aber ich würde da nicht von "Versuchung" sprechen.

Der Einzelmensch muss jede Menge ausbaden, was er nicht selber "eingebadet" hat, muss Suppen mit auslöffeln, die er nicht gekocht hat.
Dazu sind wir dann eben auch da, das, was als "negative Schwingung" von außen an uns herankommt, in eine positive umzuwandeln. Damit ist dann auch dem anderen geholfen, und wir bringen damit den Gesamtprozess voran.
Wir arbeiten also nie nur "an uns selber".
MIr ist das irgendwann mal klargeworden.

Ob wir bewusster wahrnehmen sollten, ob etwas von außen oder von innen kommt - und ob ich diesen Unterschied überhaupt machen kann -, darüber werde ich nachdenken.

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich nehme das so wahr, dass wir nur EINE Energie in uns haben. Wenn die Begeisterung lodert, dann lodert sie. Wir können ihr keine Befehle erteilen, können sie nicht kontrollieren. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. In dem Moment, wo wir sie kontrollieren wollen, rächt sie sich und lodert noch mehr auf.
Das ist korrekt. Deshalb geht es nicht um das Unterdrücken von "Energien", sondern um das kontrollierte ableiten der Energien, damit man sie dort verarbeitet, wo sie gebraucht werden. Gerade "negative Energien" benötigen jedoch, ich nenne es mal so, einen Hort des Guten, wo sie zum Guten für mich werden.
Gut, ich verstehe.
Ich wollte allerdings - jedenfalls ursprünglich mal -, darauf hinaus, dass die eigenen Energien nie negativ sein können; so wie auch die Energien des anderen in ihm selber nie negativ sein können.
Sie können sich verheerend auswirken, wenn sie nicht frei fließen können, ohne Frage. Aber "sie meinen es immer gut", sind immer ein Korrektiv.
So wie Zahnschmerzen sicherlich nicht angenehm sind, aber lediglich ein Indiz für etwas, das in Ordnung gebracht werden muss.

Wenn das aber nun so ist, wie Du es dargestellt hast - dass "Negatives" von außen auf einen zukommt -, dann überlege ich mir jetzt gerade, ob das dann - in meinem Gedankengang - überhaupt sein kann: dass es als Negatives auf einen zukommt. Innerhalb des anderen ist es ein Korrektivversuch, hat also nichts Negatives an sich.
Bei mir kann es aber - wie weiter oben versucht von mir zu verstehen - als etwas ankommen, das nicht von mir selber als Korrektiv innerhalb meiner Person erzeugt wurde. Ich muss es mittragen, mitbewältigen, obwohl es nicht aus meiner Person kommt.
Insofern muss ich meine - heil gebliebene - Energie einsetzen, um andere beschädigte Energien - die wiederum von anderen beschädigt worden sein können - ins Lot zu kriegen.
Naichtrag:
Umgekehrt werde ich wahrscheinlich ebenso wer weiß wie oft durch andere "gestützt", ohne es zu realisieren, komm rascher klar im Kampf mit dem Leben und dem Tod. Finde blitzartige Lösungen, ohne zu wissen, was ich da "angezapft" habe.

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Man kann nichts wirklich besitzen. Man meint, etwas besitzen zu können, und dann sieht man plötzlich, dass selbst der Mitmensch – das Vertrauteste, was wir haben -, ein Eigenes hat, mit dem er sich dem Zugriff entzieht.
Sobald wir nur Eigenes besitzen wollen, verlieren wir das Gemeinsame.
Jetzt übersetze ich das mal - via christliche Sprache:
Das Gemeinsame ist das "Geschöpf", das, das sich dem Zugriff entzieht, ist das Schaffende, im Christentum oft (nicht immer) identifiziert mit "Gott".
Wir verlieren uns also selber - uns als Kollektiv der Geschöpfe -, wenn wir nur "Gott" besitzen wollen.

Allerdings war mir wichtig, dass "das Eigene" im Menschen gerade eben nicht besessen werden kann. Das, was nur dieser eine Mensch hat, darauf hat niemand Zugriff. Das ist "heiliges Land".

