Frage an die Experten (Erkenntnis u. Wille)

[Pluto]

Das ist eine Frage an die glaeubige Fraktion.

Was hat Erkrkenntnis mit Wille zu tun (aus Sicht des Glaubens)

[closs]

Wille ist Instrument der Erkenntnis - so wie ein Auto ein Instrument der Fortbewegung ist. - Die Richtung gibt nur die (wahre oder falsche) Erkenntnis vor. - Wille kann NICHT entscheiden, ob eine Erkenntnis wahr oder falsch ist - genauso wenig wie ein Auto entscheiden kann, ob Surfen oder Skiing besser ist.

[Rembremerding]

Die Hl. Schrift sagt:
Der Wille ist dem treuen Menschen von Gott gegeben, um Erkenntnis zu erlangen.
Unser freie Wille gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden die Gebote zu halten, die Sünde, das ewige Feuer und den Tod zu wählen oder das Wasser des ewigen Lebens:

Sir 15, 14-17; HSK
Am Anfang schuf der Herr den Menschen und übergab ihn seinem eigenen Wollen. Du kannst, wenn du gewillt bist, die Gebote halten, nur Treue braucht es, seinen Willen zu erfüllen. Feuer ist und Wasser vor dich hingeschüttet; was dir gefällt, danach streck deine Hände aus! Es liegen vor dem Menschen Tod und Leben; was ihm gefällt, wird ihm gegeben werden.

[closs]

Die Hl. Schrift sagt:

Das führt hier nicht weiter, weil das "Du kannst, wenn Du gewillt bist" wenig aussagt, bevor nicht geklärt, wovon es abhängt, damit einer einen Willen zu etwas hat. - Wir steigen hier exakt eine Stufe zu spät ein. - Und außerdem: Leider basiert (meines Wissens) Sirach auf einen griechischen Urtext, so dass es urtext-mäßig nicht nachprüfbar ist.

Natürlich führt Wille zu Erkenntnis, NACHDEM man eingestiegen ist. - So wie das Auto zu neuen Erkenntnissen führt, NACHDEM man eingestiegen ist. - Im Grunde steht in dem Zitat von Dir nichts anderes drin als:

* Gott gibt dem Menschen einen Willen (= "ein Auto") - tut er bei Tieren nicht.
* Dieser Wille ist Transportmittel für das Halten der Gebote - ok
* Man braucht Treue (also NICHT Erkenntnis), und dann wird es schon was werden.

Das klingt eher nach einer staatlichen Gleichschaltung als nach einem Erkenntnisprozess - ich glaube nicht, dass man damit die Heilsgeschichte erfüllen kann.

[Martinus]

Frage an den Experten oder

[lovetrail]

Nach seinem Willen hat er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit, damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe seien. (Jak.1,18; Schlachter)

1) Es geschieht nach Gottes Wille (nicht nach unserem Willen)
2) Die Erstlinge der Schöpfung wurden gezeugt! Das ist ein anderer Vorgang als eine Entscheidung
3) Die Zeugung geschieht durch das Wort der Wahrheit. Da Wahrheit aber erkannt sein will, findet die Zeugung wohl primär als Erkennen statt.

vgl:
Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. (Joh.17,3)

lg lovetrail

[Demian]

Der Wille (ahd. willio „wollen“; vgl. lat. velle, ‚wollen‘/voluntas, ‚Wille‘/volitio, ‚Willensakt‘) beschreibt erst mal nur die verschiedenen Konditionierungen des denkenden Geistes. Der Mensch fühlt sich im Grunde frei, aber in Wahrheit befindet er sich in vielen Abhängigkeiten und Kontexten, die er erst mal nicht durchschaut. Alle Menschen leben in verschiedenen Bezügen - und sie handeln auch in diesen Bezügen sehr unterschiedlich und sogar widersprüchlich. Etwa wenn ein rationaler Wissenschaftler, der aus irgendeinem Grunde in einem Affront mit der Religion im Allgemeinen lebt ( oder das, was er dafür hält ) in diesem speziellen Bereich irrational agiert - während der Wille immer noch glaubt frei, rational und reflektiert zu sein. Aber das Handeln geschieht aufgrund von unbewusster Verdrängung, Projektion, bestimmten Ressentiments ( Jung sprach von "Schattenkomplexen" ). Umgekehrt kann natürlich auch ein religiöser Mensch beständig seine eigenen inneren Bilder nach Außen projizieren - das ist die psychologische Wurzel des Fundamentalismus.

Der Wille fühlt sich aber im Recht, weil rein aus dem Wollen heraus zunächst keine Differenzierung zwischen unbewussten und bewussten Antrieben und Gründen gemacht wird. Darum würde ich vom Willen das Bewusstsein abgrenzen. Zum Beispiel kann ein Partner sexuell Fremdgehen, obwohl er seelisch seine Partnerin wirklich liebt und rein moralisch wohl sogar dagegen wäre; aber willentlich durchschaut er das innere Geschehen in einer konkreten Situation nicht und handelt gegen dieses Prinzip. Der Wille spielt eine Rolle, während das Bewusstsein der Schauspieler ist. Entsprechend der Bezug zur Erkenntnis. Ich kann im buddhistischen Sinne mein Wollen meditieren ohne es jedoch in die Tat umzusetzen, sobald ich aufgehört habe mich damit einseitig zu identifizieren.

[Lena]

Was hat Erkrkenntnis mit Wille zu tun (aus Sicht des Glaubens)

Erkenne ich in Wahrheit wer Gott ist so will ich Seinen Willen tun.