Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
2Lena
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#11 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Mai 2015, 13:36

Vitella hat geschrieben:Gnostiker gab es zu allen Zeiten, denn die Gnosis (die Erkenntnis Gottes) war eine Kraft, die sich jedem Menschen direkt mitteilt, unabhängig von religiösen Systemen und Überlieferungen.
Das ist der Seitenast, von dem es nicht zurück zum Stamm geht...
Er hängt in der "Luft".
Auf diese Weise bekommt keiner eine Ahnung, was in dem Bibeltext steht.
Eine komplette Vermeidungshaltung ist das. Als ob du lieber die Geschichten vom Storch erfährst, der die Kinder bringt. Das ist so geheimnisvoll, gell.

Bestes Beispiel dafür ist Jakob Lorber.
Er schreibt ein Johannes-Evangelium (per himmlischen Diktat) - zahllose Bände. Wenn ihm grad der Hl. Geist ausging, malt er in gewohnter Form weiter wie alle "Bekenner". Die riesige Diskussion um ihn hätte er sich sparen können, wenn er die Gnosis mit der anderen Hirnhälfte ebenso gekonnt hätte. Man "glaubte" ihm nicht. Zwei Meinungen gab es in seinem Kopf und noch dazu gab es alles durcheinandergemischt!

Vitella hat geschrieben:mir gefallen die gnostischen Schriften besser als was in der Bibel steht.
Sie gefallen dir, weil sie "aufgelöste Rästel" sind, bei denen nicht mehr gedacht werden muss. Mir gefallen gelöste Rätselhefte auch besser. Aber - leider sind die sind auf Dauer langweilig zu lesen. Ein rästelhaftes Blatt ergibt das nur ...

2Lena
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#12 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Mai 2015, 13:39

Pluto hat geschrieben:Nee, nee...
Gematrie ist nicht die Ermittlung von Summen, sondern reine Zahlenspielerei mit Hermeneutik, egal ob Bibelexegese oder eine andere Schrift. Nostradamus war ein Meister dieser "Kunst" — reine Wahrsagerei und Pseudowissenschaft.

Wieviel % deiner Meinung sind dabei "Warnung" und wieviel % Kenntnisse?
Lieber, sonst sehr geschätzer Pluto, ich befürchte bei 100 % Warnung und Null Kenntnis, fällt die Rechnung negativ aus - ziemlich anders - als beim "ist mir egal was die anderen sagen" und lernen...

Würde man sich damit befassen, sähe die Glaubenslandschaft etwas anders aus ...
Mit Ehrlichkeit, Wissen, logischen Berechnungen und Erfassen.

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#13 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Mi 6. Mai 2015, 13:44

closs hat geschrieben:Deine Haltung kann ich gut nachvollziehen - vor allem die wörtliche Übersetzung als "Erkenntnis Gottes" ist sehr attraktiv. - Das Problem sind die ideologischen Hintergründe, die mit dem Namen "Gnosis" verbunden sind.

Vielleicht kann jemand die Frage beantworten, ob es eine reine, universale Version der Gnosis (im Sinne von "Erkenntnis Gottes") gab, bevor sie ideologisch (Demiurg, etc.) kontaminiert wurde.
Gnosis kommt dem Menschen stets entgegen, weil er selbst etwas machen kann, seinen Verstand füttern und beruhigen, sowie niemanden (außer im schlimmsten Fall Menschen) dazu benötigt.
Wo beginnt die Gnosis? Bei Platon? Oder in China? Was will man schon oder erst als Gnosis definieren? Allein schon Erkenntnis? Welche?
Zwei Ursprungsmerkmale sind eindeutig: Gnosis will mit beobachtbaren oder logischen Vorgängen unbeobachtbares und unlogisches erklären (Transzendenz), durch Schemata. In gewisser Beziehung ist Gnosis auch der Ursprung der Naturwissenschaft, weil sie ihr ursprünglich auch philosophisch vorarbeitete. Ein zweites, nachgestelltes Merkmal ist, dass sie Erkenntnis wieder verschleiern will, quasi eine Zwischenebene zwischen Gott, Göttern und dem Individuum einführt durch Lehrer, Gurus, um dadurch im schlimmsten Fall Macht über sie zu erlangen. So wird eindeutiges umnebelt, verkompliziert, verschleiert, um danach eine eigene gnostische Monopol-Erklärung einführen zu können. So geschah es im Frühchristentum und es wurde erfolgreich bekämpft. Wer sich Christus im Herzen nicht hingeben wollte und ihn erfahren hat, der wollte ihn mit dem Verstand erfassen, ohne ihn erfahren zu müssen.
Gnosis ohne mindestens eine zusätzliche Erkenntnis ist umsonst, ja gefährlich.