Darum grübele ich schon sehr lange daran herum, dass der Gottesbegriff sich eigentlich NICHT auf etwas Allgemeines beziehen sollte, sondern auf dieses "Sprengende", das in jedem Individuum wohlbewahrt irgendwo eingelagert ist. So heftig wie Kernenergie, eben ein "göttlicher" Funke.

Hemul
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#225 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Hemul » Do 24. Sep 2015, 16:19

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Aber nicht für "wahre" Christen. Nero z.B. soll fast wahnsinnig geworden sein-als die damaligen Christen Gott Lobpreis-singend in die Arena einzogen wo ausgehungerte Löwen auf sie warteten. Auch unter dem Hitler-Regime blieben Christen Gott selbst Angesichts des Todes ebenfalls treu. Einige berichteten in diesem Zusammenhang etwas sehr erstaunliches. Sie wurden im KZ von
Hitlers Schergen oft barbarisch bis aufs Blut gequält. Doch nach einer gewissen Zeit der Tortur merkten sie gar nichts mehr- weil
sie in Ohnmacht fielen.
All das meine ich nicht.
Es ist das qualvolle dahinsiechen mit manchmal monatelangen Schmerzen im Todeskampf mit dem Krebs oder der Demenz, die MIR selbst in der heutigen Zeit Angst machen
.
Ich verstehe, dass Du 1.Korinther 10:13 nicht verstehen kannst. ;)
13 Was eurem Glauben bisher an Prüfungen zugemutet wurde, überstieg nicht eure Kraft. Gott steht zu euch. Er lässt nicht zu, dass die Versuchung größer ist, als ihr es ertragen könnt. Wenn euer Glaube auf die Probe gestellt wird, schafft Gott auch die Möglichkeit, sie zu bestehen.
Paulus wusste nur zu gut von was er hier sprach. Er selbst litt gem. 2.Korinther 12:7-9 offensichtlich unter einer qualvollen Krankheit:
7 ´Ich verzichte darauf,` weil diese Offenbarungen etwas ganz Außergewöhnliches darstellen. Gerade deshalb nämlich – um zu verhindern, dass ich mir etwas darauf einbilde – ist mir ein Leiden auferlegt worden, bei dem mein Körper wie von einem Stachel durchbohrt wird: Einem Engel des Satans wurde erlaubt, mich mit Fäusten zu schlagen, damit ich vor Überheblichkeit bewahrt bleibe. 8 Dreimal habe ich deswegen zum Herrn gebetet ´und ihn angefleht, der Satansengel` möge von mir ablassen. Doch der Herr hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.« Daher will ich nun mit größter Freude und mehr als alles andere meine Schwachheiten rühmen, weil dann die Kraft von Christus in mir wohnt.
Trotz aller Schmerzen gab Paulus nicht auf-weil Gott ihm die Kraft dazu gab. So war es damals u. so ist es auch heute.
Natürlich sind Deine o. angeführten Krankheiten wie z.B. Krebs mit den damit verbundenen Schmerzen furchtbar. Die gab es
aber auch schon damals z.Z. des Apostel Paulus. Dagegen war damals wie heute auch kein Christ gefeit. Wir alle- ob Atheist-
Agnostiker oder Christ müssen leider immer noch die Folgen der Verfehlung Adams ertragen. Doch im Gegensatz zu Atheisten und
Agnostikern können sich Christen zu 100% auf Gott verlassen-weil er ihnen wie versprochen die Kraft gibt damit fertig zu werden ohne daran zu zerbrechen um dann ebenfalls ein Atheist oder Agnostiker zu werden. Schau bitte einmal was Paulus in Römer 8:35-39 zu Papier brachte, obwohl Gott seine Gebete um Heilung damals nicht erhörte:
35 Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? Not? Angst? Verfolgung? Hunger? Entbehrungen? Lebensgefahr? Das Schwert ´des Henkers`? 36 ´Mit all dem müssen wir rechnen,` denn es heißt in der Schrift: »Deinetwegen sind wir ständig vom Tod bedroht; man behandelt uns wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind.« 37 Und doch: In all dem tragen wir einen überwältigenden Sieg davon durch den, der uns ´so sehr` geliebt hat. 38 Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch ´unsichtbare` Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch ´gottfeindliche` Kräfte, 39 weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.
Ist Dir hier aufgefallen, dass Paulus zu Anfang seine schwere Krankheit überhaupt gar nicht erwähnt? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Rembremerding
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#226 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Do 24. Sep 2015, 17:28

