Bitte entschuldige, dass es etwas länger gedauert hat. Ich habe mich entschlossen, diesen "Streitpunkt" ausführlicher auszuarbeiten und habe die Gelegenheit ergriffen, hier ein neues Thema zu starten.Pluto hat geschrieben:Ich erinnere mich nicht daran. Kann sein, dass ich es übersehen habe.Halman hat geschrieben:Doch, hatte ich.Pluto hat geschrieben:Ich erinnere mich, dass du gesagt hattest es sei falsch übersetzt, aber eine Alternative hast du nicht angeboten.
Würdest du sie für mich bitte wiederholen!
Zu Luther komme ich noch. Doch inwiefern stimmen die anderen genannten Theologen mit Dir überein? (Quellen?)Pluto hat geschrieben:Luther, Barth, Bonhoeffer, Jaspers, Rahner...Halman hat geschrieben:Welche denn?Pluto hat geschrieben:Außerdem gehen alle Exegeten die ich kenne, davon aus, dass diese Übersetzung richtig ist.
Also, es geht um folgende Bibelverse in Genesis 1. die ich hier bewusst nach der alten Lutherübersetzung von 1545 wiedergebe:
Das schöne am obigen Link ist, dass ihr hier ganz leicht viele Bibelübersetzungen vergleichen könnt, welche aber m. E. alle Luthers Übersetzung stützen. Ich habe euch mal über die Elberfelder die Elberfelder Concordance (1905) zum Wort רדה (Radah) rausgesucht.26 Und GOtt sprach: Laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kreucht. 27 Und GOtt schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie ein Männlein und Fräulein. 28 Und GOtt segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan, und herrschet über Fische im Meer und über Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erden kreucht.
In der Elberfelder Bibel von 1908 wird das hebräische Verb râdâh 14 mal mit "herrschen" übersetzt (s. Bibelwissen).
Die katholischen Kirchengemeinden der Stadt Wolfsburg und der Landkreise Gifhorn und Helmsted setzen sich in ihrem Artikel Was lehrt uns der Segen Gottesl mit dem Thema auseinander und verweisen dabei auf einge andere Bibelstellen, um so das Verhältnis des Menschen zu den Tieren aus biblischer Sicht beleuchten (Stichwort: Gesamtkontaxt). Zu den oben in Luthers Übersetzung rot markierten Worten heißt es dort:
Ich denke, dass das Dominium terrae in diesem Sinne zu verstehen ist. Wenn dem so ist, wie kommt es dann, dass alle obigen Übersetzungen dem [zumindest scheinbar] widersprechen? In Wikipedia wird erklärt:Übersetzt man nämlich das Wort „untertan machen“ (kabas) und „herrschen“ (radah), so wird deutlich, dass beide die Rolle des Menschen als Treuhänder Gottes, sorgsamer Gärtner und schützend- fürsorglicher Hirte definieren.
Die Ideengeschichte zum dominium terrae wurde schon in der Spätantike tradiert, angefangen beim Apologeten und Kirchenvater Lucius Caecilius Firmianus (* um 250; †um 320):„Die hebräische Exegese findet erst in den letzten Jahren angemessenere Übersetzungen. Das hebräische Verb kabasch (bisher übersetzt als ‚untertan machen‘) hat auch die Bedeutung: ‚als Kulturland in Besitz nehmen", ‚dienstbar / urbar machen‘, wie Vergleiche mit Verbübersetzungen in anderen biblischen Büchern (Num 32 EU und Jos 18 EU) zeigen. Das Verb radah (bisher übersetzt als ‚königlich bzw. herrschaftlich auftreten‘) wird in Mari-Texten für den Umgang eines Hirten mit seiner Kleinviehherde verwendet und müsste die verantwortungsvolle, fürsorgliche Konnotation zum Ausdruck bringen.“
Einige Zeit später übersetzte der Kirchenvater S. E. Hieronymus den Tanach (AT), etwa im Zeitraum von 390 - 405 n. Chr, ins Lateinische und schuf so die berühmte und sehr einflussreiche Vulgata. Dort wird Gen 1:26-28 folgendermaßen wiedergegeben:Als Gott den Menschen schuf, gleichsam als Abbild Gottes und Krone des göttlichen Schöpfungswerkes, da hauchte er ihm allein die Weisheit ein, damit er alles seiner Herrschaft und Botmäßigkeit unterwerfe (ut omnia imperio ac ditioni suae subiugaret) und alle Annehmlichkeiten der Welt genieße.
Kann mir jemand die rot markierten Worte übersetzen?26 et ait : Faciamus hominem ad imaginem et similitudinem nostram : et præsit piscibus maris, et volatilibus cæli, et bestiis, universæque terræ, omnique reptili, quod movetur in terra. 27 Et creavit Deus hominem ad imaginem suam : ad imaginem Dei creavit illum, masculum et feminam creavit eos. 28 Benedixitque illis Deus, et ait : Crescite et multiplicamini, et replete terram, et subjicite eam, et dominamini piscibus maris, et volatilibus cæli, et universis animantibus, quæ moventur super terram.
Dominamini ist m. W. verwandt mit dominieren und bedeutet herrschen. Terræ heißt m. W. Land oder Erde.
Bei der Übersetzung des AT in der Lutherbibel lagen wohl sowohl der altgriechische Septuagintatext wie auch der lateinische Vulgatatext zugrunde:
Zitat aus Übersetzung des Alten Testaments:
Der Zeitzeuge Johannes Mathesius entwarf um 1564 in einer Predigt folgendes Bild von dem Übersetzungsprojekt: Melanchthon habe den Septuagintatext präpariert, Cruciger die Rabbinerbibel des Jakob Ben Chajim. Bugenhagen habe den Vulgatatext vorbereitet. „Darauf proponieret dieser Präsident (Luther) einen Text und ließ die Stimmen herumgehen und höret, was ein jeder dazu zu reden hätte …“ In jahrelanger Arbeit wurde ein Buch des Alten Testaments nach dem anderen übersetzt. Dabei wirkten sicher mehr Fachleute mit als Mathesius beschreibt, z. B. auch Caspar Aquila.
In der altgriechischen Septuanginga stehen die Worte
- αÏχετωσαν (Inv. ἄÏχω, Transl. archÅ), „der Erste sein“) bezeichnet die Tätigkeit eines Amtsträgers.
und
- κατακυÏιευσατε (Inv. κατακυÏιεÏω, Transl. katakurieuÅ), was, soweit ich in Erfahrung birngen konnte „herrschen über sie“ überdeutet (s. PDF-Datei, Seite 6; s. bitte auch altgrichisches Wörterbuch)