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#14 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Mai 2015, 14:15

Rembremberding hat geschrieben:So geschah es im Frühchristentum und es wurde erfolgreich bekämpft. Wer sich Christus im Herzen nicht hingeben wollte und ihn erfahren hat, der wollte ihn mit dem Verstand erfassen, ohne ihn erfahren zu müssen.
Sieh's mal so, dass etlich "Gscheidis" was vormachen wollten, was die anderen nicht nachvollziehen konnten. Bestes Beispiel dafür ist (manchmal) deine Art zu reden. Gelle, du verträgst es ein bisschen, dass dir "reiner Wein" eingeschenkt wird. Es werden Dinge übersprungen, die ganz wichtig sind - aber nicht aufgefasst oder auch verkehrt interpretiert. Das war ewig das Problem mit den Häretikern, nicht nicht schweigen konnten, wo es nötig war und bei der Partei wo nicht aufgeklärt wurde was fehlte. Schweigen bei Verkehrten und reden wo man es braucht - beendet die Abweichungen.

Sicher hast du auch einen neueren Kathechismus der Katholischen Kirche im Bücherregal stehen. Meiner stammt von 1993. Der zweite Abschnitt "das christliche Glaubensbekenntis" bringt Seite 83 beim "Vers 185" einen Absatz, der mit "hmhm" etwas ahnen lässt, was mit Gemeinschaft zu bezeichnen sei und dass das dann auch so in den Gottesdiensten vorkommt. Der nächste, etwas irritierende "Vers 186" meint, das "Glaubensbekenntnis" wäre - was das Wesentliche des Glaubens ausdrückt. Man kennt das Glaubensbekenntnis als (vermeintliche) Nacherzählung des NT-Geschehens. Doch jetzt, pass auf!
Leg den Filter des Unterstrichenen zum Nachdenken bereit ...

Es folgt ein Zitat von Cyrill v. Jeruslem, (catch ill.5,12)
"Nicht menschliche Willkür hat diese Zusammenschau des Glaubens verfasst, sondern die wichtigsten Lehren der ganzen Schrift sind in ihr zusammengestellt zu einer einzigen Glaubenslehre. Gleichwie der Senfsamen in einem kleinen Körnlein in viele Zweige birgt, so enthält diese Zusammenfassung des Glaubens in wenigen Worten alle religösen Kenntnisse des Alten und des Neuen Testamentes".

So, wie kommst du beim Glaubensbekenntnis auf den Inhalt des AT?
Mit der Gnosis, der Summenbildung schafft man das...

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#15 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 16:46

Rembremerding hat geschrieben:Gnosis ohne mindestens eine zusätzliche Erkenntnis ist umsonst, ja gefährlich.
Das glaube ich auch, kann aber analytisch nicht erklären, was genau der Unterschied ist.

Wie würde man bspw. das "Du wirst erkennen, wie Du erkannt bist" (vgl. 1.Kor. 13,12) NICHT-gnostisch erklären? - Gefühlsmäßig ist mir klar, dass dieser Satz NICHT gnostisch ist - analytisch täte ich mir schwer, es nachzuweisen.