Savonlinna hat geschrieben: Im extrem gedachten Fall wälzt sich die ganze Menschheit voran, und jeder von uns ist da von Einfluss.
Jeder wird also ständig beeinflusst, im positiv gedeuteten wie im negativ gedeuteten Sinn, und beeinflusst selber.
Aber ich würde da nicht von "Versuchung" sprechen.
Ich bin da so ein "Wortfreak". Es ist eine Ver-such-ung. Der Mensch ist auf der Suche wieder sein Heil, seine Ganzheit zu finden. Er spürt die Sehnsucht nach Ewigkeit, weil die Zeit ihm eigentlich fremd ist, er spürt seinen Kern aus Liebe, weil er das Böse durch sein Gewissen erkennt. Immer dann, wenn er diese Suche abbricht, den Weg zum ewigen, der absoluten Liebe und zur Wahrheit verlässt, dann ver-sucht er sich. Seine Suche läuft günstigenfalls ins Leere oder aber meint das Ziel in sich selbst und dem Materiellen zu finden. Und dort befriedigt nichts, die Ver-such-ung bleibt bestehen, hält gefangen.
Der Einzelmensch muss jede Menge ausbaden, was er nicht selber "eingebadet" hat, muss Suppen mit auslöffeln, die er nicht gekocht hat.
Dazu sind wir dann eben auch da, das, was als "negative Schwingung" von außen an uns herankommt, in eine positive umzuwandeln. Damit ist dann auch dem anderen geholfen, und wir bringen damit den Gesamtprozess voran.
Wir arbeiten also nie nur "an uns selber".
Richtig. Aber nun stelle Dir vor, es gäbe da ein Macht, die einerseits in uns die "negative Schwingung" neutralisiert, ja positiviert, und andererseits alles das zum (auch persönlichen) Ausgleich bringen kann, was uns Menschen in Raum und Zeit nicht gelingt. Wie können wir etwa das Negative ausgleichen, dass uns mit einem Menschen verbindet, der bereit gestorben ist? Oder einem Menschen, der weit weg von uns nun an einem unbekannten Ort wohnt? Man kann das Negative, das man von jemanden erfahren hat zwar als positive Energie an einen dritten weitergeben und ausgleichen, aber sind wir Menschen alle schon dafür bereit, gelingt uns dies schon allein, aus uns?
Einen Gesamtprozess voranbringen bedeutet ja nicht automatisch, dass er sich immer mehr zum guten wendet. All die grausamen Ideologien im 20. Jahrhundert beweisen dies eindrücklich.
Ich wollte allerdings - jedenfalls ursprünglich mal -, darauf hinaus, dass die eigenen Energien nie negativ sein können; so wie auch die Energien des anderen in ihm selber nie negativ sein können.
Sie können sich verheerend auswirken, wenn sie nicht frei fließen können, ohne Frage. Aber "sie meinen es immer gut", sind immer ein Korrektiv.
So wie Zahnschmerzen sicherlich nicht angenehm sind, aber lediglich ein Indiz für etwas, das in Ordnung gebracht werden muss.
Da sind wir uns nicht einig. Wenn ich sehe, wie Zorn und Verbitterung manche Menschen regelrecht zerstört und mit ihnen die Menschen in ihrer Umgebung, dann bezweifle ich, dass alle "Energien" es immer gut meinen.
Der entscheidende Punkt ist hier, dass man sich zwar jede "Energie" zu nutzen machen kann, aber negative Energien abgeben muss. Sonst wird der Korrektivver-such zur Ver-such-ung. Ihr nutzen ist dabei, dass der Raum, den sie sich im Menschen kurzzeitig geschaffen haben nun frei ist und noch mehr das Gute einströmen kann. Und irgendwann kann etwa kein Zorn mehr Raum einnehmen, weil sein erster Affekt sofort das Gute aktiviert, dass sonst vielleicht zu träge wäre.
