Rembremerding hat geschrieben:Gott ist Teil der Seele und dieser Teil muss in der Gnosis erkannt werden, um sich erlösen zu können, durch geistige Übungen oder Verstandesarbeit.
Du lässt auch keinen Versuch aus verbal zu polemisieren ("um sich erlösen zu können").
Formuliere den gnostischen Denkansatz einmal anders und Du wirst erstaunt sein, was dabei heraus kommt. Übrigens völlig korrekt im Sinne der alten Gnostiker:
Gottes Geist (der göttliche Funken) wirkt im Menschen und lehrt ihm die göttlichen Prinzipien: Liebe, Barmherzigkeit, Einfühlung, Verantwortung für das Gesamte, Überwindung des kalten Materiellen und dem diesem Verhaftetseins, etc....
Gnosis ist übrigens ein fester Bestandteil des NT! Unglaublich, hm?
Joh 8,32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Joh 14,7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. ....usw.....
Erkenntnis ohne dass Gott in Dir ist, ist gar nicht möglich. Das hat mit Selbsterlösung gar nichts zu tun.
Das Problem: Dann hätte Gott sich das Opfer seines Sohnes sparen konnen, er hätte einfach "im Himmel" entschieden: o.k. ihr seid so weit, ihr habt mich in euch erkannt, ihr seid erlöst mit eurem Geist. Da wird die Gnosis eben verdächtig elitär zu werden oder eine Lehrhierarchie zwischen Gott und den Menschen etablieren zu wollen. Jesus Christus als Mensch, ja überhaupt als Sohn Gottes, als Vermittler und als Offenbarung im Dasein wäre überflüssig.
Das ist nur für Verfechter der Satisfaktionstheorie und der Nachfolgemodelle ein Problem.
Also wenn man glaubt, dass Gottvater ein Opfer braucht um vergeben zu können.
Jesus war personifiziert das Modell der Erkenntnis: Er hatte die Welt überwunden (er war sogar bereit sein ganzes Leben hierfür zu lassen), er liebte seine Nächsten so, dass er ihnen vergab. Selbst den Ungläubigen, die ihn ans Kreuz genagelt hatten. Das ist Liebe pur.
Die menschliche Geistseele muss sich im Christentum ihrer Form (Gottes Geist) erinnern, sie ihr gleichgestalten. Dazu muss sie nur sagen: Ja, ich will, dass Dein Wille geschehe.
Das erinnert stark an die Diskussion um die sog. "Billige Gnade".
Jesus hat nicht gesagt, man müsse nur etwas sagen, glauben oder meinen, sondern:
Wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen, ist Jesus nicht wert.
Das ist radikal. Extrem.
Ich kenne übrigens keinen Christen, der WIRKLICH meint, "ich will, dass Dein Wille geschehe". Eher so ein sporadisch-romantisches Meinen.
Wer stellt denn seinen eigenen Willen derart hintenan, dass er nur noch für die Nächstenliebe und die Allgmeinheit, für Notleidende, etc. da ist?
Sind wir mal bescheiden: wer verbringt mehr als 50 Prozent seines Lebens mit Denken und Fühlen für andere statt sich selbst?
Jesus lehre ist absolut extrem und hart. Verbale Bekundungen (und seien es Glaubensbekenntnisse) sind da eher etwas für "Weicheier" im Vergleich.#
Aber ist nicht genau hier etwas verkehrt gelaufen in der Kirchengeschichte: Der Gläubige mit Gottes Kraft und Erkenntnishilfe verändert sich selbst wurde ein: ich bekenne mal und dann bin ich schon selig. Eigentlich brauche ich gar nichts mehr machen. Jesus hat ja schon alles vollbracht.
Das empfinde ich sowohl psychologisch wie religiös ungesund.