Wege zur Erkenntnis

Philosophisches zum Nachdenken
Anthros

#1 Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Anthros » Mi 24. Jun 2020, 08:56

Anthros hat geschrieben:
Di 23. Jun 2020, 21:16
Spice hat geschrieben:
Mo 25. Nov 2019, 09:24
Niemand hindert uns die Wahrheit zu erkennen. Es steht uns völlig frei alles zu erkennen.

Was ist es, das mit der Erkenntnis der Wahrheit zu tun hat?

Ich nehme uns beide einmal hierhin, weil "Wege der Erkenntnis" ein neues Thema ist. Das Thema des Titels knüpft nicht nur an Rudolf Steiners Buch "Wege der Übung", sondern auch an "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?" und an viele andere anthroposophische Bücher wie "Die Geheimwissenschaft im Umriß".

Anthros

#2 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Anthros » Do 25. Jun 2020, 09:29

"Die Wahrheit wird euch frei machen!" Joh. 8,32

Es ist die Frage für jeden Einzelnen von uns: Hingabe an Halluzination oder Wahrheitssinn entwickeln?

JackSparrow
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#3 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von JackSparrow » Mi 10. Feb 2021, 16:31

bratgurke hat geschrieben:
Mi 10. Feb 2021, 16:07
Wissen beginnt mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit der Wahrnehmungen, mit der Zerstörung von Täuschungen, mit der "EntTäuschung" (Erich Fromm)
Wissen beginnt mit der Erkenntnis, dass Wahrnehmungen das Zuverlässigste sind was wir haben, während sämtliches Geschwurbel über zerstörte Täuschungen und religöse Offenbarungen, mit welchem uns einige Mitmenschen regelmäßig zu beglücken versuchen, die eigentliche Täuschung darstellt.

SilverBullet
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#4 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von SilverBullet » Do 11. Feb 2021, 21:34

bratgurke hat geschrieben:Um es mal mit Popper zu sagen, alles Wissen ist erstmal Vermutungswissen...schätze, hab wieder mal das Thema verfehlt :D
Hallo "bratgurke"

Es ist nicht schlecht mal einen neuen Schreiber hier zu haben.

Aus meiner Sicht:
Popper war nur Philosoph, also sollte man seine Aussagen nicht zu sehr strapazieren.

Mal ein paar Fragen:
Vermutest du, dass du existierst oder weisst du es?
Vermutest du, dass du Zugang zum Hier und Jetzt hast oder weisst du es?
Vermutest du, dass du das Sehen vom Hören unterscheiden kannst, oder weisst du es?

Das, was Popper hier sagt, ist anwendbar, wenn es darum geht, als handelnder Akteur, Körper und Umwelt zu verwalten, zu "erforschen".

Es ist ungeeignet, wenn es um die Frage geht, wie der Akteur zustande kommt.
Folgst du Popper auch in dieser Frage, sitzt du mitten im Dualismus fest - eine saubere Analyse ist dann nicht mehr möglich.

Spice
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#5 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Spice » Fr 12. Feb 2021, 08:20

SilverBullet hat geschrieben:
Do 11. Feb 2021, 21:34
bratgurke hat geschrieben:Um es mal mit Popper zu sagen, alles Wissen ist erstmal Vermutungswissen...schätze, hab wieder mal das Thema verfehlt :D
Hallo "bratgurke"

Es ist nicht schlecht mal einen neuen Schreiber hier zu haben.

Aus meiner Sicht:
Popper war nur Philosoph, also sollte man seine Aussagen nicht zu sehr strapazieren.

Was heißt hier "nur" Philosoph? - Das sind doch die "Einzigen", die die Welt interpretieren können!

SilverBullet
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#6 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von SilverBullet » Fr 12. Feb 2021, 08:45

bratgurke hat geschrieben:es ist in der Tat so dass ich hin und hergerissen bin zwischen einem Dualismus auf der einen Seite und einem Monismus auf der anderen
Ich, für meinen Teil, bin kein Verfechter des Dualismus und ich bin kein Gegner des Dualismus.
Ich bin kein Verfechter des Monismus und ich bin kein Gegner des Monismus.

Mich interessiert es "nur", wie ein Mensch funktioniert, sozusagen "was ich bin".

Dualismus/Monismus sind letztlich Aussagen über die Möglichkeiten, wie/welche Existenzen vorkommen können sollen (-> Stichwort: "Ontologie").