Bei mir kann es aber - wie weiter oben versucht von mir zu verstehen - als etwas ankommen, das nicht von mir selber als Korrektiv innerhalb meiner Person erzeugt wurde. Ich muss es mittragen, mitbewältigen, obwohl es nicht aus meiner Person kommt.
Insofern muss ich meine - heil gebliebene - Energie einsetzen, um andere beschädigte Energien - die wiederum von anderen beschädigt worden sein können - ins Lot zu kriegen.
Das Negative (auch das Positive) des anderen ist zunächst einmal das Fremde in mir. Erhält dieses Fremde Resonanz in mir, trifft es auf ähnlich positives oder negatives, dann wird das Fremde ein Teil von mir. Des anderen Zorn sucht immer den Zorn in mir, des anderen Leid sucht immer das (Mit-)leid in mir. Findet des anderen Zorn in mir keinen Raum, sondern nur das Gute (die Liebe, Gott), dann wird es mit der gegenteiligen Tugend beantwortet: Die Sanftmut. Findet des anderen Ungeduld in mir keinen Raum, sondern nur das Gute, dann wird es mit Langmut beantwortet. Und man hört daraus: Liebe ist mutig.
Das Gemeinsame ist das "Geschöpf", das, das sich dem Zugriff entzieht, ist das Schaffende, im Christentum oft (nicht immer) identifiziert mit "Gott".
Wir verlieren uns also selber - uns als Kollektiv der Geschöpfe -, wenn wir nur "Gott" besitzen wollen.
Anders herum: Das Gemeinsame wird immer durch die Liebe offenbar (Gott), ihn können wir nicht besitzen, aber verlieren. Die Liebe braucht ein Du, dann lässt sie gemeinsames entstehen. Das Eigene ist unser Ego. Das dürfen wir nicht besitzen wollen, sondern aufheben, verschenken, wie es die Liebe will. So wird das Eigene zum Teil des Ganzen, dass wir nun alle besitzen und der Einzelne dadurch mehr, als nur sein weniges.
Allerdings war mir wichtig, dass "das Eigene" im Menschen gerade eben nicht besessen werden kann. Das, was nur dieser eine Mensch hat, darauf hat niemand Zugriff. Das ist "heiliges Land".
Das ist richtig. Es kann aber besessen werden - von jemand anderes.
Darum grübele ich schon sehr lange daran herum, dass der Gottesbegriff sich eigentlich NICHT auf etwas Allgemeines beziehen sollte, sondern auf dieses "Sprengende", das in jedem Individuum wohlbewahrt irgendwo eingelagert ist. So heftig wie Kernenergie, eben ein "göttlicher" Funke.
Mit fällt da eine gnostisch-esoterische Physiologie des Ostens ein: Dort gibt es die Vorstellung, dass in der Mitte der Stirn der Sitz des „dritten Auges“ ist, verborgen vom „Schleier der Isis". Deshalb haben etwa Brahmanen den roten Punkt auf der Stirn, um dies anzudeuten. Dieses dritte Auge ist nur Gott (christlich interpretiert) zugänglich, kein Mensch, nicht einmal das Dämonische hat Zugriff auf diesen "Hort des Guten", wie ich in einem anderen Beitrag geschrieben habe. Weiter im esoterischen Kontext: Der Odem Gottes an den Menschen ging durch die Nase genau zum Sitz des dritten Auges. Hier ist also der Geist, der Odem, der Hauch Gottes im Menschen zu Hause. Er ist individuell, es ist der "weiße Stein mit unserem Namen (Wesen)" aus Offb 2:17, den nur Gott und ich kennen werde. Im dritten Auge ist auch der Beginn des Lebensfadens des Menschen. Diese mythische Vorstellung des Lebensfadens ist übrigens weit verbreitet. Man findet Anklänge in der Hl. Schrift, beim "Gewebe des Schicksals", bei den Spinnerinnen in vielen Sagen, in der griechischen Mythologie (Ariadnefaden) etc. Das ist sehr interessant, aber OT.