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Halman
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#16 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Halman » Mi 6. Mai 2015, 17:50

Ich danke allen Usern für ihre Beiträge. :D

2Lena hat geschrieben:P.S.@ Halman
Danke aber für den so kundig dargelegten Beitrag.
Freut mich, der Dank gebührt aber eigentlich meinem alten Freund Logan5. Er hat ein paar Semester katholische Theologie studiert und von seinem fundierten Fachwissen, welches er nach meinem Empfinden mit viel menschlicher Wärme vermittelte, habe ich einiges gelernt.

Mich würde ein grober Überblick über die gnostischen Schriften interessieren, insbesondere die Nag-Hammadi-Schriften. Mir geht es erstmal nicht um Details, da ich diese aufgrund meines Unwissens ohnehin nicht zuordnen könnte.
Einige sind uns durch Fragmente, z.T. in sehr schlechter Qualität, überliefert, von anderen wissen wir nur durch ihre Erwähnungen in den kirchenbriefen der Apostel- und Kirchenväter. Ich wünschte mir einfach einen besseren Überblick - die Annäherung und die Details kommen dann hoffentlich später.
In "religions-info" habe ich eine recht umfangreiche Übersicht gefunden, die mir aber ebenso viel oder wenig sagt, wie jemanden, der zum erstenmal in das Inhaltsverzeichnis der Bibel schaut.
Bild

Ein Historker, den ich aus einem anderen Forum kenne, erwähnte, dass es etwa 30 Evangelien gab:
Ziat von endar:
Wenn man sie der Reihe nach anschaut, dann sieht man auch die politische Entwicklung, die das frühe Christentum durchgemacht hat. Die Evangelien (es gab rund 30) sind auch Kampf- und Argumentationsmittel einzelner Gruppierungen. Neben den Judenchristen in Jerusalem gab es die "Heidenchristen" bzw. die hellenistischen Christen. Die saßen dann in Antiochia.

Daneben gab es dann Gruppen wie die Gnostiker, die eher mystisch orientiert waren und die eine Erlösung durch spezielles Wissen erhofften Also nix mit "lasset die Kinderlein kommen".
Was haltet ihr von der mystischen Orientierung?

Mir ist natürlich bewusst, dass jw.org und die WTG-Literatur hier von den meisten recht kritisch gesehen wird. Doch was ich unter dem Begriff Gnostizismus gefunden habe, erscheint mir recht informativ, was meint ihr?
Zitat aus Das Judasevangelium unter die Lupe genommen:
Gnostizismus ist ein Oberbegriff für eine ganze Reihe von Bewegungen, die jeweils ihr eigenes Verständnis der christlichen „Wahrheit“ vertraten. Ihre Auslegungen beruhten auf gnostischem Schrifttum, das im 2. Jahrhundert in großer Menge entstand.

In den Evangelien der Gnostiker wird oft behauptet, die führenden Apostel hätten Jesu Botschaft falsch verstanden und es habe eine Geheimlehre Jesu gegeben, die nur einige Auserwählte begriffen.* Manche Gnostiker sahen die stoffliche Welt als Gefängnis. Der „Schöpfergott“ der Hebräischen Schriften sei daher, verglichen mit den verschiedenen vollkommenen Göttern, an die sie glaubten, eine untergeordnete Gottheit. Menschen, die wahre „Erkenntnis“ hätten, würden dieses „Geheimnis“ verstehen und die Befreiung von ihrem physischen Körper suchen.

