"Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Philosophisches zum Nachdenken
Ruth
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#1 "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Ruth » So 31. Jan 2021, 10:20

wie ich ein Narr wurde.jpg
wie ich ein Narr wurde.jpg (67.38 KiB) 3030 mal betrachtet
Quelle: Wie ich ein Narr wurde

Diese Parabel habe ich heute Morgen auf FB gefunden, und sie hat mich nachdenken lassen.

Die Botschaft darin, dass man Freiheit finden kann, indem man nicht mehr nach Verständnis von anderen sucht, kann ich aus meiner Erfahrung heraus nachvollziehen. Ich war lange Zeit von dem Urteil anderer Menschen über mich abhängig. Lob habe ich dann als Druck empfunden, den Status, der zu dem Lob geführt hat, zu befestigen, um ihn nicht zu verlieren. Ich fand und finde Freiheit (u.a. auch im Glauben) nun darin, dass ich zunehmend unabhängiger von der Meinung anderer Menschen über mich bin.

Gibt es hier noch jemanden, der Teile aus dieser Parabel auf eigenes Erleben beziehen kann?

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SamuelB
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#2 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von SamuelB » So 31. Jan 2021, 11:30

Hallo Ruth,

danke, dass du das mit uns teilst. Ich mag Khalil Gibran.

Das Lustige ist, dass der Narr eben eig keine Maske trägt, weil er zu sich stehen kann. Diese Maske ist insofern irreführend, weil das ist er tatsächlich. Für mich ist der Narr auch ein Aspekt des Teufels.

Ruth hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 10:20
Gibt es hier noch jemanden, der Teile aus dieser Parabel auf eigenes Erleben beziehen kann?
Eig müsste es jeder können.
Gerade das letzte Jahr fand ich sehr schwierig, weil sich so schnell so viel verändert hat. Selbstverständliche Werte wurden plötzlich in Frage gestellt, ich kann es teilweise noch nicht fassen. 😅 Da musste ich mich erst mal sortieren.

Wer verbreitet, MNS wegen Corona hätte mit Satanismus zu tun - darauf bin ich nämlich letztens Jahr von einem User angeschrieben worden - der hat sich keine Mühe gegeben, irgendwas zu verstehen. Aber das kennen wir.

Anthros

#3 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Anthros » So 31. Jan 2021, 11:37

Ruth hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 10:20
Ich war lange Zeit von dem Urteil anderer Menschen über mich abhängig.
Man kann auch ins Gegenteil verfallen und von sich meinen, alle "Masken" nun fallen gelassen zu haben. Was damit auch gemeint sein mag, so ist die Gefahr des Polarisierens gegeben: Das Urteil anderer einfach zu missachten, ist so fatal, wie davon abhängig zu sein.

Ruth
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#4 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Ruth » So 31. Jan 2021, 11:51

SamuelB hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 11:30

Das Lustige ist, dass der Narr eben eig keine Maske trägt, weil er zu sich stehen kann. Diese Maske ist insofern irreführend, weil das ist er tatsächlich.
Deshalb sagt er ja auch: " ....wie ich ein Narr WURDE"

Mit Maske war er noch keiner. Und wie die Umgebung dann auf das abnehmen der Maske reagiert, zeigt ja dann, dass er vorher wohl anerkannt in der Gesellschaft war, sich also der Masse angeschlossen war ... und nachher ohne Maske dann zum Narr (Ausgeschlossener) wurde.

SamuelB hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 11:30
Für mich ist der Narr auch ein Aspekt des Teufels.
Kann ich in sofern nachvollziehen, wenn der Teufel ein Metapher für das Böse oder die Dunkelheit ist.
Die meisten Menschen versuchen vor Allen die eigene dunkle Seite hinter einer Maske zu verstecken, indem sie nur ihre "Schokoladenseite" zeigen wollen. Dass man sich genau da, womit man sich die Anerkennung von anderen Menschen verdienen will, in ein Netz der Gefangenschaft begibt, ist für mich faszinierend. Weil Menschen allgemein eher nach Freiheit streben wollen ... sich diese dann aber, durch Suche nach Anerkennung, unbemerkt in eine Gefangenschaft begeben.

Anthros

#5 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Anthros » So 31. Jan 2021, 12:44

Ruth hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 11:51
vorher wohl anerkannt in der Gesellschaft war, sich also der Masse angeschlossen war ... und nachher ohne Maske dann zum Narr (Ausgeschlossener) wurde.

Religiöses bezieht sich nicht auf Gesellschaftliches. 

Lena
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#6 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Lena » So 31. Jan 2021, 13:27

Vor Lob habe ich grossen Respekt. Darum freue ich mich kurz darüber und vergesse es gleich. 
Kritik ist weniger gefährlich. An guter Kritik kann ich sogar wachsen. Freiheit ist für mich,
beides im Leben gelten zu lassen - mich aber von keinem von beidem, Gefangen zu nehmen. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Anthros

#7 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Anthros » So 31. Jan 2021, 13:35

Lena hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 13:27
Vor Lob habe ich grossen Respekt.

Lob kann eitel mit "Respekt" verschleiert werden.

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SamuelB
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#8 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von SamuelB » So 31. Jan 2021, 15:57

Ruth hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 11:51
und nachher ohne Maske dann zum Narr (Ausgeschlossener) wurde.
Von den Leuten, die ihn auslachen, dem Jungen und den Dieben hätte ich sogar gedacht, dass er das eig selbst ist. Er ist zuerst verunsichert, bis er sich identifiziert, kann sich von oben betrachten. Aber die Umwelt kann natürlich auch so reagieren.

Tree of life
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#9 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Tree of life » So 31. Jan 2021, 19:15

Ruth hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 11:51
...dass er vorher wohl anerkannt in der Gesellschaft war...
Da steht, dass Männer und Frauen ihn aus lachten und andere liefen in ihre Häuser, weil sie Angst vor ihn hatten.

Da zeigt sich einer, so wie er nun mal ist(demaskiert) und sie verstecken sich.

Hat jemand dafür eine mögliche Interpretation?

Ruth
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#10 Re: "Wie ich ein Narr wurde" von Khalil Gibran

Beitrag von Ruth » So 31. Jan 2021, 19:32

Tree of life hat geschrieben:
So 31. Jan 2021, 19:15
Da steht, dass Männer und Frauen ihn aus lachten und andere liefen in ihre Häuser, weil sie Angst vor ihn hatten.

Da zeigt sich einer, so wie er nun mal ist(demaskiert) und sie verstecken sich.

Hat jemand dafür eine mögliche Interpretation?

Eine (von mehreren) Interpretationen wäre ...
Maskiert sah er harmlos aus und zeigte nur seine freundliche/liebe Seite, man konnte nur das sehen, was er anderen Menschen zeigte.
Demaskiert konnte man auch auch die andere Seite sehen. Vielleicht konnten sie darin sich selbst erkennen, mit dem "Gesicht" das sie selbst hinter der Maske verborgen hielten. Dass es möglich ist, die dunkle Seite sichtbar zu machen, machte ihnen Angst. Sie versteckten sich, um nicht auch ihre Maske absetzen zu müssen.

Masken im realen Leben werden aufgesetzt, um etwas zu verbergen. Oder aktuell, um einen Virus fernzuhalten. Wenn man ohne Maske an manchen Orten auffällt, kann man bestraft werden oder zumindest haben etliche Leute Angst vor dem Virus. ... oder das Böse, was man verborgen hat, erzeugt Angst, und manche Leute laufen davor weg.

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