Ist es möglich, dass wir genau hier einen Blick auf den closs'schen Skeptizismus werfen durften? Schlage für diese zwingende Argumentationsfigur die Bezeichnung closs'sche Rochade, bzw. closs'sche Hintertreppe vor.closs hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 23:52Das ist es doch ontisch gesehen auch MIT anthropogen-vernünftiger Begründung so. - Dass es dann wissenschaftlich "Wissen" heißt, juckt doch ontisch nicht. --- Konkret:
Du begründest anthropogen-vernünftig, dass Jesus sich in Sachen Naherwartung irrte (das kann Dir gelingen) - somit "weisst" Du es. ---- Es kann aber ontisch falsch sein = Jesus kann sich vor 2000 Jahren NICHT geirrt haben (was ebenfalls gut begründet werden kann, allerdings nicht anthropogen-vernünftig). - Du "weisst" also etwas, was aber falsch ist, weil es anders stattgefunden hat.
Die Wichtigkeit für Dich glaube ich Dir gerne. Nur lachen Dich dann nicht nur die "selbst-ernannten Gralshüter der Wissenschaft in der Theologie" (ich nehme an: Mitforisten hier bei 4religion.de), sondern auch einige Nicht-Gralshüter aus.closs hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 23:52Frage: Was nützt es, wenn Du "weisst", dass Jesus sich irrte, er sich aber in Wirklichkeit NICHT irrte?
Du musst also glauben, dass Dein anthropogen-vernünftiges Ergebnis korrekt ist in Bezug, was wirklich der Fall ist, weil es (wie in diesem Fall) auch anders sein könnte. - Voilà - damit sind wir genau an dem Punkt, an dem ich seit 1848 hin will. --- Jetzt kannst Du natürlich sagen, dass wissenschaftliches Wissen nur Modell-Wissen ist (o.ä) - für mich ist jedoch wichtig, dass selbst-ernannte Gralshüter der Wissenschaft in der Theologie für sich beanspruchen, dass ein wissenschaftliches Ergebnis notwendig das wahre ist, wenn es in Konkurrenz zu einem anderslautenden nicht-wissenschaftlichen Ergebnis ist.
Sicher, sicher. Es ist immer in Wirklichkeit ein Problen der anderen. Stell Dir mal vor, dies wäre nicht so. Nee, die Konsequenzen lassen sich ja gar nicht ausmalen ...
Aber am allerschönsten ist doch dieses Bonmot:
So vor die Wahl gestellt möchte doch ganz gerne von einer solchen, nicht mit der menschlichen Vernunft kongruenten Vernunft (mit "universal-vernünftiger Dimension" [sic] ), überzeugt werden. Nur zu gern würde ich möglichst rasch die ersten eigenen, auf dieser Vernunft basierenden Argumente bilden wollen.closs hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 23:52Alles nicht anthropogen-vernünftig, aber gut begründbar (und unmaßgeblicherweise von mir problemlos vorstellbar - und dann können es andere auch) - aber historisch unter universal-vernünftigen Gesichtspunkten gut möglich. --- Wer würde es wagen, eine universal-vernünftige Dimension auszuschließen?
Also das Vorwissen, von mir aus auch die vernünftig begründeten "Vorannahmen" und den Erkenntnisweg darzustellen, das machen Merz und Theißen, Schnelle und Winkelmann aber doch ganz vorbildlich.closs hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 23:52Nee - aber ich wünschte, die Aussagen eines Geisteswissenschaftlers würden mich befriedigen. --- Unbefriedigend und disziplinlos finde ich die Aussage der HKM "Jesus irrte sich" - befriedigend und diszipliniert fände ich die Aussage "Nach dem Vorverständnis unserer Disziplin irrte sich Jesus".
Und jetzt? Du Schlingel hast aber doch offensichtlich einen Weg gefunden, wie Du auch über-anthropogen-vernünftige Argumente generieren kannst. So ein wenig habe ich den Eindruck, Du wendest diese Fähigleit hier im Forum schon länger an.