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#227 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Andreas » Do 24. Sep 2015, 17:59

Rembremerding hat geschrieben:Diese mythische Vorstellung des Lebensfadens ist übrigens weit verbreitet. Man findet Anklänge in der Hl. Schrift
Kohelet 12,1-7 hat geschrieben:Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren,
ehe die Tage der Krankheit kommen und die Jahre dich erreichen,
von denen du sagen wirst: Ich mag sie nicht!,
ehe Sonne und Licht und Mond und Sterne erlöschen
und auch nach dem Regen wieder Wolken aufziehen:
am Tag, da die Wächter des Hauses zittern,
die starken Männer sich krümmen,
die Müllerinnen ihre Arbeit einstellen, weil sie zu wenige sind,
es dunkel wird bei den Frauen, die aus den Fenstern blicken,
und das Tor zur Straße verschlossen wird;
wenn das Geräusch der Mühle verstummt,
steht man auf beim Zwitschern der Vögel,
doch die Töne des Lieds verklingen;
selbst vor der Anhöhe fürchtet man sich und vor den Schrecken am Weg;
der Mandelbaum blüht,
die Heuschrecke schleppt sich dahin,
die Frucht der Kaper platzt,
doch ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus
und die Klagenden ziehen durch die Straßen -
ja, ehe die silberne Schnur zerreißt,
die goldene Schale bricht,
der Krug an der Quelle zerschmettert wird,
das Rad zerbrochen in die Grube fällt,
der Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war,
und der Atem zu Gott zurückkehrt,
der ihn gegeben hat.
Sonst noch wo?

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#228 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Rembremerding » Do 24. Sep 2015, 18:45

Andreas hat geschrieben: Sonst noch wo?
Genau, das ist die Stelle. :thumbup:
Ziemlich eindeutig auch in Job 7:6 (EÜ), sogar in Verbindung mit dem Spinnerinnen-Motiv:
Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, der Faden geht aus, sie schwinden dahin.
Weniger eindeutig: Jos 2:18 lässt den Faden (Blut-)rot und geflochten sein und er bringt Leben, Verschonung vom Tod.

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#229 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Andreas » Do 24. Sep 2015, 19:10

Mist. Job hätte mir auch einfallen können. Die Josuastelle ist intuitiv der Hammer, da hab ich wieder was zum rumtüfteln. Rahab taucht auch in Mt 1,5 wieder auf. Dankeeee.

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Savonlinna
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#230 Re: Ist der Mensch im Reich Gottes noch ein Mensch?

Beitrag von Savonlinna » Do 24. Sep 2015, 22:06

Rembremerding hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Darum grübele ich schon sehr lange daran herum, dass der Gottesbegriff sich eigentlich NICHT auf etwas Allgemeines beziehen sollte, sondern auf dieses "Sprengende", das in jedem Individuum wohlbewahrt irgendwo eingelagert ist. So heftig wie Kernenergie, eben ein "göttlicher" Funke.
Mit fällt da eine gnostisch-esoterische Physiologie des Ostens ein: Dort gibt es die Vorstellung, dass in der Mitte der Stirn der Sitz des „dritten Auges“ ist, verborgen vom „Schleier der Isis". Deshalb haben etwa Brahmanen den roten Punkt auf der Stirn, um dies anzudeuten. Dieses dritte Auge ist nur Gott (christlich interpretiert) zugänglich, kein Mensch, nicht einmal das Dämonische hat Zugriff auf diesen "Hort des Guten", wie ich in einem anderen Beitrag geschrieben habe. Weiter im esoterischen Kontext: Der Odem Gottes an den Menschen ging durch die Nase genau zum Sitz des dritten Auges. Hier ist also der Geist, der Odem, der Hauch Gottes im Menschen zu Hause. Er ist individuell, es ist der "weiße Stein mit unserem Namen (Wesen)" aus Offb 2:17, den nur Gott und ich kennen werde. Im dritten Auge ist auch der Beginn des Lebensfadens des Menschen. Diese mythische Vorstellung des Lebensfadens ist übrigens weit verbreitet. Man findet Anklänge in der Hl. Schrift, beim "Gewebe des Schicksals", bei den Spinnerinnen in vielen Sagen, in der griechischen Mythologie (Ariadnefaden) etc.
Passt auch diese Stelle von Luise Rinser, Mitte des Lebens (Roman), in Deine Reihe? ->
Luise Rinser hat geschrieben:Es klingt verrückt, sagte sie, aber es ist so: es gibt mitten im Schmerz eine windgeschützte Stelle, an die der Schmerz nicht gelangt, so heftig er auch ist, und an dieser Stelle sitzt eine Art von Freude, oder vielleicht nenne ich's besser triumphiernde Zustimmung.
Fischer Taschenbuch Verlag 1973, S. 70

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