*Diese Evangelien sind oft nach den Personen benannt, die angeblich Jesu wahre Lehren besser verstanden, so zum Beispiel das sogenannte Thomasevangelium oder das Evangelium der Maria Magdalena. Bisher gibt es insgesamt etwa 30 solche antike Schriften.
Die Fussnote stimmt mit der Angabe des Historikers überein. Also vier biblische Evangelien und etwa 30 weitere Schriften. Handelt es sich dabei auch um Evangelien? Sind das ALLES gnostische Schriften?
In der Wikipedia-Liste zähle ich 23 außerbiblische Evangelien. Irgendwo habe ich vor kurzem gelesen, dass es außer den gnostischen/apokryphen Evangelien auch noch gnostische bzw. apokryphe Apokalypsen gibt. Für mich ist das alles recht verwirrend. :oops:

Der Neutestamentler Klaus Berger überraschte mich mit einer viel höheren Zahl:
Zitat von Klaus Berger:
Neben den vier Evangelien gibt es 68 weitere Evangelien, die keine Aufnahme ins Neue Testament fanden, aber auch nicht völlig wertlos sind.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#17 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Mi 6. Mai 2015, 17:54

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Gnosis ohne mindestens eine zusätzliche Erkenntnis ist umsonst, ja gefährlich.
Das glaube ich auch, kann aber analytisch nicht erklären, was genau der Unterschied ist.

Wie würde man bspw. das "Du wirst erkennen, wie Du erkannt bist" (vgl. 1.Kor. 13,12) NICHT-gnostisch erklären? - Gefühlsmäßig ist mir klar, dass dieser Satz NICHT gnostisch ist - analytisch täte ich mir schwer, es nachzuweisen.
Das Geheimnis, die einzige wahre und neue Erkenntnis ist: Christus in Dir, wie Paulus in Kol 1, 25-27schreibt.
Deren Diener bin ich geworden kraft des Amtes, das mir von Gott verliehen wurde, um an euch die Botschaft Gottes auszurichten: das Geheimnis, das seit Anfang der Zeiten und Generationen verborgen war, jetzt aber kundgetan wurde seinen Heiligen. Ihnen wollte Gott zu wissen tun, was es um den herrlichen Reichtum dieses Geheimnisses ist unter den Heidenvölkern: das ist Christus in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit.
Erkannt sind wir von Gott, dem Sein, bereits in unserem Heil-Sein im Da-Sein, ohne unser zutun. Die Initiative geht von Gott und nicht vom Menschen aus. Wir sind bereits erkannt als Kinder Gottes. Gott hat uns ohne unser zutun geschaffen, er will uns aber mit unserem zutun zu sich holen. So dürfen wir jenes selbst erkennen, was uns fehlt zum Ganzen, zum Heil und damit unsere Fehler und Egoismen, indem wir Christus in uns als "Blaupause" annehmen.
Oder der Vers nicht gnostisch-okkult, sondern mystisch ausgedrückt: Du wirst lieben, weil (nicht dass!) Du die schöpferische Vervollkommnung der Liebe Gottes bist. (Fettschreiben ist lustig :mrgreen: )
Das ist eine Herzensangelegenheit eines jeden Menschen, es ist der Weg des Mystikers, von dem Rahner schreibt, dass ein Christ dies einmal sein muss oder nicht mehr ist.
Deshalb @Halman, ist mystisch für die Gnosis das falsche Eigenschaftswort, besser ist okkult, weil es verborgenes heben will oder offenes verbergen, aber das Geheimnis ist ja schon längst enthüllt.

Nun will die Gnosis, ist sie redlich, dieses erkennen allein zu einem Akt des menschlichen Verstands machen, mit allerlei Wissen, Lehren und Schemata, damit der Verstand auch tatsächlich beruhigt wird. Der Mensch soll die Initiative übernehmen und sich ausstrecken hin zu Gott. Was eigentlich durch und in der Liebe geschehen soll, will der Mensch, weil es tatsächlich leichter ist, weil es nicht das Ego angreift, sondern erhebt (auch aufbläht), durch seinen Verstand begreifen, erkennen. Es ist der Weg des Okkultisten, der das Verborgene be-greifen und damit ergreifen will und sich selbst emporziehen.

