Hallo Pluto, hallo Demian,
Simplicius hat geschrieben:Das Leben funktioniert leider nicht nach dem Lustprinzip.
Pluto hat geschrieben: Doch!
Jeder Mensch nutzt sein Leben um sein Wohlbefinden zu steigern.
hier liegt offenbar ein Mißverständnis vor: Mit "Leben nach dem Lustprinzip" meine ich, daß es nicht geht, daß wir leben, wie wir Lust haben, sondern so leben müssen, wie es vorgesehen ist. Beispiel: "Ich suche mir aus, wie Adolf Hitler zu leben; ich bin beeindruckt von seinem Leben und er ist mein Vorbild, ich möchte mein Leben gern nach seinen Lehren gestalten und noch mehr erreichen als er", meint Ihr, dieses Leben könnte gelingen und zur Seligkeit führen? Oder aus aktuellem Anlaß: "Gerard Depardieu ist mir sehr sympathisch, ich möchte auch gern sein wie er und 14 Flaschen Alkohol am Tag trinken können, ja möchte ihn noch übertreffen..." Es wäre zweifellos ein Kunstwerk, würde aber am Existentiellen vorbeigehen. Darum habe ich auch geschrieben, daß wir das ""Fest des ekstatischen Lebens" nur in uns selbst finden und feiern können, nicht in der Kunst oder im Lustprinzip, sondern nur in uns selbst in unserem Selbst. Demnach können wir unser Leben nicht "dichten", sondern lediglich ablesen, was bereits für uns geschrieben ist. Würde ich so leben, wie ich Lust habe, müßte man mich in die Sicherheitsverwahrung geben... Seine Freiheit findet der Mensch nur in eng gesteckten Grenzen, er muß sich einschränken: Ich kann schließlich nicht einfach diese oder jene Frau in die Büsche ziehen, nur weil ich gerade Lust habe; ich kann nicht fressen und saufen, wie ich lustig bin; ich kann nicht einfach jemanden umbringen, obwohl ich manchmal Lust dazu habe; ich kann nicht einfach tun, was ich will und mir gerade Spaß machen würde, so funktioniert das Leben einfach nicht.
Demian hat geschrieben: Was ist die "Kunst" und welche Aufgabe hat sie?
Kunst ist ein ähnlich schwieriger und vielfältiger Begriff wie Wahrheit. Ich nutze ihn hier in Bezug auf Nietzsche als Gegensatz der Natur. Eine "Erlösung durch die Kunst" kann es nicht geben, es kann nur eine Erlösung durch die Natur geben, wie ich geschrieben habe:
Simplicius hat geschrieben: Erlöst werden wir niemals durch die Kunst, sondern allein und ausschließlich durch die Natur, durch die Schöpfung, durch Gott.
Bei Nietzsche selbst wird ja deutlich, wie er letztlich zu einem Leben führen will, das allein Kunst ist und alles überwindet, vor allem den natürlichen Menschen, in seinem "Zarathustra" schreibt er:
Geht in den Fußstapfen, wo schon eurer Väter Tugend ging! Wie wolltet ihr hoch steigen, wenn nicht eurer Väter Wille mit euch steigt? Wer aber Erstling sein will, sehe zu, daß er nicht auch Letztling werde! Und wo die Laster eurer Väter sind, darin sollt ihr nicht Heilige bedeuten wollen! Wessen Väter es mit Weibern hielten und mit starken Weinen und Wildschweinen: was wäre es, wenn der von sich Keuschheit wollte? Eine Narrheit wäre es! Viel, wahrlich, dünkt es mich für einen solchen, wenn er eines oder zweier oder dreier Weiber Mann ist. Und stiftete er Klöster und schriebe über die Tür: »der Weg zum Heiligen« – ich spräche doch: wozu! es ist eine neue Narrheit! Er stiftete sich selber ein Zucht- und Fluchthaus: wohl bekomm's! Aber ich glaube nicht daran.
Und das kann ja wohl kaum die Anleitung zu einem gelingenden Leben sein, wohl aber zu einer gelingenden Kunst.
Liebe Grüße, Simplex.
Ich würde Goethe zustimmen: ’’Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen.‘‘
Ich habe auch nichts gesagt von wegen Strafen abschaffen.