Bevor ich Absolutaussagen über Existenzen rund um einen Menschen mache, möchte ich zuerst eine Abklärung versuchen, wo in dieser Hinsicht überhaupt Existenzen vorkommen (müssen).

Nimmt man z.B. den allgemeinen Begriff "Materie", dann können wir bis zu einer gewissen Auflösung die Wechselwirkungszusammenhänge zwischen "Materie" untersuchen und "Regeln" herausfinden.
An "Existenz unabhängig von Wechselwirkung" kommen wir jedoch nicht (nie?) heran. Wir sind also nicht mit Existenz konfrontiert, sondern mit "der Wirkung von Existenz".
Also bereits bei "Materie" sind Aussagen wie "Materie kann dies und das nicht, weil es ja 'tote Existenz' ist" durchaus schwierig - wenn du den Monismus favorisierst, wirst du nun sicherlich einen gewissen Spielraum für deine Haltung entdecken.

bratgurke hat geschrieben:wobei ich eher zu der anderen neige...womöglich aber anders, als du glaubst
Nun, mich würde deine Haltung interessieren und wie ich gerade angedeutet habe, würde ich meine Funktionsideen (zur menschlichen Wahrnehmung) mit einbringen.
Wenn du also möchtest, reden wir z.B. über "das Bewusstsein" zu dem es laut Philosophie sogar den Verdacht gibt, es würde sich um einen eigenständigen Anteil an der Welt handeln (-> "David Chalmers") - gerne auch über "Wege zur Erkenntnis rund um Qualia" usw.

Ich bin kein Philosoph, sondern eher Techniker, was aber ja kein Fehler sein muss.

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---

Spice hat geschrieben:Was heißt hier "nur" Philosoph? - Das sind doch die "Einzigen", die die Welt interpretieren können!
"nur", weil sich ein Philosoph zu keiner Zeit einer von ihm unabhängigen Korrektheit stellen muss und so gibt es in der Philosophie nach wie vor das gesamte Spektrum an Haltungen, man muss nur den jeweiligen Vertreter finden.

"Interpretation der Welt" ist ein netter Zeitvertreib, aber es ist kein Streben nach Korrektheit.

Du hast bestimmt schon mal davon gehört, dass sich Techniker bei der Umsetzung von Projekten nicht auf Philosophen verlassen und du bist in deinem täglichen Leben jede Sekunde dafür dankbar.

Aber reden wir doch nicht über Philosophen, sondern wie oben schon gestartet, über Dualismus/Monismus/Menschen in Verbindung mit "Wege zur Erkenntnis" (im Sinne von "was daran ist tatsächlich Erkenntnis und was nicht").

Lena
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#7 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Lena » Fr 12. Feb 2021, 10:31

Gerne möchte ich weiterkommen auf dem Weg meiner Erkenntnis, über die Dinge.
Du kannst mir vielleicht helfen, Bratgurke? Meine Frage: Was ist eine Bratgurke?
Ist das eine gewöhnliche Gurke die man bratet? Onkel Google und Tante Wiki 
haben mir nicht wirklich helfen können. In der Hoffnung, dass bei dir bald alles 
wieder stimmig ist und du mich weiterbringen wirst, grüss ich dich. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Spice
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#8 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Spice » Fr 12. Feb 2021, 10:33