Es gibt keine weitere Entfernung im Universum, als vom Verstand zum Herzen eines Menschen.
Bleibt dieses erkennen allein im verstandesmäßigen erkennen, wird man nie erkennen, dass man von Gott bereits erkannt ist, geliebt ist.

Die zusätzliche Erkenntnis lautet also: Hast Du erst erkannt, dass Du ein geliebtes Kind Gottes bist, dann brauchst Du keine weitere Erkenntnis, Gnosis mehr. All das angeblich verborgene Wissen, die Lehren und Winkelzüge mit Zahlen oder sonstwelche Bücherkenntnisse werden obsolet, weil man selbst Tempel des Hl. Geists, von Jesus Christus wird, er ist die Wahrheit.

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#18 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 19:58

Im folgenden der Versuch, von der Gnosis abzugrenzen:

Rembremerding hat geschrieben:Das Geheimnis, die einzige wahre und neue Erkenntnis ist: Christus in Dir,
Sieht das die Gnosis anders?

Rembremerding hat geschrieben:Erkannt sind wir von Gott, dem Sein, bereits in unserem Heil-Sein im Da-Sein, ohne unser zutun.
Ebenfalls Zustimmung - sähe das die Gnosis anders?

Rembremerding hat geschrieben:Nun will die Gnosis, ist sie redlich, dieses erkennen allein zu einem Akt des menschlichen Verstands machen
Ist das so? - Mir liegt ebenfalls daran, möglichst viel zu erkennen - wäre das gnostisch? (Das würde ich NICHT so sehen, weil ich weiss, dass nicht alles erkennbar ist, aber eben trotzdem alles MÖGLICHE.

Hier ist ein empfindlicher Punkt: Denn was Christen gelegentlich als "göttliches Geheimnis" bezeichnen, kann auch eine Folge eigenen intellektuellen Versagens sein. - Wir können beileibe NICHT alles erkennen - aber man sollte den Schleier des "göttlichen Geheimnisses" nicht als Tarnung eigener Dummheit mißbrauchen - das erlebt man leider.

Rembremerding hat geschrieben:Hast Du erst erkannt, dass Du ein geliebtes Kind Gottes bist, dann brauchst Du keine weitere Erkenntnis
Dem würde ich zustimmen - aber für Missionierung ist das etwas wenig - gerade in einer Zeit, die intellektuell auch dann anspruchsvoll sein kann, selbst wenn man auf der falschen Fährte ist.

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#19 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Mi 6. Mai 2015, 20:39