SilverBullet hat geschrieben:
Fr 12. Feb 2021, 08:45
Ich bin kein Philosoph, sondern eher Techniker, was aber ja kein Fehler sein muss.
Das merkt man. Aber der Mensch ist keine Maschine und alles das, was ist, auch nicht.
Spice hat geschrieben:Was heißt hier "nur" Philosoph? - Das sind doch die "Einzigen", die die Welt interpretieren können!
"nur", weil sich ein Philosoph zu keiner Zeit einer von ihm unabhängigen Korrektheit stellen muss und so gibt es in der Philosophie nach wie vor das gesamte Spektrum an Haltungen, man muss nur den jeweiligen Vertreter finden.
Nur die Realität kann einen Philosophen bzw. überhaupt einen Menschen korrigieren. Eine andere "Korrektheit" gibt es nicht.
"Interpretation der Welt" ist ein netter Zeitvertreib, aber es ist kein Streben nach Korrektheit.
Das ist kein netter Zeitvertreib, sondern Notwendigkeit. Korrektheit gibt es, wo die Realität erkannt wird.
Du hast bestimmt schon mal davon gehört, dass sich Techniker bei der Umsetzung von Projekten nicht auf Philosophen verlassen und du bist in deinem täglichen Leben jede Sekunde dafür dankbar.
Techniker interpretieren auch nicht die Welt. Sie sind "Handwerker", die in einem Teilbereich der Realität etwas praktisch umsetzen. Auch ein Romanschreiber muss nicht nach Philosophie fragen oder sich auf sie verlassen, wenn er Zusammenhänge aus dem Menschenleben schildert.
Hier tust Du als Techniker nichts anderes als philosophieren. Und da bekommt eben alles einen mechanistiischen touch!
Aber reden wir doch nicht über Philosophen, sondern wie oben schon gestartet, über Dualismus/Monismus/Menschen in Verbindung mit "Wege zur Erkenntnis" (im Sinne von "was daran ist tatsächlich Erkenntnis und was nicht").
Man kann über die Welt nichts sagen, ohne zu philosophieren. Entweder macht man das mehr oder weniger gut oder schlecht. Eingeleitet wurde das Thema gewissermaßen mit dem Hinweis auf eine Erkenntnistheorie, nämlich dem Hinweis, wie man überhaupt erst wesentliches erkennen kann.

SilverBullet
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#9 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von SilverBullet » Fr 12. Feb 2021, 12:05

Spice hat geschrieben:Das merkt man. Aber der Mensch ist keine Maschine und alles das, was ist, auch nicht.
"Technik" nicht unter dem Gesichtspunkt einer mechanischen Vorrichtung, sondern unter dem Gesichtspunkt vom Herstellen wahrnehmungsunabhängiger Funktionalität.

Spice hat geschrieben:Nur die Realität kann einen Philosophen bzw. überhaupt einen Menschen korrigieren. Eine andere "Korrektheit" gibt es nicht.
Ja und die stärkste reale Korrektheit ist die wahrnehmungsunabhängige Funktonalität.
Ein Philosoph ist aus meiner Sicht nicht in dieser Richtung unterwegs.

Spice hat geschrieben:Das ist kein netter Zeitvertreib, sondern Notwendigkeit. Korrektheit gibt es, wo die Realität erkannt wird.
Du widersprichst dir hier ein kleinwenig, denn eine wahrnehmungsunabhängige Funktionalität ist keine Interpretation (-> Interpretation ist wahrnehmungsabhängig).

Spice hat geschrieben:Techniker interpretieren auch nicht die Welt. Sie sind "Handwerker", die in einem Teilbereich der Realität etwas praktisch umsetzen
Meine Empfehlung wäre: trenn dich von der Vorstellung von Zahnrädern/Nägeln/Schrauben usw. und verwende den Begriff "Techniker" alleinig unter dem Gesichtpunkt, dass wahrnehmungsunabhängige Funktonalität angestrebt wird.
Ab dann geht es nicht mehr um einen Teilbereich der Realität, sondern um die (meiner Meinung nach) am stärksten erreichbare Korrektheit überhaupt.

Spice hat geschrieben:Hier tust Du als Techniker nichts anderes als philosophieren
...
Man kann über die Welt nichts sagen, ohne zu philosophieren.
Aus meiner Sicht steht "philosophieren" nicht dafür, wahrnehmungsunabhängige Funktionalität anzustreben - siehst du das anders?
Ich möchte das nicht alles in einen Topf werfen - das ist doch bestimmt auch in deinem Sinne.

Oben hat „bratgurke“ angedeutet, dass man über die „Erlärungslücke“ sprechen könnte.
Das ist doch schön konkret und daran wirst du vielleicht ablesen können, wie sehr ich in Richtung „Philosophie“ oder in Richtung „Umsetzung“ (-> „Technik“) unterwegs bin.

Fangen wir einfach an: Wie hältst du es mit der „Erlärungslücke“?
Was entspricht hierbei „Erkenntnissen“ und was ist/war „der Weg“ dorthin?

Anthros

#10 Re: Wege zur Erkenntnis

Beitrag von Anthros » Fr 12. Feb 2021, 12:47

bratgurke hat geschrieben:
Mi 10. Feb 2021, 16:07
Wissen beginnt mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit der Wahrnehmungen,
Unzuverlässigkeit lässt nicht in lebendige Beziehung treten.
 

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