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Das Geheimnis, die einzige wahre und neue Erkenntnis ist: Christus in Dir,
Sieht das die Gnosis anders?
Wie gesagt, es gibt unterschiedliche gnostische Lehren. Jene, die sich bis heute in Mehrheit durchgesetzt hat, sieht Christus nicht im Menschen, sondern allenfalls als gutes Beispiel. Der Mensch muss in der Gnosis selbst seine Seele vervollkommnen (etwa der raue Stein der Freimaurer muss behauen werden). Christus wird als Seele gelehrt, die bereits besonders weit fortgeschritten ist und sich nicht mehr unbedingt materialisieren muss. Die Kraft seines Geistes kann aber ein besonderes Umfeld schaffen, die den menschlichen Geist berührt.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Erkannt sind wir von Gott, dem Sein, bereits in unserem Heil-Sein im Da-Sein, ohne unser zutun.
Ebenfalls Zustimmung - sähe das die Gnosis anders?
Die Gnosis sieht es in der Verantwortung des Menschen seine Seele so zu vervollkommnen, um ins Heil-Sein eintreten zu können.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Nun will die Gnosis, ist sie redlich, dieses erkennen allein zu einem Akt des menschlichen Verstands machen
Ist das so? - Mir liegt ebenfalls daran, möglichst viel zu erkennen - wäre das gnostisch? (Das würde ich NICHT so sehen, weil ich weiss, dass nicht alles erkennbar ist, aber eben trotzdem alles MÖGLICHE.
Da muss man aufpassen. Glaube und Vernunft ergänzen sich. Gott gab uns Verstand, damit wir seine Schöpfung erforschen und erkennen können. Es ist auch nicht verwerflich zunächst Gott mit seinem Verstand erfassen zu wollen, sondern heutzutage verständlich. Nur darf diese Erkenntnis nicht die Gnade ersetzen. Nicht die Erkenntnis darf das Ziel sein, sondern allein das Vertrauen in Gott und seinem Sohn. Nicht Erkenntnis errettet, sondern allein der Herr.
Du weißt es ja auch: Glaube, Geistigkeit, Weisheit hat nichts mit Intellekt oder menschlicher Klugheit zu tun. Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen. Und da kommt die Demut ins Spiel. Dummheit ist es nur, wer meint das göttliche Geheimnis erkannt zu haben oder meint selbst die Kraft dazu zu besitzen.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Hast Du erst erkannt, dass Du ein geliebtes Kind Gottes bist, dann brauchst Du keine weitere Erkenntnis
Dem würde ich zustimmen - aber für Missionierung ist das etwas wenig - gerade in einer Zeit, die intellektuell auch dann anspruchsvoll sein kann, selbst wenn man auf der falschen Fährte ist.
Missionierung bedeutet Christus in sich in die Welt zu tragen und damit die Liebe. Nur wer sich vom Schöpfer bedingungslos geliebt weiß, kann bedingunslos weiterlieben ohne Kontamination von Eigenliebe. So beugt man geistigen Burnout und Enttäuschung vor. Und was gibt es schöneres und überzeugenderes, als der ganzen Welt mitzuteilen, dass man verliebt ist und jeder geliebt wird?
Natürlich ist es in der heutigen "verkopften" Gesellschaft noch leichter durch kluge Sprüche und komplizierte Lehren Aufmerksamkeit zu erlangen. Man muss dabei nicht sein Herz, sein Leben verändern. Aber gute Früchte gedeihen nur aus einem von der Liebe Gottes verändertem Herz (lassen wir hier das Naturrecht im Römerbrief mal außen vor)

Servus :wave:
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#20 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 21:10

Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch muss in der Gnosis selbst seine Seele vervollkommnen (etwa der raue Stein der Freimaurer muss behauen werden). Christus wird als Seele gelehrt, die bereits besonders weit fortgeschritten ist und sich nicht mehr unbedingt materialisieren muss.
Das geht natürlich nicht - da fehlt ja nur noch die Reinkarnation.

Rembremerding hat geschrieben:Die Gnosis sieht es in der Verantwortung des Menschen seine Seele so zu vervollkommnen, um ins Heil-Sein eintreten zu können.
Hoppla - dann müssen sich aber einige christliche Denominationen warm anziehen, die Erlösung durch Werke predigen.

Rembremerding hat geschrieben:Nur darf diese Erkenntnis nicht die Gnade ersetzen.
Da sind wir uns sehr einig. - Gibt es in der Gnosis den Gnaden-Begriff?

Rembremerding hat geschrieben:Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen. Und da kommt die Demut ins Spiel.
:thumbup:

Rembremerding hat geschrieben:Missionierung bedeutet Christus in sich in die Welt zu tragen
Ja - aber da bin ich schon der Meinung, dass man erklären können müsste, WAS/WER Jesus eigentlich ist. - Ich habe echt Jahrzehnte gebraucht, bis ich es verstanden habe.

Nicht dass es einem nicht gesagt wurde ""Jesus ist Deine Rettung", etc., sondern warum dieser Satz überhaupt stimmt. - Aus meiner Sicht sollte man dem intellektuell weniger Interessierten Jesus einfach vorleben (und keine Sprüche klopfen wie "Jesus rettet Dich" - versteht keine Sau, was das soll) ODER dem intellektuell Belastbaren erklären können, wo Jesus seins-mäßig anzusiedeln ist (aber das scheitert meistens) :lol: .

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